Warum macht es Christen so nervös, wenn jemand behauptet, dass Heilung Teil der Erlösung ist? Vermutlich, weil sie denken, dass etwas, wofür Jesus gestorben ist, automatisch in unserem Leben sichtbar wird. So ist es aber nicht.
Jesus ist für uns alle gestorben, als wir noch Sünder waren. Das Heil stand jedem von uns offen – lange bevor wir es angenommen haben. Ich habe mich zum ersten Mal mit ungefähr achtzehn Jahren bekehrt, rechne mich aber erst ab einundzwanzig als Christ. Dazwischen war einiges schief gelaufen, und ich hatte Gott wieder den Rücken gekehrt. Der Punkt ist, dass ich ihn früher hätte kennen lernen können, denn von seiner Seite her war alles klar. Jesus war schon für meine Sünden gestorben, als ich noch fünfzehn war, nur damals wusste ich es nicht und konnte es nicht annehmen.
Dass Jesus für etwas gestorben ist, ist die eine Sache; dass wir es annehmen, die andere. Die Tür steht zwar offen, aber wir müssen selber hindurchgehen.
Erlösung geschieht, indem wir uns das Heil aneignen. Das Opfer Jesu ist vollkommen, es bewirkt eine komplette Erlösung, in der kein Aspekt vergessen wurde. Jesus ist der Retter des ganzen Menschen, Körper, Seele und Geist. Aber diese Rettung muss auch ganz angenommen werden.
Wenn niemand weiß, dass der Geist wiedergeboren werden kann, dann wird auch niemand gerettet, eigentlich klar.
Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt? (Römer 10,14 nach der Einheitsübersetzung)
Diese Verse lassen sich auf alles anwenden, was mit dem Evangelium zu tun hat. So lange man nicht weiß, was Gott zur Verfügung stellt, kann man es nicht annehmen. Wenn man es nicht annimmt, dann hat man es auch nicht – egal, ob Jesus dafür gestorben ist oder nicht.
In Bezug auf die Ewigkeit ist das fast allen Christen klar. Wer an Himmel und Hölle glaubt und nicht der Allversöhnung das Wort redet, der glaubt auch an die Wichtigkeit unserer Botschaft und an den Missionsbefehl. Wenn jemand bereits Christ geworden ist, glauben wir an Wiederherstellung und daran, dass manches einfach länger dauert als anderes. Wir kalkulieren Zeit ein, um reifer zu werden, und wissen, dass Gott innere Heilung geben kann. Seltsamerweise wird aber der Bereich der körperlichen Heilung aus dieser Logik ausgeklammert, und wir glauben in diesem Falle nicht, dass etwas Teil des Heils sein kann, was wir nicht sofort bekommen. Eigentlich wäre es doch sogar logischer, zu glauben, dass auch Heilung einige Zeit in Anspruch nehmen und in Form von Prozessen kommen kann.
Ein wichtiger Punkt ist, dass alles, was im Opfer Jesu eingeschlossen ist, uns gehört und von uns beansprucht werden sollte. Ich jedenfalls möchte nicht, dass Jesus in einem Bereich umsonst gestorben ist, ich möchte alles haben, wofür er gelitten hat.
Das hat nichts damit zu tun, von Gott etwas einzufordern, was er uns gar nicht geben will, oder eine arrogante Haltung Gott gegenüber einzunehmen. Gott ist nicht unser Feind, er ist nicht derjenige, der etwas von uns fern hält. Wir kämpfen gegen unsere Prägungen und den Teufel, aber nicht gegen Gott. Im Gegenteil, wir arbeiten daran, dass sein Wille geschieht und das passiert, was er sich sowieso für uns wünscht.
Hier gibt es oft ein Missverständnis, wenn manche meinen, dass wir „Verheißungen bei Gott einfordern“. Francis MacNutt schrieb darüber:
…sicher darf man auf die Erfüllung der Verheißungen bestehen, doch erinnert es an einen Zwerg, der auf seine Bibel steigt und Gott mit der Faust droht: “Du hast dich um mich zu kümmern – erfüll gefälligst deine Verheißungen!†Jemand, der Gott als seinen liebenden Vater kennt, der im heiligen Geist rufen kann “Abba, Vater!â€, braucht kaum laut zu schreien. Daheim braucht niemand auf die Verwirklichung der Verheißungen durch den Vater zu bestehen. Er kann sich auf ihre Verwirklichung verlassen, weil der Vater ihn liebt und ihm gewährt, was er braucht und worum er bittet. Vielleicht ist es ein größerer Beweis für den Glauben, auf die Verheißung zu vertrauen, als darauf zu bestehen.
Dies sind freilich bloße Worte, aber sie besagen viel über die Vorstellung eines Menschen von Gott. Ich kann mir nicht vorstellen, mit meinem Vater je in jenem Tonfall gesprochen zu haben, den manche Leute Gott gegenüber anschlagen. Ich kann mich nicht erinnern, meinen Vater je angeschrieen zu haben, er solle gefälligst etwas zu essen an das untere Tischende schicken. Ich bat ihn in aller Ruhe um ein Stück Huhn. Gelassenheit ist ein Zeichen von Vertrauen und Sicherheit. Manche Gebete, die tiefen Glauben und Vertrauen in die Verheißungen Gottes fordern, klingen ziemlich ängstlich und unsicher. Sie sind wie Menschen, die laut sprechen, um ihre Angst zu übertönen, von den anderen nicht verstanden zu werden. (Francis MacNutt: Die Kraft zu heilen, Seite 107)
So sollte wirklich niemand mit Gott reden. Aber es ist auch nicht Gott, der uns das vorenthält, was wir brauchen. Es ist der Feind, von dem wir das fordern, was uns von Gott her zusteht. Hier sollten wir keine Kompromisse machen, sondern uns nehmen, was er uns geraubt hat – Heil, Erlösung, Versorgung und alles andere, womit uns Gott segnen möchte
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