5 Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus.
6 Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern erfüllt als Sklaven Christi von Herzen den Willen Gottes!
7 Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen.
8 Denn ihr wißt, daß jeder, der etwas Gutes tut, es vom Herrn zurückerhalten wird, ob er ein Sklave ist oder ein freier Mann.
9 Ihr Herren, handelt in gleicher Weise gegen eure Sklaven! Droht ihnen nicht! Denn ihr wißt, daß ihr im Himmel einen gemeinsamen Herrn habt. Bei ihm gibt es kein Ansehen der Person. (Epheser 6,5-9 nach der Einheitsübersetzung)

Solche Verse haben für uns heute etwas Fremdes. Sklaven gibt es ja zum Glück nicht mehr, aber zu Zeiten des römischen Reiches lebten in den Städten etwa ein Viertel der Menschen als Sklaven. Sie gehörten sich nicht selber sondern waren der Besitz ihrer Herren und müssten ohne Lohn für diese arbeiten.
Sklaven gehörten also zum normalen Stadtbild dazu und machten eine eigene Bevölkerungsgruppe aus. Es liegt nahe, dass es auch in den Gemeinden Menschen gab, die die Sklaven anderer waren, deswegen schreibt Paulus auch für sie. Wenn wir diese Stelle auf die heutige Zeit übertragen, dann geht es um das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und die Arbeitsethik.
Es geht nicht an, seine Arbeit halbherzig und grummelig zu tun, sondern wir sollten uns auch auf der Arbeit jesusmäßig verhalten und ein Zeugnis sein. Viele Christen denken, dass sie gerne „nur noch für Jesus arbeiten würden“ und meinen damit, dass sie dann nur noch für die Gemeinde arbeiten würden. Sie übersehen dabei, dass es keine „hauptamtlichen“ und „nebenberuflichen“ Christen gibt – es gibt nur hauptamtliche. Wir sind alle 24 Stunden am Tag Christen und dienen Jesus in jeder Situation unseres Lebens.
Wir sollten unser ganzes Leben für den Herrn leben und nicht einige Segmente für Jesus und andere nicht. Auch wenn wir arbeiten gehen, sollten wir es für den Herrn machen. Desgleichen wenn wir arbeitslos sind – wir sollten uns dann nicht gehen lassen und vor der Playstation versumpfen sondern weiterhin jesusmäßig leben.

Auch hier dreht Paulus den Spieß um und redet auch über die andere Seite. Arbeitgeber können sich auch sehr unjesusmäßig verhalten und schlechte Löhne bezahlen oder schlechte Arbeitsbedingungen schaffen. Während ich diesen Kommentar schreibe gibt es dauernd Diskussionen in der Presse um genau diese Sachen. Trotz hoher Gewinne entlassen Banken ihre Angestellten. Andere Mitarbeiter müssen unnötigen Lohnkürzungen leben oder arbeiten unter schlechten Bedingungen. Das sind alles Dinge gegen die Gott ist und das hat er in seinem Buch auch klar gesagt.
Unternehmensführung nach christlichen Werten ist schon immer ein brisantes Thema gewesen und wird wohl auch immer aktuell sein.
Es wäre interessant, einmal zu sehen, wie sich die wirtschaftliche Situation eines Landes ändern würde, wenn alle versuchen würden, so zu leben und zu arbeiten, wie der Herr es gut findet.

3. Prinzipien
Prinzipien sind „geistliche Gesetze“, die hinter Modellen und Zeugnissen stehen. Wenn etwas funktioniert, liegt es nicht an der Art und Weise, wie es gemacht wurde, sondern an dem zugrunde liegenden Prinzip. Deshalb sollten wir auch beim Bibellesen nicht vordergründig auf die Modelle und Zeugnisse schauen, sondern dahinter, um herauszufinden, was hinter all dem steckt. Wenn wir erst einmal das Prinzip entdeckt haben, können wir daraus Modelle entwickeln, die für unser eigenes Leben funktionieren (oder biblische Modelle übernehmen, die das tun) und kommen letztlich auch in die schöne Situation, dass wir Zeugnisse davon weitergeben können, was Gott getan hat.

Beispiel für Zeugnis-Modell-Prinzip: Geistestaufe in der Apostelgeschichte

Als aber die Apostel zu Jerusalem hörten, dass Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen. Diese kamen hinab und beteten für sie, dass sie den heiligen Geist empfingen; denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren nur getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den heiligen Geist. – Apostelgeschichte 8,14-17

Zeugnis – sie empfingen den Heiligen Geist. Petrus und Johannes hatten eine wunderbare Erfahrung gemacht. Wenn man das liest, wird man direkt neidisch, oder positiv ausgedrückt: man will das auch erleben.
Modell – sie legten Hände auf. Früher dachte ich, das wäre die einzige Möglichkeit, den Heiligen Geist zu empfangen, dass man unter Handauflegung dafür betet. Leider gibt es Christen, die mit Handauflegung wenig anfangen können und diese auch nicht zulassen würden. Diese konnten – meiner Meinung und Praxis nach – den Heiligen Geist nicht empfangen. Pech gehabt!
Erst sehr viel später las ich, dass es in der Apostelgeschichte noch andere Arten gibt, den Heiligen Geist zu empfangen:
• Viele haben ihn spontan an Pfingsten empfangen, als er ausgegossen wurde (vgl. Apg.2).
• Während einer Predigt von Petrus fällt der Heilige Geist auf alle Zuhörer (Apg. 10,44-48).
Prinzip – Gott will, dass wir als Christen seinen Heiligen Geist haben. Das prophezeite schon Jesus: Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden. (Johannes 16,7).
Auf welche Weise der Heilige Geist kommt und uns erfüllt, ist zweitrangig, auf das Prinzip kommt es an.
Nicht immer kann man alle drei Bereiche klar voneinander unterscheiden, aber immer kommt es darauf an, das Prinzip zu entdecken, das hinter einer Handlung steht. Statt eine Sache einfach zu kopieren und nachzumachen sollte das Prinzip, das worum es eigentlich geht, umgesetzt werden.

Beispiel: Fußwaschung
In Johannes 13 wird die Geschichte vom letzten Abendmahl Jesu und seiner Jünger erzählt. Johannes beschreibt, wie Jesus niederkniet, um seinen fassungslosen Jüngern die Füße zu waschen. Die Geschichte endet mit einer Aufforderung:

Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füße waschen. Denn ein Vorbild habe ich euch gegeben, damit auch ihr tut, wie ich euch getan habe. (Verse 14-15).

Manche Christen, gerade die Adventisten, nehmen diese Aufforderung wörtlich und praktizieren vor dem Abendmahl die Fußwaschung. So löblich ich es finde, die Bibel beim Wort zu nehmen, ich denke nicht, dass das so gemeint war. Jesus hat uns hier ein Vorbild (andere Übersetzer schreiben: ein Beispiel) gegeben, wie wir miteinander umgehen sollen.
Wenn man damals ein Haus betrat, hatte man gewöhnlich staubige oder verschwitzte Füße, denn man trug ja nur Sandalen. Die Füße wurden von Sklaven gewaschen. Jesus zeigte, dass wir einander dienen sollen und uns auch nicht zu schade sein sollen, die niedrigsten Aufgaben füreinander zu übernehmen. Das ist das Prinzip dahinter, die buchstäbliche Fußwaschung war nur ein Modell, dass Jesus benutzte, um dieses Prinzip zu erläutern.
Heute nützt es uns nichts mehr, wenn uns jemand die Füße wäscht, aber es gibt andere Dinge, mit denen wir uns gegenseitig helfen können und die eine Haltung der Demut gegeneinander zum Ausdruck bringen.
Ein gutes Modell für unsere Tage könnte es z.B. sein, beim Umzug zu helfen.

Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern, wie es vor dem Herrn recht ist.
2 Ehre deinen Vater und deine Mutter: Das ist ein Hauptgebot, und ihm folgt die Verheißung:
3 damit es dir gut geht und du lange lebst auf der Erde.
4 Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn!  (Epheser 6,1-4 nach der Einheitsübersetzung)

Nun wendet sich Paulus an die Kinder. Ihnen hat er nur einen guten Rat mit zu geben: „gehorcht Euren Eltern“. Ich frage mich, ob den Kindern wohl aus dem Brief vorgelesen wurde? Vielleicht, aber es ist zweifelhaft, ob sie dann die Autorität eines Paulus richtig einschätzen konnten. Vermutlich werden wohl eher die Eltern den Brief gelesen haben.
Für Kinder ist es sehr wichtig unter eine guten Autorität zu sehen und erzogen zu werden. Experimente mit „antiautoritärer Erziehung“ haben gezeigt, dass Kinder ein echtes Problem im Leben bekommen, wenn sie keine ordentliche Erziehung bekommen haben. Tatsächlich werden gerade in den ersten Lebensjahren viele Fundamente gelegt, auf die ein Mensch später sein Leben aufbaut – das kann positiv oder negativ sein, man kann sein Leben lang von seiner Kinderstube profitieren oder lebenslang darunter leiden.

Erzieh den Knaben für seinen Lebensweg, dann weicht er auch im Alter nicht davon ab. (Sprüche 22,6 nach der Einheitsübersetzung)

Unter den Zehn Geboten gibt es eines, das vorschreibt, Vater und Mutter zu ehren. Es ist das erste Gebot, an das sich eine Verheissung knüpft: „damit Du lange lebst“. Das interessant, denn es zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen einem langen Leben und einer guten Erziehung gibt. In den Zehn Geboten ist es quasi vorausgesetzt, dass die Kinder nach den Richtlinien Gottes erzogen werden und seine Gebote gelehrt werden. Das bringt Leben! Gottes Wege schützen vor Gefahren und auf ihnen leben wir im Segen:

Mein Sohn, achte auf meine Worte, neige dein Ohr meiner Rede zu! Laß sie nicht aus den Augen, bewahre sie tief im Herzen! Denn Leben bringen sie dem, der sie findet, und Gesundheit seinem ganzen Leib. (Sprüche 4,20-22 nach der Einheitsübersetzung)

Eine gute geistliche Erziehung ist viel wert! Deswegen bringt Paulus auch noch die andere Seite; er wendet sich nicht  nur an die Kinder sondern auch an die Erzieher. Eltern sollen ihre Kinder nicht reizen sondern sie in dem unterrichten, was Jesus gesagt und getan hat. Eltern, die einfach nur ihren Kindern die Bibel um die Ohren hauen und Gehorsam fordern, gleichzeitig aber nicht jesusmäßig vorleben und lehren, sollten bei sich selbst beginnen und nicht bei ihren Kindern – mag sein, dass sich deren Verhalten gravierend ändert, wenn die Eltern mehr von Jesus ausstrahlen!

Vorsicht mit Zeugnissen!
Eine Sache, die mir bei der Umsetzung der Bibel geholfen hat, ist eine Unterscheidung aus der Gemeindebauliteratur. Nämlich die Unterscheidung von Modell, Zeugnis und Prinzip(1) . Diese Unterscheidung hat nicht nur in Bezug auf Modellgemeinden ihre Berechtigung, sondern auch in der Bibelauslegung.
Bevor wir anfangen umzusetzen, wollen wir lernen, die drei Begriffe voneinander zu unterscheiden, um zu einem tieferen (praktischen) Verständnis der Bibel zu gelangen. Weil die Bibel eben nicht das „Buch von Gott“ ist, sondern das „Buch der Beziehung Gottes mit den Menschen“, finden wir alle drei Bereiche bunt nebeneinander.

1. Zeugnisse

Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen! – Lukas 10,17

Das ist ein typisches Zeugnis. Die Jünger hatten etwas erlebt und berichten jetzt davon. Zeugnisse gibt es viele in der Bibel. In allen Bibelbüchern sind Erfahrungen mit Gott überliefert, die jemand vor langer Zeit gemacht hat. Die Gefahr für die Umsetzung ist nun, dass nicht alles, was jemand mit Gott erlebt hat, auch universal umsetzbar ist. Mit anderen Worten: was bei mir funktioniert hat und wovon ich begeistert bin, muss bei Dir noch lange nicht klappen!
Viele seltsame Theologien und Praktiken haben ihren Ursprung in Zeugnissen.

2. Modelle
In der Bibel kommen nicht nur einzelne Personen vor, es ist auch die Rede von Gemeinden, Diensten usw. Diese haben eine Struktur, ein Modell, nach dem sie funktionieren. Ein Modell ist nichts weiter als eine Art, etwas zu machen. Das gilt im Grossen wie im Kleinen. Gemeinden haben ein Modell, aber auch einzelne Personen können ein Modell für ihren Dienst haben. Ich wage zu behaupten, dass wir alle in irgendeiner Weise Modell haben, nach denen wir unser Christsein und unseren Dienst leben.
Ein Modell entwickelt sich normalerweise aus Zeugnissen. Das, was funktioniert hat, wird wiederholt. Gefährlich wird es, wenn Modelle der Bibel eins zu eins übertragen werden sollen. Wer hat nicht schon einmal von der Gemeinde nach dem Neuen Testament oder der Bibel gehört? Es ist ja auch eine gute Sache, biblisch sein zu wollen. Tatsache ist aber, dass sich das biblische Modell nicht finden lässt. Weder für den einzelnen, noch für die Gemeinde. Die Bibel ist in Bezug auf Modelle im Höchstmass pluralistisch, das zeigt sich z.B. darin, dass sich Vertreter der verschiedensten Leiterschaftsmodelle alle auf die Bibel berufen. Gemeinden, die von einem Ältestenkreis ohne Pastor geleitet werden, berufen sich ebenso auf die Bibel wie pastoralgeleitete Gemeinden.
Da die Bibel kein Modell lehrt, sollten wir mit Modellen genauso vorsichtig sein, wie mit dem Umsetzen von Zeugnissen.

Beispiel: Heilungsgebet bei Vineyard
Das ist zwar kein biblisches Beispiel, illustriert aber hervorragend, wie sich Modelle verselbständigen können. John Wimber schreibt(2) :
Immer wieder werde ich gefragt, warum viele Mitglieder der Heilungsteams der Vineyard Christian Fellowship ihre Hände nicht wirklich auflegen, sondern sie oft in einiger Entfernung halten. Darauf kann ich nur antworten, dass durch gewisse Umstände manchmal seltsame Bräuche entstehen…
Bis zum Jahre 1983 traf sich die Vineyard Christian Fellowship immer in der Turnhalle eines Gymnasiums, in der es keine Klimaanlage gab. Im Sommer (und gelegentlich auch um Winter) beträgt die Außentemperatur bei uns oft 32 Grad, manchmal steigt sie sogar bis auf 37 Grad an; in der Turnhalle war es dann natürlich noch viel wärmer. Wegen der Hitze und weil alles klebte, legte immer nur einer dem Kranken richtig die Hände auf, die anderen Mitglieder des Gebetsteams hielten ihre Hände über den Menschen, ohne ihn zu berühren. 1983 zogen wir in ein Gebäude mit Klimaanlage um; obwohl die Temperatur nun erträglich war, hielten viele nach wie vor ihre Hände nur über die Kranken, ohne sie richtig aufzulegen. Menschen aus anderen Kirchen und aus anderen Teilen der Welt, die an unserem Heilungsseminaren teilnahmen, haben diese Art zu beten einfach übernommen.
Ich glaube nicht, dass es falsch ist, für einen Kranken mit ausgestreckten Händen zu beten, ohne sie ihm wirklich aufzulegen, besonders dann nicht, wenn wenigstens einer aus dem Gebetsteam dem Hilfesuchenden die Hände auflegt. Trotzdem ist der Gedanke amüsant, dass Tausende Menschen auf der ganzen Welt sich angewöhnt haben, auf diese Weise zu beten, nur weil wir früher in einer heißen Turnhalle zusammenkamen.

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Anmerkungen
(1) Christian A.Schwarz: Die natürliche Gemeindeentwicklung, Seite 59.
Schwarz nimmt noch das „Programm“ in seine Unterscheidung auf, jedoch scheint mir dieses hermeneutisch unwichtig.
(2) Heilung in der Kraft des Geistes, Seiten 203f

Umsetzen – das Wort leben

„Viele drängende Probleme der heutigen Gemeinde sind eigentlich Auseinandersetzungen, die mit der Überbrückung der hermeneutischen Kluft zu tun haben, mit dem Übergang von dem „Damals-und-dort“ des ursprünglichen Textes zum „Hier-und-jetzt“ unseres Lebens“ – Fee/Stuart

Das Ziel der Unterweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. – 1.Timotheus 1,5 nach der Einheitsübersetzung

Das Ziel unseres Bibelstudiums ist es nicht, ein mögliches umfangreiches Bibelwissen zu bekommen (das ist nur ein schöner Nebenaspekt!), sondern dass unser Leben und Charakter nach Gottes Maßstäben verändert wird. Dazu ist es nicht nur nötig, das Wort Gottes zu lesen und zu verstehen; es ist nötig, es umzusetzen und zu leben.

Jesus selber sagt das im Gleichnis:

Ein jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, ist einem klugen Manne zu vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde wehten und an dieses Haus stießen, fiel es nicht; denn es war auf den Felsen gegründet.
Und ein jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, wird einem törichten Manne gleich sein, der sein Haus auf den Sand baute. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde wehten und an dieses Haus stießen, da fiel es, und sein Fall war groß. – Matthäus 7,24-27

Und auch Jakobus schlägt in diese Kerbe:

Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein, womit ihr euch selbst betrügen würdet.
Denn wer nur Hörer des Wortes ist und nicht Täter, der gleicht einem Manne, der sein natürliches Angesicht im Spiegel beschaut; er betrachtet sich und läuft davon und hat bald vergessen, wie er gestaltet war. – Jakobus 1,22-24

Glaube muss auf das Wort Gottes gegründet sein und Werke haben

  • Paulus schreibt von der Gerechtigkeit aus Glauben: Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen; denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: «Der Gerechte wird infolge von Glauben leben».- Römer 1,16-17
  • Dieser Glaube ist Glaube, der seine Substanz aus dem Wort Gottes bezieht: Demnach kommt der Glaube aus der Predigt, die Predigt aber durch Gottes Wort. – Römer 10,17 (s.a. 2.Petrus 1,16)
  • Aber dieser Glaube braucht Werke, ohne die er tot ist: Da siehst du doch, dass der Glaube zusammen mit seinen Werken wirksam war und dass der Glaube durch die Werke vollkommen wurde.
    Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne Werke tot. – Jakobus 2,22.26

Der einzige Teil der Bibel, der jemals für dich funktionieren wird ist der, den du bekennst und befolgst! (1)

–> Also setzen wir das, was wir aus der Bibel verstanden haben, auch so um, wie wir es verstanden haben. Zur Orthodoxie (Rechtgläubigkeit) muss sich die Orthopraxie (Rechttätigkeit) gesellen. Natürlich kommt es auf beiden Seiten zu Fehlern. Im Bereich der Orthodoxie habe ich es bereits erwähnt, das gleiche gilt natürlich auch für die Orthopraxie. Aber das kann kein Argument gegen das Umsetzen sein. Besser aus gutem Gewissen etwas Falsches machen (und später den Fehler erkennen und korrigieren), als auf Sicherheit warten und gar nichts tun!
Ein Auto (gerade ohne Servolenkung) lässt sich leichter lenken, wenn es fährt.

Meditation
Bevor wir das Wort leben kommt eine Zeit, in der wir es intensiv aufnehmen und uns von ihm prägen lassen. Oft denken wir, dass es reicht Bibel zu lesen. Tatsächlich verändert uns Bibellesen in den seltensten Fällen, wenn wir nur schnell über den Text huschen.
Auf der ersten Seite dieses Skripts ist Psalm 1 zitiert: Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, / nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. (Verse 1 und 2)
„Sinnen“ ist das hebräische Verb hagar, das soviel bedeutet wie murmeln. Es geht also um eine so tiefe Beschäftigung mit dem Wort, dass man selbstvergessen zu murmeln beginnt. Man ist so tief im Wort, dass man beginnt, laut zu denken. Erst dann wird das Wort uns wirklich prägen.
Um das Wort zu leben müssen wir es erst einmal glauben. Der Glaube kommt aus dem Wort (Römer 10,17). Deshalb ist es von größter Wichtigkeit, dass wir anfangen, uns von Gottes Wort zu ernähren, es zu lesen und betend darüber zu meditieren.

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Anmerkungen:
(1) Andreas Herrmann: Gottes Heilungspower heute erleben, Seite 116

Was ist Gottes Charakter?
Nun gilt es natürlich zu klären, was der Charakter Gottes ist. Seltsamerweise gibt es an diesem Punkt nicht immer Einheit. Manche Theologen vertreten ein Bild von Gott, das einfach schrecklich ist. (1)
Aber im Allgemeinen kann man wohl sagen, dass Gottes Charakter von zwei Eigenschaften hauptsächlich geprägt wird(2):

1. Gott ist Liebe
So heißt es wörtlich in 1.Johannes 4,8.16. Gott liebt, und das umfasst alle Aspekte liebevoller Zuwendung. Gott ist barmherzig, gütig, gnädig, langmütig usw.

2. Gott ist gerecht
Gott ist ein gerechter Richter, heißt es in Psalm 7,11. Gottes Gerechtigkeit umfasst Aspekte wie Heiligkeit, kein Ansehen der Person usw.

Beide Aspekte ziehen sich durch die ganze Bibel von Anfang bis Ende durch. Unsere Bibelauslegung muss sich an ihnen orientieren. Wir sollten uns die Frage angewöhnen: „Wie passt diese oder jene Stelle zum Charakter Gottes?“. Wohlgemerkt: Gott ist nicht gerecht, aber auch barmherzig. Er ist beides und gleichzeitig. Manchmal, wenn Christen über diese beiden Pole von Gottes Charakter reden klingt es, als wäre Gott schizophren. Das ist er nicht.

Beispiel: das Heil
Die offensichtliche Existenz eines Himmels und einer Hölle hat die Christen zu allen Zeiten beschäftigt. Der Himmel war dabei sicherlich das kleinere Problem, denn auf ihn konnte man sich freuen. Wie aber sieht es mit der Hölle aus? Wie passt die Existenz einer Hölle zum Charakter Gottes?
In Bezug auf die Ewigkeit und Himmel und Hölle passen eigentlich zwei Alternativen nicht zum Charakter Gottes:
• Allversöhnung: jeder kommt in den Himmel, ungeachtet der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes
• Allverdammnis: jeder kommt in die Hölle, ungeachtet der Liebe und Barmherzigkeit Gottes
Das Evangelium lehrt uns eine Alternative, die mit Gottes Charakter sehr gut vereinbar ist: es gibt eine Hölle, denn der Gerechtigkeit muss Genüge getan werden. Man muss aber nicht verdammt werden, denn Gottes Liebe hat in Jesus Christus einen Ausweg geschaffen.

Brillen, durch die wir die Bibel betrachten sind ein eigenes Thema, das wir hier leider nicht weiter vertiefen können. Hier wird es erkenntnistheoretisch interessant, denn wir sehen immer nur das, was wir suchen. Jeder von uns geht beim Bibellesen von Axiomen aus, von Grundwerten, die nicht klar in der Schrift stehen, unser Verständnis von ihr aber nachhaltig prägen.
Solche Axiome können der „freie“ oder „unfrei“ Wille sein, der Grundansatz „die Bibel ist Gottes Wort“, oder eben nicht, usw.
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Anmerkungen:
(1) So schreibt z.B. Thorsten Brenscheidt in „Gott auf charismatisch“: „Gott will uns also nicht streicheln, sondern ermahnen, strafen und schlagen. Darin zeigt er seine Liebe.“ (…) „Das Kennzeichen des christlichen Lebens ist nicht Zärtlichkeit, Umarmen, Geniessen und Aufatmen, wie der Titel der Zeitschrift lautet, sondern Kämpfen, Überwinden, Widerstehen und das eben erwähnte Ausharren.“
Mir ist absolut unverständlich, wie man (als Christ!) zu einer solchen Ansicht über Gott gelangen kann – und dann auch noch mit diesem Gott leben will!
(2) Es ist seltsam, dass man sich in der theologischen Literatur bisher hauptsächlich mit Gottes Eigenschaften (kreativ, ewig usw.) und seinen göttlichen Attributen (Allmacht, Allgegenwart usw.) auseinander gesetzt hat und so wenig mit seinem Charakter.

schöne Seite, gute Leute (so weit ich das auf die Entfernung beurteilen kann). Sieht aus wie ein Stück Heimat in der Ferne:

http://www.deliverancebiblechurch.com/

Hier noch ein Video vom Pastor beim Tätowierer:

http://www.youtube.com/watch?v=KjF2B7q9RiQ

Danke an Stefan und Tina für die Links.

5. Von Gottes Charakter her denken
Ein Schriftstück lässt immer auf seinen Autor schließen. Wenn man ein Buch schreibt, spiegelt sich unvermeidbar der eigene Charakter in dem Werk wider. Das Gleiche gilt aber auch umgekehrt: man macht die Auslegung eines Schriftstückes vom Charakter des Schreibers abhängig. Wenn ich von meinem besten Freund einen fürchterlich gemeinen Brief bekomme, weiss ich, dass er es nicht so gemeint haben wird. Ich suche nach anderen Erklärungen. Vielleicht hatte er einen schlechten Tag, als er den Brief geschrieben hat. Vielleicht hat er sich gerade über etwas geärgert, war krank oder sonst etwas.

So ähnlich, wie wir einen Brief lesen, sollten wir auch die Bibel lesen. Natürlich können wir davon ausgehen, dass Gott nicht krank war oder einen schlechten Tag hatte, als er etwa das dritte Buch Mose inspirierte, aber wir sollten uns dennoch angewöhnen, den Charakter Gottes in die Bibellese mit einzubeziehen und Aussagen, die offensichtlich nicht zum Charakter Gottes passen, noch einmal zu überdenken und gegebenenfalls nach anderen Auslegungsmöglichkeiten Ausschau halten.

Beispiel: Ehescheidung

Im Gesetz des Mose heißt es: Wenn jemand ein Weib nimmt und sie ehelicht, und sie findet nicht Gnade vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, so soll er ihr einen Scheidebrief schreiben und ihr denselben in die Hand geben und sie aus seinem Hause entlassen. (5.Mose 24,1)

Wie so oft wurde das, was ursprünglich von Gott als Ausweg aus einer extremen Situation zugelassen wurde, von den Menschen missbraucht. Mit der Zeit wurde „etwas Schändliches“ immer weiter ausgelegt, und zu Jesu Zeiten gab es die theologische Richtung von Rabbi Hillel, für den etwas Schändliches alles sein konnte, was einem Mann missfiel. Nach Ansicht der Anhänger Hillels „konnte ein Mann sich scheiden lassen, wenn seine Frau das Essen versalzen hatte, wenn sie sich öffentlich ohne Kopfbedeckung hatte sehen lassen, wenn sie mit Männern auf der Strasse gesprochen hatte, wenn sie zänkisch war oder in Gegenwart ihres Mannes unehrerbietig von ihren Schwiegereltern sprach, wenn sie ein unangenehmes, streitsüchtiges Wesen besaß. Ein gewisser Rabbi Akiba behauptete, der Ausdruck: wenn sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, bedeute, dass ein Mann sich von seiner Frau scheiden lassen könne, wenn er einer Frau begegne, die ihm attraktiver erscheine als seine eigene Frau.“ (Barclay)

Vom Charakter Gottes her ist so eine Auslegung natürlich untragbar! Wie kann man annehmen, dass ein Gott der Liebe so etwas wirklich gemeint haben könnte?
Jesus selber legt diese Stelle wieder vom Charakter Gottes her aus gegen den Geist und die Lehrmeinung großer Rabbiner seiner Zeit und betont, dass die Ehe etwas Heiliges ist, dass der Mensch nicht zu brechen hat, und dass der Scheidebrief nur für absolute Notfälle da ist (Matthäus 19), dass Ehescheidung Gott aber überhaupt nicht gefällt.
Seine Einstellung ist so radikal, dass seine Jünger entsetzt reagieren: Hat ein Mensch solche Pflichten gegen seine Frau, so ist es nicht gut, zur Ehe zu schreiten! (Matthäus 19,10)
Diese Haltung zur Ehe ist nur ein Beispiel unter vielen. Im Namen eines liebenden Gottes werden grauenhafte Dinge getan – und auf die Bibel gestützt. Wer vom Charakter Gottes her denkt und an die Bibel herangeht, sieht auf den ersten Blick, dass Gott nicht gemeint haben kann, dass Menschen getötet und Frauen unterdrückt werden sollen. Der Gott, an den wir glauben, könnte kein Buch schreiben, dass solche Dinge beinhaltet.

Bibelauslegung muss sich also immer mit dem Charakter Gottes vereinbaren lassen. Ich erwähnte bereits, dass wir die Bibel immer durch eine Brille sehen. Hier ist eine Brille, durch die wir den Bibeltext klarer und schärfer sehen. Durch den Charakter Gottes.

28 Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.
29 Keiner hat je seinen eigenen Leib gehaßt, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche.
30 Denn wir sind Glieder seines Leibes.
31 Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein.
32 Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche.
33 Was euch angeht, so liebe jeder von euch seine Frau wie sich selbst, die Frau aber ehre den Mann.  (Epheser 5,28-33 nach der Einheitsübersetzung)

Kennst Du es auch, dass Du etwas in der Bibel liest und es gerne machen würdest, aber einfach nicht weisst, wie es geht? Du kannst Dir einfach nicht vorstellen, wie es geht? Ich kann mir vorstellen, dass es vielen so geht, wenn Paulus sagt, dass die Männer ihre Frauen so lieben sollen wie Christus die Gemeinde. Paulus hat scheinbar selber diese Schwierigkeit vorausgesehen und hat noch eine praktische Erklärung dran gehängt.
Wir brauchen oft ein irdisches Bild, etwas das wir vor Augen haben, um geistliche Zusammenhänge zu verstehen. Deswegen hat Jesus so viel in Gleichnissen gepredigt, damit Gottes Reich nicht abstrakt bleibt, sondern man es anfassen kann.
Wenn Du nicht weisst, wie Christus die Gemeinde liebt, dann liebe Deine Frau einfach wie Dich selbst. Diese Liebe ist gewiss nicht nur ein Lippenbekenntnis oder unpraktisch – sie zeigt sich in Taten. Tue Ihr das, was Du selber Dir wünschst. Das ist generell ein guter Tipp wenn man für andere betet oder versucht, ihnen etwas Gutes zu tun. Was wollen andere? Vermutlich dasselbe wie Du. Es ist einfach für andere zu beten und sie zu lieben: Wünsche ihnen, was Du Dir selber wünschst.
Mann und Frau haben eine tiefe Bindung. Dass ein Mann Vater und Mutter verlassen wird ist ein Zitat aus dem Schöpfungsbericht, es steht in 1.Mose 2,24. Die beiden bilden ein Fleisch, sie leben zusammen, haben denselben Nachnamen und sind ein Team. Wenn Paulus das auf die Kirche deutet heisst es, dass unsere Gemeinschaft und die Beziehung zu Jesus genauso eng und intensiv ist, wie die zwischen Mann und Frau. Wir sind zueinander hingezogen und lieben uns. Wir wollen uns nicht mehr trennen und bleiben auf ewig zusammen. Die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde ist super tief und fest.

4. Die Summe des Wortes ist Wahrheit
Ein weiteres Prinzip der Bibelauslegung ist es, Zusammenhänge zu beachten. Dabei geht es sowohl um engere als auch um weitere Zusammenhänge bis hin zur Gesamtbibel.
In Zusammenhängen zu denken kann man lernen, aber es ist ein oft vergessenes Prinzip. Die Verszählung, die ja auch für das Auffinden eines Bibelverses von größter Bedeutung ist, ist nicht inspiriert, ebenso wenig die Überschriften der einzelnen Bibelkapitel und Sinnabschnitte. Das sind alles Dinge, die von Theologen und Bibelforschern zugefügt wurden, um den Umgang mit der Bibel zu erleichtern. So nützlich solche Hilfen in der Praxis auch sind, verstellen sie uns doch manchmal den Blick auf die Zusammenhänge. Wir denken oft eher in Versen, oder sogar Versfragmenten (Philipper 2,3b!) als in ganzen Kapiteln, Büchern oder sogar der ganzen Bibel.
Wir sollten uns deswegen immer wieder mal vor Augen halten, dass Paulus ja nicht einfach geschrieben hat „durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (Römer 3,20b). Sondern dass er einer Gemeinde in Rom einen Brief geschrieben hat und dieser Vers nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus diesem Brief ist. Der Brief wiederum ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der Theologie des Neuen Testamentes und das Neue Testament ein Teil der Bibel.
Ein Vers darf nicht im Widerspruch zum ganzen Buch stehen, in dem er überliefert ist. Wir können mit Sicherheit annehmen, dass Paulus nicht an einer Stelle eines Briefes etwas sagt, dem er an anderer Stelle widerspricht. Da aber die ganze Bibel das Wort Gottes ist, kann auch nicht eine Aussage im Gegensatz zur Gesamtbibel stehen. Psalm 119,160 bringt dieses Prinzip auf einen schönen Punkt:
Die Summe deines Wortes ist Wahrheit.
Die einzelnen Teile der Summe können manchmal widersprüchlich aussehen, aber ich bin davon überzeugt, dass sich solche Widersprüche durch nachdenken und beten ausräumen lassen.

Beispiel: Die Bekehrung des Saulus
Ein Beispiel dafür, wie sich Widersprüche zwischen Bibelstellen auflösen lassen, wenn wir den Zusammenhang beachten, zeigt die Bekehrung des Saulus.
Von dieser Geschichte gibt es drei Versionen in der Apostelgeschichte, nämlich in den Kapiteln 9, 22 und 26. Auf den ersten Blick scheinen sich diese Geschichten zu widersprechen, aber das kann ja eigentlich nicht sein, weil wir Lukas schon zutrauen können, einen Bericht zu schreiben, der wenigstens in sich logisch ist. Wenn man alle Texte unter dieser Prämisse untersucht, wird man feststellen, dass sich die Berichte nicht widersprechen.
[das habe ich schon mal gebloggt, deswegen nur ein Link]

Beispiel: gegenseitige Unterordnung
Ein Beispiel, wie Verszählung und Überschriften manchmal den Sinn verstellen können, entnehme ich der Genfer Studienbibel(1). Epheser 5,21-23:

21 ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes.

Mann und Frau in Gottes Lebensordnung. Christus und die Gemeinde
22 Ihr Frauen ordnet euch euren eigenen Männern unter gleichwie dem Herrn;
23 denn der Mann ist das Haupt der Frau….

Zwischen Vers 21 und 22 ist nicht nur ein Seitenumbruch, sondern auch eine neue Überschrift. Das erweckt den Eindruck, dass hier ein neuer Sinnabschnitt anfängt und Paulus über etwas anderes redet als vorher. Leider wird es oft auch so gepredigt. Predigten über die Unterordnung der Frau unter den Mann kenne ich viele, aber wie selten wird der 21.Vers mit einbezogen und klargestellt, dass es um gegenseitige Unterordnung geht und dieses Prinzip nur noch einmal für Frauen konkretisiert wird?
Im Griechischen steht sogar ein Komma zwischen diesen Versen!

Tipp – die gesamte Bibel in den Blick bekommen
Um gesamtbiblischer zu denken, gibt es verschiedene Werkzeuge und Methoden.
1. Nicht nur den einen Vers lesen, sondern auch den davor und den danach. Es empfiehlt sich, kapitelweise Bibel zu lesen. Bei kurzen Büchern kann man auch das komplette Buch lesen.
2. Fußnoten und Anmerkungen verwenden. Auch wenn man mehrere Verse hintereinander liest, bekommt man bei einem langen Bibelbuch oder gar der ganzen Bibel keinen Überblick.
Die meisten Bibel haben Fußnoten im Text, die auf andere Bibelstellen ähnlichen Inhaltes hinweisen. Es lohnt sich, diesen Fußnoten zu folgen. Oft werden im Neuen Testament Dinge aufgegriffen oder erklärt, die schon im Alten Testament erwähnt worden sind. Fußnoten helfen, diese Stellen aufzufinden.
Manche Bibeln haben überdies ein Kettenverzeichnis, in dem die jeweils nächste Erwähnung eines Themas nachzuschlagen ist.
3. Um Bibelstellen zu einem Thema zu finden, gibt es Konkordanzen. Am besten ist es, mit Onlinebibeln zu arbeiten, denn diese haben Konkordanzen, die im Gegensatz zu den Büchern vollständig sind.
4. Um sich biblische Begriffe und Themen zu erarbeiten, gibt es Begriffslexika, in denen Begriffe wie Gott, Heiligkeit usw. biblisch untersucht werden. Hier steht dann drin, wo der Begriff in der Bibel vorkommt und was er insgesamt bedeutet.
5. Zu vielen Themen gibt es außerdem Bücher, die sich mit ihnen beschäftigen. Zu manchen biblischen Themen ist die Literatur geradezu ausufernd. Z.B. zu Themen wie Gebet, Geistesgaben, Jesus usw. gibt es Unmengen an Büchern.
______
Anmerkungen:
(1) Ich will damit nicht sagen, dass diese Bibel besonders schlecht ist. Ähnliche Beispiele lassen sich in jeder Bibelübersetzung finden, aber die Genfer Studienbibel ist mir am geläufigsten, weil ich in ihr momentan am meisten lese.

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