19 bei euch, meinen Kindern, für die ich von neuem Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt annimmt.
20 Ich wollte, ich könnte jetzt bei euch sein und in anderer Weise mit euch reden; denn euer Verhalten macht mich ratlos. (Galater 4,19-20 nach der Einheitsübersetzung)

Manches kann man schlecht in einem Brief sagen, es ist besser, wenn man sich gegenübersteht, sich in die Augen sehen und Nachfragen stellen kann. Bestimmt hat jeder schon mal mit E-Mails die Erfahrung gemacht, dass man etwas schreibt, was dann ganz anders ankommt, als man es gedacht hat. Die Briefe von Paulus sind voller Wünsche, persönlich zu den Gemeinden zu kommen. Leider ging das meistens nicht, weil Paulus viel unterwegs war, in anderen Gemeinden diente oder im Knast sass.
Im Galaterbrief reagierte Paulus auf Gerüchte, die er gehört hatte und man spürt es dem Brief ab, wie sehr er darum rang, verstanden zu werden und die Gemeinden wieder für das Evangelium zu gewinnen. Mehr als alles wollte er, dass Christus in ihnen Gestalt annimmt. Im zweiten und dritten Kapitel schrieb Paulus schon einiges dazu, dass wir als Christen schon alles haben, was Jesus für uns erkauft hat. Dennoch ist es möglich, nichts von dem zu haben, was uns eigentlich zusteht (Galater 4,1-5). Das gilt auch für den Charakter, es ist möglich, von Sünde befreit zu sein und neues Leben in Christus zu haben und dennoch zu leben wie immer. Tragisch, aber möglich. Das meint Paulus damit, dass er Geburtswehen leidet, bis Christus in den Galatern Gestalt angenommen hat. Es reicht nicht, dass Jesus durch den Glauben in unserem Herzen lebt, er muss auch in unserem Leben Gestalt annehmen. Jesus muss einfach in unserem Leben sichtbar werden und an uns erkannt werden – solange das nicht der Fall ist, sollte es unser Ziel sein, dass Gott unser Leben so verändert, dass es passiert.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Paulus es sich als geistlicher Vater sehnlich wünschte, in dieser Phase bei seinen Leuten zu sein um ihnen auf dem Weg zu helfen. Einen solchen wichtigen Wachstumsprozess nur mit Briefen zu begleiten ist fast unmöglich, vermutlich war Paulus deshalb ratlos.

Das ganze erste Kapitel des Epheserbriefes handelt von Gebet. Genauer gesagt, es ist ein Gebet, das Paulus für die Christen in Ephesus betet. Damals haben die Christen anders gebetet – wenn ich dieses und andere Gebete im NT mit der Art vergleiche, wie wir heute beten, dann finde ich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten: wir beten für gutes Wetter, Jesus hat den Sturm gestillt; wir beten, dass XY Jesus kennen lernt, die Apostel haben gebetet, dass Gott ihnen eine „Tür des Wortes öffnet“, damit sie das Evangelium predigen können.
Vieles vom Gebetsleben der ersten Christen zeigt, dass sie genau wussten, was Gott will und voller Freimut genau das in Existenz gebetet haben. Da ist wenig Unsicherheit und viel Freiheit zu spüren. Aber man merkt auch immer wieder, dass sie wussten, dass auch sie selber eine Rolle zu spielen hatten wenn es darum geht, Gottes Reich zu bauen. Beides, das Wissen darum, was Gott tun will und wer er ist, und das Wissen darum, dass Menschen an Gottes Reich mitbauen müssen, ist wunderbar in einem Vers komprimiert: Epheser 1,17.

Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. (Epheser 1,17 nach der Einheitsübersetzung)

Offenbarung, manche sagen „Erkenntnis“, heißt, etwas verstanden zu haben. Nicht nur oberflächlich, sondern richtig tief. Es bedeutet, dass Gott selbst uns etwas erklärt hat. Weisheit ist dagegen die Fähigkeit, sinnvoll einzusetzen, was man erkannt hat. Ohne Weisheit wird man also mit seiner Erkenntnis nicht allzu viel anfangen können.
Ich habe mich immer sehr nach Erkenntnis gesehnt. Seit ich Christ bin bete ich immerzu darum, mehr von Gott zu erkennen. Ich will mehr verstehen, wer er ist und ich will mehr begreifen, wer ich in ihm bin. Beides kommt auch in den Gebeten im Epheserbrief vor. Ich bin sicher, dass diese beiden „Sachen“ das wichtigste sind, was wir als Christen kapieren können. Wenn wir das drauf haben, dann haben wir mehr als die halbe Miete. Du musst einfach wissen, wer Dein Gott ist und Du musst wissen, wer Du ihn ihm bist, oder wer Du in der Beziehung zu ihm bist. Es gibt nichts, was wichtiger ist als das.

In der letzten Zeit, und damit meine ich die letzten Monate, ertappe ich mich aber immer öfter, dass ich um Weisheit bete, das ein zu setzen, was ich weiß. Ich will immer noch etwas erkennen und sehne mich nach Offenbarung. Aber ich merke auch, dass ich vieles verstanden habe, was ich nicht einmal annähernd einsetze und wo ich es nicht hinbekomme, danach zu leben.
Horst Köhler sagte es mal so: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem.“ Ganz genau, Herr Köhler! Mit anderen Worten: wir haben genug kapiert, aber uns fehlt die Weisheit es an zu wenden.
Das ist schon eine wichtige Erkenntnis, die nicht jeder hat. Man kann durchaus eines von beidem haben, ohne das jeweils andere zu haben. Man kann Erkenntnis ohne Weisheit haben und man kann weise sein, ohne Erkenntnis zu haben.

Zwei biblische Beispiele
Damit das nicht zu abstrakt ist, stelle ich mal zwei biblische „rolemodels“ vor, von denen der eine Erkenntnis ohne Weisheit hatte und der andere Weisheit ohne Erkenntnis. Die sollen aber nur der Illustration dienen und nicht dazu, sich tatsächlich an ihnen zu orientieren und ihnen nach zu eifern. Klar, oder?

Der erste ist König Nebukadnezar, der in Daniel 3,29 eine tolle Erkenntnis hatte, die er sehr gewöhnungsbedürftig umzusetzen gedachte:

Darum ordne ich an: Jeder, der vom Gott des Schadrach, Meschach und Abed-Nego verächtlich spricht, zu welcher Völkerschaft, Nation oder Sprache er auch gehört, soll in Stücke gerissen und sein Haus soll in einen Trümmerhaufen verwandelt werden. Denn es gibt keinen anderen Gott, der auf diese Weise retten kann.

Nebukadnezar hatte eben erst verstanden, dass Gott wirklich Gott ist und dass es keinen Gott wie ihn gibt. Vorher wollte er noch die drei Hebräer mit den schwierigen Namen töten lassen, weil sie einen anderen Gott nicht anbeten wollten. Das ist schon eine tolle Erkenntnis und ich bin fraglos froh, dass Nebukadnezar das verstanden hat. Aber ihm mangelte Weisheit, die Art, wie er mit seiner Erkenntnis umging ist definitiv unter aller Kanone.

Das andere Beispiel ist König Salomo von Israel, der bis heute für seine Weisheit bekannt ist. Auch heute noch spricht man von einem „wahrhaft salomonischen Urteil“, wenn ein Richter besonders weise Recht spricht. Salomo kam auf übernatürlichem Wege zu seiner Weisheit:

In jener Nacht erschien Gott dem Salomo und forderte ihn auf: Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll.
8 Salomo antwortete Gott: Du hast meinem Vater David große Huld erwiesen und mich an seiner Stelle zum König gemacht.
9 So möge sich nun, mein Herr und Gott, dein Wort an meinen Vater David als wahr erweisen; denn du hast mich zum König gemacht über ein Volk, das zahlreich ist wie der Staub der Erde.
10 Verleih mir daher Weisheit und Einsicht, damit ich weiß, wie ich mich vor diesem Volk verhalten soll. Denn wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?
11 Gott antwortete Salomo: Weil dir das am Herzen liegt, weil du nicht um Reichtum, Vermögen, Ehre oder um den Tod deiner Feinde, auch nicht um langes Leben gebeten hast, sondern weil du um Weisheit und Einsicht gebeten hast, um mein Volk zu regieren, zu dessen König ich dich bestellt habe,
12 sollen dir Weisheit und Einsicht zuteil werden. Aber auch Reichtum, Vermögen und Ehre will ich dir geben, wie sie kein König vor dir erlangt hat und auch nach dir keiner haben wird. (2.Chronik 1,7-12 nach der Einheitsübersetzung)

Gott gab Salomo also Weisheit als er ihn darum bat. Am Anfang hatte Salomo ganz klar auch eine Erkenntnis, die sehr entscheidend war, er wusste nämlich, dass er ohne Gottes Hilfe kein König sein konnte und diese göttliche Weisheit mehr als alles brauchte. Diese Erkenntnis kam ihm im weiteren Verlaufe seines Lebens immer mehr abhanden und trotz all seiner Weisheit und Einsicht war er kein guter König. Er war zwar bekannt für seine Fähigkeit zu denken und seine philosophischen Einsichten, aber er brachte dennoch das Land an den Rand des Ruins. Die Spaltung vollzog sich zwar erst unter seinem Sohn, aber Salomo bereitete den Anfang vom Ende vor.

Es ist also beides möglich: Weisheit ohne Erkenntnis und Erkenntnis ohne Weisheit. Beides ist nicht optimal, auch wenn beide natürlich einen Wert in sich haben, wird ihr volles Potential erst dann ausgeschöpft, wenn beide zusammen kommen.
Gerät und Gebrauchsanweisung
Ich möchte es noch einmal auf andere Weise illustrieren, wie Erkenntnis und Weisheit zusammen gehören. Erkenntnis ist wie ein tolles Elektrogerät, das man kauft oder geschenkt bekommt, das man aber zunächst nicht bedienen kann. Als ich meinen iPod gekauft habe war ich erst völlig enttäuscht. Ich habe ihn angemacht, alles klappte, aber ich konnte das Menü nicht bedienen. Ich klickte und machte und tat, aber es war nicht möglich, einen Interpreten aus zu wählen. Manchmal sprang das Menü an eine andere Stelle, aber ich kapierte nicht, wieso.
Ehrlich, ich hätte das Gerät fast wieder umgetauscht weil ich dachte, er wäre kaputt. Dann habe ich doch noch mal in der Gebrauchsanweisung nachgesehen, auch wenn man das als Mann nicht tut – Pech, bin ich halt kein Mann, dafür weiß ich jetzt, wie der iPod funzt. Mittlerweile weiß ich, wie es geht und der iPod leistet mir die Dienste für die ich ihn gekauft habe.

Im geistlichen ist es ebenso, nur ärgerlicher. Ich weiß Dinge über Gott, aber die Anwendung ist oft schwer. Ich weiß, dass Gott jedem Menschen das Beste will und ich weiß, dass ich berufen bin, ein Segen zu sein. Ein Segen zu sein ist theoretisch einfach, es bedeutet, anderen etwas Gutes zu tun, einen positiven Einfluss auf seine Umgebung zu haben. Aber wie geschieht das praktisch?
Noch interessanter finde ich es im Heilungsdienst, ich bin 120% sicher, dass Gott jeden Kranken heilen will, aber im konkreten Fall ist diese Erkenntnis oft schwer umsetzbar.
Deswegen bete ich viel mehr als früher, dass Jesus mir zur Erkenntnis seines Willens und Wesens auch die Weisheit gibt, die Erkenntnis zu leben. Beides will begehrt werden und beides muss zusammen kommen.

Wenn es jetzt praktisch werden soll, dann fällt mir auch nicht mehr als eben das ein: beten. Wer etwas von Gott empfangen will, der sollte beten. Vermutlich hat jeder Christ an beiden Seiten Mangel, aber Du wirst auch sehen, dass Dein Leben auf einer Seite besser entwickelt ist als auf der anderen. Dann bete doch einfach dafür, dass Gott die andere Seite stärkt. Wenn Dir Erkenntnis fehlt, bete um Erkenntnis. Ist es Weisheit, dann bete darum und sei bereit um zu setzen, was Du verstanden hast.

[hier noch eine Audiopredigt dazu]

16 Bin ich also euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sage?
17 Jene Leute bemühen sich um euch nicht in guter Absicht; sie wollen euch abtrünnig machen, damit ihr euch dann um sie bemüht.
18 Gut wäre es, wenn ihr euch zu jeder Zeit in guter Absicht um mich bemühen würdet und nicht nur dann, wenn ich bei euch bin. (Galater 4,16-18 nach der Einheitsübersetzung)

Die religiöse Szene ist ein Welt voller Missbrauch und schlechter Absichten. Leider ist es wohl immer schon so gewesen, dass sich skrupellose Menschen am Glauben anderer bereicherten. Solchen Hirten geht es nicht darum, ihre Herde zu weiden, sondern selber reich zu werden und Einfluss zu bekommen. Extreme Beispiele sind Sekten wie Scientology, denen es nur darum geht, Geld aus ihren Mitgliedern herauszuschlagen.
Paulus machte sich Sorgen um die Christen in Galatien, dass sie ausgerechnet auf solche linken Vögel hereinfielen. Diese Menschen wollten sie von der Wahrheit ablenken und an sich selber binden. Das Problem in den Gemeinden war also offenbar nicht nur die menschliche Tendenz zurück zu gleiten sondern auch noch Leute, die daraus Kapital schlagen wollten. Im ganzen Neuen Testament sieht man diese Motivation in der Bekämpfung des Christentums. Den Pharisäern und Machthabern ging es oft nur darum, ihre Positionen und ihren Einfluss zu schützen. Vor solchen Menschen sollten wir uns unbedingt in acht nehmen.
Das Heilmittel ist auch hier wieder, sich ein gutes Vorbild zu nehmen. Es zeigt ein gutes Selbstbewusstsein, dass Paulus seinen Leuten wieder vorschlägt, sich um ihn zu drehen und nicht um andere. Tatsächlich ist das aber auch pädagogisch sinnvoll: wenn wir ein gutes Beispiel vor Augen haben, dann fällt es uns leichter einen faulen Apfel zu erkennen. Auf viele Verführer uns Demagogen fallen wir nur deshalb herein weil uns gute Beispiele für biblische und integere Leiter fehlen.

Ich habe es immer wieder erlebt, dass dieser Blog auch ein prima Werbeträger für Seminare ist. Deshalb bewerbe ich auch mal ein schönes Wochenende mit HaSo bei uns:

Freitag 13.06. 21:00 Gottesdienst im Kultshockk in Remscheid.
Samstag 14.06. 10:00-16:00 Seminar „wir mischen mit in unserer Stadt“. Ebenfalls im Kultshockk.
Samstag 14.06. 20:00 Jesus Freaks Ruhrtal in Witten. Mit WorshipMonkeys.
Sonntag 15.06. 10:30 Gottesdienst im Kultshockk.
Sonntag 15.06. 17:30 Jesus Freaks Bochum.

Hier ist der Flyer für das Seminar am Samstag.

12b Ihr habt mir nichts zuleide getan.
13 Ihr wisst, dass ich krank und schwach war, als ich euch zum erstenmal das Evangelium verkündigte;
14 ihr aber habt auf meine Schwäche, die für euch eine Versuchung war, nicht mit Verachtung und Abscheu geantwortet, sondern mich wie einen Engel Gottes aufgenommen, wie Christus Jesus.
15 Wo ist eure Begeisterung geblieben? Ich kann euch bezeugen: Wäre es möglich gewesen, ihr hättet euch die Augen ausgerissen, um sie mir zu geben. (Galater 4,12b-15 nach der Einheitsübersetzung)

Diese Stelle ist wichtig um Paulus besser kennen zu lernen. Als er zum ersten Mal die Gemeinden in Galatien besuchte, ging es ihm nicht besonders gut. Er war schwach, und das Wort legt nahe, dass er gesundheitliche Probleme hatte, es ging ihm einfach nicht gut. Soweit ich das beurteilen kann, gehen die meisten Bibelausleger gehen davon aus, dass Paulus eine Krankheit hatte, als er zum ersten Mal das Evangelium in Galatien predigte. Allerdings sagt die Bibel das nirgendwo klar, deswegen gehen die Meinungen darüber, um was für eine Krankheit es sich handelte, weit auseinander.
Die älteste Auslegung in dieser Richtung kommt von Tertullian (ca. 160 geboren) und besagt, dass Paulus schlimme Migräneanfälle hatte. Diese Auslegung wird heute aber nur noch selten vertreten.

Die meisten Ausleger glauben entweder an eine Augenkrankheit oder an Epilepsie. Beide Theorien stützen sich auf den Galaterbrief. Da Paulus bei seiner Bekehrung von einem so hellen Licht umstrahlt wurde, dass er drei Tage blind war (Apostelgeschichte 9,9), könnte es ja immerhin sein, dass er ein Augenleiden hatte. Immerhin schrieb er an die Gemeinden in Galatien, dass sie wenn möglich ihre Augen ausgerissen und ihm gegeben hätten (Galater 4,15) und dass er den Brief mit großen Buchstaben schrieb (Galater 6,11), wie jemand, der nicht gut sehen kann.
Allerdings glaube ich nicht, dass Paulus fast blind war.

1) In Apostelgeschichte 9,17-18 heißt es, dass Hananias Paulus die Hände auflegte und dass er daraufhin wieder sehen konnte und mit dem Heiligen Geist erfüllt war. Die Blindheit war nur ein Zeichen dafür, dass er Gott begegnet war, keine Krankheit, die andauerte und von der er ein Leben lang gezeichnet war.

2) Man kann auch Galater 6,11 unterschiedlich verstehen. Ein paar Übersetzungsvarianten sind:
„Seht, mit was für großen Buchstaben ich euch mit eigener Hand geschrieben habe!“
(Elberfelder)
„Sehet, wie weitläufig ich euch geschrieben habe mit eigener Hand!“ (Schlachter)
„Sehet, welch einen langen Brief ich euch geschrieben habe mit eigener Hand!“ (unrevidierte Elberfelder)
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Paulus einen Brief in Schriftgröße 67 abgeschickt hat, zumal er vermutlich einen Schreiber benutzte. Wahrscheinlicher ist, dass er sich auf die Länge bezog. Der Brief ist tatsächlich ganz schön lang, wenn Du das nicht glaubst, schreib ihn einfach mal ab und sag mir, wie viele Seiten Du gebraucht hast.

Die andere Theorie geht von Epilepsie aus. Epileptische Anfälle können zeitlich weit auseinander liegen und wurden in der Antike als ein sicheres Zeichen dämonischer Aktivität gesehen. Dazu würde es passen, dass Paulus im 2.Korinther 12,7-8 von einem Engel Satans sprach und dass er Gott dreimal gebeten hatte, ihn davon zu befreien. Überdies spuckte man im heidnischen Umfeld damals vor Epileptikern aus, um sich vor dem Dämon zu schützen. Das Verb “verabscheuen” in Galater 4,14 bedeutet, ganz genau übersetzt, ausspucken.

Ich bin sicher, dass Paulus nicht an einer Krankheit litt, die er ständig hatte, sondern an den Folgen einer Steinigung, die er kurz vor seinem Besuch in Galatien erlitten hatte. Apostelgeschichte 13,4 – 14,28 beschreibt die erste Missionsreise des Paulus. Am Ende des Kapitels 14 predigten er und Barnabas in Lystra. Es geschahen, wie überall, Zeichen und Wunder, aber dann kamen Juden aus der Gegend und wiegelten das Volk auf (19-20). Das Resultat war, dass Paulus gesteinigt wurde. Man hielt ihn für tot und liess ihn liegen, also war er entweder wirklich tot und Gott hat ihn wieder auferweckt, oder er war immerhin in einem so schlechte Zustand, dass die Männer die ihn steinigten ihn für tot hielten.
Aber er stand wieder auf und ging am nächsten Morgen mit Barnabas nach Derbe. Die Städte liegen zu Fuß etwas mehr als eine Tag auseinander. Beide Städte liegen in Galatien, so dass ich mir gut vorstellen kann, dass Paulus bei seinem ersten Besuch in der Gegend etwas angeschlagen war. Ich kann mir auch vorstellen, dass es nicht einfach oder ungefährlich war einen Prediger aufzunehmen, der in einer anderen Stadt schon einmal gesteinigt wurde. Deswegen war es den Galatern eine Anfechtung, den umstrittenen Prediger einfach wieder weg zu schicken.
Statt dessen nahmen sie Paulus auf und hätten sich ein Bein ausgerissen um seinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.

Weitere Einträge dazu:
Leiden und Herrlichkeit
berühmte Kranke im NT – Paulus 1/2

5 das kann nicht von Gott sein – alle Posts und Kommentare zum Thema

Stefan Driess war in Lakeland und bekam vor den Augen der Welt ein Knie in den Bauch gerammt. Okay, „gerammt“ ist eine echte Übertreibung, das kann nicht mal einem notorischen Simulanten weh getan haben… natürlich kam es darauf hin zu Diskussionen: „würde Jesus jemanden treten?“ und: „Ist das biblisch?“ Daran knüpfte sich bei manchen Geschwistern schnell die Frage an, ob eine Bewegung von Jesus sein kann, bei der Menschen nach hinten umfallen, statt nach vorn, auf ihr Angesicht… Ich gebe zu, dass ich die zweite Frage für Satire hielt, bis ich dann herausfand, dass es ernsthaft Christen gibt, die bestimmen wollen, in welche Richtung ein Mensch unter der Kraft des Geistes umfällt. Das finde ich zu schräg, um es ernstlich beantworten zu wollen. Aber die erste Frage ist schon nachvollziehbar und ich möchte sie theologisch und praktisch angehen.

5.1 eine theologische Antwort
Ob etwas, was wir tun biblisch (=in der Bibel so zu finden) ist oder nicht, ist unbedeutend. Wenn wir nur das tun, was Menschen in der Bibel getan haben, werden wir uns nicht mehr weiter entwickeln. Vieles, was uns heute liebgewonnene Praxis ist wird in der Bibel mit keine Silbe erwähnt. Man denke nur an Kindergottesdienst, Taufunterricht, Gesangbücher, Autofahren und vieles mehr. Wir wollen uns bemühen nichts widerbiblisches zu tun, also nichts, was dem widerspricht, was Gott uns an Regeln gegeben hat.
Im Grunde ist es also schon fast bedeutungslos darauf hinzuweisen, dass Jesus immer wieder auf „seltsame Arten“ geheilt hat. Ich tue es dennoch, um uns ein gutes Gefühl dafür zu geben, dass das Übernatürliche manchmal eben jeder Regel zuwider läuft.
Jesus heilte z.B. durch Spucke (Markus 7,33) – wie die Spucke in diesem Falle aufgetragen wurde mag ich mir nicht vorstellen… Noch schlimmer klingt es wie er einen Blinden in Markus 8 heilte:

Und er faßte den Blinden bei der Hand und führte ihn aus dem Dorf hinaus; und als er in seine Augen gespien und ihm die Hände aufgelegt hatte, fragte er ihn: Siehst du etwas? (Markus 8,23 nach der Elberfelder)

Was glaubst Du, wäre los, wenn Todd Kranke vor laufender Kamera anspucken würde? Das würde wieder einen Aufschrei des Entsetzens unter den seelsorgerlich besorgten hervorrufen.
HaSo, hat in seiner unnachahmlich ironischen Weise einen schönen Post dazu geschrieben, in dem er sogar eine Bibelstelle gefunden hat, in der jemand in göttlichem Auftrag einen anderen schlagen sollte. Wer die Bibel gelesen hat sollte sich nicht zu sehr darüber wundern, dass in Gottes Reich seltsame Sachen geschehen. In der Kirchengeschichte kenne ich nur Smith Wigglesworth, der auf diese Weise geheilt hat; er wurde in einem Kommentar zu Recht als Einzelfall dargestellt.

5.2 eine praktische Antwort
Ich finde die Aussage „das kann nicht Gott sein, denn Gott würde nie so handeln“ gefährlich, weil sie unsere eigene Erfahrung über Gottes Möglichkeiten stellt. Wer so denkt, sagt, dass Gott nichts machen darf, was er nicht zuvor selbst erlebt hat. Wir schränken Gott damit extrem ein. Mir hat Gott auch nie gesagt, dass ich jemanden schlagen soll (danke Jesus!), mir hat er auch nie was durch einen Engel oder einen Eseln gesagt. Dennoch habe ich keine Probleme damit, dass es bei anderen so handelt. Warum auch nicht?
In den Enden der Evangelien wird viel darüber geredet, dass die Jünger dem Zeugnis der anderen Jünger und der Frauen am Grab nicht geglaubt hatten (s.z.B. die „Emmausjünger“ in Lukas 24). Jesus wollte, dass sie einer Erfahrung Glauben schenkten, die sie selber nicht gemacht hatten. Ich denke, dass es mit uns dasselbe ist. Natürlich kann man von beiden Seiten vom Pferd fallen, aber ich denke, dass Jesus es gut findet, dass wir den Erfahrungen anderer Christen mit einem gewissen Vorschussvertrauen begegnen und nicht alles ablehnen, was wir nicht selber erlebt haben. Lass nie Deine Erfahrung zum Maßstab dafür werden, wie Gott handeln darf!

[weiter lesen und kommentieren]
diesen Post kann man nicht kommentieren, er weist nur auf ein update des Originalpostes hin.

8 Einst, als ihr Gott noch nicht kanntet, wart ihr Sklaven der Götter, die in Wirklichkeit keine sind.
9 Wie aber könnt ihr jetzt, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr von Gott erkannt worden seid, wieder zu den schwachen und armseligen Elementarmächten zurückkehren? Warum wollt ihr von neuem ihre Sklaven werden?
10 Warum achtet ihr so ängstlich auf Tage, Monate, bestimmte Zeiten und Jahre?
11 Ich fürchte, ich habe mich vergeblich um euch bemüht.
12 Ich bitte euch, Brüder: Werdet wie ich, denn auch ich bin geworden wie ihr. (Galater 4,8-12 nach der Einheitsübersetzung)

Jetzt schwenkt Paulus etwas um. Bisher ging es um die Juden in der Gemeinde und der Apostel wies genau nach, dass das Gesetz des Alten Testamentes sie nicht gerecht machen konnte. Jetzt schrieb er einen Teil an die Heidenchristen der Gemeinde. Es wäre undenkbar, dass Juden andere Götter gehabt hätten, bevor sie Jesus angenommen hatten. Im Gegenteil die Juden hielten sich viel darauf zugute, dass sie den Monotheismus erfunden hatten und hätten im Leben keine anderen Götter angebetet.
Aber die Juden lebten nicht mehr in einem eigenen Israel. Das Land stand unter römischer Besatzung und mit den Römern kamen andere Götter. zudem gab es einen starken Einfluss griechischer Philosophie und auch griechische Götter im Land. Nicht alle lebten und glaubten als Juden, viele folgten anderen Göttern und deren Kulten.
Natürlich waren es keine echten Götter, denn es gibt nur einen Gott. Aber dennoch dienten diese Menschen anderen Göttern. Es ist traurig zu sehen, dass auch diese Christen alte Denk- und Lebensweisen wiederentdeckten. Die Gemeinden in Galatien müssen wirklich in einem erbärmlichen Zustand gewesen sein. Die jüdischstämmigen Gläubigen fielen zurück in Gesetzlichkeit, die heidnischstämmigen Gläubigen fielen zurück in Polytheismus – quel Panama.

Paulus zeigt ihnen zurecht, wie dumm es ist, wieder zu etwas zurück zu gehen, was einen jahrzehntelang versklavt hat und doch nicht die Kraft hatte zu retten und zu erfüllen. Dieser Abschnitt zeigt einmal mehr, dass niemand davor gefeit ist, zurück zu schlittern. Man kann sich nicht zurücklehnen und denken: “ich bin kein Jude, ich falle nicht in Gesetzlichkeit zurück, deshalb hat mir der Galaterbrief nichts zu sagen.” Wir alle brauchen von Zeit zu Zeit eine Ermahnung nicht zurück zu fallen und dem Herrn treu zu bleiben!
Paulus malte sich selbst als Beispiel vor ihre Augen. Er war nicht zurückgewichen, obwohl er seit so langer Zeit mit Jesus unterwegs war. Wenn wir Gott nachfolgen wollen ist es wichtig, gute Vorbilder zu haben. Es gibt immer Beispiele von Leuten, die es nicht geschafft haben, aber es bringt nichts, Angst davor zu haben, dass es uns ähnlich ergehen könnte. Es ist besser, auf die Leute zu sehen, die den Kampf des Glaubens gekämpft und den Lauf vollendet haben.

Ich habe seit Tagen das Gefühl, dass ich noch mal auf meinen Post mit den Heilungsseminaren hinweisen. Das letzte Seminar (in Wipperfürth) war intensiver als alle die ich vorher gemacht habe. Ich vermute, es hat etwas mit dieser Lakeland-Sache zu tun. Vielleicht habe ich mich gerade für diese Zeit die letzten vier Jahre so intensiv auf Heilung vorbereitet.
Im Grunde mache ich jetzt schon viel mehr Seminare als ich es mir für dieses Jahr vorgenommen habe, aber seit Lakeland habe ich das Gefühl, dass es eine Zeit ist in der man Gas geben sollte und nicht bremsen. Ich will gerne einen Beitrag dazu leisten, dass Gottes Kraft mehr nach Deutschland kommt als wir es jetzt kennen. Da meine Hauptgabe und -berufung Lehre ist, will ich gerne mehr über göttliche Heilung lehren, schreiben, predigen usw. Wenn jemand an einem Heilungsseminar interessiert ist, hier ist der Flyer mit meinem Angebot.

Wir sollten den geistlichen Drive der gerade da ist ausnutzen um so weit wie möglich mit dieser Welle zu schwimmen. Gleichzeitig müssen wir Formen und Wege finden um Gottes Power „deutschlandkompatibel“ zu bekommen. Mir ist klar, dass in Deutschland Massenveranstaltungen und laute Prediger nicht so ankommen wie in USA. Aber Gottes Kraft kann auch hier wirken. Ich mache gerne Seminare mit kleinen Gruppen und auch mit Christen, die nicht so sehr an das Übernatürliche gewöhnt sind. Aber auch mit total charismatischen Gruppen. Auf jeden Fall bin ich sicher, dass ich etwas dazu bei zu tragen habe, dass Gottes Übernatürlichkeit in Deutschland sichtbarer wird.

6 Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater.
7 Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott. (Galater 4,6-7 nach der Einheitsübersetzung)

Durch die Wiedergeburt sind wir Kinder Gottes und haben Gottes Geist empfangen und der ruft: “Abba, Vater”. Wir sind heute so sehr daran gewöhnt, Gott als Vater zu kennen, dass wir uns gar nicht mehr vorstellen können, was es für eine Revolution war, dass Jesus Gott “Vater” nannte. Vor Jesus kannte man Gott nur als Herrn, aber nie als Vater, als Geliebten oder als Freund. Viele der frommen Schriftgelehrten nahmen Anstoss daran, dass Jesus einen so vertrauten Umgang mit Gott pflegte. Sie hielten es für Gotteslästerung, dass ein Mensch sagte, Gott wäre sein Vater.
Später benutzten die Jünger Jesu diese intime Anrede weiter, aber es war auch für sie mehr als eine Anrede, es war ihre Offenbarung: Gott war ihr Vater.
Im Grunde kann man nur in zwei Beziehungen zu Gott stehen und darüber redet Paulus hier. Entweder man ist Gottes Knecht, sein Angestellter, oder man ist sein Kind. Es ist schon gut, der Knecht des allmächtigen Gottes zu sein, aber das ist es nicht, was Gott sich für uns vorstellt. Es ist viel mehr, dass wir Kinder des höchsten Gottes sind.
Gott sieht uns nicht als Leute, die für ihn arbeiten. Es geht ihm nicht darum, dass wir uns amortisieren und dass es sich irgendwann gelohnt haben wird, uns zu retten. Gott sieht uns als seine Kinder. Es ist eine Liebessache, keine wirtschaftliche Rechnung.
Wenn wir Söhne und Töchter Gottes sind, dann sind wir auch Erben. Alles, was Gott gehört, das gehört auch uns. Der Begriff “Erbe” ist vielleicht etwas missverständlich. Paulus redet hier nicht über etwas, das wir bekommen, wenn Gott einmal tot ist. Das würde uns nichts nutzen, denn Gott lebt ewig. Paulus führt hier einen Gedanken zu Ende, den er im letzten Abschnitt (Galater 4,1-5) begonnen hat. Erbe ist etwas, das Söhne und Töchter bekommen wenn sie reif genug sind, ordentlich damit umzugehen. Das, was Gott uns geben will hat etwas mit Reife und der Beziehung zu unserem himmlischen Vater zu tun und mit nichts anderem

Vor einiger Zeit fragte Sam nach einer Übersicht über die ganzen Heilungsposts. Ich fand die Idee gleich gut, aber es war schwer, eine solche Übersicht an zu legen. Nun gut, hier ist sie. Ich hoffe, die Sache wird dadurch (noch) übersichtlicher.

Die Übersicht erscheint auch in der oberen Navigation, weil Heilung ganz einfach ein Hauptthema dieses Blogs ist.

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