Für E.W.Kenyon gab es zwei Arten des Wissens. Das eine ist das Wissen, das an Universitäten und Schulen gelehrt wird und das seinen Ursprung in den fünf Sinnen hat – deshalb nannte Kenyon es sense knowledge. Auf der anderen Seite stand für ihn das Wissen, das durch Offenbarung kommt, Offenbarung durch den Geist aus Gottes Wort. Konsequenterweise bezeichnete er dieses Wissen als revelation knowledge. Ich gebe Kenyon Recht mit dieser Analyse, zumindest im Grossen und Ganzen. Gerade wenn er auf den Einfluss des Wissens auf den Glauben zu sprechen kommt wird er richtiggehend genial – es ist ein Unterschied zwischen einem Glauben der auf sense knowledge aufgebaut ist und einem, der auf revelation knwoledge gründet.

Allerdings sehe ich eine dritte Art Wissen, die in Kenyons kleinem Buch „The two kinds of knowledge“ logischerweise keinen Platz hat, schliesslich behandelt er nur zwei Arten von Wissen :-). Soweit die eine Art Wissen den sense knowledgerealm betrifft hat Kenyon fast Recht, aber es gibt innerhalb der „sichtbaren Welt“ eine weitere Art von Wissen, die nicht mit den fünf Sinnen zugänglich ist. Diese dritte Art ist abstraktes Wissen.
Als Carl Friedrich Gauss die Bahn eines Planetoiden so genau berechnete, dass man ihn 1802 an der von ihm angegebenen Stelle fand, stand ihm dafür keine Sinneserkenntnis zur Verfügung. Er hatte den Himmelskörper selber nicht gesehen, er berechnete nur seine Bahn. Auf ähnliche Weise fand man den Planeten Neptun – man berechnete seine Bahn aus Unregelmässigkeiten der Uranusbahn.
Es gibt ganz offensichtlich Wissen, das nicht durch die Sinne sondern durch reines, logisches Denken zu uns gelangt. Gerade die Astronomie und die Hilfswissenschaft Mathematik sind voll von solche Verstandesleistungen. Auch die Philosophie ist bevölkert mit Ansichten und Konstrukten, die allenfalls auf der Grenze zum realm of the senses liegen.

Was ich damit sagen will ist, dass die Welt unseres Wissens und unserer Vorstellung weit grösser sind, als wir oft denken. Kenyons Schema ist gut um einen Punkt herauszustellen, der für Glaubenslehre essentiell ist, es ist aber keine exakte Naturbeschreibung.

 

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Vor gut fünfzehn Jahren habe ich einen Interessenwandel durchgemacht. Seinerzeit interessierte ich mich sehr für Naturwissenschaften. Ich habe alles gelesen, was mit Physik (speziell Astronomie) zu tun hatte und habe im Gartenhaus chemische Experimente durchgeführt. Irgendwann stellte ich fest, dass Naturwissenschaften ein aussichtsloses Feld für mich sein würden: meine mathematischen Fähigkeiten sind nicht gross genug; in der Chemie reichte es gerade mal für Stöchiomentrie, die Massen-Wirkungs-Gesetz habe ich bis heute nicht richtig kapiert.
So kam ein Schwenk in die Geisteswissenschaften, denen ich bis heute treu geblieben bin. Meine wissenschaftliche Interessen beschränken sich auf eine handvoll populärwissenschaftliche Bücher und einige wenige Ausgaben von Spektrum der Wissenschaft oder Bild der Wissenschaft pro Jahr. Heute abend ist mir ums verrecken die Summenformel für Zucker nicht mehr eingefallen. Gottseidank habe ich die von Alkohol noch ableiten können, sonst hätte ich mich gegen meine Gewohnheit wohl betrinken müssen…

Heute ist mir ein wesentlicher Unterschied zwischen Theologie als meiner bevorzugten Geisteswissenschaft und den Naturwissenschaften aufgefallen. Ein Unterschied, den ich echt nervig finde. Während die harten Wissenschaften über die Jahrhunderte eine wohldokumentierte Entwicklung nach oben nimmt, erfindet sich die Theologie ständig neu. Das schmerzt mich weil es bedeutet, dass eigentlich jeder immer wieder bei Null anfängt.
Natürlich kann man eingeschränkt voneinander lernen, aber es ist historisches Wissen, was man da lernt. Man kann aus einem Studium der Kirchengeschichte Wissen über Fehler ziehen, die andere gemacht haben. Man kann Fakten sammeln, die die Exegese erleichtern, aber letztendlich stehen immer wieder PredigerInnen und Theologen allein vor Gott, versuchen ihn kennenzulernen und ihr Wissen weiterzugeben.
Ich glaube, dass es heute nicht leichter ist als vor fünfhundert Jahren eine gute Partnerschaft mit dem Heiligen Geist zu haben und dass jahrhunderte der Erfahrung uns nicht denselben Wissenvorsprung geben wie wir ihn aus den anderen Wissenschaften kennen.

Nun will ich nicht rumheulen, obwohl es wahrlich ein Grund zum heulen wäre. Was ich will ist eine Frage formulieren: kann man geistlichen Fortschritt und den Weg dahin auf eine Weise dokumentieren dass er für andere nachvollziehbar ist und das Wissen weiterentwickelt werden kann? Gibt es Beziehungswissen über Gott, das wie eine wissenschaftliche Erkenntnis behandelt werden kann?
Wer diese Frage lösen kann hätte wahrlich verdient, dass ein Nobelpreis für Theologie für ihn gestiftet wird. Aber einstweilen muss meine tiefe Anerkennung als Preis reichen…

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Letztes Jahr war es noch das Freakstock-Motto, heute ist es schon ein Buch. Das erste Andachtsbuch der Jesus Freaks mit inspirierenden Texten und Zeichnungen für jede Woche des Jahrs.
Dabei sind bekannte und unbekannte Autoren aus der Szene.

Zum Erstverkauf beim Freakstock gibt es zwei Lesungen: Freitag und Samstag von 19:00 – 20:00 am Kultshopp. Kommt alle!

Wer das Buch haben will, aber nicht zum FS kommt, kann es im online-Laden des Kultshopps bestellen.
Weitere Blogeiträge zu diesem Thema: Mirko, Mirko und HaSo.

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Kenyon believed philosophy was a quest for reality – man´s attempt to know God and spiritual things without the help of the Holy Spirit. (Joe McIntyre: the true story, page 11).

Diese Ansicht führte in einer seiner Predigten zu einer bemerkenswerten Schlussfolgerung, die ich meinen denkbegeisterten Lesern nicht vorenthalten möchte: The sense of guilt, inferiority, failure and weakness makes him reason, and that reasoning we call philosophy.
Für Kenyon ist also der ganze Denkbereich, der nicht auf Grund der Bibel steht, Philosophy. Der letzte Antrieb der Philosophie ist die Suche nach Gott, die immer wieder durch ein konstantes Gefühl der Schuld motiviert ist.
Auch wenn das eine sehr reduktionistische Sicht der Dinge ist, die Philosophie mit einem ihrer Teilapsekte identifiziert, stimmt die Aussage meiner Ansicht nach im Kern absolut. Es ist etwas wie Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies in uns aktiv, was uns Gott suchen lässt.
Nun ist diese Suche bereits von Anfang an zum Scheitern verurteilt wenn wir an der falschen Stelle suchen. Wir finden Gott nicht in der Welt, die den Sinnen zugänglich ist sondern in der Welt des Geistes.
Wahrheit ist nur in der Beziehung zu finden. Nirgendwo sonst. Wahrheit ist nach Johannes 14,6 nicht zuletzt eine Person, deshalb erschliesst sie sich nicht im Nachdenken sondern im Leben einer Beziehung zu dieser Person.
Dass wir Wahrheit erkannt haben sehen wir daran, dass einige Faktoren die uns zur Suche motiviert haben wegfallen.

Ich mag Kenyon. Sollte jeder Christ, der sich ernsthaft mit geistlichem Leben beschäftigt, auf jeden Fall gelesen haben!

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20. Juli 2006 in orkrist-verlag, vermischtes 11

HSN-HSN

Im Rahmen des Predigerseminars ist ein Spiel entstanden, was es nun in schöner Aufmachung zu kaufen gibt: HSN-HSN, was so viel heisst wie „blabla“. Eigentlich war es dazu gedacht Predigern zu helfen ihre Ausdrucksfähigkeit zu verbessern und sich das Kanaanäisch abzugewöhnen.
Das tut es auch, aber es macht auch Spass. Wir haben schon Prediger vor Lachen blau anlaufen und andere ins Waschbecken kotzen sehen…

Wir haben natürlich beim Freakstock genügend Spiele dabei. Sonst könnt Ihr es auch gerne direkt im Kultshopp bestellen.

by the way: unser Predigerforum wird dauernd gehackt. Kennt sich jemand mit den Dingern aus und mag es wieder ans Laufen bringen?

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Als im Jahre 1662 der dänische Anatom Nicolaus Steno in Paris Vorträge über das Gehirn hielt, wählte er als Ansatz die kartesische Methode – das heisst, er verwarf alles, was er jemals über den Gegenstand gelesen hatte, und setzte nichts als gegeben voraus. (Brian Burrell, Im Museum der Gehirne, 48-49).
Dieser Satz hat mich ganz schön angesprochen. Descartes mit seinem konsequenten Zweifel und seinem zweifelhaften Gottesbeweis war immer jemand, den ich schätzte. So hat es mich gefreut, unvermutet in einem Buch über die Geschichte der Gehirnforschung auf seinen berühmten Ausgangspunkt zu stossen. Wenige Seiten vorher zitiert Burrell aus Descartes Werk von der Methode des richtigen Vernunftsgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung. Dort schreibt nimmt er sich vor, niemals eine Sache als wahr anzuerkennen, von der ich nicht evidentermassen erkenne. dass sie wahr ist. So kommt er denn nach einigem Nachdenken auf seinen berühmtesten Satz:
Alsbald aber fiel mir auf, dass während ich auf diese Weise zu denken versuchte, alles sei falsch, doch notwendig ich, der es dachte, etwas sei. Und indem ich erkannte, dass diese Wahrheit: „ich denke, also bin ich“ so fest und sicher ist … dass ich sie ohne Bedenken als den ersten Grundsatz der Philosophie, die ich suchte, ansetzen könne.

Wieviel Unsinn wäre uns wohl erspart geblieben, wenn wir kartesischer Theologie betrieben? Wie viele Ungereimtheiten, Halbgarheiten und abstruse Irrtümer hinterfragen wir nicht, weil wir uns so sehr an sie gewöhnt haben, dass sie einfach ein fester Teil unserer theologischen Denke geworden sind?
Ich lade hiermit ein, nein, ich rufe dazu auf, das zu glauben, was wir selbst für wahr halten und uns Gott in seinem Buch zeigt und erklärt. Der erste Griff darf nicht zum Kommentar gehen, wenn uns etwas an Gott seltsam scheint; vielmehr sollte es uns ins Gebet treiben!

Interessanter Nebenaspekt ist, dass damit schon im 17.Jahrhundert die intellektuellen Weichen für die heute so beliebte Dekonstruktion gestellt wurden. Wahrscheinlich ist die Wiederentdeckung Descartes nur noch eine Frage der Zeit…

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Wenn ich Euch zur Abwechslung mal ein Buch über Neurophysiologie und deren Geschichte empfehlen darf, dann lest bitte „Im Museum der Gehirne“ von Brian Burrell.
Am meisten spricht mich allerdings ein Thema an, das für das Buch eigentlich off-topic ist, es aber dennoch von vorn bis hinten durchzieht: Irrtümer und Ideologien, die sich daraus bilden. Da wird für Theorien leidenschaftlich gekämpft, die sich zehn Jahre später als Mumpitz herausstellen. Lehrstühle werden entzogen, Hetzschriften verfasst, es wird diffamiert und Lobbies gebildet bis zum geht-nicht-mehr. – Und nicht selten für Theorien, die es heute nicht mal mehr auf die Witzseite von Bild der Wissenschaft schaffen würden… Es ist also ein Buch, das mich demütig gegenüber dem eigenen Wissen werden lässt.
Und das kann ja auch nicht ganz schlecht sein!

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When God reveals things to us, we must put those things to work. If we don´t, we lose the power and opportunity that revelation offers us. Jesus warned:

When anyone hears the word of the kingdom, and does not understand it, then the wicked one comes and snatches away what was sown in his heart (Matthew 13,19)

Ich habe in Bill Johnsons Buch „The Supernatural Power of a transformed mind“ etwas sehr geiles über „verstehen“ gelesen. Eigentlich ist das die Essenz all meines Nachdenkens der letzten Monaten. So war ich, wie man sich vorstellen kann, ziemlich elektrisiert.

When God reveals things to us, we must put those things to work. If we don´t, we lose the power and opportunity that revelation offers us. Jesus warned:

When anyone hears the word of the kingdom, and does not understand it, then the wicked one comes and snatches away what was sown in his heart (Matthew 13,19)

The revelation of the kingdom is spoken of as a living seed of another world, that carries with it new possibilities. But when a person hears the word but doesn´t understand it, the enemy has open access to that seed and can snatch it away. In our culture, we define understanding as nothing more than cognitive reasoning, coming to conclusions, fully comprehending. But in eastern culture, which is the culture of scripture, understanding is an experience. It means engaging in activities, that involve our five senses. In fact, the Greek word for understanding in this verse means „learning which takes place through the five senses“. It means doing, as in practical human experience. The biblical view of understanding means far more than to give mental assent; it means to practice in real life what one has come to know by revelation. (page 84. italics his, red mine)

Nun ist das Problem, dass ich als gründlicher Mensch natürlich schnell nachgelesen haben und in keinem Griechischlexikon, das mir zur Verfügung steht (und das sind einige!) diese Bedeutung von sunie,ntoj (SYNIENTOS) finden konnte. Im Gegenteil: alle sagen, dass die ganze Wortgruppe etwas von „verstehen in einem intellektuellen Sinn“ bedeutet. Ursprünglich bedeutete das Wort „zusammenbringen“, dann wurde es figürlich als begreifen benutzt. In der ganzen Bibel gibt es keine anderslautenden Fundstellen. Mist!

Wie kommt Johnson darauf? Theologisch macht es richtig viel Sinn und ich will, dass er Recht hat. Gibt es eine Möglichkeit, das so zu verstehen?

Heute bin ich beim Bibelhören an einer Stelle im 2.Mose hängengeblieben:
Der Herr und Mose redeten miteinander Auge in Auge, wie Menschen miteinander reden. Wenn Mose aber dann ins Lager zurückging, wich sein Diener Josua, der Sohn Nuns, ein junger Mann, nicht vom Zelt. (2.Mose 33,11)
Ich stelle mir Josua als einen Süchtigen vor. Hatte er denn nichts zu tun, wenn sein Herr unterwegs war?! Mose geht ins Lager und muss allein machen, weil sein Diener sich nicht von der Gegenwart Gottes im Zelt losreissen konnte. Das Zelt war natürlich nicht irgendein Produkt der Outdoorindustrie, es war das Zelt, das Luther als „Stiftshütte“ übersetzte. Das Zelt der Begegnung (mit Gott).

Wie genial ist es, jede freie Minute in Gottes Gegenwart zu verbringen? Davon können wir lernen.

Beim Hören von Andrew Wommack hat sich wieder einmal eine Frage aufgetan. Ich liebe diesen Prediger sehr, er hat nur einen Nachteil: predigt immer aus der King James und nimmt nicht mal andere englische Bibeln zum Vergleichen, geschweige denn einen Grundtext. Deshalb kommen manchmal interessante Ansichten heraus, die sich beim näheren Hinschauen kaum halten lassen.

Diesmal geht es um Johannes 12,32, ich zitiere des Zusammenhangs wegen ab Vers 31: Jezt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Wommack hält die Übersetzung der KJV für falsch: ….will draw all men unto me. „Men“ ist kursiv gedruckt, es handelt sich also um eine Einfügung, kein Wort, das im Originaltext zu finden ist. Laut Wommack bezieht sich „all“ auf das „judgement“ aus Vers 31, darauf, dass Jesus also das ganze Gericht auf sich ziehen würde. Diese Auslegung finde ich theologisch richtig geil.
Dann habe ich ins GNT reingeschaut und bin unsicher geworden, ob das sein kann: „Gericht“ (KRISIS) ist feminin, „alle“ (PANTAS) ist männlich. Kann sich ein männliches Pronomen auf ein weibliches Nomen beziehen?

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