Im Neuen Testament ist an zwanzig Stellen vom „Geheimnis“ die Rede. Das griechische Wort ist musth,rion (mysterion) und leitet sich ab von „den Mund verschließen“ als einer Bezeichnung für etwas, das nicht „gesagt werden darf oder gesagt werden kann“ (Coenen, Bietenhard: Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament).
Soweit deckt sich das Wort von der reinen Bedeutungsbestimmung mit unserem Wort Geheimnis. Wenn man sich aber mal alle Stellen anschaut, die es im NT mit dem Begriff mysterion gibt, sieht man schnell, dass das Wort hier anders gebraucht wird:
Markus 4,11
Römer 11,25; 16,25
1. Korinther 2,1 und 7; 15,51
Epheser 1,9; 3,3f; 5,32; 6,19
Kolosser 1,26; 2,2; 4,3
2. Thessalonicher 2,7
1. Timotheus 3,9 und 16
Offenbarung 1,20; 10,7; 17,5 und 7
Das Geheimnis hat immer etwas mit Offenbarung zu tun, es ist Gegenstand der Offenbarung. Es ist etwas, das den Ungläubigen wohl verborgen ist, aber uns durch den Heiligen Geist offenbart wurde. Das Geheimnis ist also nicht mehr geheim, sondern liegt dem Gläubigen offen. Gerade bei Paulus steht das Geheimnis oft im Zusammenhang mit dem Evangelium, es ist dann der Wille Gottes zur Errettung des Menschen, der aber den Ungläubigen noch unbekannt ist und von uns, der Gemeinde, anderen erklärt werden soll.
Wir haben also Einblick in Gottes Geheimnisse und sollen diese anderen Menschen erklären. Unsere Aufgabe ist es, Geheimnisse aus zu plaudern!
Zur Zeit des Paulus standen in Griechenland Mysterienkulte hoch im Kurs. In den Kursen ging es immer um Geheimnisse, die Eingeweihte (sog. Mysten) vor der Welt verborgen hielten. In diese Mysterien wurde man eingeweiht, wenn man dem Kult beitrat. Ich vermute, dass gerade Paulus, der ja viel mit Heiden und Anhänger verschiedenster Religionen zu tun hatte, dieses Wort mit Bedacht immer wieder in seinen Briefen benutzte.
Die Parallele, die er damit zieht ist einfach zu bestechend: ebenso wie in einem Mysterienkult, mag es dem Aussenstehenden mit dem christlichen Glauben ergehen: er scheint ihm fremd und er muss in ihn eingeweiht werden. Diese Einweihung geschieht durch die Predigt, Glaubenskurse, Mentoring und alles Mögliche andere. Es geht darum, den Glauben weiter zu geben.
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