Die vierte Stufe der Engelskala ist keine Übergangsstufe mehr. Auch wenn es noch eine höhere Stufe gibt, ist diese Stufe dennoch nie wirklich abgeschlossen. Die fünfte Stufe unterscheidet sich mehr qualitativ als wesentlich von der vierten, deshalb gehe ich davon aus, dass man auf eine Weise immer in dieser Stufe bleibt. In der vierten Stufe beginnt der Dienst und wird mit der Zeit immer effektiver. Wunder und Heilungen werden mehr und mehr zur Tagesordnung und sollen auch da bleiben. Dienst wird zu Anfang Kampf sein und sich verkrampft anfühlen, wird aber mit der Zeit immer lockerer werden wenn das Ausleben des Heilungsdienstes uns in Fleisch und Blut übergeht.

Ab der vierten Stufe würde ich unbedingt mit Gegenwehr und Anfechtungen auf allen Ebenen rechnen. Die bahnbrechende Erkenntnis dieser Stufe ist es, dass Krankheit immer und überall bekämpft werden sollte. Wer einmal erkannt hat wie Gott über Krankheit denkt, der wird Krankheit mit derselben Entschlossenheit gegenüber treten wie der Sünde. Beides ist gleichermaßen negativ und Gott fühlt beidem gegenüber gleich. Unser himmlischer Vater ist gegen alles, was seine Kinder kaputt macht, gleich ob das Sünde ist oder Krankheit, oder Gebundenheit oder was auch immer.
Mit dieser Erkenntnis im Gepäck wirkt man auf andere Christen nicht mehr entspannt. Ich habe selber feststellen müssen, dass man jede Menge Diskussionen und einiges an Streit bekommt, wenn man das Evangelium klar predigt. Der Bereich von Heilung, Geistesgaben, dem Evangelium und dem Übernatürlichen birgt einiges an Potential zu Konflikten und Missverständnissen in sich. Natürlich kann man mit einem weisen Umgang mit Christen die eine andere Erkenntnis darüber haben einiges an Diskussionen abfedern, aber ganz vermeiden kann man es ganz sicher nicht.

Die schlichte Erkenntnis, dass Gott immer heilen will ist auch für den Teufel gefährlich. Auf einmal beginnen wir systematisch in sein Gebiet hinein zu arbeiten. Über Jesus heißt es, dass er alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren (Apostelgeschichte 10,38) – das war natürlich eine echte Kampfansage an den Fürsten dieser Welt! Sie ist es noch, der Feind mag es nicht, wenn ihm Seelen abgerungen werden. Da im Neuen Testament ständig ein Zusammenhang zwischen Heilung und Evangelisation gezogen wird (Morton Kelsey nannte Heilung einmal die „häufigste Evangelisation vorbereitende Maßnahme Jesu) ist damit zu rechnen, dass auch mehr Bekehrungen geschehen werden.
Ich gehe davon aus, dass der Gebetsstil sich in dieser Phase stark ändern wird – weg von einem Gebet das mit der Floskel „wenn es Dein Wille ist“ endet und hin zu einem Gebet in Vollmacht und Autorität. Wenn man glaubt, dass Jesus für Heilung gestorben ist und dass man selber ein Botschafter Christi ist, dann muss man einfach ein Gefühl geistlicher Autorität entwickeln. Wer weiß, dass er im Willen Gottes betet, der wird nicht lasch beten sondern Überzeugung in sein Gebet hineinlegen.

Je mehr Erfolge eintreten umso sicherer wird man seiner Autorität und umso grösser wird die Vollmacht sein mit der man betet. Das setzt eine Spirale frei, die sich kontinuierlich nach oben schraubt: mehr Autorität führt zu mehr Heilungen, die sorgen für mehr Gewissheit und Vertrauen in die Autorität, die Christus uns gegeben hat usw.

Zumindest in meinem Dienst (der sich irgendwo in der vierten Phase befindet) war es so, dass sich mit der Zeit ein Gespür für die „Salbung“ entwickelte. Es begann mit einem Wort Gottes, „lerne die Salbung kennen“. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was mit „Salbung“ gemeint ist. Ich kannte das Wort, hatte aber keine Theologie dafür.
Ich finde es nach wie vor schwer, eine exakte Theologie der Salbung auf zu stellen. das Wort selbst taucht nur sehr selten im NT auf (zweimal im 1.Johannesbrief) und bedeutet da ganz allgemein den Heiligen Geist. Das ist natürlich richtig, aber die Salbung, so wie das Wort in der charismatischen und glaubensgesinnten Szene verwendet wird, ist mehr als das. Es beschreibt eine besondere Bereitschaft des Heiligen Geistes etwas bestimmtes zu tun. Mann kann es wahrnehmen, dass Gottes Geist gerade mit einer besonderen Salbung zum Heilen, Lehren oder Prophezeien da ist. Das bedeutet nicht, dass man nicht immer heilen kann, aber es gibt Zeiten in denen Gott selber zum Heilen drängt.
Ich mag das sehr weil es uns als Diener Gottes in einer Abhängigkeit zu Gott hält. Wir versuchen zu erspüren, was der Heilige Geist gerade tun will und verhalten uns entsprechend.
ich glaube, es ist das, was Jesus meinte als er sagte:

Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn. (Johannes 5,19 nach der Einheitsübersetzung)

Früher dachte ich immer, dass Jesus in jeder einzelnen Situation, und speziell immer wenn er etwas Übernatürliches tat, einen Eindruck von Gott hatte, der ihm sagte, dass er genau das jetzt tun sollte. Das kann man auch so verstehen, aber wie ich Gott kennen gelernt habe denke ich, dass es auch heißt, dass Jesus ein Gefühl für die Salbung hatte. Er spürte, wenn der Geist Gottes in ihm ihn zum predigen, prophezeien oder heilen drängte. Das konnte ganz speziell für eine Person sein, aber auch für eine ganze Veranstaltung oder ein Dorf gelten. Ich habe selber beides erlebt, dass Gott einen Dienst für eine bestimmte Person inspirierte oder für eine ganze Versammlung.

In dieser Phase wird der übernatürliche Dienst immer mehr zur Selbstverständlichkeit. Man rechnet einfach damit, dass Gott wirkt und verhält sich entsprechend. Es beginnt zu krabbeln, wenn man einen Kranken sieht, denn man sieht die Gelegenheit Gottes, der sich in der Situation verherrlichen will.

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3 Kommentare

  1. Sehr schön Storch, das ist klar und verständlich geschrieben, leicht nachvollziehbar. Ich rechne damit, daß die Gemeinde Jesu sich zu erheblich mehr Vollmacht entwickeln wird, als wir zur Zeit sehen.
    In Bezug auf Salbung kann man zwei Aspekte sehen: Es ist einerseits ein Zustand, den man situationsbedingt im Godi oder durch eine Begegnung mit einbem gesalbten Menschen oder durch eine Erfüllung mit dem HG erleben kann. Andererseits ist es ein Lebensstil, d.h. ein sich ständig vertiefender, wachsend fortschreitender Prozess, der im engen Zusammenhang steht mit Hingabe an den Herrn und beständiger Treue dem Wort Gottes gegenüber. In 1.Joh.2 wird es nicht ausdrücklich erwähnt, aber indirekt spricht er auf jeden Fall vom Wort: 21 Wahrheit; 24 was ihr gehört habt; 25 die Verheißung;
    Du hattest neulich Mk.9,29: … Beten und Fasten , Jesus hat an dieser Stelle nicht beten und fasten können, weil einfach keine Zeit dazu war, aber Er hatte Autorität. Das bedeutet also, Autorität wächst nicht auf der Kanzel, sondern im Alltag, da wo nicht unbedingt Zuschauer dabei sind, wo es keinen Beifall gibt, wo vielleicht kein Mensch was mitkriegt. Gott schätzt offensichtlich sehr die, die Ihn im Verborgenen suchen, immer wieder neu suchen. Das gefällt Ihm so sehr, daß Er ihre Treue sogar in der Öffenlichkeit belohnen will. Ich stimme ganz mit Dir überein, daß Jesus durch die vielen, vielen Begegnungen mit Seinem Vater eine so starke und tiefe Beziehung zu Ihm hatte, daß er „spürte“ wann und was dran war. Jesus wußte in Seinem Herzen, was Sein Vater denkt, wie Sein Vater fühlt, was der Vater meint zu den verschiedensten Situationen und Menschen. Und das hat Er dann durch Sein Verhalten offenbart. SO werden die Werke des Teufels zerstört.
    Zu Seiner Mutter Maria sagte Jesus mal: Wißt ihr nicht, daß ich im Hause meines Vaters sein muß !?! DAS war Jesu Lebensstil, Seine Grundeinstellung.
    Weiter so, Storch!

  2. Hallo Storch,

    super, schön ausführlich. Wegen der nervigen Anfechtungen eine Lieblingsbibelstelle: In Römer 12,10ff steht in der Luther-Übersetzung „(…) Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

    In der GuteNachrichtÜbersetzung liest es sich recht toll „(…) Seid fröhlich als Menschen der Hoffnung, bleibt standhaft in aller Bedrängnis, lasst nicht nach im Gebet.“

    Ein Leben im Geist ganz ohne Gegenwind wär‘ echt angenehmer. 😉

  3. @ storch – super!
    @ gerd – Amen!
    @ daniel – kommt noch! 😉

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