beten auf rädern

Mein Freund Paddy bringt immer gerne ein Zitat: „where does the rubber meet the road?“ – „wo berührt das Gummi die Strasse?“ Ich weiß leider nicht (mehr) von wem der Spruch kommt, aber ich denke immer wieder mal daran. Vieles, worüber wir Christen so reden, was wir glauben und was uns bewegt, ist eher theoretisch. Theorie ist an sich nicht falsch oder etwas Schlechtes; ich bin selbst theoretisch veranlagt. Aber irgendwann muss das Gummi auch mal die Strasse berühren, sonst wird es langweilig und nichts bewegt sich.
Damit unser Heilungsdienst nicht theoretisch bleibt und sich auch nicht „nur“ auf unsere Gottesdienste, Hauskreise und Heilungsseminare beschränkt, haben wir ein „mobiles Ministryteam“. Auf Anfrage besuchen wir Kranke, beten für sie und bringen das Evangelium. Da ich schon einen gewissen Zusammenhang zwischen dem Heilungsdienst und Evangelisation sehe, hoffe ich, dass auch viele Nichtchristen von Gottes (und unserem) Angebot Gebrauch machen. Wir erleben immer mehr Heilungen und werden hoffentlich auch irgendwann mal Zeugnisse im Internet haben.

Wer im Großraum Remscheid Heilungsgebet braucht, möge mich bitte kontaktieren – wir schicken ein Team vorbei. Wegen  Spamgefahr poste ich hier nicht die Mailadresse unserer Ansprechperson, ich bin aber über die Kommentare gut erreichbar. Wenn Du ein paar Flyer zum auslegen möchtest, kannst Du die auch über mich bekommen.
Ich bitte Euch auch darum für uns zu beten. Wir brauchen das, denn wir stellen auch fest, dass der Heilungsdienst nicht frei von Anfechtungen ist.

Von den Sadduzäern, die behaupten, es gebe keine Auferstehung, kamen einige zu Jesus und fragten ihn:
Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterläßt, aber kein Kind, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen.
Es lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, und als er starb, hinterließ er keine Nachkommen.
Da nahm sie der zweite; auch er starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen, und ebenso der dritte.
Keiner der sieben hatte Nachkommen. Als letzte von allen starb die Frau.
Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt.
Jesus sagte zu ihnen: Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes.
Wenn nämlich die Menschen von den Toten auferstehen, werden sie nicht mehr heiraten, sondern sie werden sein wie die Engel im Himmel.
Daß aber die Toten auferstehen, habt ihr das nicht im Buch des Mose gelesen, in der Geschichte vom Dornbusch, in der Gott zu Mose spricht: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs?
Er ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Ihr irrt euch sehr. (Markus 12,18-27 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 22,23-33 | Lukas 20,27-40

Die beiden grossen geistlichen Strömungen jüdischer Theologie zur Zeit Jesu unterschieden sich in einem wesentlichen Punkt: die Pharisäer glaubten an ein Leben nach dem Tod, die Sadduzäer taten das nicht. Das ist im Grunde ganz schön abgefahren, eine monotheitische Religion, die nicht an ein Jenseits glaubt. Dennoch kann ich die Sadduzäer gut verstehen, denn es ist tatsächlich ganz schön schwer im Alten Testament einen Beweis für ein Leben nach dem Tod zu finden. Entsprechend hatten die Pharisäer keinen leichten Stand: sie hatten eine knappe Hand voll Stellen, die sie anführten, aber keine war richtig überzeugend.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Frage der Sadduzäer ernst gemeint war. Man diskutierte gerne über alle möglichen Fragen und diese Argumentation hatten die Sadduzäer bestimmt nicht zum ersten mal vorgetragen. Es war nicht nur für ihre Lehre interessant, sie wollten es auch wirklich wissen, es interessierte sie.
Vom Gesetz des Mose her war die Sache klar: der Bruder hatte sich um die Frau eines verstorbenen Bruders zu kümmern:

Wenn zwei Brüder zusammen wohnen und der eine von ihnen stirbt und keinen Sohn hat, soll die Frau des Verstorbenen nicht die Frau eines fremden Mannes außerhalb der Familie werden. Ihr Schwager soll sich ihrer annehmen, sie heiraten und die Schwagerehe mit ihr vollziehen. (5.Mose 25,5 nach der Einheitsübersetzung)

Sie irrten dennoch, denn im Himmel werden einige Dinge anders sein als hier. Es ist die einzige Stelle in der Jesus eine theologische Diskussion mit Sadduzäern hat und es ist eine der wenigen Stellen in der er über den Himmel sprach. Im Himmel wird es die Geschlechtlichkeit, die unser Leben auf der Erde bestimmt wie kaum etwas anderes, nicht mehr geben. Wir werden nicht mehr heiraten. Ich weiss kaum etwas darüber, wie es im Himmel sein wird, aber eines ist klar: es gibt keinen Liebeskummer mehr und auch keinen Ehestreit.
Jesus ergriff die Gelegenheit um die Sadduzäer noch in einem anderen Punkt zu korrigieren: es gibt eine Auferstehung der Toten. Dazu führte Jesus eine Stelle an, die in der klassischen Diskussion bisher keine Rolle spielte:

Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. (2.Mose 3,6 nach der Einheitsübersetzung)

Die Sadduzäer irrten sich, weil sie weder die Schriften (das Alten Testamentes) noch die Kraft Gottes kannten. Beides ist gleichermassen wichtig um nicht in Irrtümer über Gott zu verfallen. Wenn man mit dem Heiligen Geist Bibel liest, wird man Gottes Wort verstehen und mehr davon profitieren.
Es ist typisch für Jesus eine Frage ganz anders zu beantworten als man es erwarten würde. Ich habe es selber oft erlebt, dass ich über eine Frage gebetet habe und auf eine andere Antwort bekommen habe.

Wie dieser Eintrag beweist, herrscht in der Frage, ob man als christlicher Mann lange Haare tragen darf, noch immer Diskussionsbedarf. Mittlerweile bin ich zwar nicht mehr selber „betroffen“, weil ich recht kurze Haare habe, aber ich finde es immer noch echt seltsam, wie hoch Äußerlichkeiten bei den Christen im Kurs stehen. Das darf sich gern mal ändern!
Hier ist jedenfalls – tada! – mein erstes theologisches Handout; vom 26.06.2002. Stilistisch könnte ich es ruhig noch mal überarbeiten, wenn ich es wieder herausbringen wollte, ist mir schon etwas peinlich *rotwerd*.

„Oder lehrt euch nicht schon die Natur, daß es für einen Mann eine Unehre ist, langes Haar zu tragen?“ (1 Korinther 11:14 nach der Schlachter Übersetzung)

Preis dem Herrn, mittlerweile wird nicht mehr so ein grosses Gewese um die Frage gemacht, ob man als Mann lange Haare haben darf.
Das war einmal ganz anders. Bibelfeste Geschwister haben uns langhaarigen Christen früher nicht selten 1.Kor 11,14 zitiert, und auch heute noch hört man gelegentlich, dass Männer nur Kurzhaarfrisuren tragen dürfen.
Grund genug also für uns Jesus Freaks, mal biblisch fundiert zu antworten!
Klar, dass Gott sich nicht auf den äusseren Anschein einer Person verlässt, sondern direkt ins Herz blickt, aber so eine Korintherstelle kann doch immer wieder etwas Unbehagen hervorrufen.
Was hat es damit auf sich?

Einige Überlegungen vorab:
1. Altes Testament

Die Vorstellung, dass lange Haare für Männer irgendwie verwerflich wären, lässt sich keineswegs durch das Alte Testament stützen.
Im ganzen Alten Testament tauchen lange Haare immer wieder als ein Zeichen von Heiligkeit und einem gottgeweihten Leben auf:
– 4.Mose 6: dort geht es um ein besonderes Gelübde Gott gegenüber.
Vers 5 sagt: „bis die Zeit, die er dem HERRN geweiht hat, vergangen ist, soll er heilig sein; er soll das Haar auf seinem Haupt frei wachsen lassen.“ (4.Mose 6:5 Schlachter Übersetzung)
– in Richter 13 kündigt ein Engel die Geburt Simsons an. Lest selbst:
„Denn du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem kein Schermesser soll aufs Haupt kommen. Denn der Knabe wird ein Geweihter Gottes sein von Mutterleibe an; und er wird anfangen, Israel zu erlösen aus der Philister Hand.“(Richter 13:5 Luther)
– Samuel, der grosse Priester des Alten Testamentes (und Autor zweier Bücher des AT) hatte lange Haare!
„Und sie tat ein Gelübde und sprach: HERR der Heerscharen, wirst du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen, und wirst du deiner Magd einen Sohn geben, so will ich ihn dem Herrn geben sein Leben lang, und kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen!“ (1. Samuel 1:11 Schlachter)

lies weiter, es kommt noch dicker!
Offenbar galt im Alten Testamant sogar als chic, lange Haare zu tragen. Wird doch über Absalom gesagt, dass es in ganz Israel keinen Mann gab, der so schön war wie er. Absalom liess sich die Haare einmal im Jahr schneiden (weil sie ihm dann zu schwer wurden!). Steht im 2.Samuel 14,25-26.

2.Neues Testament:
Als Paulus den Brief an die Korinther geschrieben hat, stand es selbst unter dem „Nasiräer-Gelübde“ (so heisst das Gelübde, von dem oben die Rede war). Er hatte selber zumindest längere Haare! (Apostelgeschichte 18,18)
Zu dieser Zeit waren lange Haare bei Männern ein klares Zeichen für Heiligkeit. Eusebius von Cäsarea schreibt in seiner Kirchengeschichte über über Jakobus: „Schon von Mutterleib an war er heilig. … eine Schere berührte nie sein Haupt, noch salbte er sich mit Öl oder nahm ein Bad.“ (Seite 142)
Ob es stimmt, wie oft gesagt wird, dass Jesus wahrscheinlich auch langhaarig war, weil man in Nazareth (seinem Geburtsort) die Haare lang trug, weiss ich nicht. Kann stimmen, aber mir ist keine historische Quelle bekannt, die das eindeutig belegt. Wenn einer eine weiss – please call me!

Zur Sache!
Jetzt wird es etwas komplizierter, nun geht es dem Vers selbst an den Kragen.
Im Bibelgriechischen gibt es kein klares Fragezeichen. Eine Frage kann also nur am Ton (etwas schwer bei Geschriebenem) oder der Satzstellung erkannt werden. Das Fragezeichen ist also zumindest fragwürdig.
Ausserdem ist die Satzstellung nicht eins zu eins übertragbar, tatsächlich muss man beim Übersetzen immer etwas herumdeuteln, bis man zu einem lesbaren Satz kommt.
Beide Argumente lassen also eine alternative Übersetzung zu:
„Die Natur lehrt Euch nicht, dass, wenn ein Mann langes Haar hat, es
eine Schande für ihn ist“ (1.Korinther 11,14 – Schirrmacher).

Damit dürfte das Problem gelöst sein. Es handelt sich schlicht um eine Art Übersetzungsfehler, um eine Variante, in die viel von der persönlichen Sicht der Übersetzer eingeflossen ist.

Credits:
Diese Übersetzungsvariante stammt
übrigens nicht von mir, sondern von Thomas Schirrmacher. Sie ist seiner Schrift „Paulus im Kampf gegen den Schleier: eine alternative Sicht von 1.Korinther 11,2-16. Biblia et symbiotica 4.“ entnommen. – besten Dank, Herr Schirrmacher!

Das Eusebius-Zitat ist aus:
Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte, 1981 Kösel-Verlag München

Gottes Segen noch und vergesst nicht:

„Die Natur lehrt Euch nicht, dass, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Schande für ihn ist“

_______________________

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[Handout]

Einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes wurden zu Jesus geschickt, um ihn mit einer Frage in eine Falle zu locken.
Sie kamen zu ihm und sagten: Meister, wir wissen, daß du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie zahlen oder nicht zahlen?
Er aber durchschaute ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: Warum stellt ihr mir eine Falle? Bringt mir einen Denar, ich will ihn sehen.
Man brachte ihm einen. Da fragte er sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers.
Da sagte Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Und sie waren sehr erstaunt über ihn. (Markus 12,13-17 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 22,15-22 | Lukas 20,20-26

Nachdem sie schon auf verschiedene Weise erfolglos versucht hatten, Jesus eine Falle zu stellen versuchten die Pharisäer nun, ihn mit dem Gesetz in Konflikt zu bringen. Bei den Anhängern des Herodes wird es sich wahrscheinlich um Sadduzäer gehandelt haben, eine andere wichtige jüdische Partei, die mit der römischen Besatzungsmacht zusammen arbeitete. Es ist bezeichnend, dass die beiden verfeindeten Parteien zusammen arbeiteten, um Jesus los zu werden. So beliebt er beim Volk war, so wenig konnten die frommen Autoritätspersonen Jesus leiden.
Nachdem sie Jesus etwas eingeseift hatten stellten sie ihm die Fangfrage: “ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen?” Das war damals eine schwierige Frage. Es gab immer Revolutionäre, die sich mit der römischen Herrschaft nicht abfinden mochten. Im Grunde seines Herzens träumte jeder Jude davon, dass es wieder einen eigenen Staat Israel geben sollte und die Steuern nicht in ein anderes Land wandern sollten. Steuern an den römischen Kaiser zu geben stand somit nicht besonders hoch im Kurs. Die Steuereintreiber, Zöllner, wie sie meist genannt werden betrachtete man als sozialen Bodensatz und Ausgestossene, eine Situation, die nicht unbedingt dadurch verbessert wurde, dass sie oft korrupt waren und auch in die eigene Tasche wirtschafteten.
Vor diesem Hintergrund war die Frage natürlich genial: entweder sagte Jesus “Steuern zahlen ist super,” dann hätte er es sich mit dem Volk verdorben, dass sich dieser Meinung sicher nicht anschliessen konnte. Oder er sagte: “Steuern zahlen geht gar nicht”, dann hätte ihm die Regierung das als Verhetzung auslegen können.

Jesus löste das Dilemma gut aus. Er liess sich eine Münze geben (scheinbar hatte er selber keine) und fragte: “wessen Kopf ist da drauf?” Es war der Kopf des Kaisers, vermutlich des Tiberius. Münzen waren zu dieser Zeit ein wichtiges Symbol der Macht. Wenn ein König ein anderes Land einnahm, veränderte er sofort die Währung und liess alles Geld mit seinem Gesicht prägen. Das Geld gehörte dann ihn, es waren seine Münzen.
Jesus antwortete also, dass die Münzen ohnehin dem Kaiser gehören und dass auch jeder, der mit dem Geld des Kaisers bezahlt, sich der Herrschaft des Kaisers unterordnete. Wenn sie schon das Geld des Kaisers verwandten, dann konnten sie auch die Steuer des Kaisers bezahlen.

Dann machte er aber noch eine Schwenk und brachte auch Gottes Königreich ins Spiel. Wir leben als Gläubige in zwei Welten. Wir sind Teil dieser Welt und als Bürger den Gesetzen unseres Lands untertan. Wir sind aber auch Bürger in Gottes Reich und sind Gott noch mehr untertan als den Menschen.
Dagegen konnte niemand mehr etwas sagen und alle schwiegen erstaunt.

Heute gibt es mal wieder ein altes Handout. Es macht echt Spaß, zwischendurch die alten Sachen zu sichten und nach brauchbarem zu durchforsten. Ich habe schon mehrere Bücher gefunden, die fast fertig auf meiner Festplatte modern und den letzten Schliff erwarten. Der Wechsel des Betriebssystems hat also was für sich. Ich weiß nicht, ob das Thema „Tätowierungen bei Christen“ heute noch jemanden interessiert. Im August 2002, als ich das Handout geschrieben habe, war es durchaus für manchen ein Thema. Naja, mittlerweile hat selbst in unserer Kleinstadt ein Tätowierer aufgemacht. Ich wünsche ihm, dass er mehr Glück hat als den ganzen anderen Läden, die vor ihm in dem Lokal waren beschieden war… Beachtet übrigens bitte auch die Links ganz unten, da ist noch was lustiges bei.

Im übrigen mache mir niemand weitere Mühe; denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe.
– Paulus im Galater 6,17

Stigmata
„Die Malzeichen Jesu“ klingt so, als wenn Paulus tatsächlich Wunden gehabt hätte, die denen Jesu geglichen hätten. Tatsächlich gebraucht er im Griechischen sogar das Wort „Stigmata“. Im modernen Sprachgebrauch heißt jemand stigmatisiert, an dem sich auf irgendeine seltsame Weise auf einmal die Wundmale Jesu zeigen.
Laut Brockhaus passiert das gelegentlich bei besonders mystisch veranlagten Personen; als erstem bei Franz von Assisi und seitdem bei wenigen hundert Menschen überhaupt.
Mit ziemlicher Sicherheit können wir jedoch davon ausgehen, dass Paulus nicht in dieser Weise „stigmatisiert“ war. (1)

Stigma bedeutet übersetzt „Mal“, und zwar besonders ein Brandmal, eine Narbe oder auch eine Tätowierung. (2)
Interessanterweise war es bei den ersten Christen üblich, sich am Kopf mit Kreuzen und ähnlichen christlichen Symbolen zu tätowieren. 400 wurden diese Tätowierungen von Kaiser Konstantin verboten, ein Verbot, an das sich die christlichen Westkirchen fast ausschließlich hielten. (3)
Mag also sein, dass Paulus hier im wahrsten Sinne des Wortes eine Markierung in Form einer Tätowierung oder eines Brandings meinte.
Eine andere gute Auslegung wäre es, dass Paulus die Narben, die er im Dienst an Christus bekommen hat, als bleibendes Kennzeichen seiner radikalen Christusnachfolge angesehen hat, Zeichen, die ebenso endgültig waren wie Tätowierungen.
In 2. Korinther 11,16-33 berichtet Paulus einige von seinen Leidenserfahrungen. Obwohl dieser Brief (wahrscheinlich) später geschrieben wurde als der Galaterbrief, können wir wohl davon ausgehen, dass der Apostel auch schon, als er den Galaterbrief schrieb, eine Menge Narben hatte.

Die Menschen, die zu Paulus‘ Zeit tätowiert waren oder ein Brandzeichen trugen, hatten das eher nicht aus optischen Gründen. Die Technik war natürlich bei weitem nicht so ausgereift wie heute, und das Resultat wird vermutlich nicht besonders schön ausgesehen haben.
Dennoch war ein nicht geringer Teil der römischen Bevölkerung mit Malen versehen, im wesentlichen drei Gruppen, die sinnbildlich auch für drei sehr wichtige Aspekte des christlichen Glaubens stehen.
Um zu verstehen, warum Paulus seine Narben mit Tätowierungen vergleicht, ist es wichtig, diese drei Gruppen zu kennen.

3 tätowierte Gruppen
1. Sklaven
Sklaven wurden mit Brandzeichen oder Tätowierungen markiert, oft trugen sie den Namen ihres Besitzers. In der Theologie des Paulus spielt das „Sklave Christi sein“ eine große Rolle.
Als Knechte Christi gehören wir nicht mehr uns selber, wir haben Jesus unser Leben gegeben, und nun leben wir nicht mehr unser Leben, sondern Christus lebt in uns (Galater 2,20). Das Brandzeichen Christi zu tragen heisst, sich ihm ausgeliefert zu haben, erkauft zu sein mit seinem Blute und nicht mehr sich selber zu gehören, sondern für Gott zu leben.

2. Geweihte
Menschen, die sich ganz dem Dienst eines Gottes geweiht hatten und ihr Leben in seinem Tempel zubrachten, trugen auch Malzeichen.
Das Malzeichen Christi zu tragen heißt also auch, sich ihm ganz hingegeben zu haben, mit Leib und Leben für immer in seinem Dienst zu stehen und dem lebendigen Gott geweiht zu sein.

3. Soldaten
Als Zeichen ihrer besonderen Treue ließen sich Soldaten oft den Namen des Heerführers oder Kaisers, unter dem sie dienten, tätowieren. Wer mal den „Gladiator“ gesehen hat, kann sich vielleicht an die Szene erinnern, in der Russell Crowe sich das SPQR wieder entfernen wollte…
Paulus nennt das Leben des Christen einen Kampf (1.Timotheus 6,12), und wir alle dienen als Soldaten in Gottes Armee und kämpfen gegen den Teufel. Die Tätowierung Christi ist hier Symbol für die Treue des Soldaten zu seinem Heerführer.

Christen fallen unter alle diese Gruppen; den Namen Jesu irgendwo tätowiert zu haben, kann also schon eine ganze Fülle an Bedeutungen haben.

Der Tempel
Ebenso wie die Gemeinde ist auch der Leib eines jeden einzelnen Christen ein Tempel des Heiligen Geistes (1.Korinther 6,19). Das bedeutet für uns Christen, dass wir eine Verantwortung nicht nur für unser seelisches und geistliches Leben, sondern auch für unseren Körper haben. Der ganze Mensch, Leibe, Seele und Geist soll zur Verherrlichung Gottes da sein.
Das ist weder ein Rat für noch gegen Tattoos, Tätowierungen können definitiv auch zur Ehre Gottes und zu seiner Verherrlichung getragen werden. Ebenso wie dämonische Tattoos darauf hinweisen, wes Geistes Kind der Träger ist, können das auch christliche Tätowierungen. Mittlerweile gibt es eine grosse Menge frommer Motive, die dazu beitragen können, “Gott mit eurem Leibe zu verherrlichen!“ (1.Korinther 6,20). Seltsam ist es dann höchstens, wenn Christen sich irgendwelches dämonisches Zeug stechen lassen…

2 Tattoos in der Bibel
Nachdem ich einmal über Tätowierungen gepredigt habe, bin ich nachher auf zwei Bibelstellen aufmerksam gemacht worden, in denen die Bibel wahrscheinlich direkt (und zwar positiv!) über Tätowierungen spricht.

In Jesaja 49,16 sagt Gott von sich selbst: „Siehe, in meine beiden Hände habe ich dich eingezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir!“ Das hebräische Wort an dieser Stelle bedeutet gravieren oder einschneiden.

In Offenbarung 19,16 heisst es über Jesus: „Und er trägt an seinem Kleide und an seiner (blossen) Hüfte den Namen geschrieben: «König der Könige und Herr der Herren.»“
Natürlich ist es auch möglich, dass der Name wirklich geschrieben war, aber zu der Zeit war es üblich, Statuen auf der Hüfte ihren Namen einzugravieren, nicht aber aufzuschreiben. (4)

Zusammenfassung
Ob Paulus buchstäblich ein Malzeichen Christi, sei es ein Tattoo oder ein Brandzeichen, gehabt hat oder nicht, lässt sich nicht sagen. Am wahrscheinlichsten ist es wohl, dass er seine Wunden und Narben gemeint hat. Auf jeden Fall aber scheint es gute und biblische Motive für Tätowierungen zu geben (gerade für welche mit frommer Symbolik!). Ob man es mag oder nicht, ist sicherlich eine Sache, aber die Bibel spricht zumindest nicht dagegen.
Die eine Stelle im Alten Testament, die gerne als ein Tätowierverbot ausgelegt wird, steht ganz eindeutig im Zusammenhang heidnischer Praktiken und ist eher ein Verbot des Totenkultes als des Tätowierens:

Ihr sollt keine Einschnitte an eurem Leibe machen für eine [abgeschiedene] Seele und sollt euch nicht tätowieren! (5) Ich bin der HERR. 3. Mose 19,28

In jedem Fall gibt es ebenso gute Gründe gegen einen Besuch im Tätowierstudio wie dafür.
Die Dauerhaftigkeit ist zwar schön, wenn man seinen Glauben bekennen will, aber auch wenn man sein Leben lang bei Jesus bleibt, ist es immer noch möglich, dass man ein Motiv eine Weile mag und dann irgendwann nicht mehr gut findet. Der hohe Preis guter Tätowierungen spricht auch dagegen, sich tätowieren zu lassen, es gibt sicherlich meistens bessere Verwendungszwecke für das Geld.
So ist es auch nicht das Ziel dieses Handouts, Christen vom Sinn des Tätowierens zu überzeugen, es geht nur darum darzulegen, dass es von der Bibel her in Ordnung ist, sich als Christ stechen zu lassen. Leider ist das vielen noch nicht klar.
Gott ist kein Gott der Äußerlichkeiten sondern, des Herzens (1. Samuel 16,7) und er traut uns im Umgang mit uns selber offenbar mehr zu, als uns selber lieb ist. Jedenfalls regeln seine Gesetze keine Fragen des Äußeren, sondern des Inneren.

In diesem Sinne,
Gottes Segen!

Credits etc.

Dieses Handout wurde inspiriert von einem Predigtentwurf von James Braga aus seinem Buch „Effektive Predigtvorbereitung“
Das Jesus-Tattoo ist von Ändy Riechert aufgenommen und dieser website entnommen:
www.jesusfreaks.com/Duisburg
Die Tätowiermaschine ist von http://www.med-tattooshop.de/
Weitere Informationen über Stigmata bietet die catholic encyclopedia (www.newadvent.org/cathen)
Dank an Jojo, der die beiden Stellen gefunden hat.

_______ Anmerkungen_________
(1) Die catholic encyclopedia (www.newadvent.org/cathen) enthält interessante Artikel über Stigmatisierungen. Insgesamt gehe ich davon aus, dass es sich um okkulte Phänomene handelt. Stigmatisierte Menschen erleben auch oft dämonische Manifestationen, schwere Glaubensangriffe usw. Insgesamt ist das Thema sehr unerfreulich, und wir können wohl mit Sicherheit davon ausgehen, dass Paulus nichts von übernatürlichen Verstümmelungen gehalten hat, eine solche Sichtweise ist dem Evangelium und den Paulusbriefen entgegengesetzt.

(2) „Stich, Punkt, Merkmal, Tätowierung, Brandmal, Schandfleck“ aus: Langenscheidts Taschenwörterbuch Altgriechisch

(3) Tattoo Revue 2/99 Seite 48ff

(4) William Barclay

(5) Ob es hier wirklich um Tätowierungen geht, sei ohnehin dahingestellt, da sind sich die Übersetzer nicht ganz einig, aber es könnte immerhin sein.

[hier noch eine Predigt dazu]
[Bericht des Tätowiermagazins über uns]

Sie kamen wieder nach Jerusalem. Als er im Tempel umherging, kamen die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten zu ihm
und fragten ihn: Mit welchem Recht tust du das alles? Wer hat dir die Vollmacht gegeben, das zu tun?
Jesus sagte zu ihnen: Zuerst will ich euch eine Frage vorlegen. Antwortet mir, dann werde ich euch sagen, mit welchem Recht ich das tue.
Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von den Menschen? Antwortet mir!
Da überlegten sie und sagten zueinander: Wenn wir antworten: Vom Himmel!, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?
Sollen wir also antworten: Von den Menschen? Sie fürchteten sich aber vor den Leuten; denn alle glaubten, daß Johannes wirklich ein Prophet war.
Darum antworteten sie Jesus: Wir wissen es nicht. Jesus erwiderte: Dann sage auch ich euch nicht, mit welchem Recht ich das alles tue. (Markus 11,26-32 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 21,23-27 | Lukas 20,1-8

Jesus war wieder in Jerusalem. Vielleicht bezog sich die Frage der Schriftgelehrten, Hohepriester und Ältesten auf die Tempelreinigung kurz zuvor (Markus 11,15-19), wahrscheinlicher ist es allerdings, dass sie sich allgemeiner auf den ganzen Predigt- und Wunderdienst Jesu bezog.
Es ist interessant, dass Jesus immer gerne mit allen geredet hat, Fragen beantwortete und Wunder tat, ausser wenn er gemerkt hat, dass die Fragen von Leuten kamen, die sich nicht ändern wollten und einfach nur mal nach fragten, oder sogar einen Grund suchten um ihn an zu klagen. In solchen Fällen lehnte er es ab, ein Zeichen zu tun (Markus 8,11-13) oder wich Fragen aus.
Hier war es dasselbe. Im Grunde hätten sie wissen müssen, in wessen Auftrag Jesus handelte. Er hatte oft genug darüber geredet und auch im Volk war es bekannt, dass alles, was er tat von Gott war. Sie wussten es, wollten es aber nicht wahr haben.

Jesus antwortete auf ihre Frage mit einer geschickten Fangfrage, die sie in eine Zwickmühle brachte. Egal, was sie sagten, es hätte ihnen Nachteile gebracht. Letztlich konnten die Pharisäer offenbar nicht zu ihrer Entscheidung stehen. Sie hatten Menschenfurcht und trauten sich nicht, ihre eigenen Überzeugungen zu vertreten. Jesus wusste das und konnte sich so mit seiner Gegenfrage aus der Affäre ziehen.

Als ich neulich unser Auto von der Inspektion abholen ging, traf ich an der Bushaltestelle einen alten Kollegen aus der Schul- und Drogenzeit. Die Jahre waren nicht gut zu ihm gewesen und er sah aus, als wäre er noch immer gut dabei. Irgendwann kam die unvermeidliche Frage: „und, was machst du?“, eine absolute Steilvorlage für ein evangelistisches Gespräch: „ich habe mich vor zehn Jahren bekehrt, Jesus hat mich von Drogen frei gemacht und jetzt bin ich Pastor bei den Jesus Freaks“, sagte ich – nicht. Und er fragte nicht nach, was das mit Jesus soll, übergab ihm nicht gleich an der Bushaltestelle sein Leben und ich habe ihn auch nicht am selben Vormittag in der Ruhr getauft. Statt dessen sagte ich „äh, ich also, ich mache…“ und er vervollständigte meinen Satz „…mal dies, mal das, wie wir alle“, verabschiedete sich und ging weiter. Mist!

In solchen Augenblicken kommt immer wieder ein urdeutscher Gedanke trotzig hoch: „Glaube ist doch sowieso Privatsache und geht keinen was an.“ Ein dezenter Fisch am Auto ist ok, aber man will ja keinem auf die Nerven gehen, das schreckt die Leute eh nur ab. ist. Aber im Grunde unseres nicht immer ganz aufrichtigen Herzens wissen wir doch, dass das nicht stimmt. Es war Jesu Vision, sein ganzer Lebensinhalt, dass alle Menschen seinen Vater im Himmel kennenlernen; das war auch sein Vermächtnis an seine Jünger: „geht in alle Welt und sagt allen Menschen, was ich Euch gesagt habe, macht alle zu Christen.“ (nach Matthäus 28).
Franz von Assisi sagte einmal etwas, das ich seit dem nie mehr vergessen konnte: „predige das Evangelium allezeit, wenn nötig, benutz Worte!“ Das, was wir sind spricht viel lauter, als das was wir sagen. Um den den Auftrag Jesu zu leben braucht es beides: Ein überzeugendes Leben und den Mut, Gelegenheiten beim Schopf zu ergreifen und zu Jesus zu stehen. Gelebter Glaube, ein Leben in Gottes Kraft und ein offenes Wort zur rechten Zeit sind viel ansprechender als Traktate, die man feige in einer Telefonzelle oder im Bus „verliert“.
Ein paar Monate später bin ich mit dem Zug nach München gefahren. In Solingen stieg eine ältere Dame zu, kam in mein Abteil, trat mir auf den Fuss, entschuldigte sich umständlich, schaute mich an und sagte: „sie sind ein christlicher Mensch.“ Ich hatte kein christliches T-Shirt an und trage auch keine Kreuzkette oder ähnliches, aber manchmal scheint der Heilige Geist in uns Menschen anzusprechen ohne dass wir ein Wort sagen. Diesmal war ich mutiger und bis sich in Köln unsere Wege trennten konnte ich von Jesus erzählen und am Ende haben wir Adressen ausgetauscht.

Diese kleinen Gelegenheiten kommen uns oft gar nicht in den Sinn, wenn wir von Evangelisation reden. Wir denken unwillkürlich an die Grossveranstaltungen der Grahams, Hybels´ und Bonnkes. Oder an die Pfingstpredigt von Petrus bei der sich mal eben 3.000 Menschen bekehrt haben. Aber das ist nur eine Form von Evangelisation und statistisch sogar eine sehr uneffektive. Petrus selber hat sich nicht bei einer Grossevangelisation bekehrt sondern wurde von seinem Bruder zu Jesus geführt. Reinhard Bonnke hat sich schon als Kind durch das Zeugnis seiner Eltern bekehrt. Genau wie Timotheus, den der Glaube seiner Mutter und seiner Oma zu Jesus gebracht (2.Timotheus 1,5). Die Berufung der Jünger in Johannes 1 ist eine reine Beziehungsgeschichte: Andreas hört es von Johannes und sagt es Simon; Jesus trifft Philipus, der es wiederum Natanael weitersagt.
So breitet sich das Evangelium aus: Menschen sind begeistert von Jesus und es erzählen es ihren Freunden, Kindern und Kollegen; auf der Arbeit, in der Schule, beim trampen, im Urlaub, im Freibad, auf der Strasse, im Kino, in der Disco und im Schützenverein.

Alles, was nötig ist sind ein gelebter Glaube und der Mut zum richtigen Wort zur rechten Zeit. Für beides kann man beten.

Jesus begann zu ihnen (wieder) in Form von Gleichnissen zu reden. (Er sagte:) Ein Mann legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.
Als nun die Zeit dafür gekommen war, schickte er einen Knecht zu den Winzern, um bei ihnen seinen Anteil an den Früchten des Weinbergs holen zu lassen.
Sie aber packten und prügelten ihn und jagten ihn mit leeren Händen fort.
Darauf schickte er einen anderen Knecht zu ihnen; auch ihn mißhandelten und beschimpften sie.
Als er einen dritten schickte, brachten sie ihn um. Ähnlich ging es vielen anderen; die einen wurden geprügelt, die andern umgebracht.
Schließlich blieb ihm nur noch einer: sein geliebter Sohn. Ihn sandte er als letzten zu ihnen, denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
Die Winzer aber sagten zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, dann gehört sein Erbgut uns.
Und sie packten ihn und brachten ihn um und warfen ihn aus dem Weinberg hinaus.
Was wird nun der Besitzer des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Winzer töten und den Weinberg anderen geben.
Habt ihr nicht das Schriftwort gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden;
das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder?
Daraufhin hätten sie Jesus gern verhaften lassen; aber sie fürchteten die Menge. Denn sie hatten gemerkt, daß er mit diesem Gleichnis sie meinte. Da ließen sie ihn stehen und gingen weg. (Markus 12,1-12 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 21,33-46 | Lukas 20,9-19

Manche Gleichnisse Jesu lassen sich leicht auslegen, weil sie ihre Erklärung mitliefern. Bei diesem Gleichnis ist es so. Die wichtigste Personengruppe im Gleichnis sind die Pharisäer und da sie das merken liefern sie uns einen wichtigen Schlüssel zu dem Gleichnis.
Die Rahmenhandlung ist, dass ein Mann einen Weinberg pflanzte und alles so einrichtete wie es richtig ist. Dann vermietet er der Weinberg und reist ausser Landes. Als er nach einer Zeit Angestellte schickt um seine Miete zu holen ergeht es ihnen schlecht: sie werden verprügelt und getötet . Dem nächsten Trupp geht es genauso. Zuletzt schickt er seinen Sohn in der falschen Hoffnung, dass sie vor ihm Respekt haben würden. Aber auch dem Sohn geht es so.
Der Besitzer des Weinbergs ist in diesem Gleichnis Gott. Der Weinberg ist sein Volk Israel. Über einen langen Zeitraum schickte er immer Boten, seine Propheten des Alten Testamentes, aber denen ergeht es schlecht. Man hörte nicht auf ihr Wort und oft wurden sie auch noch vertrieben oder getötet. Israel hat im Alten Testament eine lange Geschichte des falschen Umgangs mit Prophetie. Einzelne Propheten wurden gut aufgenommen, aber viele auch gar nicht. Gott hat sich immer wieder bemüht, sein Volk zu sich zu ziehen und ist dabei auf wenig Gegenliebe gestossen.
Da schickte er zuletzt seinen einzigen Sohn: Jesus Christus. Wie es Jesus ergangen ist, wissen wir. Sie sind mit ihm genauso schlecht umgegangen wie mit den Propheten und kreuzigten ihn zuletzt.

Vieles im Leben Jesu erfüllte Prophetien des Alten Testamentes. Der Dienst Jesus ist von den Propheten minutiös vorhergesagt worden. Das ist ein starker Beweis dafür, dass Jesus wirklich der war, der er vorgab zu sein, denn niemand hätte das vortäuschen können. So konnte Jesus auch jetzt wieder eine Bibelstelle anbringen:

Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden. (Psalm 118,22 nach der Einheitsübersetzung)

Der Eckstein ist ein besonderer Stein. Wenn man eine Kuppel baut, ist der Eckstein der letzte Stein, der oben eingesetzt wird und den ganzen Bau zusammen hält. Die Schriftgelehrten erkannten nicht, dass Jesus etwas Besonderes ist, sie hatten ihn verworfen, dabei sollte durch ihn die ganze Welt zusammen gehalten werden. Im Hebräerbrief (1,3) heisst es von ihm, dass er “das All durch sein Wort hält.” Das ist es, was ein Eckstein macht: er hält alles zusammen.

Es ist klar, dass der Winzer es sich nicht gefallen lassen wird, dass so mit seinem Erben umgesprungen wird. Schon gar nicht, wenn dieser Erbe der Eckstein der ganzen Welt ist! Die ganze Geschichte Jesu schreit förmlich nach Gericht und Jesus kündigt das Gericht auch an. Irgendwann wird ein Tag kommen, an dem der Besitzer des Weinbergs die ungerechten Pächter bestrafen wird. Auch wenn dieser tag vielleicht noch in ferner Zukunft liegt wird er kommen.

Es ist erschreckend, dass die Schriftgelehrten Jesus nach diesen Worten schon wieder töten wollten. Wieder war es nur ihre Menschenfurcht, die sie davon abhielt, denn Jesus war sehr beliebt bei den Menschen. Schade, dass sie immer so reagiert haben und sich die Worte nicht einfach mal zu Herzen nahmen und danach handelten, indem sie ihr Leben änderten.

So langsam scheint es ein zu reißen mit den Auftragspredigten. Früher hielt ich nie welche weil davon nie viel hielt. Nun ist es bereits die zweite im noch jungen Jahr. Au weia, nicht, dass wir demnächst Briefkästen haben, in die man seinen Predigtwunsch werfen kann!
Wir hatten neulich ein Treffen unserer Anbetungsmusiker und Techniker. Natürlich waren nicht alle da, aber ein rundes Dutzend war es schon. Es ging darum, den Anbetungsbereich in der Gemeinde zu stärken. Traditionell ist das nicht unser stärkster Bereich. Wir haben zwar viele Bands und Musikanten und auch geistlich macht vieles einen guten Eindruck, dennoch gibt es in jedem Gottesdienst eine erschreckend hohe Zahl von Leuten, die rausgeht und Gott nicht anbetet. Das kann an vielem liegen und wir haben auch über ein größeres Maßnahmenbündel gesprochen. Eine Maßnahme ist natürlich, darüber zu predigen oder Seminare zu veranstalten.

In Johannes 4 ist Jesus am Jakobsbrunnen. Er trifft zur Mittagszeit dort ein, die Sonne brannte und er setzte sich müde, schwitzend und durstig auf den Brunnenrand. Die Jünger gingen Dorf um etwas Essbares zu erwerben. Da kommt eine Frau vorbei, eine Samariterin. Es ist kein besonders gutes Zeichen, dass sie ausgerechnet zur Mittagszeit und allein kommt. Normalerweise kamen die Frauen in größeren Gruppen und abends, wenn es kühler ist. Die Frau lebte anders als die anderen Damen ihres Dorfes, sie lebte mit einem Mann zusammen mit dem sie nicht verheiratet war und war deshalb eine Ausgestoßene.
Jesus geht zu ihr und spricht sie an: „Gib mir etwas zu trinken“. Über das Schöpfen des Wassers entspannt sich ein Gespräch, das rasch an Tiefe gewinnt und nach kurzer Zeit reden die beiden über Anbetung:

Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist.
Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muß.
Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.
Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden.
Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden.
Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, das ist: der Gesalbte (Christus). Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden.
Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, ich, der mit dir spricht. (Johannes 4,19-26 nach der Einheitsübersetzung)

Wo beten wir an?
Zwischen den Juden und den Samaritern gab es einen Konflikt. Die einen sagten, dass man Gott im Tempel in Jerusalem anbeten muss. Die anderen hielten es eher mit einem Hügel in Samaria. Für die Frau scheint es eine dringende Frage zu sein, aber Jesus geht im Grunde nicht darauf ein. „Es kommt eine Zeit, in der niemand mehr darüber reden wird, WO man Gott anbeten soll, weil es nur noch darum gehen wird, WIE man ihn anbeten soll.“
Der Tempel muss ein tolles Gebäude gewesen sein, das wahrscheinlich eine Stimmung hatte wie ein großer Dom – Säulenhallen, Gold, Weihrauch, eine sehr „heilige“ Atmosphäre. Viele Menschen fühlen sich auch heute noch Gott in Kirchen näher als anderswo und meinen, dass man da besonders gut anbeten kann. Dabei ist der Raum egal. Was Jesus im Grunde genommen sagt ist, dass es nicht auf Äußerlichkeiten in der Anbetung ankommt sondern auf die Einstellung. Anbetung ist eine innere Haltung, keine äußere.
Bei uns würde keiner mehr eine Diskussion darüber anfangen an welchem Ort man anbeten muss. Dennoch sind Äußerlichkeiten für uns genauso wichtig wie für die Menschen damals. Unsere Äußerlichkeiten sind nicht mehr die Räume, dafür aber Stile. Die einen wollen auf keinen Fall mit einer Akustikgitarre Lobpreis machen, weil sie das an alte Jugendzeiten erinnert an die sie nicht mehr erinnert werden wollen. Für sie muss Lobpreis laut und schnell und dreckig sein – mindestens Punkrock, besser Deathmetal. Die nächsten kriegen die Krise wenn mal wieder rapid rascals spielen, für sie ist nichts über 160bpm und 100dB noch Lobpreis.
Im Grunde sind das Äußerlichkeiten. Natürlich kann man sich als Mensch von so was nicht ganz frei machen. Dafür macht man ja auch musikalische Anbetung, um es Leuten leicht zu machen Gott zu begegnen, aber ich bin sicher, wenn Jesus ein Gespräch über Stile im Lobpreis kommentieren würde, dann würde er was ähnliches sagen wie zur der Frau am Brunnen: „es kommt die Stunde an der man sich nicht mehr fragt, welche Band spielt und die Musiker cool ist oder nicht, sondern in der die Christen Gott anbeten im Geist und in der Wahrheit, denn solche sucht der Vater!“

Gott sucht Anbeter
Ich habe viele Predigten gehört, in denen es darum ging, dass Gott Anbetung sucht. Komischerweise kamen solche Predigten oft gerade von Anbetungsleitern. Der Tenor ist dann meistens: Gott ist es wert, angebetet zu werden, also beten wir ihn an. Autsch, da hat jemand nicht richtig gelesen. Gott sucht keine Anbetung, er sucht Anbeter.
Viele von uns stellen sich Gott so vor, dass er auf seinem Thron sitzt und unsicher ist, ob er noch beliebt ist. Der arme Gott braucht Anbetung und „Lobopfer“ um sein Selbstbewusstsein auf zu bauen. Wenn keiner mehr Lieder darüber singt, was er für ein toller Gott ist, dann kann ihn das auch mal in eine Krise stürzen und er wird depressiv.
Deshalb gehen seine Kinder in die Kirche und singen Lieder als würden sie den alten Opa besuchen. Einmal in der Woche hört man sich eine Stunde lang die immer selben Kriegsgeschichten an, dann hat man es wieder hinter sich – zum Glück, mehr hätte man auch echt nicht geschafft. Wenn Lobpreis bedeutet Lieder zu singen, weil Gott das so angeordnet hat, kommen die Dinge in eine gewisse Schräglage. Was ist von jemandem zu halten, der von anderen verlangt, ihn an zu beten?!
Fichte schrieb:

In diesem System wird Gott ohne Unterlass gelobt und gepriesen, wie kein rechtlicher Mensch sich selbst möchte preisen lassen. (FF von Unruh, Fichte. Eine Textsammlung, 1935, Seite 50)

Zum Glück ist Gott nicht neurotisch und er sucht auch keine Anbetung. Er sucht Anbeter. Leute, die erkannt haben, wer er ist und die nicht anders können, als sich darüber zu freuen. Man kann Anbeten ohne ein Anbeter zu sein, aber es ist unmöglich ein Anbeter zu sein ohne an zu beten. Wer Gott erkannt hat und weiß, wer der liebende Vater im Himmel ist, der wird sich entsprechend verhalten und Gottes Gegenwart suchen wo es nur möglich ist.

Im Geist
Wahre Anbetung Gottes geschieht im Geist. Hier geht es um die Wiedergeburt. Gott ist Geist und der Mensch hat einen Geist. Der Aspekt ist mir heute nicht sehr wichtig, deswegen streife ich ihn nur kurz. Als Jesus mit der Frau sprach gab es noch keine Wiedergeburt wie wir sie heute kennen, deswegen suchte Gott mit einem lebendigen Geist, die ihn anbeten. In allen Ländern und Religionen gibt es Menschen, die Gott anbeten, aber sie haben im Vergleich zu den Christen eins nicht: einen wiedergeborenen Geist, denn den bekommt man nur durch Jesus.
Jesus sagte von sich, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Niemand kommt zum Vater als durch ihn, weil es ohne ihn keine Wiedergeburt gibt. Es ist gut, dass Gott überall angebetet wird, aber Er sucht nach wiedergeborenen Menschen, die ihn anbeten.

In der Wahrheit
Das griechische Wort ALHQEIA bedeutet nichts zu verheimlichen, unverhüllt zu sein, wahr, ehrlich, echt zu sein. Das bedeutet natürlich nicht, in der Anbetung nackt zu sein, das wäre ja wieder nur eine Äußerlichkeit. Es bedeutet, so zu Gott zu kommen wie man wirklich ist und nicht, wie man meint, dass man sein sollte.
In jeder Gemeinde gibt es Konformitätsdruck, der dafür sorgt, dass man Gott eher so begegnet, wie die jeweilige Kultur es vorgibt, als wie man selber ist. Das ist schade, denn echte Beziehung kann man nur so pflegen, wie man tatsächlich ist und nicht wie man sich verhalten soll.
Wenn man genervt von der Arbeit nach Hause kommt und zu seinem Partner sagt, dass alles super ist, baut das keine Beziehung. Wer seinen Freunden gegenüber immer ein gutes Gesicht aufbaut, der hat bald keine echten Freunde mehr, weil er niemanden an sich ranlässt. So ist es auch mit Gott. Anbetung ist eine Zeit mit unserem himmlischen Vater und wenn wir dann die ganze rumschauen und uns so geben, wie man es von uns erwartet, dann wird keine Beziehung gebaut. Anbetung hat damit zu tun, Gott sein Herz zu zeigen und ehrlich zu sein.
Das kann bedeuten, dass man als einziger steht oder sitzt, dass man sich anders verhält als alle anderen. In diesem Fall ist es gut, dem Konformitätsdruck zu widerstehen.
In den meisten modernen Gemeinden ist coolness ein echter Anbetungskiller. Man kann nicht gleichzeitig versuchen vor den anderen gut da zu stehen und in Gottes Gegenwart zu kommen. Wenn nur eines von beidem geht, wofür entscheidest Du Dich? Leider entscheiden sich die meisten für die Menschen und gegen Gott.

Wenn ich mir das alles so durchlese, fordert es mich selbst heraus. Ich kann verstehen, dass Gott diese Anbeter noch immer mit der Lupe sucht!

[hier noch die Audiopredigt dazu]

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