Jesus aber sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn. Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er tut, und noch größere Werke wird er ihm zeigen, so daß ihr staunen werdet. (Johannes 5,19-20)

Ein Zitat von Bill Johnson (when heaven invades earth, page 29), das ich mit dieser Stelle verbinde:

jesus could not heal the sick. neither could he deliever the tormented from demons or raise the dead. to believe otherwise is to ignore what he said about Himself, and more importantly, to miss the purpose of His self-imposed restriction to live as a man. (…)
jesus became the model for all who would embrace the invitation to invade the impossible in His name. He performed miracles, wonders, and signs, as a man in right relationship to god … not as god.

im AT hat gott sich seinem volk unter verschiedenen namen vorgestellt, die etwas darüber ausgesagt haben, wie gott ist oder in welcher beziehung er zu seinem volk steht. israel kannte ihn als den „gott, der mich sieht“, „der herr mein arzt“, „der herr mein banner“ oder „ich bin der ich bin“. ich habe das nie genau nachgelesen, glaube aber, dass viel tiefe in diesen „namensoffenbarungen“ liegt.
im NT übersieht man es leicht, aber es ist dasselbe prinzip. gott sich das komplette NT hindurch nur(?) als vater offenbart, aber jesus hat sich auf verschiedene weisen gezeigt, die zeigen in welcher beziehung er zu uns steht. ich sehe drei wichtige namensoffenbarungen im NT: vater, freund und herr. interessanterweise stehen diese offenbarungen oft in verbindung zu christlichen strömungen: die vineyards sehen alswichtigste offenbarung den vater an. die traditionelleren freikirchen sprechen nur vom „HErrn jesus“ und den jesus freaks sagt man nach, dass sie jesus in erster linie als kumpel sehen.

den schritt vom knecht zum freund geht jesus selber; in einem vers, der alle drei offenbarungen enthält: Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. (Johannes 15,15 nach der Einheitsübersetzung ich selber glaube, dass die offenbarung gottes als „Vater“ die wichtigste offenbarung überhaupt ist. nichts macht uns so frei von religion und komplexen wie ein gott, den wir als vater kennen. bisher dachte ich oft, dass es eine abfolge gibt, die sich aus dem geistlichen vorankommen ergibt: wir lernen gott erst als herrn kennen, dann als freund, dann als vater. mittlerweile sehe ich, dass wir den ganzen erkenntnisreichtum haben können und gott immer auf alle weisen kennen können. johannes hat jesus selbst in der offenbarung, dem letzten buch der bibel, ganz am ende des ersten jahrhunderts geschrieben, noch als herrn bezeichnet (22,20). da hatte er bestimmt schon die offenbarung des vaters, zumindest hat er sie in seinem evangelium, das etwa zur gleichen zeit geschrieben wurde, niedergelegt.

ich stehe momentan an dem punkt, dass gott sich mir als mein herr, mein chef, mein könig, oder wie man das auch sagen möchte, zeigt. eine schlüsslestelle ist für mich der satz marias, kurz bevor jesus das erste zeichen seines reiches tut: „was er euch sagt, das tut!“ (johannes 2,5 nach der Einheitsübersetzung). bei uns, und damit meine ich nicht jesus freaks, sondern die christen in deutschland, herrscht oft eine haltung die sagt: „was er euch sagt, das diskutiert!“ und wir reden mehr über das, was jesus sagte, als dass wir es tun.
vielleicht liegt viel von unserer kraftlosigkeit daran, dass wir uns auf der erlösung ausruhen und darüber reden, was jesus gesagt hat, statt einfach loszugehen und es zu tun?

manchmal fragt man sich ja schon: „wann kommt ein geistlicher durchbruch?“ (ich übersetze: wann tut gott endlich seinen job, giesst seinen geist aus und schenkt erweckung?). tja, immer wenn es mir mal so geht, bekomme ich dieselbe antwort:
mein volk kommt um aus mangel an erkenntnis. (hosea 4,6 nach der elberfelder) es geht nicht darum, dass gott noch irgendetwas machen müsste oder uns etwas vorenthielte. es geht darum zu verstehen und zu leben, was wir schon haben. ich habe neulich schon mal darüber geschrieben, aber es ist ein wichtiges thema, das wiederholung verträgt.
gott hat seinen teil schon getan: jesus ist gestorben, der geist ausgegossen, die bibel geschrieben. das, was fehlt ist, dass wir erkennen und verstehen, wer wir in jesus sind und was jesus für uns getan hat. das problem ist nicht gott, wir sind das problem.

was mich einen moment lang gewundert hat, ist dass diese stelle im AT steht. „erkenntnis“ verbinden wir automatisch immer mehr mit dem NT. dennoch macht es auch hier sinn, denn das wohlergehen des ganzen volkes und des einzelnen hatte immer damit zu tun, dass gottes gesetz befolgt wurde. der bund sah segen vor, wenn das volk in den geboten wandelte und so war es wichtig, zu wissen, zu erkennen, was gottes gebote sagten.
im NT hat sich nichts an der bedeutung der erkenntnis geändert, es geht nur darum, dass wir etwas anderes erkennen. während sich gott im AT in erster linie durch das gesetz offenbarte, hat er sich im NT in erster linie in jesus offenbart. deshalb geht es bei uns darum, jesus zu erkennen.

was das umkommen angeht, so hat sich auch nichts geändert: wir kommen um aus mangel an erkenntnis. aber dagegen gibt es ein mittel. nichts ist wichtiger, als so zu leben und eine geistliche disziplin aufzubauen, dass wir permanent erkenntnis gottes bekommen. die kommt immer auf dieselbe weise: gottes geist schliesst uns gottes wort auf. ein regelmässiger umgang mit gott, ein ringen mit dem wort, verändert uns indem es erkenntnis bringt. (auch darüber habe ich gepostet).

bleibt zu hoffen, dass uns jesajas prophezeiung in erfüllung geht: “ …denn das land wird voll von erkenntnis des HERRN sein, wie von wassern, die das meer bedecken. “ (jesaja 11,9 elberfelder. ähnlich: hosea 2,14)

Gestern im Gottesdienst hatte ich ein Wort für ein oder zwei Leute. Es ging um einen Bibelvers, durch den Jesus immer wieder mal zu mir spricht:

Galater 1,10: „würde ich noch versuchen Menschen zu gefallen, so wäre ich nicht Christi Knecht“ starker tobak, aber absolut wahr. auch wenn wir nicht christi knechte sind sondern geliebte söhne und töchter, dienen wir ihm dennoch. und wir werden feststellen, dass man nur einem herren dienen kann: jesus oder den menschen um uns herum.

von einer meinung sind wir immer abhängig. entweder tun wir alles, um in den augen unserer freunde, kollegen, familienmitglieder gut dazustehen, oder wir leben so, wie gott es will – und damit meist gegen den strom. ich weiss, dass viele der leute, die diesen post lesen heuchler sind. damit meine ich jetzt nicht, dass sie unter der woche leben wie sau und dann mit heiliger maske in den gottesdienst gehen, sondern das gegenteil: du betest, liest bibel, gehst in den gottesdienst und lebst ziemlich heilig. aber vor deinen nicht-christlichen kollegen heuchelst du, dass du eigentlich ein cooler typ bist, reisst dieselben fiesen witze, und tust was die anderen machen (natürlich nur soweit, es eben geht und nicht zu sehr…).

ich glaube, dass gott dir sagt: „lass das sein!“ du kannst nur einem herren dienen, dir kann nur eine meinung wichtig sein. entweder du lebst nach deiner erkenntnis und scheisst auf die meinung von menschen oder du hinkst durch die welt und versuchst es allenrecht zu machen.

natürlich schreibe ich diesen post mit nur einer hand, weil ich mit der anderen meine eigene nase fasse….

Vielleicht wird Luhmann-zitieren ein neues Hobby von mir. Aber ich mag ihn auch – und ich zitiere gern. Alsdann:

(erst) in der modernen wohlfahrtsgesellschaft beginnt das recht, sich selbst sozusagen zu überholen: es werden neuartige sachlagen als konfliktvorentscheidungen eingeführt, an die niemand denken würde, wenn es das recht nicht gäbe, und die daraus folgenden erwartungen werden als recht deklariert.
(…)
das recht dient nicht der vermeidung von konflikten, es führt sogar, verglichen mit der repression von konflikten in interaktionsnah gebildeten gesellschaften, zu einer immensen vermehrung von konfiktchancen. es sucht nur die gewaltsame austragung von konflikten zu vermeiden und für jeden konflikt noch dazu passende formen der kommunikation zur verfügung zu stellen. (…) das recht dient der fortsetzung der kommunikation mit anderen mitteln
(niklas luhmann: soziale systeme, 510-511)

bei meinen recherchen zum guten alten „frauenthema“ bin ich auf die bibel in gerechter sprache gestossen, ein übersetzungsprojekt mit vielen theologen (da wimmelt es nur so vor „prof“s und „dr“s), dass es sich zur aufgabe macht, die bibel „geschlechtsneutral“ zu übersetzen. das werk soll noch dieses jahr im gütersloher verlagshaus erscheinen. derzeit gibt es noch wenig wirbel in evangelikalen kreisen, aber vereinzelt werden stimmen laut, diese übersetzung genauso zu boykottieren wie die VOLXBIBEL.

kennt einer von euch das projekt näher? ich habe mir ein mp3 von genesis 1 angehört und fand die übersetzung gar nicht schlecht. auch ein paar leseproben in den newslettern fand ich gut. natürlich ist manches etwas fremd, wenn etwa gott wechselnd als „er“ und „sie“ benannt wird; theologisch ist es aber sicher nicht falsch, denn gott ist kein mann und offenbart sich gelegentlich auch mit weiblichen metaphern.
sehr gut gefällt mir die konsequente ausmerzen des „brüder“, stattdessen wird „geschwister“ übersetzt.
generell wird sehr transparent erläutert, wieso welche stellen wie übersetzt werden. das fehlt mir bei anderen übersetzungen ja immer. oft verstehe ich nicht, wieso eine übersetzung so und nicht anders übersetzt, aber es gibt keine möglichkeit heruaszufinden, warum.

insgesamt ist mein erster eindruck positiv, wenn auch manchmal herausfordernd. wobei der beigeschmack bleibt, dass die bibel eventuell zeitgeistliche „angepasst“ und weichgespült wird. gibt es meinungen zu dem projekt?

hier ein vergliche einiger verse, aus dem fünften newsletter:

ich lese gerade in der vorbereitung auf ein seminar mein eigenes buch. seltsames gefühl.
nietzsche hat seine eigenen bücher mit sehr markigen randbemerkungen versehen: „Tropf! Idiot! Stimmt, genau!“. ganz so weit bin ich noch nicht, aber ich verteile schon rote reiter um passagen zur überarbeitung in der nächsten ausgabe zu markieren. es wird immer leichter, eine professionelle distanz zum eigenen werk zu bekommen und unbefangen fehler eingestehen zu können. das ist natürlich eine notwendige grundlage, wenn etwas immer besser werden soll…

danke an alle, die schon konstruktiv kritisiert haben! und an alle, die mir rückgemeldet haben, dass ihnen das buch geholfen hat!
apropos: wenn ihr das buch gelesen habt, schreibt doch mal eine rezension bei amazon.

10. Januar 2006 in vermischtes 2

netter post

danke, haso!

überhaupt ist hasos blog empfehlenswert, weshalb er auch gelinkt ist.

Ich habe heute abend ein wenig in walter jens‚ römerbrief gelesen. ich finde, dass es sprachlich keine deutsche übersetzung mit jens aufnehmen kann. schade, dass er nur die evangelien, die offenbarung und den römerbrief verdeutscht hat.

eine kleine kostprobe:
paulus, der apostel,
ist den griechen in gleicher weise verpflichtet
wie jenen, die keine griechen sind.
ich bin in der schuld der klugen,
aber genauso in der schuld der vielen,
die schlicht sind im geist.

wörtlich übersetzt ist das sicher nicht. in allem liest man den rhetorikprofessor heraus, der sich selbst eher den klugen verpflichtet sieht und den dichtern statt des volkes aufs maul schaut.
interessanterweise scheint jens‘ römerbrief vor einem ähnlichen problem zu stehen wie die VOLXBIBEL, obwohl beide sich dem NT von entgegengesetzten seiten näher. hat jens nun den römerbrief übersetzt oder übertragen? der radius-verlag mag sich offenbar selbst nicht entscheiden. so heisst es vorne:
eine art vermächtnis
des apostels paulus
und summe seiner theologie
in virtuoser neu-übersetzung.

während hinten, unter einer bibelstelle, zu lesen ist:
aus römer XIV in der übertragung von walter jens.

wieder die alte frage: „wie frei darf eine übersetzung sein bevor sie zur übertragung wird?“ und: „wen interessiert das eigentlich?“

8. Januar 2006 in vermischtes 7

ein guter abend

ein guter abend. auf dem foto kann man wichtige details leider nicht erkennen; auf dem schreibtisch liegen 21 aufgeschlagene bücher: bibeln, drei bände von platons zweisprachiger gesamtausgabe, wörterbücher, john wimber, bibeln, notizbuch usw. – nicht sooo viele, aber das bild ist auch erst von 20:00… rechts unten eine teekanne, honig, milch, VOLXBIBELtasse. für denkpausen eine gitarre. im hintergrund bach (nervt etwas, wird bald ausgeschaltet).

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