01. Oktober 2007 7
Versorgung – Reichtum – Ironie
Ich mache mit Ironie immer wieder schlechte Erfahrungen. Alles in allem zwar sehr selten, aber das liegt dann eher daran, dass ich Ironie (und ihren grossen bösen Bruder Sarkasmus) nur sehr selten einsetze. Umso erstaunlicher finde ich, dass ich in der Bibel immer wieder ironische Stellen finde. Erst heute eine, über die ich echt lachen könnte:
… diese Leute sind von der Wahrheit abgekommen und meinen, die Frömmigkeit sei ein Mittel, um irdischen Gewinn zu erzielen.
Die Frömmigkeit bringt in der Tat reichen Gewinn, wenn man nur genügsam ist.
Denn wir haben nichts in die Welt mitgebracht, und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen.
Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, soll uns das genügen.
Wer aber reich werden will, gerät in Versuchungen und Schlingen, er verfällt vielen sinnlosen und schädlichen Begierden, die den Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen.
10 Denn die Wurzel aller Übel ist die Habsucht. Nicht wenige, die ihr verfielen, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich viele Qualen bereitet. (1.Timotheus 6,5-8 nach der Einheitsübersetzung, Hervorhebung von mir)
Ich schätze es ungeheuer an der Bibel, dass sie immer beide Seiten kennt und nennt. Es ist wahr, dass sie Reichtum un Überversorgung als Segen lehrt. Es stimmt auch, dass sie Genügsamkeit als Tugend lehrt. Beides schliesst sich offensichtlich nicht aus.
Mindestens seit Calvin (und in seinem, wesentlich späteren, prominenten Gefolge Max Weber) hat das gewinnorientierte Christentum einen theoretischen theologischen Unterbau. Man hat sich viel damit auseinander gesetzt, dass sich Segen in klingender Münze zeigt und Gott ein reicher Gott ist. Einige meiner Lieblingsprediger lehren das und ich selber glaube es.
Aber wie das Leben so spielt, auch wenn Gott uns überversorgen kann, heisst das noch lange nicht, dass ein Hang zum Reichtum eine gute Grundeinstellung ist. Wer Christ wird weil er glaubt, dass der Glaube ihn schon reich machen wird, der ist auf dem Holzweg und vom guten Weg abgekommen bevor er richtig darauf war.
Wenn Gott versorgt, dann damit sein Reich gebaut wird. Er stellt Ressourcen in unsere Verwaltung, aber nicht in erster und einziger Linie damit wir reich sind, sondern damit wir mit dem, was wir empfangen haben anderen dienen können. Es gibt Segen, der ist nur dazu da, effektiver zu dienen und es ist falsch solchen Segen um seiner selbst willen zu suchen, denn wenn wir das tun sind wir nicht mehr in der Lage ihn so ein zu setzen, wie wir sollten.
So ist Geld ein zweischneidiges Schwert: Gott hat genug davon und gibt seinen Kindern gerne etwas ab, aber kaum etwas stellt unseren Charakter auf eine schwerere Probe.
Das Problem ist dabei nie die Grösse des Bankkontos, es ist immer die Einstellung, die wir den Dingen der Welt gegenüber bringen:
Ermahne die, die in dieser Welt reich sind, nicht überheblich zu werden und ihre Hoffnung nicht auf den unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich gibt, was wir brauchen.
Sie sollen wohltätig sein, reich werden an guten Werken, freigebig sein und, was sie haben, mit anderen teilen.
So sammeln sie sich einen Schatz als sichere Grundlage für die Zukunft, um das wahre Leben zu erlangen. (1.Timotheus 6,17-19 nach der Einheitsübersetzung)
Für mich selber ist das Beste in diesen Versen die Verheissung Gottes, dass er uns versorgen wird. Aber ebenso auch die Ansage, nicht den Fokus auf die Dinge der Welt zu richten, die ja doch nur vergänglich sind.
6 Kommentare
Ein Pingback
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[…] finde ich hierzu die Gedanken von Storch, der sich in seinem Post zwar ausdrücklich mit dem Thema Geld und Reichtum beschäftigt, was […]
Christoph schrieb am
7. Oktober 2007 um 15:31Versorgen wird er uns! Aber reich, an Materiellen Dingen, machen ist was ganz anderes!
micky schrieb am
7. Oktober 2007 um 19:35Die materiellen Dinge brauchst Du auch zum Überleben!
Und jeder wird mit „genug zum leben“ einen anderen Maßstab setzen!
Christoph schrieb am
8. Oktober 2007 um 15:23Reich ist was vollkommen anderes als genug zum leben oder versorgt sein! Reich ist einfach etwas mehr als man wirklich braucht.
phil schrieb am
9. Oktober 2007 um 11:51Reich sein, allein das Finanzielle betrachtet, würde persönlich für mich bedeuten: Ruhe in eine große Gedankenwelt von Sorgen einkehren zulassen. Die mir meinen Glauben nach genug Frieden schenken würde, um die Dinge, die ich es liebe auszuüben, endlich nur aus dem Zwecke tun zu können, weil sie mir Freude bereiten und nicht einen Teil dem Dienste einer existentiellen Angst zu fallen.
storch schrieb am
9. Oktober 2007 um 11:59hi phil,
herzlich willkommen hier.
ich habe viele reiche leute kennen gelernt, aber weniger sorgen um materielle dinge hatten sie auch nicht. der zusammenhang besteht eher zwischen ruhe und gottvertrauen als zwischen ruhe und wohlstand.
phil schrieb am
12. Oktober 2007 um 15:46Hallo Storch
Deine Aussage ist verständlich.
Jedoch sagte ich meinen Glauben nach, dieser ist in mir tief, in seiner Eigenart verankert. „DAS LEBEN IST EINE PROJEKTION DES GLAUBENS“, es mag sein, dass deine Einstellung einen harmonischeren Weg zeichnet, aber diesen kann nicht jeder gehen, da die Interpretationen des Lebens weit ausseinander gehen können. Und somit die Stationen, die abgelaufen werden müssen um an das jeweilige Ziel zu kommen sich genauso gravierend unterscheiden wie die Erfüllung seines vorgestellten Lebensgefühls.