25. Januar 2008 in theologie und gemeinde 62

Homochrist

Es kommen immer wieder Leute über die Seite von Homochrist zu mir. Die Schönheit des Simplexen ist da schon länger verlinkt und ich möchte mich heute mit diesem Post dafür bedanken. Es hat mich gewundert, dass ich verlinkt worden bin, denn Homosexualität war in diesem Blog noch nie ein Thema.

Ich bin selber hetero und habe in meinem Leben mit wenigen Schwulen oder Lesben näheren Kontakt gehabt, deswegen war das Thema für mich nie brennend. Ich zweifle nicht daran, dass es homosexuelle Christen gibt und ich habe ein wenig auf den Seiten der lesbischen und schwulen Basiskirche gelesen. Manchmal werde ich gefragt, was ich über Homosexualität denke (natürlich speziell bei Christen) und wie man in der Gemeinde damit umgehen sollten.
Auf ein so komplexes Thema kann ich nie mit einem Satz antworten, deshalb reagiere ich meistens ausweichend.

Wie das allermeiste, sehe ich auch die sexuelle Orientierung und die Art wie wir mit ihr umgehen in einem Spannungsfeld in dem es mindestens zwei Seiten gibt. Theologisch bin ich sicher, dass Homosexualität nicht das ist, was sich Gott für Menschen gedacht hat und glaube somit, dass Gott die sexuelle Orientierung wieder ändern kann. Das ist dann ganz bestimmt ein Wunder, aber ich glaube an Wunder.
Viel schwieriger finde ich die alte Frage, ob Homosexualität denn nun Sünde ist oder nicht. Auf eine Art sicherlich, gelebte Homosexualität ist Sünde, da ist die Bibel klar. Aber homosexuell zu sein, ist es vermutlich nicht, zumindest würde es mich wundern wenn etwas Sünde ist was man nicht tut sondern ist. Es gibt vieles was in uns steckt, das wir aber besser nicht leben sollten.

Ganz bestimmt bin ich aber der Ansicht, dass es Sünde ist, Menschen auszugrenzen, egal ob wegen ihrer Hautfarbe, Muttersprache oder sexuellen Orientierung. In der Gemeinde muss ein jeder Platz haben, denn jeder muss die Möglichkeit haben zu Gott zu kommen und mit Jesus zu leben. Ich interessiere mich natürlich dafür, was meine Leser über dieses Thema zu sagen haben. Was denkt Ihr über Homosexualität und wie wünscht Ihr Euch den Umgang damit? Gewiss ein heisses Eisen, aber eines vor dem wir es uns nicht leisten können, die Augen zu verschliessen.

Gerade die Debatte um einen abgesagten Workshop beim Christival  zeigt uns, wie nahe das Thema uns kommt. Dazu will ich anmerken, dass ich den radikalen Homosexualismus ebenso wenig mag, wie die anderen radikalen -ismen. Es muss immer noch möglich sein, seiner Meinung Ausdruck zu verleihen, wenn man denkt, dass Homosexualität Sünde ist. Es muss auch möglich sein, entsprechende Seminare anzubieten, deren Teilnahme ja immerhin freiwillig ist. Wie immer und bei jeder Diskussion helfen Allgemeinplätze und Standardängste nicht weiter – eine Lektion, die die Menschheit vermutlich nie lernen wird…

Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.
Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer.
Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.
Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden,
wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. (Markus 9,42-48 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 18,6-9 | Lukas 17,1-2

Als Jesus das sagte, hatte er noch das Kind auf den Armen, über das er in Markus 9,38-41 gesprochen hatte. Gott kümmert sich um Kinder und es ist eine grosse Sünde, ihnen Schlechtes bei zu bringen und zum Bösen zu verführen. Das bezieht sich nicht nur auf Kinder im eigentlichen sondern auch im übertragenen Sinne, es ist immer eine schlimme Sache, wenn Menschen zum Bösen verführt werden. Natürlich hat jeder von uns einen freien Willen und kann selber entscheiden, was er tut, aber wir sollen und auch gegenseitig zu Gutem anstacheln und nicht zu Bösem. Jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass es schwer ist moralisch sauber zu leben, wenn alle anderen anders leben wollen. Verführung ist eine grosse Macht und entsprechend eine grosse Gefahr. Wir sollen uns nicht verführen lassen aber natürlich noch weniger selber Verführer sein.

Die Einstellung, die Christen gegenüber der Sünde haben sollte radikal negativ sein. Alles ist besser als zu sündigen. Jesus benutzt deutliche Worte um das klar zu machen: es wäre besser verstümmelt in den Himmel zu kommen als an einem Stück in die Hölle geworfen zu werden.
Diese Aufforderungen sind natürlich nicht wörtlich gemeint. In der Bergpredigt (Matthäus 5-7) machte Jesus sehr klar, dass Sünde im Kopf beginnt und nicht da, wo jemand eine Sünde begeht. Deswegen würde es auch nichts nutzen, sich eine Hand abzuhacken oder ein Auge zu entfernen. Die Versuchung wäre immer noch da und es hätte nichts genutzt sich zu verstümmeln.
Worum es hier geht ist, der Sünde radikal entgegen zu stehen. Es kann sein, dass wir Bereiche aus unserem Leben entfernen oder unsere Prioritäten überdenken müssen wenn wir mit Jesus leben. Das ist nicht immer einfach, aber der Preis lohnt den Aufwand.
Manchmal wird das Evangelium weicher verkündet als es eigentlich ist. Jesus war radikal und vieles was er sagte, war anstössig. Gott hat einen Herrschaftsanspruch an unser ganzes Leben. Wenn wir ihm unser Leben gegeben haben, dann ist es sein Leben und er bestimmt, was wir sagen und denken. Ich habe in meinem Leben viele solcher “Amputationen” erlebt. Ganz am Anfang war es für mich wichtig, meine Punkrockplatten und -T-Shirts weg zu schmeissen. Später musste ich meinen Freundeskreis wechseln um von Drogen frei zu werden. Das alles hat mit Nachfolge zu tun und ist der Preis den wir zahlen müssen. Es tut weh in dem Moment, aber es zahlt sich auf lange Sicht aus.

HaSo warf mir ein Stöckchen zu. Auch wenn ich kein Böckchen darauf habe apportiere ich es. Ich fürchte, mein Blögchen wird nichts interessantes zu dem Thema beisteuern können.

1. Hast Du schon einmal bewusst gefastet?

Nicht wirklich. Zwei oder drei Tage waren das höchste der Gefühle. Teilfasten habe ich aber schon oft gemacht – hauptsächlich Koffein.
2. Was ist der Sinn von Fasten Deiner Meinung nach?

Dem Körper sagen, dass nicht er der Bestimmer ist sondern der Geist. Den meisten von uns sagt der Körper wann gegessen, geschlafen usw. wird. Das ist kein so guter Zustand. Einer zu starken Leiborientiertheit kann man durch fasten sicherlich begegnen.
3. Wirst Du in diesem Jahr in der Fastenzeit fasten?

„Nein. Ich habe mich noch nie am vorösterlichen Fasten beteiligt. Kein Kirchenkalender kann mir sagen, wann es für mich Zeit ist, zu fasten.“ (HaSo). Amen. Wann ist überhaupt die Fastenzeit?

4. Ist Fasten ein Thema in der Gemeinschaft, in der Du lebst?

Nein. Kann daran liegen, dass ich Pastor der Gemeinschaft bin und deswegen ein wichtiger Teil Spiritualität fehlt. Das täte mir leid, allerdings müsste dieses Defizit durch andere ausgeglichen werden.

Okay, es geht weiter: Kim (fasten Schwangere?) / Morti (fasten W+Gler?) / Sprotte (belebt fasten das Bloggen?)

Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.
Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.
Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen. (Markus 9,38-41 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Lukas 9,49-50

Es gab schon vor Jesus Leute, die versuchten, Dämonen aus zu treiben. Dabei bedienten sie sich eines umständlichen Rituals und die ganze Sache wirkte eher okkult als christlich. Möglicherweise trieb dieser Mensch Dämonen auf diese Weise aus.
Da er es aber offenbar im Namen Jesu tat ist es wahrscheinlicher, dass dieser Mann in einem Gottesdienst Jesu gewesen ist und gesehen hat, wie Jesus Dämonen austrieb und Wunder tat und einfach dasselbe probiert hat. Das scheint damals, mit wechselnden Erfolgen, durchaus üblich gewesen zu sein wie die Geschichte der Söhne des Skevas in Apostelgeschichte 19,14ff zeigt. Diese hatten versucht, das selbe wie Jesus und Paulus zu machen und waren von einem dämonisierten Mann fürchterlich verprügelt worden.
Die unsichtbare Welt funktioniert nach Gesetzen, ebenso wie die sichtbare, und es ist möglich nach diesen Gesetzen zu leben und zu arbeiten und dabei übernatürliche Ergebnisse zu erzielen. Manches von dem was Anhänger anderer Religionen erleben kann darauf zurückgeführt werden dass es eingewisses Verständnis für die Realität der unsichtbaren Welt gibt; manches ist natürlich auch einfach dämonischen Ursprungs.

Für die Jünger ging das gar nicht. Sie folgten Jesus nach und fanden es überhaupt nicht gut, dass ein anderer, der nicht mit ihnen unterwegs war, dieselben Sachen tat wie sie. Ihnen wäre es am liebsten gewesen wenn Jesus den fremden Wundertäter aufgehalten hätte. Stattdessen hatte Jesus kein Problem mit ihm – wer nicht gegen uns ist, ist für uns. Jesus und seine Jünger konnten froh sein über jeden, der für sie war.

Ein weiterer Blogeintrag zu dieser Stelle.

Die Engelskala macht deutlich, dass es einige Entwicklungen braucht um in den Heilungsdienst zu kommen. Diese Entwicklungen gehen in den wenigsten Fällen schnell von Statten, meistens dauert es Jahre um in einen übernatürlichen Dienst hineinzukommen. Kenneth Hagin schreibt, dass der Weg zur Heilung selten eine Schnellstrasse ist . Wir müssen bedenken, dass einer der wichtigsten Parameter die darüber entscheiden, ob es leicht oder schwer fällt für eine Sache zu glauben, geistliches Erbe ist. Ich hatte nie echte Probleme damit an die Kraft des Heiligen Geistes zu glauben. Ich hatte sie früh in meinem Leben erfahren und hatte nicht durch theologische Prägungen durch eine christliche Kinderstube eine geistliche Verhärtung gegen den Geist. Vielen, die ich später kennen lernte ging es da ganz anders: sie hatten durch die christliche Familie in die sie hinein geboren wurden zwar viel Gutes mit auf den Weg bekommen, waren aber auch mit einem Misstrauen gegen „Schwarmgeister“ und alles Charismatisches geprägt. Für sie war es außerordentlich schwer, Gott gefühlsmäßig zu erleben weil sie immer im Hinterkopf hatten, dass das illegal wäre.
Heute fällt es den meisten Christen sehr leicht daran zu glauben, dass sie allein aus Gnade durch den Glauben errettet sind. Die allermeisten Christen, die ich kenne kommen sehr schnell zu einer gewissen Heilsgewissheit. Ob diese Heilsgewissheit immer auch im Angesicht des Todes trägt, wird der Augenblick ans Licht bringen müssen, aber zumindest kenne ich wenige Christen, die trotz ihrer Erlösung richtig Angst vor dem Tod haben. Früher war das einmal anders. Christen vergangener Jahrhunderte, gerade im Zeitalter der Reformation, als Christen die Lehre der Errettung aus Gnade durch Glauben wieder neu belebten und annahmen, waren die Kämpfe um ein Gefühl der Heilsgewissheit ebenso stark wie heute die Kämpfe um göttliche Heilung. Viele Heilige rangen mit der Bibel um die Gewissheit zu bekommen, die heute so normal ist. Viele starben ohne diese Gewissheit je erreicht zu haben. Bill Johnson schreibt:

Heilung ist Teil des normalen Christenlebens. Gott schrieb darüber in seinem Buch, er machte sie anschaulich durch das Leben Jesu. Er trug uns auf, das nachzumachen, was Jesus tat. Warum fällt es uns dann so leicht zu glauben, dass unser Gebet funktioniert, wenn wir für Errettung beten, während es uns gleichzeitig so schwer fällt zu glauben wenn wir um Heilung beten? Weil Errettung und die Erfahrung der Wiedergeburt seit Jahrhunderten ständig ergriffen und gelehrt werden, während Heilung selten verstanden und oft sogar theologisch bekämpft wird (Bill Johnson: the supernatural power of a transformed mind, 86-87. Übersetzung: Storch.).
(…)
Was würde heute geschehen wenn bereits vor Jahrhunderten die Kraft des Evangeliums zur seelischen, geistlichen und körperlichen Heilung angenommen worden wäre? Was wäre wenn die Kirche seit Generationen diesen harten Boden gepflügt hätte? Dann würde es nicht nur ein paar „Heilungshelden“ geben sondern der ganze Leib Christi würde anerkennen dass Heilung ein wichtiger Teil des Auftrags Jesu ist. Durchschnittschristen würden Missbildungen sehen und sagen „kein Problem“. Krebs? Kein Problem. Fehlende Gliedmassen? Kein Problem. Wir würden ohne ein Jota Unglauben in Kraft beten .

Der Kampf um Heilung ist ein Kampf, der in der Vergangenheit nicht oft genug geschlagen wurde um von einem umfassenden Durchbruch in Deutschland sprechen zu können. Deshalb fällt es den wenigsten leicht ihre Heilung zu bekommen oder gar in den Heilungsdienst zu kommen. Aus diesem Grunde ist damit zu rechnen, dass ein langer und oftmals frustrierender Weg vor jedem liegt, der sich bemüht, in diese göttlichen Wahrheiten hineinzukommen.
Es ergibt keinen Sinn, sich darüber Illusionen hinzugeben. Mehr noch, Jesus warnt davor, sich Dinge schön zu reden und zu einfach vor zu stellen (Matthäus 14,28ff).

Für die meisten Christen ist die größte Frage des Heilungsdienstes, ob Gott einen Menschen heilen will. Darüber haben wir bereits geredet und wissen, dass das nicht die Frage ist. Die Frage ist, wie wir die Heilung bekommen, die Jesus bereits für uns erkauft hat. Hier ist Ausdauer gefragt, denn eines ist sicher: wer zu früh aufgibt, der bekommt seine Heilung ganz bestimmt nicht; noch weniger wird er in den Heilungsdienst kommen.
Ausdauernd zu sein bedeutet, mit dem Ziel vor Augen immer wieder aufzustehen, sich von Gottes Kraft erfüllen zu lassen und wieder weiter zu gehen. Es bedeutet, auch in einem Prozess, der sich über Jahre hinzieht, nicht den Mut zu verlieren sondern immer wieder weiter zu gehen, bis man da ist oder heim zum Herrn geht.

Wenn ich Biographien von Leuten im Heilungsdienst lese achte immer besonders auf die kleinen Randbemerkungen und Anekdoten, die den Weg der betreffenden Person in den Dienst zeigen. Nur wenige haben lang und ehrlich über ihre Fehlschläge und Irrwege berichtet, aber zwischen den Zeilen kann man immer wieder etwas durchblitzen sehen. Ich zitiere mal exemplarisch für viele die Geschichte von John Wimber:

Als ich anfing für Kranke zu beten, war dies gleichzeitig eine Zeit der Reinigung. Gott zeigte mir meinen Stolz und meine Unabhängigkeit. Zehn Monate betete ich für Kranke und zehn Monate gab es nur Misserfolge. Ich wurde ausgelacht und verspottet, doch ich blieb bei meinem Entschluss, für die Kranken zu beten. Oft wurde ich zornig auf Gott. Doch er gebrauchte mich erst in dem Moment für Heilungen als ich an das Ende meiner eigenen Kraft gekommen war und erkannte, dass ich ohne ihn nichts tun könnte. (Heilung in der Kraft des Geistes, Seite 29)

…Die Schwangerschaftszeit der göttlichen Heilung in mir begann am nächsten Sonntag und dauerte sechs Monate. Innerhalb dieser Zeit handelte fast jede Predigt, die ich hielt, von göttlicher Heilung. Es waren erst wenige Wochen vergangen, da sagte mir Gott, dass ich nach jeder Predigt einen Altarruf für die Kranken machen sollte, damit wir für sie beten könnten.
(…)
Beim ersten Mal wurde keiner geheilt. Im Gegenteil, einige von denen, die für die Kranken beteten, steckten sich sogar bei diesen an! Wir bekamen Grippe, Erkältungen, sogar Kopfschmerzen. Das ganze war eine sehr demütigende Erfahrung.
(…)
Doch am nächsten Sonntag sagte Gott erneut, dass ich einen Altarruf machen sollte, sowohl im Morgen- als auch im Abendgottesdienst.
(…)
Und so ging es acht oder neun Wochen lang. Immer noch war kein einziger geheilt worden.

Mit der Zeit wuchs in mir Enttäuschung, und ich fühlte mich verletzt. Einige Leute verliessen die Gemeinde. Sie wollten bei so etwas Törichtem nicht länger mitmachen.
(…)
Als Woche um Woche verging, ohne dass wir einen Erfolg sahen, wurde ich mutlos. Einmal, als ich in der Bibel las, um mich auf eine Predigt vorzubereiten, wurde ich so zornig, dass ich die Bibel zuschlug und sagte: “ich predige nicht mehr über Heilung.“ Da sprach Gott ganz klar zu mir: “entweder Du predigst mein Wort oder du kannst gehen.“ “Gehen?“, fragte ich voll Angst, “was meinst Du mit gehen?“
Ohne auf meine Frage einzugehen, sprach der Herr zu meinem Herzen: “predige mein Wort, nicht deine Erfahrung!“
(…)
Wir beteten also weiter für die Kranken; durch unser Versagen wurde uns schmerzlich bewusst, dass es uns an Erkenntnis fehlte. Wir wussten nicht, WIE wir beten sollten. Ich begann, die Bibel genau zu durchforschen, um mehr über Heilung zu lesen.
(…)
Auch las ich alle christlichen Bücher zum Thema, die ich finden konnte.
(…)
Ich wollte wissen, wie ich jedes Mitglied meiner Gemeinde für den Heilungsdienst ausbilden und ausrüsten könnte…
Nachdem wir zehn Monate lang ohne Erfolg gebetet hatten, erlebte ich meine größte Niederlage.
(…)
Ganz verzweifelt hörten wir schließlich auf. Ich war so am Ende, dass ich mich auf den Boden warf und zu weinen anfing. “Das ist nicht fair“, schrie ich, “du sagst, dass wir predigen sollen, was in deiner Bibel steht, aber wenn wir danach handeln, lässt du uns im Stich.
Mein Herz war zerbrochen. Nach ein paar Minuten kam ich wieder zu mir und sah mich um – die anderen Männer lagen auch alle auf dem Boden und schrieen zu Gott. Unser Misserfolg hatte uns zerbrochen. Ich schlich nach Hause und legte mich ins Bett.“ (ebd. 59-61)

John Wimber war in späteren Jahren weltbekannt für seinen Heilungsdienst, und es tut gut, zu lesen, dass er nicht mit dieser Fähigkeit geboren wurde, sondern dass es für ihn ein echter Kampf war, in den Dienst zu kommen.
Wer in den Heilungsdienst kommen will braucht also auf jeden Fall eines: Durchhaltevermögen und Ausdauer. Der Prozess kann sich über Jahre und in manchen Fällen sogar Jahrzehnte hinziehen.
Dabei steht alles in einem Spannungsverhältnis zwischen zwei Bibelstellen:

Hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank, erfülltes Verlangen ist ein Lebensbaum. (Sprüche 13,12 nach der Einheitsübersetzung)
und
(seid Nachahmer derer) die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißungen sind. (Hebräer 6,12)

Offenbar reicht eine Verheißung nicht aus um Gott zu erleben. Diejenigen, die uns der Schreiber des Hebräerbriefes als Beispiele vor Augen malte hatten nicht nur eine Verheißung, sie hatten auch Ausdauer. Eine Verheißung hat jeder von uns und wir wissen, dass alle Verheißungen, alle Versprechen Gottes in Jesus erfüllt sind. Aber es braucht Geduld und Ausdauer um in sie hinein zu kommen, um sie für uns nutzbar zu machen.
Hier ist eine echte Herausforderung für jeden, der Jesus nachfolgt. Es fällt keinem von uns leicht, dran zu bleiben und immer wieder Motivation auf zu bringen um zu glauben, zu hoffen und zu beten. Dennoch ist es der einzige Weg um mehr von Gottes Herrlichkeit zu sehen.
Die größte Gefahr auf diesem Weg ist meiner Ansicht nach die hingehaltene Hoffnung, die das Herz krank macht. Hoffen und Warten kann enorm frustrierend sein. Wenn man nur von dem lebt, was andere erlebt haben oder was man in der Bibel liest und in seinen Visionen sieht, dann kann das wirklich hart sein. Aber vielleicht ist es Dir ein Trost zu erfahren, dass es sicherlich jedem so ergeht, der auf Gottes Wegen geht.

Ich versuche so zu leben, dass die Sehnsucht nach Gott nicht aufhört, aber auch nicht in einen destruktiven Frust umschlägt. Manch einer hat schon zwischendurch aufgegeben, weil es zu frustrierend war dabei zu bleiben. Manchmal ist es besser, eine kleine Pause ein zu legen, was anderes zu machen. Jesus hat viele Gleichnisse aus dem Ackerbau gepredigt. Eine Weisheit, die man da lernen kann, auch wenn Jesus selber nicht darüber gepredigt hat, ist, dass die natürliche Fruchtfolge bedeutet, dass man auch mal ein Feld brach liegen lassen muss damit sich der Boden wieder regeneriert.
Mit dem Geist ist es ebenso, man kann zu viel säen und zu sehr hinter einer Ernte her sein. Auch wenn es wichtig ist, über dem Wort zu brüten und zu beten ist es manchmal dran einen Gang zurück zu schalten, das Ziel aus den Augen zu lassen und sich zu entspannen. Das ist kein Kapitulieren sondern Weisheit. Nach einer Weile kann man erfrischt und mit neuer Motivation wieder ans Werk gehen.

Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?
Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Größte sei.
Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.
Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen:
Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat. (Markus 9,33-37 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 18,1-5 | Lukas 9,46-48 | Johannes 13,20

Die Evangelien gehen sehr offen mit den Fehlern der Jünger um, auch eher peinliche Geschichten sind beschrieben. Das ist ein grosses Qualitätsmerkmal, die Apostel haben nichts beschönigt, sondern die Geschichte Jesu so weiter gegeben wie sie tatsächlich passiert ist.
Es gab auch unter den Nachfolgern Jesu Rangstreitigkeiten. Jeder von ihnen wollte gern der Grösste sein und von Zeit zu Zeit unterhielten sie sich auch darüber und verglichen sich miteinander. Vielleicht hat Petrus auf seinen Mut gesetzt und gemeint, dass man schon tollkühn sein muss um der Grösste zu sein. Johannes wird für sich ins Feld geführt haben, dass er immer an der Brust Jesu lag, wenn es irgendwie ging und innige Gemeinschaft mit Jesus gelebt hat.
Als Jesus diese Gedanken aufdeckt, ist es erst einmal natürlich peinlich. Sie hätten bestimmt lieber nicht darüber gesprochen, was sie auf dem Weg geredet hatten.

Jesus gab ihnen einen weiteren Einblick darein, wie das Königreich Gottes funktioniert: wer der Grösste sein will, der soll der Kleinste sein. Wer leiten will, der soll dienen. Es ist eines dieser Prinzipien, die in Gottes Reich ganz anders funktionieren als in der Welt. Wer hier der Grösste sein will, der braucht Kompetenz und Ellbogen. Wer bei Gott der Grösste sein will braucht Demut, Liebe und ein dienendes Herz.
Jesus selber hat diesen Weg vorgelebt. Er kam nicht um sich dienen zu lassen sondern um zu dienen und sein Leben zu geben (Matthäus 20,28). Das ist der jesusmäßige Weg. Als Beispiel diente ihm ein Kind: es geht nicht um Kompetenzen, Selbstverwirklichung und Ambitionen. Es geht darum zu wachsen und zu lernen – das ist der Weg Jesu.

Die vierte Stufe der Engelskala ist keine Übergangsstufe mehr. Auch wenn es noch eine höhere Stufe gibt, ist diese Stufe dennoch nie wirklich abgeschlossen. Die fünfte Stufe unterscheidet sich mehr qualitativ als wesentlich von der vierten, deshalb gehe ich davon aus, dass man auf eine Weise immer in dieser Stufe bleibt. In der vierten Stufe beginnt der Dienst und wird mit der Zeit immer effektiver. Wunder und Heilungen werden mehr und mehr zur Tagesordnung und sollen auch da bleiben. Dienst wird zu Anfang Kampf sein und sich verkrampft anfühlen, wird aber mit der Zeit immer lockerer werden wenn das Ausleben des Heilungsdienstes uns in Fleisch und Blut übergeht.

Ab der vierten Stufe würde ich unbedingt mit Gegenwehr und Anfechtungen auf allen Ebenen rechnen. Die bahnbrechende Erkenntnis dieser Stufe ist es, dass Krankheit immer und überall bekämpft werden sollte. Wer einmal erkannt hat wie Gott über Krankheit denkt, der wird Krankheit mit derselben Entschlossenheit gegenüber treten wie der Sünde. Beides ist gleichermaßen negativ und Gott fühlt beidem gegenüber gleich. Unser himmlischer Vater ist gegen alles, was seine Kinder kaputt macht, gleich ob das Sünde ist oder Krankheit, oder Gebundenheit oder was auch immer.
Mit dieser Erkenntnis im Gepäck wirkt man auf andere Christen nicht mehr entspannt. Ich habe selber feststellen müssen, dass man jede Menge Diskussionen und einiges an Streit bekommt, wenn man das Evangelium klar predigt. Der Bereich von Heilung, Geistesgaben, dem Evangelium und dem Übernatürlichen birgt einiges an Potential zu Konflikten und Missverständnissen in sich. Natürlich kann man mit einem weisen Umgang mit Christen die eine andere Erkenntnis darüber haben einiges an Diskussionen abfedern, aber ganz vermeiden kann man es ganz sicher nicht.

Die schlichte Erkenntnis, dass Gott immer heilen will ist auch für den Teufel gefährlich. Auf einmal beginnen wir systematisch in sein Gebiet hinein zu arbeiten. Über Jesus heißt es, dass er alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren (Apostelgeschichte 10,38) – das war natürlich eine echte Kampfansage an den Fürsten dieser Welt! Sie ist es noch, der Feind mag es nicht, wenn ihm Seelen abgerungen werden. Da im Neuen Testament ständig ein Zusammenhang zwischen Heilung und Evangelisation gezogen wird (Morton Kelsey nannte Heilung einmal die „häufigste Evangelisation vorbereitende Maßnahme Jesu) ist damit zu rechnen, dass auch mehr Bekehrungen geschehen werden.
Ich gehe davon aus, dass der Gebetsstil sich in dieser Phase stark ändern wird – weg von einem Gebet das mit der Floskel „wenn es Dein Wille ist“ endet und hin zu einem Gebet in Vollmacht und Autorität. Wenn man glaubt, dass Jesus für Heilung gestorben ist und dass man selber ein Botschafter Christi ist, dann muss man einfach ein Gefühl geistlicher Autorität entwickeln. Wer weiß, dass er im Willen Gottes betet, der wird nicht lasch beten sondern Überzeugung in sein Gebet hineinlegen.

Je mehr Erfolge eintreten umso sicherer wird man seiner Autorität und umso grösser wird die Vollmacht sein mit der man betet. Das setzt eine Spirale frei, die sich kontinuierlich nach oben schraubt: mehr Autorität führt zu mehr Heilungen, die sorgen für mehr Gewissheit und Vertrauen in die Autorität, die Christus uns gegeben hat usw.

Zumindest in meinem Dienst (der sich irgendwo in der vierten Phase befindet) war es so, dass sich mit der Zeit ein Gespür für die „Salbung“ entwickelte. Es begann mit einem Wort Gottes, „lerne die Salbung kennen“. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was mit „Salbung“ gemeint ist. Ich kannte das Wort, hatte aber keine Theologie dafür.
Ich finde es nach wie vor schwer, eine exakte Theologie der Salbung auf zu stellen. das Wort selbst taucht nur sehr selten im NT auf (zweimal im 1.Johannesbrief) und bedeutet da ganz allgemein den Heiligen Geist. Das ist natürlich richtig, aber die Salbung, so wie das Wort in der charismatischen und glaubensgesinnten Szene verwendet wird, ist mehr als das. Es beschreibt eine besondere Bereitschaft des Heiligen Geistes etwas bestimmtes zu tun. Mann kann es wahrnehmen, dass Gottes Geist gerade mit einer besonderen Salbung zum Heilen, Lehren oder Prophezeien da ist. Das bedeutet nicht, dass man nicht immer heilen kann, aber es gibt Zeiten in denen Gott selber zum Heilen drängt.
Ich mag das sehr weil es uns als Diener Gottes in einer Abhängigkeit zu Gott hält. Wir versuchen zu erspüren, was der Heilige Geist gerade tun will und verhalten uns entsprechend.
ich glaube, es ist das, was Jesus meinte als er sagte:

Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn. (Johannes 5,19 nach der Einheitsübersetzung)

Früher dachte ich immer, dass Jesus in jeder einzelnen Situation, und speziell immer wenn er etwas Übernatürliches tat, einen Eindruck von Gott hatte, der ihm sagte, dass er genau das jetzt tun sollte. Das kann man auch so verstehen, aber wie ich Gott kennen gelernt habe denke ich, dass es auch heißt, dass Jesus ein Gefühl für die Salbung hatte. Er spürte, wenn der Geist Gottes in ihm ihn zum predigen, prophezeien oder heilen drängte. Das konnte ganz speziell für eine Person sein, aber auch für eine ganze Veranstaltung oder ein Dorf gelten. Ich habe selber beides erlebt, dass Gott einen Dienst für eine bestimmte Person inspirierte oder für eine ganze Versammlung.

In dieser Phase wird der übernatürliche Dienst immer mehr zur Selbstverständlichkeit. Man rechnet einfach damit, dass Gott wirkt und verhält sich entsprechend. Es beginnt zu krabbeln, wenn man einen Kranken sieht, denn man sieht die Gelegenheit Gottes, der sich in der Situation verherrlichen will.

Sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa. Er wollte aber nicht, daß jemand davon erfuhr;
denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.
Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. (Markus 9,30-32 nach der Einheitsübersetzung)

Mittlerweile war Jesus so berühmt, dass er im Geheimen reisen musste um die Gelegenheit zu haben, mit seinen Jüngern allein zu sein. Es ist die dritte Gelegenheit zu der er mit ihnen darüber sprach, dass er gekreuzigt werden müsste.
Im ganzen Evangelium ist das der Punkt, den sie am schwersten begriffen haben. Ein sterbender Messias widersprach so vollkommen ihren Vorstellungen, dass Jesus sie immer wieder darüber belehren musste (s.a. Markus 9,11-13).
Selbst nachdem er es ihnen dreimal gesagt hatte verstanden sie immer noch nicht, was er sagen wollte. Diese Botschaft muss Jesus sehr am Herzen gelegen haben. Es kam öfter vor, dass die Jünger etwas nicht verstanden, was er ihnen sagte (z.B. Markus 4,1-20), sie kamen dann immer zu ihm und fragten ihn, aber ausgerechnet bei diesem Thema fragten sie nicht nach obwohl sie ihn nicht verstanden. Der einzige Grund, den ich mir dafür vorstellen kann ist, dass Jesus so eindringlich mit ihnen sprach und es dann ja auch noch so häufig wiederholte, dass sie einfach Angst hatten ihn zu beleidigen, wenn sie wieder nachfragten.

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