Ich schreibe gerade über Offenbarung 3,17-19:
Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend, und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, daß gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt. Darum rate ich dir: Kaufe von mir Gold, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst; und kaufe von mir weiße Kleider, und zieh sie an, damit du nicht nackt dastehst und dich schämen mußt; und kaufe Salbe für deine Augen, damit du sehen kannst. Wen ich liebe, den weise ich zurecht und nehme ihn in Zucht. Mach also Ernst, und kehr um! (nach der Einheitsübersetzung)
Einige Sätze bleiben mir selber hängen und ich will mich hier einmal selbst zitieren:
Die Erkenntnis der conditio humana führt uns in die Busse. Das „tue Busse“ hören wir von Gott, aber es erklingt aus der Konfrontation mit unserem eigenen Zustand. Wie so oft redet Gott mit lauter Stimme durch zutiefst nicht-göttliches.
Mein Thema ist „Veränderung durch das Wort“. Es geht oft darum, dass Gottes Wort uns aufdeckt und dass wir in der Erkenntnis dessen dass wir nackt und bloss vor unserem Schöpfer stehen, die Busse bekommen die uns allein verändern kann.
Wer seinen Traum von einer christlichen Gemeinschaft mehr liebt als die christliche Gemeinschaft selbst, der wird zum Zerstörer jeder christlichen Gemeinschaft, und ob er es persönlich noch so ehrlich, noch so ernsthaft und hingebend meinte.
Gott hasst die Träumerei; denn sie macht stolz und anspruchsvoll. Wer sich das Bild von einer Gemeinschaft erträumt, der fordert von Gott, von dem Anderen und von sich selbst die Erfüllung. Er tritt als Fordernder in die Gemeinschaft der Christen, richtet ein eigenes Gesetz auf und richtet danach die Brüder und Gott selbst. Er steht hart und wie ein lebendiger Vorwurf für alle im Kreis der Brüder. Er tut, als habe er erst die christliche Gemeinschaft zu schaffen, als solle sein Traumbild die Menschen verbinden. Was nicht nach seinem Willen geht nennt er Versagen. Wo sein Bild zunichte wird, sieht er die Gemeinschaft zerbrechen. So wird er erst zum Verkläger der Brüder, dann zum Verkläger Gottes und zuletzt zu dem verzweifelten Verkläger seiner selbst. Weil Gott den einzigen Grund unserer Gemeinschaft schon gelegt hat, weil Gott uns längst, bevor wir in das gemeinsame Leben mit anderen Christen eintraten, in diesem Leibe zusammengeschlossen hat in Jesus Christus, darum treten wir nicht als die Fordernden sondern als die Dankenden und Empfangenden in das gemeinsame Leben mit anderen Christen ein. Wir danken Gott für das, was er an uns getan hat. Wir danken Gott dass er uns Brüder gibt, die unter seinem Ruf, unter seiner Vergebung, unter seiner Verheissung leben. Wir beschweren uns nicht über das, was Gott uns nicht gibt, sondern wir danken Gott für das, was er uns täglich gibt. (Bonhoeffer, gemeinsames Leben, München 1987, Seite 24)
Das spricht aus meinem Herzen. Ich habe einige Leute ihre eigenen Vorstellungen an Gemeinde herantragen und an diesen Vorstellungen zerbrechen sehen. Ich hatte schon völlig unrealistische Erwartungen an Gemeinde. Oft sind diese Erwartungen dann auch noch unausgesprochen, so dass ihnen gar nicht entsprochen werden kann. Nachfolge Christi ist eine Rückbesinnung auf Gottes Ideen und Visionen. Da, wo sich Gottes Vorstellungen und meine nicht in Deckung bringen lassen sind es meine Erwartungen, die angepasst werden müssen, nicht seine!
Als Rabbi Schnëur Salman, der Raw von Reussen, weil seine Einsicht und sein Weg von einem Anführer der Mithnagdim bei der Regierung verleugnet worden waren, bei Petersburg gefangen saß und dem Verhör entgegen sah, kam der Oberste der Gendamerie in seine Zelle. Das mächtige und stille Antlitz des Raw, der ihn zuerst, in sich versunken, nicht bemerkte, ließ den nachdenklichen Mann ahnen, welcher Art sein Gefangener war. Er kam mit ihm ins Gespräch und brachtebald manche Frage vor, die ihm beim Lesen der Schrift aufgetaucht war. Zuletzt fragte er: „Wie ist es zu verstehen, dass Gott der Allwissende zu Adam spricht: ‚wo bist Du?’“ „Glaubt Ihr daran“, entgegnete der Raw, „daß die Schrift ewig ist und jede Zeit, jedes Geschlecht und jeder Mensch in ihr beschlossen sind?“ „Ich glaube daran“, sagte er. „Nun wohl“, sprach der Zaddik, „in jeder Zeit ruft Gott jeden Menschen an: ‚Wo bist du in deiner Welt? So viele Jahre und Tage von den dir zugemessenen sind vergangen, wie weit bist du derweilen in deiner Welt gekommen?’ So etwa spricht Gott: ‚Sechsundvierzig Jahre hast du gelebt, wo hältst du?’“
Als der Oberst die Zahl seiner Lebensjahre nennen hörte, raffte er sich zusammen, legte dem Raw die Hand auf die Schulter und rief: „Bravo!“ Aber sein Herz flatterte. (aus: Martin Buber, der Weg des Menschen nach der chassidischen Lehre, Gerlingen 1960, Seite 7f)
Ich konnte ja nie viel mit Dietrich Bonhoeffer anfangen. Für nich war er immer ein sehr überschätzter Theologe. Dennoch habe ich mich entschlossen ihm noch eine Chance zu geben nachdem Freddi mir beim Freakstock ein schönes Bonhoeffer-Zitat gegeben hat: „Wer die Einsamkeit flüchtet hüte sich vor Gemeinschaft .“
Also habe ich „Nachfolge“ bestellt, von dem auch Bernhard Positives zu berichten wusste und habe zum zweiten Mal „gemeinsames Leben“ begonnen. Ich darf sagen, dass ich mein Urteil zu revidieren beginne. Das Buch ist ausserordentlich tiefschürfend, ich schaffe nur hier und da mal eine Seite. Seine Gedanken sind bestürzend und erhellend zugleich, kein überschätzter Theologe sondern ein inspirierender Bruder. Ich bin froh, dass ich mich nochmal aufgerafft habe Bonhoeffer zu begegnen.
Und schliesslich ist 2006 ja auch Bonhoeffer-Gedenkjahr!
Oops, zwei Tage nicht gebloggt. Da ist was schiefgegangen! Sorry, kommt bestimmt noch mal vor.
Ich habe bei Mirko diesen kleinen Film gefunden und echt gelacht. Habe mir das gute Stück schon dreimal angesehen und finde ihn einfach nur witzig. Bestimmt gibt es im Predigerseminar Situationen in denen man ihn benutzen kann. Puh, ich kann mich an einige Predigten und Aufnahmen erinnern bei denen es mir genauso ging….

Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? (Matthäus 9,5 nach der Einheitsübersetzung)
Eine provozierende Frage, die Jesus hier stellt. Die meisten würden sagen: „es ist leichter zu sagen, ‚deine Sünden sind dir vergeben.'“ Dennoch macht der Zusammenhang deutlich, dass es für Jesus leichter schien, die Heilung zu vollbringen. Die Heilung war das Zeichen, die Sündenvergebung war das Eigentliche. Wieso erscheint es uns heute oft andersherum einfacher?
Bill Johnson gibt in seinem Buch „the supernatural power of a transformed mind“ eine einleuchtende Antwort, die uns zugleich in eine Lehrverantwortung hineinstellt:
During the days of the Roman Empire, much of what was then called the Church had little understanding or assurance of salvation. While the experience of salvation by faith has always been a part of the true Church, this revelation was put on the back burner:“(From cooking. almost all stoves have front and back burners. The things you need to pay careful attention to (don’t stop stirring the risotto!) should be up front, under your nose. Things that can simmer away without immediate attention (soup stock, for example)can be pushed to the back burners where they can be looked into from time to time, but don’t need to be attended to just now. The metaphor has been extended to all kinds of activities: on your To Do list of life, some things need to be done Now (get out of the burning building) while less urgent things (should I write bob a nice thank you note?) can be pushed to the back burner…. aus:http://www.phrases.org.uk/bulletin_board/6/messages/582.html)“: for most. But a few hundred years ago, it was moved to the forefront, and the church began to proclaim again that salvation is only by faith. Even so, it was more of a prolonged process than it is today. Many would seek God in prayer and search the Scriptures, sometimes for weeks or even months, before having assurance that they had been born again. Many died not knowing the assurance of their salvation. But because the Church embraced this revelation wholeheartedly, teaching it, practicing it, building up people´s faith in it, today we consider it to be the simplest thing in the world. We pry for a sinner to receive Jesus, and we have absolutely no doubt that he or she will be instantly converted. Many of us don´t realize that it´s only „easy“ now because previous generations labored in planting and watering this revelation by putting it into practice. For two centuries the Church in this nation has not lost sight of the power of conversion. It has taught it, preached it, gone into the streets with it, written books about it. Today we are riding the wave of a heritage of faith that has increased for many generation.
(…)
Healing is a part of the normal christian life. God put it in his book; He illustrated it in the life of Jesus. He told us to emulate what Jesus did. So why is it so easy for us to be fully convinced when we pray for someone to be saved thatour prayer will work, and yet when we pray for healing we find it difficult to believe they will be healed? Because salvation, as it pertains to a born-again experience, has been embraced and taught continuously by the Church for centuries, while the revelation of healing has not been widely embraced, and has even been fought.
(…)
What would have happened if centuries ago Christians had embraced the power of the gospel to bring healing to the physical body, to the emotions and to the mind? What if the Church had plowed through that soil for generation after generation? Instead of a few „heroes of healing“ marking the trail of history, the entire Body of Christ would recognize healing as an essential part of the Great Commission. Normal Christians would see deformities and say, „No problem.“ Cancer, „No problem.“ Missing limbs, „No problem.“ We would pray in power without one iota of doubt.
Ein unreiner Geist, der einen Menschen verlassen hat, wandert durch die Wüste und sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn er aber keinen findet, dann sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Und wenn er es bei seiner Rückkehr leer antrifft, sauber und geschmückt, dann geht er und holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher. (Matthäus 12,43-45
Befreiung ist möglich! Das ist schon mal eine ermutigende Tatsache. Jesus hat einen vollmächtigen Befreiungsdienst vorgelebt, die Evangelien sind voll von Menschen, denen irgendwas ausgefahren ist; es gehörte zum festen Programm in Jesu Versammlungen, dass übernatürliche Dinge und eben auch Befreiungen geschehen sind. Da heute wir als Gemeinde der Leib Christi sind sollten wir das leben, was Jesus uns vorgelebt hat und Befreiungen und Heilungen sollten in unseren Gottesdiensten so normal sein wie in denen von Jesus.
Dabei sind Befreiungen theologisch und seelsorgerlich schwierige Dinger. Es gibt viele Fragen, die sich nur mit Mühe beantworten lassen: gibt es Besessenheit (die Bibel spricht nur von „Dämonisierten“), können Christen belastet sein, nutzen Befreiungen bei körperlichen Krankheiten? usw. Da will ich gar nicht drauf eingehen, ich habe zu allen Punkten eine Meinung, aber die geht am Thema dieser Reihe vorbei. Am schwierigsten finde ich die Frage, ob es sich um geistliche oder seelische Phänomene handelt – je nach Theologie und Fallbeispiel kann man beides argumentieren. Deshalb schreibe ich hier über „böse Geister“ in der umfassendst möglichen Form: so, wie es in der Literatur (und auch in der weltlichen) manchmal vorkommt, als „etwas“ das den Menschen quält. Man redet von einem „Dämon der Sucht“ als etwas, was stark ist und was je nach theologischer Erkenntnis und Gegebenheiten des Belasteten personal sein kann oder auch nicht. In jedem Fall ist es was, wovon der Mensch befreit werden muss.
Bei der Befreiung stehen uns unsere eigenen Bilder oft im Weg. Handelt es sich um geistliche Ursachen, hat man oft den Hollywood-Exorzismus vor Augen. Tatsache ist, dass sich Befreiungsdienste in der Regel recht unspektakulär gestalten: ein kleines Gebet mit grosser Wirkung. In meiner eigenen Erfahrung ist es oft so gewesen, dass niemand irgendwas gemerkt hat, dass aber in den nächsten Tagen immer klarer wurde, dass „etwas fehlt“: das Problem, die Angst, was auch immer, war einfach weg. Bei rein seelischen Problemen ist der Weg zur Befreiung oft noch länger: man redet und betet, Heilung geschieht häppchenweise und man merkt wie die betreffende Person von Sitzung zu Sitzung immer freier wird bis das Problem dann auch fort ist.
Warum es mal so und mal so ist weiss ich auch nicht. Wir können es uns nicht aussuchen; wenn wir es könnten würde Befreiung natürlich immer von jetzt auf gleich gehen. Da wir es nicht können gibt es manchmal einen langen Vorlauf. Viele sind nicht bereit den Weg zu gehen wenn es nicht schnell geht. „Wenn Gott mich frei machen will, kann er es sofort tun“, denken sie und verzweifeln wenn Jesus sie nicht spontan befreit. Ich frage mich immer, was denn die Alternative ist. Wenn es nicht schnell geht, würde ich immer den langsamen Weg zur Freiheit wählen. Auf das Ziel kommt es an, wenn das Ziel die Freiheit ist, dann ist jeder Weg recht!
Das ist doch eine schöne Sache: die Schönheit des Komplexen erscheint mit ausgewählten Beiträgen auch in spanisch. Ich freu mich sehr darüber, klar, jeder Schreiber sieht gerne was von sich in einer Fremdsprache.
Um Lupitas Übersetzungen einer möglichen spanischen Leserschaft leichter zugänglich zu machen gibt es ab gestern eine Kategorie „spanisch“ die man auch über einen Klick auf die Flagge Spaniens rechts oben erreicht. Wer weiss, vielleicht stehen eines schönen Tages ganz viele Flaggen oben rechts weil die Schönheit des Komplexen in vielen Zungen erscheint.
Noch einmal vielen Dank, Lupita!
Im Folgenden kommt eine mehrteilige Reihe über Matthäus 12,43-45. In diesem ersten Teil geht es noch nicht wirklich um den Vers, deswegen zitiere ich ihn auch noch nicht. Das Thema, das mich beschäftigt ist „Krankheit als Funktion“. Ich glaube, dass Krankheiten und speziell seelische Krankheiten eine bestimmte Funktion für den Menschen erfüllen, der sie hat. Deswegen ist es oft schwer, etwas gegen diese Krankheiten zu unternehmen, denn der Kranke ist gespalten – der Wille zur Gesundung ist zwar da, ist aber nicht unbedingt. Vielfach würde der Leidende lieber besser mit der Krankheit klarkommen als sie ganz loszuwerden.
Mit diesem Prinzip habe ich mich schon in einem früheren Post beschäftigt; dort heisst es:
ein paar tage frei machen, den ganzen tag im schlafanzug rumlaufen, gammeln, fernsehen, betüddelt werden, das kann richtig spass machen. das problem ist eher, wenn man zu krank ist und es körperlich einfach zu scheisse ist, aber ein bischen passt schon.
Tatsache ist, dass eine solche Haltung einer Krankheit – insbesondere einer seelischen – gegenüber nicht konstruktiv ist.
Die Funktion einer Krankheit ist das, was die Krankheit für uns leistet. Das kann durchaus verschieden sein, aber seelsorgerlich sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass es nicht reicht eine Krankheit loszuwerden wenn an die Stelle ihrer Funktion nicht etwas Neues kommt. So lange die Funktion vakant bleibt wird die Krankheit wiederkommen. Bei manchen seelischen Leiden springt die Funktion direkt ins Auge. Das Stockholm Syndrom kann dabei helfen die Extremsituation einer Entführung zu überstehen. Das Kassandra Syndrom (auch Kassandra Komplex) tritt häufig nach Kündigungen auf und äussert sich in Untergangsprophezeiungen. Es gibt sicher noch viel mehr und auch schlimmere Erkrankungen als diese beiden Komplexe, es waren nur die ersten, die mir eingefallen sind.
In diesen Fällen entfällt die Funktion oft mit einer Veränderung der Umstände, in anderen ist das nicht der Fall. Sucht z.B., gerade so lange sie „nur“ seelisch ist, erfüllt eine Funktion, die über den Rausch hinausgeht. So lange diese Funktion nicht erkannt und geheilt ist, wird Befreiung immer nur temporär sein, denn die Freiheit wird als „unvollständig“ empfunden, es fehlt etwas. Erst wenn dieses „etwas“ ausgefüllt ist wird der entsprechende Mensch frei bleiben.
Im Grunde geht es dabei um die Ursachen, aus denen sich jemand eine Krankheit zu gezogen hat. Gott kann (und muss!) beides heilen: Krankheit und Ursache. Nur so kann die Krankheit daran gehindert werden immer wieder auszubrechen. Das stellt beide, den Seelsorger und den „Befreiten“ in die Verantwortung ein „stattdessen“ zu finden. Schön, dass das auch ein wichtiges Merkmal des christlichen Glaubens ist: wir lassen nicht einfach etwas schlechtes, wir tun statt dessen etwas Gutes. An die Stelle einer negativen Verhaltensweise tritt eine positive.
In meinem Post The New Phrenology habe ich ein Thema angeschnitten, dass uns Menschen seit dem Sündenfall beschäftigt: die Delegation von Schuld. Adam war der erste, der Schuld auf sich geladen hatte und nicht damit umgehen konnte. Also versuchte er sie erst auf Eva zu schieben, dann war die Schlange dran und zuletzt Gott selbst. „Naiv!“, möchte man ausrufen. Solche Versuche können Gott weder überzeugen noch beeindrucken.
Wir sind da nach einigen Jahrtausenden Wissenschaft fitter geworden. Unsere Erklärungs- und Abwälzversuche überzeugen wenigstens uns selbst. Die Versuche schmilzen immer auf eine Motivation hin zusammen: klar machen, dass wir nicht Schuld sind sondern immer nur „Produkte“. Es gibt ein gewöhnungsbedürftiges Lied, das diesen Gedanken aufgreift und das ich schnell mal eben auflege. In Nick Caves Song O´Malley´s Bar richtet der Protagonist ein rechtschaffenes Massaker in seiner Stammkneipe an und sinniert dabei über den freien Willen:
I blew a hole in Mrs. Richard Holmes
And her husband stupidly stood up
As he screamed, „You are an evil man“
And I paused a while to wonder
„If I have no free will then how can I
Be morally culpable, I wonder“
I shot Richard Holmes in the stomach
And gingerly he sat down
And he whispered weirdly, „No offense“
And then lay upon the ground
„None taken“, I replied to him
To which he gave a little cough
Früher war es das „Schicksal“, das als Erklärung für alles galt. Für andere waren es die Götter, die eben beschlossen hatten, dass der eine gut und der andere böse ist. In Indien sind es die Kasten, in die man eben hineingeboren wird. Irgendwann kam man auf den Trichter, dass das Gehirn darüber entscheidet ob man ein Genie oder ein Krimineller wird. Nachdem die meisten über solche Theorien nur noch lächeln können sind es heute eben die Gene, die für alles herhalten müssen. Irgendwo bekommen wir dei Entschuldigungen für unser Verhalten schon her. Jede Generation hat eine andere Erklärung, aber die Sache bleibt sich gleich.
Christentum ist der Ausweg aus dem Schuld Dilemma. Unsere Botschaft ist einfach und gut: „Stell Dich Deiner Schuld und Dir selbst. Dann gibt es Vergebung und Veränderung.“ Aber es wird weder das Eine noch das Andere geben so lange wir vor der Schuld weglaufen!
Tags: Theologie, Schuld
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