Ich lese gerade ein Buch, das ich vor einigen Jahren schon einmal gelesen habe: „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick. Watzlawick war Psychotherapeut und von daher vom Fach, wenn es darum geht über die menschliche Seele und das Leben zu reden.
Das Buch kann sehr erhellend sein wenn es darum geht, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Es beschreibt einige der Mechanismen, die immer wieder ablaufen um uns selber unglücklich zu machen und dafür zu sorgen, dass wir oft so schlecht durchs Leben kommen. Ich muss gestehen, dass mich das Buch heute mehr inspiriert hat als das dieses andere Buch, das ich immer lese und aus dem ich gerne schreibe und predige.
Ein Prinzip, das eine Garantie dafür ist unglücklich zu sein ist das „mehr-desselben-Prinzip“. Ich erinnere mich, wie ich als kleiner Dötz immer gerne gewerkelt habe. Ich wollte immer etwas bauen oder reparieren. Es ist zwar kaum ein Fall überliefert in dem ich tatsächlich mal was gebaut oder instand gesetzt habe, aber immerhin verfolgte ich den Wunsch mit beträchtlicher Motivation. Zu der Zeit saß ich manchmal mit meinem Opa im Kabuff und schlug mit einem Hammer Schrauben in Bretter. Sehr zum Leidwesen meines Opas, der mir immer erzählte wie man ihm beim Reichsarbeitsdienst beigebracht hatte, die Sachen anders anzugehen.
Manchmal liessen sich die Schrauben mit dem Hammer ganz schön schlecht in das Holz treiben, aber das veranlasste mich nicht die Methode zu ändern sondern einfach fester zu schlagen. So funktioniert das mehr-desselben Prinzip: man probiert es einfach noch intensiver und motivierter wenn etwas nicht klappt.
In 2.Chronik 10 ist beschrieben wie Jerobeam König wird. Sein Vater Salomo ist gestorben und hinterließ das Land in einem ziemlich desolaten Zustand. Es stand kurz vor der Spaltung. Eine Delegation der zehn Nordstämme sagte sich an um über die Zukunft zu reden und Jerobeam trommelte eilends seine Berater zusammen. Zuerst sprach er mit den alten Männern, die auch schon mit seinem Vater unterwegs waren und die rieten ihm zu einem versöhnlichen Kurs und dazu, nicht dieselben Fehler seines Vaters zu machen. Dann kamen die jungen Leute mit denen er schon im Sandkasten gesessen hatte, Leute die vom Leben nichts wussten und keine Ahnung von Politik hatten. Sie gaben ihm eine tolle Parole: „Dein kleiner Finger ist dicker als deines Vaters Lende“ – auf deutsch: „dein kleiner Finger ist dicker als der Dödel deines Vaters. Mach alles weiter wie bisher, nur noch härter: mehr Steuern, härtere Gesetze usw. das ist der Kurs.“ Es kam wie es musste, er hörte auf sie und vollzog die Spaltung im Volke vollends. Mehr-desselben führt immer auch zu mehr derselben Resultate ein falscher Ansatz wird nicht auf einmal die richtigen Ergebnisse erzielen.
Das ist wie beim Mariocart fahren. Letztes oder vorletztes Jahr Weihnachten bin ich bei der Fluchtparty im Kultshockk mitgefahren und ich war immer superschnell unterwegs. Blöderweise fuhr ich die meiste Zeit in die falsche Richtung weil der Karren sich irgendwann gedreht hatte. Deswegen kam ich nie als erster an. Es ist egal, wie schnell Du fährst oder wie gut und motiviert Du etwas machst, wenn es das Falsche ist, dann kommst Du nicht an das gewünschte Ziel!
Ich schreibe das, weil es ein Mechanismus ist, der jeder Sucht und den meisten schlechten und gefährlichen Gewohnheiten zugrunde liegt. Es macht so viele Leute kaputt, dass es wichtig ist, sich selbst auf die Schliche zu kommen um etwas dagegen unternehmen zu können.
Wenn jemand sich um Haus und Hof zockt, hat das immer denselben Mechanismus. Er denkt sich: „wenn ich diesen Euro noch in den Automaten stecke, dann knacke ich den Jackpot!“ Am Ende hat er viele Euros in den Automaten gesteckt und der Jackpot ist immer größer geworden. Wenn Leute von einer zerstörerischen Beziehung oder Arbeitsstelle zur nächsten gehen ist es auch dieser Mechanismus: „irgendwann muss es doch mal klappen!“ Aber es klappt nie, weil mehr desselben immer nur dieselben Ergebnisse hervorbringt wie zuvor.
Oft kommen diese Muster aus der Erziehung. Manche von uns kennen es gar nicht anders, als dass man Schrauben mit einem Hammer in Bretter schlägt. Sie haben nie etwas anderes gelernt als auf Stress mit Aggression oder Depression zu reagieren und können sich gar nichts anderes vorstellen als zu saufen oder über zu reagieren. Dabei bin ich sicher, dass jeder mit einem solchen Verhaltensmuster schon gemerkt hat, dass es so nicht funktioniert.
Wenn Du ein derartiges Muster hast ist es wichtig, sich das erst einmal anzusehen und dann zu überlegen, was man ändern könnte. Man steckt dann in einem echten Teufelskreis drin: je mehr man etwas versucht um so weniger klappt es aber dadurch wächst auch die Motivation es wieder genauso zu machen, nur motivierter und so hängt man fest. Da kommt man nur raus, wenn man etwas ändert.
Oft sind es nur kleine Dinge, die man anders machen kann und die eine große Wirkung haben.
In Johannes 21 ist eine Geschichte, die das sehr eindrücklich zeigt. Petrus hatte die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen. Dann kam Jesus und rief ihm vom Ufer aus einen Rat zu, der menschlich völlig bescheuert klingt: „wirf das Netz an der anderen Seite aus!“ Das hätte keinen Unterschied machen dürfen. Das Boot war vermutlich keine zwei Meter breit und das Netz hin eh unter dem Boot. Aber Petrus tat es und das ganze Netz war zu brechen voller Fische.
Was war passiert? Petrus versuchte es die ganze Nacht mit der „mehr-desselben-Methode“ und scheiterte. Die ganze Nacht hindurch warf er das Netz immer wieder links aus. Jedes Mal wenn es nicht klappte, versuchte er es noch einmal – jedes Mal ohne Erfolg. Aber als es dann anders herum probierte klappte es.
Wenn sich etwas im Leben ändern soll, dann müssen wir etwas ändern. Die Umwelt ändert sich nicht, aber sie ist auch nicht schuld daran, dass es uns geht wie es uns eben geht. Manchmal ist es nötig, seinen Freundeskreis zu wechseln, Leuten die einem immer nur schaden den Rücken zu kehren, eine neue Arbeitsstelle zu suchen, seine Ernährung um zu stellen oder etwas anderes anders zu machen. Wenn Du immer dasselbe machst, wird alles immer gleich bleiben, egal wie hart Du Dich bemühst.
Petrus hatte ein Wort von Jesus um das Netz auf der anderen Seite auszuwerfen. Es ist sicher nützlich von Gott zu hören, was man ändern soll, aber es ist auch nicht die einzige Möglichkeit. Jerobeam hätte auch auf die älteren Berater hören können und alles wäre gut gewesen. Es ist immer gut, weise Leute im Umfeld zu haben und ehrlich mit ihnen zu reden. Man kann manches in seinem Leben nicht selber sehen und braucht andere um zu sehen, wo man in Denkfallen steckt. Deshalb beende ich diesen Beitrag mit einem echten offline-Apell: such Dir mal jemanden zum reden und besprich mit ihm die Richtung Deines Lebens und frage ihn – wenn er Dich gut genug kennt – wo Du selber in mehr-desselben-Fallen steckst. Wenn Du es weißt, bring das mal Gott und überlege mit ihm zusammen, was Du ändern könntest.
Niemand muss so leben, dass er immer an den selben Stellen anstößt!
[hier noch eine Audiopredigt dazu]
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