25. August 2005 5
Metatheologie – Jesus und die Metatheologie
mist, habe den artikel versehentlich gelöscht. bin etwas am basteln gerade. sorry wegen der störungen…
eigentlich sollte jetzt ein weiterer beitrag zum thema „was bestimmt unsere erkenntnis?“ kommen. aber ich hatte ja schon vorgewarnt, dass hier nicht alles in der richtigen reihenfolge erscheinen wird.
eine frage, die mich in der letzten zeit immer wieder beschäftigt hat ist, ob sich die metatheologie in der bibel findet. natürlich ist das nicht die allerentscheidenste frage, denn es geht ja nicht darum, nur dinge zu machen, denken oder kommunizieren, die sich direkt in der bibel wiederfinden. es geht um den geist und nicht um den buchstaben. aber dennoch spielt die bibel eine der absoluten hauptrollen in meinem leben, sie bestimmt vieles von dem was ich tue oder lasse und baut meinen glauben auf. von daher will ich am liebsten dinge predigen und schreiben, die sich in der bibel wiederfinden.
ich glaube, dass jesus an mindestens einer stelle über metatheologie gelehrt hat: matthäus 13, markus 4 und lukas 8. jeweils am anfang des kapitels steht das gleichnis des sämanns, der den samen auf sein feld ausbringt:
Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte.7 Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen, und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie.Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre!(lukas 8,5-8 nach der einheitsübersetzung)
der same bringt, je nachdem wohin er fällt zwischen keiner und sehr vieler frucht. in einer erklärung des gleichnisses sagt jesus dann seinen jüngern klipp und klar, dass der same das wort gottes ist.
offenbar sagt das gleichnis, dass das selbe wort gott (offenbarung) von unterschiedlichen menschen verschieden verstanden wird (erkenntnis). das ist zugleich auch eine kernaussage, die ich rüberbringen will. jesus unterschied in seinem gleichnis nur vier verschiedene ackerböden, aber es ist auch nicht gesagt, dass diese liste erschöpfend ist. oft ging es jesus in seinen predigten ja nur darum, ein prinzip zu erklären und das prinzip wäre dann eben, dass es auf den menschen ankommt, wie gottes wort aufgenommen wird.
die kategorien, die jesus nimmt kommen aus dem ackerbau, ebenso wie das ganze gleichnis. das bedeutet, dass das bild, das er vorgefunden und benutzt hat schon die zahl der möglichen wahrnehmungen begrenzte. da gab es ben nur die vier möglichkeiten: weg, dornen, steine, gute erde. wenn er vor anderen zuhörern gepredigt und damit das gleichnis anders gewählt hätte, wären möglicherweise andere kategorien herausgekommen. aber auch davon abgesehen lässt das gleichnis raum für viele interpretationen. eines aber ist vollkommen klar, egal wie man die details auslegt: der hintergrund eines menschen bestimmt, wie er die offenbarzung gottes versteht und erkennt.
meiner meinung nach geht das gleichnis aber noch tiefer. jesus wollte nicht einfach auf einen missstand hinweisen, in dem sich die herzen der zuhörer befanden. er wollte auch nicht, wie böse zungen vielleicht behaupten könnten, eine rechtfertigung dafür liefern, warum so wenige leute ihn verstanden und nachfolgten. ich glaube, dass er den zuhörern eine realistische chance bieten wollte, ihr herz zu bessern und für gottes wort vorzubereiten.
es ist kein schicksal, wenn das wort gottes in unserem leben wenig oder sogar keine frucht bringt. es hat einfach etwas damit zu tun, wie wor hören und handeln. es hat etwas mit uns zu tun und wir können uns dahingehend ändern, dass wir gottes wort anders und besser aufnehmen und umsetzen.
bevor jesus diese predigt hielt sah es vielleicht wie etwas unveränderbares aus: „der versteht gott besser als ich“, wurde als eine unveränderliche grösse angesehen werden, mit der man geboren wird. nach dieser fundamentalen predigt war diese entschuldigung nicht mehr möglich, denn auf einmal konnte man geistliche problemzonen identifizieren und verstehen, warum das wort so wenig frucht bringt.
ein sprichwort sagt: „problem erkannt, gefahr gebannt“. das trifft auch hier zu. wenn man weiss, was dem wort entgegensteht, kann man an diesem punkt gezielt beten und schritte unternehmen um verändert zu werden. auch hier greift wieder römer 12,1-3, die veränderung des sinnes, die so wichtig ist im christentum.
ich glaube, dass der ausweg, den jesus jedem bietet, der denkt, dass er nicht genug von gott empfängt (und ganz sicher weniger als andere!) in drei stufen abläuft:
- 1. erkennen, dass es gründe gibt.
das ist ein wichtiger schritt, solange man nicht weiss, dass es gründe für mangelndes wachstum gibt, und dass diese gründe von uns veränderbar sind, wird man die situation hinnehmen. einige werden von genen reden, andere von gottes unerforschlichem willen; das resultat wird das gleiche sein: nichts ändert sich.
- 2. erkennen, welche gründe es sind.
wer weiss, dass es gründe gibt wird motiviert sein, weiterzugehen und herauszufinden, welche gründe es sind. die gründe im gleichnis vom sämann sind ein gutes gerüst. aber es ist auch gut, noch mehr dazuzunehmen. gerade erziehung und ausbildung scheinen mir wichtige faktoren zu sein, die bei vielen die erkenntnis gottes schmälern.
- 3. geeignet schritte gehen.
ein problem zu erkennen ist nicht alles. man muss es auch noch lösen, bevor frucht kommt. hier geht es um gebet, meditation, seelsorge, aktionen, usw. um alles, was angetan ist, den herzensboden auf den der same fällt zu verbessern. gerade gebet ist wichtig, damit gott uns zeigen kann, was wichtig ist. oft reichen die menschlichen quellen nicht aus um das wahre problem zu identifizieren.
mit der metatheologie ist es das gleiche, nur dass mir im moment noch die sicht des letzten schrittes fehlt. im prinzip wäre es interessant diesen auch noch zu thematisieren, aber eine handlungsaufforderung ist in einem so philosophischen thema wie erkenntnistheorie schwer zu formulieren.
mir geht es ja in erster linie darum zu zeigen, dass theologische erkenntnis immer in einem rahmen stattfindet. natürlich kann man aus der kenntnis seines hintergrundes verbesserungen anstreben. das sollte man auch. viele die feststellen, dass sie durch ihre sprache manchmal begrenzt sind lernen die grundsprachen und versuchen die bibel in griechisch und hebräisch zu lesen. das ist mit sicherheit ein schritt in richtung eines tieferen bibelverständnisses. wenn jemand merkt, dass er ständig seinen politsichen, ethischen, nationalen, oder anderen hintergrund in die bibel hineinliest, sollte sich unbedingt davon frei zu machen versuchen.
dennoch kann die metatheologie nicht eine allgemeine marschrichtung angeben. selbst in diesem bereich gilt noch, dass theologische erkenntnis individuell ist. niemand kann genau sagen, wie man erkennen soll und was das ziel ist.
aber ich bin überzeugt davon, dass eine beschäftigung mit den rahmenbedinungen für erkenntnis nicht nur zu einer höheren duldsamkeit gegenüber anderen meinungen führen würde sondern auch zu einer intensiveren und – subjektiv – besseren erkenntnis gottes.
Micha schrieb am
26. August 2005 um 20:13hmm.
Ich denke, du musst das Rad nicht neu erfinden.
wenn ich rinchtig verstanden habe, geht es dir um eine Art
„Betrachtung über Theologie“,
eine Art „wie kommt göttliche absolute Wahrheit in das individuelle und komplexe Leben eines jeden Menschen rein“..
..oder irgend so was..
..und welche Grenzen und Möglichkeiten es dabei gibt.
Jedenfalls gibts ne Menge Christen, die sich mit sowas beschäftigen.
Z.B. jeder (moderne) Missionar und jeder Evangelist steht genau vor diesem Problem.
und dieses Problem würde ich wie folgt darstellen.
Vorweg eine Definition (Zitat eines meiner Lehrer) „Wahrheit ist die Abbildung der Wirklichkeit in die Ebene der Sprache.“
Kommentar dazu:
Die Wirklichkeit selber kann ich nie und nimmer vollständig wahrnehmen.. im prinzip ist „Wahrheit“ eine Vereinfachung der „Wirklichkeit“… beschränkt dadurch, dass ich nur begrenzt Zeit habe, und beschränkt dadurch, dass ich nur beschränkt Informationen verarbeiten kann, welche wiederum beschränkt sind durch meine sensorik (nur 5 Sinne pluis evtl. eine Art „sechster Sinn“)
Wahrhjeit ist also eine Art6 „Modell“ der Wirklichkeit (welche wiedrerum nur sehr sehr sehr unvollständig erfassbar ist.. geschweige denn verarbeitbar..
Die „Wirklichkeit“ sei (noch ne Definition!) „alles. Die realität. alles, was ist.“
der Einzige, der die Wirklichkeit wirklich erfassen kann, ist Gott.. zumindest vermute ich mal, dass er das kann.. wahrscheinlich hat er die Wirklichkeit erschaffen.. (die berühmten Fragen „wer hat Gott erschaffen?“ bzw. „was war vor Gott?“ .. aber das geht zu weit und tangiert mein Leben peripher.)
(vielleicht ist das ne Aret angewendetes Kommunikationsmodell“
1.) ich glaube. ich habe ein „theologisches system in meinem Kopf“ (vielleicht kann man das zusammenfassen als „die Suimme aller meiner Gedanken, Werte, etc…Wahrheiten halt , die mit dem Thema Gott zu tun haben“)
2.) Es gibt einen (allgemeingültigen?) „Kern“. auf dem meine gedanken fußen.. die Wahrheit(en) in meinem Kopf sind Abbildungen der (tatsächlich realen) Wirklichkeit
3.)bei anderen Menschen ists ähnlich. Nur haben sie andere voraussetzungen/prägungen/Möglichkeiten .. usw..
4.) Ich versuche herauszufinden, was „Kern“ ist, und was lediglioch mit meinen eigenen Vorprägungen zu tun hat. Das Ergebnis nenne ich mal „vermutliche Kernwahrheiten“ „Vermutlich“ deshalb, weil ich davon ausgehen muss, dass ich fehlerhaft bin.
5.) ich erforsche, wie andere Menschen „ticken“ – ihre „Gedankensprache“
6.) ich versuche, meine „vermutlichen Kernwahrheiten“ in ihre „Gedankensprache zu übersetzen“.
Wer sich einmal so einem prozess gestellt hat,
wird automatisch nicht mehr vorlaut sein und so tun, als ob er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat….
na ja.
wichtige Stichworte in diesem prozess sind auf jeden Fall:
Wahrheit
Wirklichkeit
Theologie
Gott
Erkenntnis
Kommunikation
Mission
Evangelisation
stan schrieb am
26. August 2005 um 20:45@micha … ich glaube deiner obige liste (sehr nett, dass mal so auseinander klaemuesert zu sehen) fehlt noch ein teil, oder besser gesagt, dem ersten punkt moecht ich noch was hinzufuegen… naemlich, dass alle Konzepte (du hast das „theologisches System“ genannt) auch durch alle unsere Erfahrungen gepraegt werden. Mein Bild von Gott ist (wie alle anderen auch) durch all das beeinflusst was ich bisher in meinem Leben erfahren habe. Als klassisches Bsp. dafuer kann wohl sicher die Lehre von der Vaterliebe Gottes herhalten die darauf zurueckgeht, dass wie Gott unter anderem auch so sehen, wie wir unseren Vater erlebt haben (grob vereinfacht).
Deinem Satz von der „Summe aller meiner Gedanken, Werte … etc…Wahrheiten“ wuerde ich also noch „Erfahrungen“ hinzufuegen (oder „Praegungen“ um ein anderes Wort zu verwenden, dass deutlicher auf den Filter-Effekt unserer indivuellen Geschichte hinweisst, den diese auf unsere Wahrnehmung hat).
Ich glaube es ist alles in allem schon erstmal ein grosser Schritt von DER Wahrheit wegzukommen und anzuerkennen, dass Wahrheit immer nur ein Konzept in MEINEM Kopf sein kann und nie allgemeingueltig fuer alle anderen ist. DIE Wahrheit gibt es irgendwo da draussen (glaub ich jedenfalls) und ich werd davon immer nur ein kleines Stueckchen erfassen koennen.
Micha schrieb am
26. August 2005 um 22:14Genau, das mein ich ja.
Hab erst überlegt ob ich in jener aufzählung „Summe aller meiner Gednaken, werte, ..“ mich nur auf „Gedanken“ beschränke.
Und zwar, indem man definiert „Gedanken= alles, was in meinem Kopf so rumnspukt“. Da sind dann Erfahrungen, Vorprägungen, Traumata, Macken etc.. alles inklusive.
mensch ist fehlerhaft.
storch schrieb am
27. August 2005 um 17:48na gut, das rad neu erfinden will ich auch gar nihct. eher dem schon bestehenden an einigen nötigen punkten in die speichen fallen. bisher kenne ich immer noch keine bücher, die in diese richtung gehen.
aber der kern ist auch nicht das, was hier gepostet ist und vielleicht noch absehbar ist. ich bin eigentlich von einer anderen frage ausgegangen: wie kommt es, dass es so viele denominationen gibt? können die sich untereinander verstehen? gibt es einen entwurf dafür wie christen einer bewegung mit unterschiedlichen bekenntnissen miteinander leben? und: wie kann ich von den anderen lernen und weiterkommen?
erkenntnistheorie zieht sich von daher durch, da sie die demut gegenüber der eigenen meinung schaffen kann, die dann dazu führt, dass dialog erst möglich ist. der rest wird vermutlich eher systemtheorie sein und eine auseinadersetzung darüber wie systeme und deren anhänger kommunizieren können. dabei habe ich im prinzip eine vision: dass der leib christi zwischen den denominationen wächst. der gedanke ist noch nicht klar formuliert, eher so was wie ein inneres bild…
dabei geht es mir auch darum zu zeigen, wie überhaupt ein objektives transzendentes wesen durch offenbarung und erkenntnis erfasst werden kann. dieser letzte punkt grenzt die arbeit vom konstruktivismus ab und überhaupt von geistesströmungen, die eine transzendente ebene leugnen.
im grunde stelle ich mir das feld der metatheologie mittlerweile so vor:
(1) eine auseinandersetzung mit den biblischen bildern
(2) die quellen der theologie
(3) die entstehung der systeme
(4) die kommunikation der systeme
(5) geistliches wachstum
Micha schrieb am
29. August 2005 um 01:15das mit der „Demut genenüber der eigenen Meinung“ wird lustig in Auseinandersetzung mit Katholiken (oder irgendwelchen anderen dogmatischen Hardlinern)..
Ein offizieller Vertreter der katholischen Kirche könnte/würde sagen:
schön, dass du einsiehst, dass du die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen hast. Komm doch zurück ins katholische Lehrgebäude.. seit 2000 Jahren bewährt..“