[Fortsetzung von diesem Post]
Gott
Für mich ist es unverständlich, dass wiedergeborene, geisterfüllte Christen an dieser Stelle sagen: „so ist Gott! Man muss ihn nur genug bitten, dann bekommt man was man will!“ Nein, so ist Gott nicht, und das hat Jesus auch glasklar gesagt, Gott ist nicht wie der ungerechte Richter.
Die meisten Christen haben eine Vorstellung von Gott und Gebet, die einfach schrecklich ist. Wenn wir an Gott als denjenigen denken der Gebete erhört, dann stellen uns einen Schreibtisch im Himmel vor. Es ist der Tisch mit den Gebeten der Heiligen. Dahinter steht der Thron der Gnade, auf ihm sitzt Gott – überarbeitet, am Ende. Die Wangen eingefallen sitzt er vor einem überquellenden Aschenbecher, trinkt Kaffee nach Kaffee und wartet auf den Feierabend. An der Wand hängt ein Countdown und jeden Abend reisst Gott einen Zettel ab und freut sich, dass das Endgericht, und damit sein ewiger Feierabend ein Stück näher gerückt ist. Auf dem Schreibtisch gibt es ein Fach mit Eingängen, dahin kommen alle Gebete der Heiligen. Das Fach quillt über und ständig kommen Engel mit Schubkarren vorbei in denen sich neue Gebete türmen. Man könnte den Stapel leicht deutlich verkleinern wenn man die Gebete der Christen aussortieren würde die mittlerweile gestorben sind…
Daneben ein weiteres Fach mit den Ausgängen. Ein paar Blätter liegen darin auf die Gott „genehmigt“ gestempelt hat und die sich in der nächsten Zeit erfüllen werden.

Natürlich würde niemand das so sagen, so ehrlich sind die wenigsten, aber im Grossen und Ganzen ist das das Bild, dass die meisten Christen von Gott haben und entsprechend sieht unser Gebetslaben dann aus. Ständig reden Christen miteinander und sagen: „ich habe hierum und darum gebetet, aber es ist nicht passiert. Ich denke, ich muss meinem Gebet mehr Nachdruck verleihen und mehr (=öfter) darum beten.“ Manche treten sogar in einen Hungerstreik und nennen das fasten. Beten ist so oft nur noch, dass wir Gott an Mißstände in seinem Reich erinnern und ihm sagen, was alles nicht läuft – als ob er das nicht wüsste. Um den Gebeten Nachdruck zu verleihen bilden wir Gebetsketten und manche haben sogra Visionen von Gebetsarmeen, die nichts anderes tun als Gott davon zu überzeugen, dass die jeweiligen Anliegen wichtig sind und es verdienen in der Bearbeitungspriorität nach oben zu rutschen. Um ehrlich zu sein hat das alles nichts mit Gebet zu tun; jedenfalls nicht in dem Sinne in dem Jesus hier über Gebet lehrt.

Das Problem ist, dass Jesus kein guter Lehre war in dem Sinne wie wir das heute verstehen. Wenn wir uns einen guten Lehrer vorstellen, dann ist es einer, der klar lehrt und jedes mögliche Missverständnis vermeidet. Jesus was da anders. Möglich, dass das daran liegt, dass er in einer anderen Kultur gelehrt hat in der man anders über Lehre dachte als bei uns. Aber auch damals ist Jesus konstant missverstanden worden, man drehte ihm die Worte im Munde um, suchte ihn nur als Wunderonkel und verstand nur in Ausnahmefällen die neue Realität des Gottesreiches das er predigte.
Um Jesu Predigten und Gleichnisse sind wie eine verschlossene Schatzkiste; um sie verstehen zu können braucht man einen Schlüssel. Wenn es um einen Schlüssel geht, der einem das Verständnis eines Textes erschliesst sprechen die Theologen gerne von einem „hermeneutischen Schlüssel“, einem Auslegungsschlüssel. Dieser Schlüssel ist der Charakter Gottes. Es ist der Generalschlüssel der zu jedem Gleichnis Jesu passt, denn Jesus ging es immer in erster Linie darum seinen Vater im Himmel bekannt zu machen.
Die grösste Selbstoffenbarung Gottes findet sich in 1.Johannes 4,8:

Gott ist Liebe.

Wer das verstanden hat, kann nie mehr sagen, dass Gott wie ein ungerechter Richter ist. Er kann ncht mehr glauben, dass Gott harthörig und hartherzig ist. Wer einmal diese Liebe verstanden hat muss einfach über solche Gleichnisse anders denken! Es macht mich immer wieder traurig zu sehen, dass Christen ihrem himmlischen Vater so miese Charakterzüge zutrauen, dass sie dieses Gleichnis nicht verstehen.
Jesus sagt es eigentlich auch sehr deutlich: Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern?

Unsere Vorstellung von Gebet
Der Anfang und das Ende des Gleichnisses scheinen nicht richtig zusammen zu passen. Erst spricht Lukas davon, dass Jesus ihnen Gleichnis geben wollte das illustriert wie wichtig anhaltendes Gebet ist, dann scheint er genau die Gegenrichtung einzuschlagen und redet darüber, dass Gott seinen Leuten, die Tag und Nacht zu ihm beten, schnell Gehör schenkt. Was denn nun?

Ich glaube, dass dieser Widerspruch nur dann existiert, wenn wir eine falsche Vorstellung über Gebet haben. Wenn Gebet nur ein Mittel ist um etwas zu erreichen, was wir nach menschlichen Möglichkeiten nicht erreichen würden, dann ist dieses Gleichnis in der Tat etwas unlogisch.
Mit einer falschen Vorstellung von Gott geht eine falsche Einstellung zum Gebet Hand in Hand. Gebet ist für viele Christen die letzte Massnahme, wenn alles andere versagt. Wahrscheinlich hast Du es selber schon gesagt, ich auf jeden Fall: „jetzt hilft nur noch beten!“ Dahinter steht oft, aber zum Glück nicht immer, eine schlimme Einstellung zum Gebet. „Gebe Gott, dass wir niemals so sehr aller menschlicher Möglichkeiten beraubt sind, dass wir etwa mit unserem himmlischen Papa reden müssten!“
Gebet ist für viele Christen nur ein Notnagel, etwas das man macht wenn man etwas will. Für solche Christen scheinen Erfahrungen wie die der Witwe vorprogrammiert zu sein, denn Gebet ist ihnen nichts anderes als ein Behördengang in dem sie Anliegen abgeben. Solchen Christen gilt Jesu Verheissung, dass der Vater ihre Gebete schnell erhört nicht. Jesus redet hier über Christen die verstanden haben, das Gebet ein Beziehungsgeschehen mit Gott ist. Die gelernt haben, Tag und Nacht zu beten, einfach aus einer Liebe zu ihrem himmlischen Vater heraus.
Was ich selber festgestellt habe, sowohl bei mir selber als auch bei anderen die so leben ist, dass sich die Art zu beten in Gottes Gegenwart verändert. Je mehr Zeit wir in der Gegenwart des Allmächtigen verbringen umso mehr verändern sich unsere Gebetsanligen, weil unser Herz sich verändert. Die Gebete die nicht erhört werden sind vermutlich zumindest tendenziell Gebete die nicht im Willen Gottes sind, entweder generell nicht, oder zum momentanen Zeitpunkt nicht. Solche Gebete werden immer weniger je mehr unser Leben von der Gegenwart des Heiligen Geistes durchdrungen ist.
Eine der ersten Lektionen die man als Beter lernt ist, dass es nicht in erster Linie darum geht, was wir wollen, sondern was Gott will. Eines der wichtigsten Gebete (auch und gerade in der Fürbitte) ist keine Bitte sondern ein echtes Herzensanliegen: „bitte Heiliger Geist, zeig mir was auf dem Herzen des Vaters ist. Was will der Vater tun oder in meinem Leben/Dienst getan haben?“. Mit der Zeit wird dieses Gebet ein echtes Bedürfnis jeden Fürbitters, wir sind abhängig von dem Wissen, was Gott will. Gebet ist nicht eine Einbahnstrasse in der wir Gott sagen, was in seinem Reich und in der Welt gerade schlecht läuft. Gebet ist keine Information an den uninformierten Gott – es ist Austausch mit dem Allmächtigen.
Wer so betet, der wird erleben, dass seine Gebet erhört werden. Beten macht echt süchtig – nicht danach zu sehen, dass Gebete erhört werden, sondern danach Zeit mit seinem himmlischen Papa zu verbringen. Dass darauf dann auch noch eine so derbe Verheissung liegt ist nicht mehr als ein Zubrot, das Tüpfelchen auf dem i.

[eine Predigt zu dem Thema]
[ein Blogbeitrag zu der Predigt]

Wenn man über Krankheit redet kommt natürlich schnell die Frage auf, warum jemand krank ist oder warum er nicht geheilt wird. Damit verbunden ist manchmal die Frage warum jemand nicht geheilt wird, wenn für ihn gebetet wird.
Ich möchte gerne einige der Gründe für Krankheiten nennen, die ich vom Wort her kenne. Es ist nicht nur theoretisch interessant diese Gründe zu kennen sondern auch in der Praxis wichtig. Vielfach bleibt eine Heilung nicht für immer sondern geht irgendwann wieder weg. Dem kann man oft vorbeugen indem man die Ursache der Krankheit beseitigt.

Die Ursache ist nicht (immer) entscheidend

Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.
Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Ober haben seine Eltern gesündigt, so daß er blind geboren wurde?
Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. (Johannes 9,1-3)

Diese Antwort Jesu steht über allem, was wir im Heilungsdienst machen. Sie ist so wichtig, dass jeder, der sich mit Heilung beschäftigt sie auswendig lernen und verinnerlichen sollte.
Für die Jünger gab es vom Alten Testament her kommend eigentlich nur einen Grund für Krankheiten. Sie sind typische Vertreter eines, wie man heute sagen würde, monokausalen Krankheitsbildes. Für sie war klar, dass entweder der Kranke selbst gesündigt hatte oder seine Eltern. Eigene Sünde mag uns heute noch einsichtig erscheinen, aber dass ein Mensch unter der Sünde seiner Eltern leiden könnte erscheint den meisten modernen Menschen abwegig und unfair.
Dennoch war es eine Sache, die unter dem alten Bund ganz natürlich war. Schon in den zehn Geboten heisst es: …Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation… (2.Mose 20,5). Es gab in Israel sogar ein Sprichwort dafür: „die Eltern essen Trauben und den Kindern werden die Zähne stumpf“. Jeremia (31,29-30) und Hesekiel (18,2-3) sagten beide für die Zukunft voraus, dass dieses Sprichwort nicht mehr in Israel benutzt werden wüsste. Eine klare Prophezeiung dafür, dass unter dem Messias jeder für seine eigene Schuld gerade stehen würde.

Jesu Antwort war klar: niemand hat gesündigt. Nicht er und nicht seine Eltern. Eigentlich ist es egal, warum er krank ist, Hauptsache, dass sich die Kraft Gottes an ihm erweist und er gesund wird. Was Jesus damit sagt ist: „Egal, warum jemand krank ist; jede Krankheit ist eine Gelegenheit dass Gott sich verherrlichen kann!“ Jede Krankheit ist eine Chance und wir sollten versuchen, jedem Kranken zu helfen.

Wenn man in einer starken Heilungssalbung arbeitet ist es fast egal, warum jemand krank ist. Jesus hat keine grossen Analysen der Krankheiten gemacht die er heilte, er hat die Kranken einfach geheilt. Wir müssen uns vor Augen halten, dass die meisten Kranken im Neuen Testament bei Massenveranstaltungen geheilt wurden, da blieb keine Zeit mit jedem einzelnen zu reden, die Salbung war da und Menschen sind geheilt worden, egal wovon. (Es gibt einige Stellen im NT an denen von Menschenmengen die Rede ist die Jesus heilte: Matthäus 4,24 / 8,16 / 9,35 / 12,15, Markus 3,10, Lukas 4,40 / 6,19)

Wenn man in einer geringeren Kraft arbeitet kann es allerdings sinnvoll sein, an den Ursachen einer Krankheit zu arbeiten um sie zu heilen. Selbst wenn man in einer starken Salbung arbeitet kann es sinnvoll sein die Ursachen einer Krankheit zu kennen damit der Geheilte auch wirklich gesund bleibt. Viele Krankheiten kommen nach einer Weile wieder, wenn der Geheilte es nicht gelernt hat seinen Glauben einzusetzen oder sein Leben nicht in bestimmten Bereichen geändert hat.
Das ist wichtig zu wissen, denn unser Ziel ist nicht eine Heilung sondern göttliche Gesundheit. Wir wollen Menschen lehren in dem zu leben, was Gott für sie bereitet hat. Heilung ist für einen kranken Menschen nur der erste Schritt zu einem neuen Leben, danach geht es darum gesund zu bleiben.

Jesus selber hat darüber geredet, dass Geister, die ausgetrieben wurden, zurückkommen können. Ich bin sicher und weiss es aus Erfahrung, dass Krankheiten dasselbe versuchen: sie versuchen wieder zu kommen und dann kommt es darauf an vorbereitet zu sein.

Ein unreiner Geist, der einen Menschen verlassen hat, wandert durch die Wüste und sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn er aber keinen findet,
44 dann sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Und wenn er es bei seiner Rückkehr leer antrifft, sauber und geschmückt,
45 dann geht er und holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher. Dieser bösen Generation wird es genauso gehen. (Matthäus 12,43-45)

Diese Stelle sagt mindestens aus, dass Geister zurückkommen können wenn sie ausgetrieben wurden. Es reicht also nicht frei zu werden, sondern man muss auch vorbereitet sein um frei zu bleiben. Ebenso wie es eine Rolle gibt die der Kranke bei der Heilung spielt, gibt es eine Rolle, die er nachher spielt wenn es darum geht gesund zu bleiben.
Die meisten Menschen, die krank ist hat sich gewisse Verhaltensweisen angewöhnt die auf seine Krankheit zurückzuführen sind (manche sagen, dass das bei allen der Fall ist – speziell Seelsorger sagen, dass jeder der an einer psychischen Krankheit erkrankt ist ewtas von seiner Krankheit hat; sie nimmt eine Rolle in seinem Leben ein, die nicht nur negativ für ihn ist). Das kann eine Schutzhaltung sein, die Schmerzen vermeidet oder ein Lebensstil der bestimmten Phobien vorbeugt. Nach der Heilung ist es wichtig, sich diese Verhaltensweisen abzugewöhnen. In der Schulmedizin bedeutet das, dass man eine ReHa macht, eine Rehabilitationsmassnahme. Solche ReHas sind auch geistlich wichtig.

Verschiedene Gründe für Krankheiten führen dazu, dass man unterschiedlich mit ihnen umgeht. Entsprechend gibt es mehrere Methoden wie man für Krankheiten betet, je nachdem was sie auslöst. Die Liste die in den folgenden Blogeiträgen kommt ist nicht unbedingt vollständig, aber sie bietet schon einmal einen Überblick und hilft damit, selber weiter zu studieren. Wer mehr Ursachen kennt und Ansätze weiss, wie man als Heilungsbeter mit ihnen umgeht, möge mir das bitte sagen. Ich bin extrem daran interessiert zu lernen. Hier schon einmal ein preview auf die nächsten Themen:

1 Krankheit und Sünde
2 Krankheit und Faktoren im Leben
3 Krankheit und dämonische Ursachen
4 Krankheit und psychische Ursachen
5 Heilung durch Ärzte
6 Heilung durch Salbung oder Glauben
7 Fazit aus diesem Teil

Irgendwie möchte ich gleich die nächste Gebetsreihe anfangen. Gebet ist ein so wichtiges Thema, dass man sich damit nicht zu viel auseinander setzen kann.

Jesus bringt in Lukas 18 ein ebenso bekanntes wie missverstandenes Gleichnis:

Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, daß sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: 2 In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. 3 In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! 4 Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; 5 trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie läßt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. 6 Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. 78 Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden? (Lukas 8,1-8) Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern?

Ein Problem, das wir mit vielen der Gleichnisse Jesu haben ist, dass sie uns zu bekannt sind. Manche von uns sind mit diesen Geschichten gross geworden, sie haben sie im Kindergottesdienst und in der Sonntagsschule gehört, später immer wieder gelesen und im Gottesdienst Predigten darüber gehört und denken nun, dass sie alles verstanden hätten was in diesen Geschichten steckt. Oft ist es gerade die Vertrautheit die wir mit manchen Bibelgeschichten haben die uns davon abhält tiefer in das vorzudringen was Gott in sie hineingelegt hat.
Ich selbst habe diese Geschichte dutzende Male gelesen und nicht selten darüber gepredigt, dennoch sehe ich wie sie sich im Laufe der Jahre immer weiter entfaltet und mir mehr und mehr zeigt wie Gebet gedacht ist und was für einen Gott wir haben.

Der Hintergrund

Den Hintergrund kann jeder verstehen, der einmal beim Amt etwas haben wollte. Wer noch nie mit Bürokratie zu tun hatte wird wenigstens jemanden kennen, der ihm ein gewisses Verständnis der Sache vermitteln kann.
Witwen gehörten zur Zeit Jesus zu den unterprivilegiertesten Schichten überhaupt in der Gesellschaft. Deshalb ist das Neue Testament auch so voll mit Anweisungen darüber wie wir mit Witwen umzugehen haben. Eine Witwe war in sehr abhängiger Position, sie war tatsächlich aller Möglichkeiten beraubt sich selbst Recht zu verschaffen und absolut darauf angewiesen, dass andere für sie eintreten.
Wir wissen nicht, was das Problem dieser speziellen Witwe war, aber sie brauchte die Hilfe des örtlichen Richters. Man kann sich diesen Richter besser als kleinen Stadtdespoten vorstellen als als Richter in unserem heutigen Sinne. Dieser Mann hatte Einfluss und in vielen Belangen das Sagen, je nachdem was man wollte führte an ihm kein Weg vorbei. So musste auch die Witwe zu ihm.

Sie trug ihr Anliegen vor und erntete Unverständnis. Das könne man leider nicht machen, ihr wäre so nicht zu helfen, sie müsse sich in ihr Schicksal fügen und unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen.
Die Witwe war zäh, die Not war gross und die Abfuhr stärkte nur den Willen sich durch zu setzen. Am nächsten Morgen stand sie wieder auf der Matte:“verschaff mir Recht gegen meinen Feind!“ Keine Chance, sie ging wieder nach Hause ohne Recht bekommen zu haben. So gingen Tage, vielleicht Wochen ins Land. Die Witwe kam jeden Tag und trug ihr Anliegen immer aggressiver vor. Sie war verzweifelt, andere Möglichkeiten gab es nicht mehr, sie musste es einfach schaffen!
Eines Nachts wachte der Richter schweissgebadet auf. Er hatte einen schrecklichen Alptraum: Die Witwe kam in sein Büro, sie sah anders aus, keine nette alte Dame mehr, eher ein fieser Zombie. Mit hasserfülltem Gesicht schlug die Zombiewitwe die Tür mit einem Baseballschläger ein, trat die Bruchstücke beiseite und schaltete die Kettensäge ein…

Am nächsten Morgen war alles anders. Der Richter hatte sehr schlecht geschlafen und sah noch beim Rasieren die Kettensäge auf sich zukommen. Er ging ins Büro und die erste Anweisung die er gab war: „sorgt dafür, dass die Witwe bekommt was sie will!“

[Fortsetzung folgt]

Wenn man von Heilung spricht kommt schnell das Gefühl auf, als wäre Heilung das grösste Ziel Gottes mit den Menschen. Ich kann mir vorstellen, dass das daher kommt, das manche Heilungen einfach so spektakulär sind, dass man sie gerne immer wieder erzählt und Gottes Grösse darin erkennt.
In den Evangelien sind, je nachdem was man zählt, ungefähr 20 grössere Heilungsgeschichten überliefert. Das ist nicht einmal annähernd die Zahl der Menschen die Jesus geheilt hat, denn manchmal heisst es, dass er ganze Volksmengen heilte. Johannes stellt fest, dass die ganze Welt die Bücher nicht fassen könnte wenn alles niedergeschrieben worden wäre was Jesus getan hat (Johannes 21,25). Auch wenn das vermutlich leicht übertrieben ist können wir doch davon ausgehen, dass Jesus sehr viele Menshen geheilt hat.
Diese Geschichten sind immer wunderbar. Ich liebe es, mir vorzustellen wie Jesus die Tochter des Jairus geheilt oder den durchgeknallten Gerasener befreit hat. Darüber verliert man leicht aus dem Fokus dass Wunder nicht das Beste sind was Gott für uns hat. Gott möchte uns nicht fortwährend heilen, er möchte, dass wir in göttlicher Gesundheit leben.

Am Anfang, im Paradies gab es keine Heilungen weil es keine Krankheiten gab. Gott hat den Menschen für eine perfekte Lebensumwelt geschaffen und sein Ziel ist es, dass jeder Mensch auch wieder in eine solche Umwelt hineinkommt, das wird dann der Himmel sein.
Dass es in dieser Welt eine Notwendidigkeit für Heilung gibt ist nicht auf Gottes Plan sondern auf die Wirkung der Sünde zurückzuführen. Von daher können wir davon ausgehen, dass Gott immer möchte, dass wir gesund sind und diese Gesundheit nötigenfalls durch Heilung wieder her stellt, dass es aber viel mehr seinem Wesen entspricht uns zu lehren immer in dieser Gesundheit zu leben.

Bedeutet das Evangelium, dass Menschen, die daran glauben eine gute Zukunft im Himmel haben? Ist das wirklich schon alles?

Ich habe über diese Frage zwei Jahre lang gedacht – immer wieder. Und ich komme zu dem Schluss, dass Errettung der wichtigste, zugleich aber auch kleinste Teil der Erlösung ist und dass ein volles Evangelium wesentlich mehr bedeutet als das. Ich glaube: das Evangelium ist Gottes Antwort auf die Nöte des Menschen, Seine Hinwendung an uns. Es richtet sich an den gesamten Menschen: Körper, Seele, Geist, Gesellschaft und jeder andere Bereich, der uns ausmacht.

Ich weiss, dass dieses Evangelium in Deutschland selten gepredigt wird.

Noch zwei wunderbare Links von Haso:
Ist Heilung Teil der Erlösung?
Ein offener Brief an Dr.Heilbar

und ein schöner Artikel aus Wort und Geist (dem Magazin der Pfingstler)

Ich weiss, dass viele Christen entmutigt werden wenn sie hören, dass es Gaben der Heilungen gibt. Sie lesen von einer Salbung und meinen: „habe ich nicht, dann brauche ich ja gar nicht erst für Leute zu beten.“
Das ist ein falscher Gedanke und ich vermute, dass es sogar ein satanischer ist. Es gibt kaum etwas, das uns so effektiv aus einem Wunderdienst heraushalten kann wie dieser Gedanke. Deswegen möchte ich heute der Frage nachgehen, ob man auch Heilungen erleben kann ohne eine entsprechende Salbung zu haben.

Kann man übernatürliche Heilungen erleben ohne Christ zu sein? Ganz bestimmt!
sela! (an diese Stelle gehört in einer Predigt eine rhetorische Pause zum Luftholen!)

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. 22 Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? 23 Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter! (Matthäus 7,21-23 nach der Elberfelder)

Ich muss sagen, dass mir diese Verse immer Kopfzerbrechen bereitet haben. Es gibt in meinem Leben als Christ keine längere Phase ohne dass Übernatürliches passiert ist. Damit meine ich nicht nur Sprachenbeten, dass ich eigentlich jeden Tag tue, seit ich mit dem Heiligen Geist erfüllt bin, sondern auch Heilungen usw. Dennoch gab es auch keine längere Phase ohne den heftigen Wunsch nach mehr. Je mehr ich mit Gott erlebt habe umso grösser ist mein Hunger nach mehr geworden weil mir immer klarer wurde, dass es keine Grenze gibt. Gott kann alles.
Deshalb habe ich mich immer nach Prophetie, Befreiung und Wunderwerken ausgestreckt, wie hier beschrieben ist. Ich konnte nicht verstehen wie ein hingegebener Christ wie ich ständig betet und auf der Suche ist und es auf er anderen Seite am jüngsten Tage Leute geben wird, die nicht mal ihre Eintrittskarte in den Himmel haben und dennoch die Werke taten nach denen ich mich gesehnt habe!

Die Beziehung verlieren

Mein erster Erklärungsansatz ist, dass man wieder von Gott wegkommen kann wenn man in seiner Kraft lebt. Ein grosses Geheimnis ist Römer 11,29: Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar. Im Originalzusammenhang ist es auf Israel gemünzt, aber Israel illustriert hier nur ein Prinzip: Gott lässt es sich nicht gereuen etwas gegeben zu haben, auch nicht wenn der Empfänger sich der Gabe längst nicht mehr als würdig erweist.
An diesem Prinzip ist schon manch einer irre geworden. Man sieht einen Diener Gottes, der in offensichtlicher Vollmacht unterwegs ist. Wunder geschehen, Leute kommen zum Glauben und das Reich breitet sich aus. Dann lernt man diesen Menschen näher kennen und stellt fest, dass er nicht unbedingt den gängigen Heiligkeitsstandards entspricht – vorsichtig ausgedrückt. Alle Jahre wieder gibt es dann ein Skandal: ein Evangelist von weltweitem Ruf wird erwischt als er zugekokst aus einem Bordell wankt; nicht schön das.
„Warum nimmt Gott seine Gabe dann nicht wieder weg?“, fragt jemand zurecht. Ich glaube, weil Gottes Gaben eben Gnadengaben sind, die man sich nicht durch gute Führung erarbeiten kann wie eine vorzeitige Haftentlassung. Deswegen ist die Gabe auch nicht sofort weg wenn man daneben tritt. Zum Glück eigentlich, denn sonst würde wohl niemand je in Vollmacht kommen und leben; keiner könnte eine Gabe ausüben weil niemand ganz heilig lebt. Auf der anderen Seite heisst es aber, dass schlimme Konsequenzen leider vorkommen können, so ist das wenn man mit Menschen arbeitet.

Eine mögliche Erklärung ist also, dass Jesus sich hier auf Christen bezieht die gut angefangen und schlecht geendet haben. Sie sind in Vollmacht gekommen, haben gelernt ihre Gaben einzusetzen und haben sich dann Stück für Stück von Gott entfernt, sind aber im Dienst geblieben. So etwas passiert regelmässig. Ich kann mir gut vorstellen, dass das bis dahin geht, dass man nur noch nach aussen hin Christ ist, eine Fassade, während man eigentlich längst aufgehört hat mit dem Herrn zu leben.
Dann könnte es sein, dass einen ein überraschendes Urteil erwartet (zumindest für Zuschauer): trotz Wunderdienst keine lebendige Beziehung mehr zu Gott, keine Ewigkeit bei Jesus. Auch wenn ich diese Stelle mittlerweile anders verstehe schreibe ich mir diese Auslegung hinter die Ohren: ich will mich mehr um meinen Charakter kümmern als um meine Gaben!

Nichtchristen, die Wunder tun

Ein Punkt stimmt an der Auslegung oben nicht ganz. In der Elberfelder sagt Jesus: „ich habe euch niemals gekannt.“ Im Grundtext steht das auch. Würde es sich um Christen handeln die wieder vom Glauben weggekommen wären könnte Jesus nicht sagen, dass er sie nie gekannt hätte. Es ist also anzunehmen, dass es sich tatsächlich um Leute handelt, die nie mit Jesus unterwegs waren.
In Markus 9 ist eine kleine Geschichte erwähnt wie jemand, der nicht mit Jesus zog in dessen Namen Dämonen austrieb (nicht versuchte, sie auszutreiben, sondern sie austrieb!):

Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. (Markus 9,38-40)

Ich vermute, dass dieser Mensch in einem Gottesdienst Jesu gewesen ist und gesehen hat, wie Jesus Dämonen austrieb und Wunder tat und einfach dasselbe probiert hat. Das scheint damals, mit wechselnden Erfolgen, durchaus üblich gewesen zu sein wie die Geschichte der Söhne des Skevas in Apostelgeschichte 19,14ff zeigt.
Es ist schwer zu verstehen, aber die unsichtbare Welt funktioniert nach Gesetzen, ebenso wie die sichtbare, und es ist möglich in Übereinstimmung mit diesen Gesetzen zu leben und zu arbeiten und dabei übernatürlich Ergebnisse zu erzielen. Manches von dem was Anhänger anderer Religionen erleben kann darauf zurückgeführt werden dass es eingewisses Verständnis für die Realität der unsichtbaren Welt gibt; manches ist natürlich auch einfach dämonischen Ursprungs.

Eine heftige Geschichte, die dieses Prinzip illustriert hat Smith Wiggleswort erlebt. Smith ist einer meiner Lieblingsprediger und einer, der im Übernatürlichen gelebt hat wie kaum ein anderer. Er hat eine ungewöhnliche Lebensgeschichte: er musste schon als Kind unter Tage arbeiten und war in seinem ganzen Leben keinen Tag in der Schule. Seine Frau Polly hat ihm mit der Bibel lesen beigebracht und er hat Zeit seines Lebens kein anderes Buch gelesen. Als Polly starb war Smith schon Prediger und für seine Gabe des Glaubens bekannt. In seinem Dienst sind die krassesten Wunder passiert, u.a. 23 Totenauferweckungen. Polly starb auf dem Weg von der Kanzel zur Kirchentür. Man trug ihren Leichnam nach Hause und Smith kam einige Stunden später, er war unterwegs. Er ging in das Zimmer in dem Polly lag und „holte sie zurück“ (mir fällt keine bessere Umschreibung ein). Als wäre das nicht schon heftig genug sprach Gott dann zu ihm und sagte (sinngemäss): „Ihr Auftrag ist erledigt. Lass sie gehen“.
Es ist also, ab einem gewissen geistlichen Niveau offenbar möglich grosse Wunder zu wirken ohne dass diese von einer Inspiration des Heiligen Geistes abhängen. Man kann Wunder wirken, die nicht ihn Gottes Willen sind.

Dieses Prinzip scheint für Christen und Nichtchristen gleichermassen zu gelten. Das, was uns im Endeffekt unterscheidet ist die Beziehung zu Jesus.

Drei Arten zu heilen

Kommen wir also zurück zu der Frage, ob man Heilungen erleben kann ohne die eine spezielle Salbung (oder Gabe) der Heilung zu haben. Meiner Erfahrung und theologischer Erkenntnis nach gibt es drei Arten zu heilen: in der Salbung, durch den Glauben und durch Gebet.

Die Salbung kann spürbar sein. Ich mag das Wort noch immer nicht richtig, aber ich liebe, was sie ist. Es gab Leute für die ich um Heilung gebetet habe, bei denen unter Handauflegung etwas spürbar geflossen ist. Einmal habe ich für eine junge Frau mit Bauchproblemen gebetet (von denen sie mittlerweile frei ist) und habe die Hand kurz über ihren Pullover gehalten. Beim beten spürte ich eine grosse Wärme, eigentlich eine Hitze. Ich habe dann gefragt: „merkst Du das auch?“ (es ist immer gut zu fragen wenn man erfahren will, ob etwas passiert.)
„nein“, sagte sie. Ein paar Sekunden später spürte sie dann, wie sich eine starke Hitze in ihrem Bauch ausbreitete. Als sie dann ihre Haut anfasste war die ganz normal warm, die Hitze war also nur da wo etwas geheilt werden musste.
Das meine ich damit, dass die Salbung oder Heilungskraft spürbar ist. Man kann in dieser Salbung arbeiten und Menschen sozusagen Heilungskraft vermitteln. Alle Leute, die eine Heilungsgabe haben kennen das Gefühl.

Auf der anderen Seite kann man aber auch ohne eine spürbare Kraft geheilt werden, einfach indem man glaubt, dass Jesus für die Heilung gestorben ist. Ich kenne Menschen, denen wurde es auf einmal klar, dass sie geheilt sind und dan waren sie auch gesund. Ohne Handauflegung, ohne Gebet, ohne etwas zu spüren, einfach im Glauben.
So kann jeder Heilung erleben.

Selbst wenn man keine ausgewiesene Gabe der Heilung hat sollte man für Kranke beten. Der Geist kann tun, was er will und er kann durch jeden fliessen der willens ist Kanal zu sein. Wenn Du für Heilung glaubst, solltest Du ausprobieren was Gott durch dein Gebet tun will. Es gibt viele Fälle in denen einfach gebetet wurde und Gott hat Wunder getan. Markus 16 gilt jedem Christen. Gott will durch jeden von uns wirken, wir sollten ihm einfach Gelegenheit geben!

Ich fange mal mit einer langen Reihe über das Markusevangelium an. Solche Reihen sind gut für mich: sie helfen mir diszipliniert ein Bibelbuch durchzuarbeiten. Der Einfachheit halber verwende ich die Einteilungen meiner Einheitsübersetzung – zumindest meistens, so kann ich beim lesen schreiben. Warum ich bei Markus 2 anfange obwohl das Markusevangelium auch ein erstes Kapitel hat? Warum nicht? 😉

Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, daß er (wieder) zu Hause war. 2 Und es versammelten sich so viele Menschen, daß nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. 3 Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. 4 Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen (die Decke) durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. 5 Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! 6 Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im stillen: 7 Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? 8 Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? 9 Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher? 10 Ihr sollt aber erkennen, daß der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: 11 Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! 12 Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen. (Markus 2,1-12)

Lustig, dass der erste Eintrag gleich über eine Heilungsgeschichte ist. Das Thema scheint noch länger Nummer eins zu bleiben.

Jesus muss sich sehr schnell einen Ruf als Heilungsprediger erworben haben wenn er schon, wie hier, am Anfang seines Dienstes eine solche Erwartung schaffte, dass Leute bereit waren das Dach abzudecken, fremdes Eigentum zu beschädigen um Jesus einen Gelähmten zu bringen.
Diese Leute müssen eine extrem hohe Erwartung und Sicherheit gehabt haben, dass Jesus nicht nur heilen konnte sondern auch wollte. Schon darin unterscheiden sich die Freunde des Galähmten von den meisten Christen heute. Für sie war es keine Frage ob Jesus ihren Freund heilen wollte. In dem Punkt waren sie sich absolut sicher.
Meiner Ansicht nach ist diese Sicherheit ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung. Man schafft es nicht dran zu bleiben und nach Heilung zu suchen wenn man sich unsicher ist, ob Gott heilen will oder nicht. Mir selber helfen an diesem Punkt Stellen wie Matthäus 12,15 wo es heisst, dass Jesus alle heilte. Er heilte nicht nur ein paar Glückliche sondern tatsächlich jeden der zu ihm kam. Ich sehe keinen Grund anzunehmen, warum sich das heute geändert haben sollte.
Die Freunde hatten die nötige Einstellung um Wunder zu erleben. Sie waren bereit alles zu geben, was nötig ist um zu empfangen. So wie ich sehe, ist es wichtig mit dieser Einstellung an das Übernatürliche heran zu gehen – es an sich zu reissen (Matthäus 11,12). Wie sagte schon Farin Urlaub? „Das Leben ist kein Baumarkt und ihr kriegt nichts geschenkt!“ Andrew Wommack hat es einmal so gesagt: „as long as you can stand a situation you will.“

Einmal mehr erwähnt Jesus hier Sünde und Krankheit in einem Atemzug. John Alexander Dowie, einer der grössten Heilungspioniere, drückte den Zusammenhang einmal so aus: „sickness is the foul offspring of its father satan and its mother sin“. Nun lässt Markus 2 nicht darauf schliessen dass die Lähmung auf eine persönliche Sünde zurückzuführen ist. Jesus zeigt veilmehr, was Gott im Umgang mit uns Menschen am Wichtigsten ist. Das Bedeutsamste ist, dass wir unsere Sünde loswerden und mit Gott ins Reine kommen, nicht dass wir gesund sind. Es ist ja oft so: wir bitten Gott um eine Sache und bekommen eine andere. Ebenso erging es dem Gelähmten, es muss für alle klar gewesen sein, dass er nicht wegen der Vergebung der Sünden zu Jesus kam sondern in erster Linie wegen seiner Krankheit, aber Gott sieht tiefer als wir und weiss, was wir wirklich brauchen.
Man erkennt Christen sicher nicht daran, dass sie reich, gesund und sexy sind. Das können andere auch. Das, was uns wirklich ausmacht und unterscheidet – unser Alleinstellungsmerkmal – ist dass uns die Sünden vergeben sind.

Jesu Reaktion auf die stumme Entrüstung der Pharisäer ist mir bis heute eine echte Herausforderung: „Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher?“ So wie er es sagt klingt es so, als wäre es einfacher den Mann zu heilen als im die Vergebung der Sünden zuzusprechen. Ich fürchte, dass sich in unserer Art das Christentum zu leben seitdem einiges verändert hat. Heute tun wir uns sehr leicht damit Menschen zuzusichern dass ihnen vergeben wurde, aber das Heilen fällt uns schwer. Irgendwie haben wir viel Glauben für das eine, aber kaum Glauben (wenn überhaupt) für das andere. Dabei kommt aber beides aus derselben Quelle.
Ich hoffe, dass es uns nicht nur deswegen leichter fällt Vergebung zuzusprechen als zu heilen, weil man die Vergebung nicht sehen und uns damit nicht an unseren Worten messen kann!

ich schreibe diese Zeilen in einer originellen Situation: es ist Freakstock, das Hauptevent unserer Bewegung und ich sitze in der Pension. Heute abend sollte ich eigentlich predigen, das habe ich aber abgesagt, statt dessen ist Ferry für mich eingesprungen. Ich hatte vorgestern, nachdem dem Auto-einladen, auf einmal Rückenschmerzen. Habe mich dann in die Badewanne gelegt und als ich wieder aufstand ging gar nichts mehr: Hexenschuss. Blöde Sache. Wir haben einen Stand und den konnte ich schon nicht mehr mit aufbauen, habe im Stuhl daneben gesessen und Anwesiungen gegeben. Nun sind alle auf dem Stock und ich liege lesend, betend und schreibend in unserem winzigen Zimmer.
Natürlich habe ich gebetet, auch proklamiert und sogar andere für mich beten lassen. Hat aber nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Dabei weiss ich, dass meine Heilungsgabe funktioniert. Heute morgen kam Joe zum Stand und sagte: „ich wollt nur mal eben berichten.“
Ich: „mach das.
Joe: „Du hattest beim Jazzfestival für mich gebetet.“ [Beim Jazzfestival in Moers ist jedes Jahr eine grosse Evangelisation der Jesus Freaks an Rhein und Ruhr]
Stimmt, hatte ich. Joe hatte seit einiger Zeit fiese Schmerzen im Knie die ihn einschränkten und wollte schon zum Arzt gehen.
„Die Schmerzen sind weg. Nachdem Du gebetet hast waren sie sofort besser und am nächsten Morgen waren sie weg und sind nicht wieder gekommen.“

Heilungen im Rücken und Bewegungsapparat sind Heilungen die bei mir gut funktionieren. Passiert nicht jedes Mal etwas, aber meistens schon. Vielleicht zwischen 50% und 75%. Manchmal bin ich selber komisch drauf, dann geht gar nichts. Manchmal ist irgendwas anderes komisch, dann geht auch nichts. Aber im grossen und ganzen klappt es gut.

Ich bin ziemlich sicher, dass ich einen Hexenschuss bei jemand anderem gut wegbeten könnte. Warum dann bei mir selber nicht? Die Antwort ist einfach. Paulus spricht in 1.Korinther 12 viel von Geistesgaben (Charismen), übernatürlichen Befähigungen die Christen haben können. Darunter fallen auch die Gabe(n) der Heilung(en):

…einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in dem einen Geist… (1.Korinther 12,9 heute alle Elberfelder)

Alle Geistesgaben sind zum Aufbau der Gemeinde gegeben, zum Nutzen anderer (1.Korinther 12,9). Es gibt tatsächlich nur eine einzige Geistesgabe, die zur eigenen Erbauung gegeben ist: Sprachenbeten. Darüber heisst es:

Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst; wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde. (1.Korinther 14,4)

Wenn Gaben zum Dienst an anderen gegeben sind, dann ist klar, dass sie nicht bei einm selber funktionieren können. Das bedeutet nicht, dass man als Christ, der eine Heilungsgabe hat, nicht geheilt werden kann, aber das wird fast nie durch die Gabe geschehen. (Ich schreibe deswegen fast nie weil es immer Ausnahmen gibt, von jeder Regel). Aus diesem Grunde kann man nicht selbst mit seiner Gabe heilen.

The Voice of Healing

Von etwa Mitte der 40er bis Mitte der 50er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts gab es in den USA eine grosse Heilungsbewegung. Überwiegend evangelistisch ausgerichtete Prediger zogen in riesigen Zelten (20.000 Sitzplätze waren keine Seltenheit) durchs Land und übten einen atemberaubenden Heilungsdienst aus. Eine der wichtigsten Figuren war William Branham.
Mit der Zeit entwickelte sich eine Bewegung aus diesen vielen einzelnen Predigern und Predigerinnen, zu der auch Kenneth Hagin gehörte: The Voice of Healing. Wer sich mal die Mühe mal die Mühe macht danach zu googeln wird auch einige Ausgaben des gleichnamigen Magazines online finden.
Obwohl diese Leute unheimlich begabt waren in Heilung und Wunder aller Art geschahen sind nicht wenige an Krankheiten gestorben oder mussten sich operieren lassen. Sie machten genauso wie ich die Feststellung, dass ihre Gabe nicht bei ihnen selber funktioniert hat. Es ist schon seltsam, dass jemand der regelmässig erlebt wie Tumore aus den Körpern von Menschen verschwinden, sich selber operieren lassen muss, aber so war es. Die Heilungssalbung ist nicht für einen selbst sondern für andere da.
Wenn Leute, die in dieser Kraft dienen krank werden, müssen sie so geheilt werden wie andere auch: durch Glauben, dazu komme ich später.

Wir sollten als Christen lernen, damit gut und jesusmässig umzugehen. Als vor einiger Zeit Helmut Bauer nach einem Zeckenbiss so ernst erkrankt war, dass er sogar einige Heilungsdienste absagen musste, schwappte eine Weile der Häme durchs christliche Lager. Nun mag man zu Wort und Geist stehen wie man will, auch ich habe da einige Anfragen, aber diese Häme war komplett fehl am Platze. Wir sollten dankbar sein für Dienste die das Übernatürliche und speziell Heilung in Deutschland wieder gross zu machen versuchen. Niemand würde über einen Evangelisten spotten den Zweifel an seiner Errettung beschleichen. Aber bei kranken Heilungspredigern tun wir genau das.
Es ist klar, dass jeder der versucht in die Kraft Gottes zu kommen sich zum Ziel des Feindes zu machen. Meiner Erfahrung nach macht nichts Evangelisation effektiver als Gottes Kraft. Ich habe kaum eine Bekehrung erlebt bei der nichts Übernatürliches im Spiel war. Gut, die meisten Bekehrungen erlebe ich als Prediger, wenn in einem Gottesdienst ein paar Leute Jesus ihr Leben geben weiss ich nicht genau, was Gott bei ihnen gemacht hat. Aber bei den Leuten mit denen ich das Übergabegebet zusammen gesprochen habe, war immer etwas Übernatürliches dabei. Meistens spürten sie etwas von Gott (was meiner Gabe zu entsprechen scheint). Wie viel mehr Leute werden zum Glauben kommen, wenn sie etwas sehen, was garantiert Gottes Werk ist.
Deswegen bin ich sicher, dass jeder der in Deutschland in den Heilungsdienst drängt sich auf Ärger einstellen muss. Teil davon werden bestimmt gesundheitliche Angriffe sein.

Gaben der Heilungen

Ich habe eine zeitlang Theologie zur Gabe der Heilung gesucht und nicht gefunden. Das hat mich ganz schön irritiert, aber tatsächlich hat kaum jemand mal etwas fundiertes über diese Gabe geschrieben, am wenigsten die, die sie meiner Meinung nach haben oder hatten. Mir drängte sich der Verdacht auf, dass Leute mit dieser Gabe dazu tendieren ihren Dienst als ganz normal zu verstehen und lieber über die Heilungsstellen in der Bibel reden und über die Verantwortung eines jeden Christen Menschen zu heilen, als über ihre Gabe. So ist das ja oft, Christian Schwarz nennt es „Gabenprojektion“: man denkt, dass jeder das kann was man selber kann und überträgt die eigene Gabe auf andere, die dann aber nicht einmal ansatzweise so effektiv werden können wie man selber.
Irgendwann fiel mir dann auf, dass diejenigen die in starke Heilungsgaben arbeiten schlicht einen anderen Sprachgebrauch haben. Sie reden nicht über Gaben sondern über Salbungen. Salbung ist nicht wie im katholischen Bereich gemeint wo es ein Sakramant(?) der Krankensalbung gibt bei dem der Kranke mit Öl gesalbt sind. Hier geht es vielmehr um eine übernatürlich Kraftausstattung durch den Heiligen Geist. Das Wort Salbung (grch. chrisma) taucht im Neuen Testament nur um die fünf mal auf, ist also kein besonders grosses Wort, aber das Prinzip, dass Gottes Geist Menschen befähigt, ist schon ein normales Prinzip in der Schrift.
Denkt man etwas weiter, kommt man zu einem etwas anderen Gabenverständnis als viele Christen haben. Es geht dann mehr um die Gottesseite als um die Menschenseite. Wir sagen heute oft, dass wir Gaben haben. Von der Salbungsseite her gedacht geht es mehr darum, dass der Heilige Geist Gaben gibt.

Nachdem ich viele Bücher über das Thema gelesen habe (ich habe mehr als einen Regalmeter gelesene Heilungsbücher zuhause), komme ich zu der Faustregel, dass Autoren die selber nicht im Heilungsdienst stehen (obwohl sie, wenn auch nicht immer, an Heilung glauben) eher den Begriff der Heilungsgabe verwenden, während Autoren die im Heilungsdienst stehen eher den Begriff der Salbung verwenden. Es gibt da natürlich Ausnahmen, aber die lassen die Regel intakt.

Man kann über den Plural stolpern. Ich habe das zumindest früher immer getan. Heilung ist die einzige Gabe die in dem Kapitel im Plural steht, alle anderen sind Singular.* Das erklärt sich mit einer Beobachtung: verschiedene „Gesundbeter“ haben oft sehr unterschiedliche Krankheiten in denen sie effektiv sind. Woran das liegt weiss ich nicht, aber es gibt nur wenige Leute, die bei allen Krankheiten gleich effektiv beten.
Gestern habe ich mit einer Freundin geredet, die gerade auf Heimaturlaub ist. Normalerweise lebt sie in Mosambik und arbeitet mit Iris Minitries zusammen. Die erleben ja gerade eine gute Erweckung, sie gründen täglich mindestens eine Gemeinde und das in einem Gebiet in dem es vorher nur Moslems gab! Ich habe sie nach Heidi Bakers Heilungsgabe gefragt, Heidi leitet zusammen mit Rolland Baker den Dienst und sie sind dafür bekannt, dass viel Übernatürliches passiert. Sie sagte, dass bei Heidi immer alle geheilt werden die taub sind, etwas weniger als alle (ca.80%) die blind sind, und dann eben unterschiedliche Erfolgsquoten bei anderen Krankheiten.
In der Voice of Healing Bewegung stellten die Prediger auch fest, dass manche von ihnen unterschiedlich begabt waren. Ich vermute, dass der Grund für den Plural hier liegt: nicht jeder hat die Gabe für alles. Viele haben „nur“ eine Gabe für Ohren, Augen, Herzen oder was auch immer. Manche finden das auch in der Apostelgeschichte wieder, dass es Regionen gab in den besonders viele orthopädische Wunder geschahen und andere in denen besonders Befreiungen geschehen sind. Ich bin da unsicher, habe das noch nicht studiert und habe überdies das Gefühl, dass auch nicht genug Material für eine solche Statistik überliefert ist.
Bei mir selber scheinen Rückenprobleme besonders häufig geheilt zu werden, wobei aber auch andere Sachen geheilt wurden. Ich schreibe das nur, weil Michael Schiffmann mir empfohlen hat herauszufinden, wo meine spezielle Gabe liegt.

—————

*Zungen stehen auch im Plural, das weist aber nicht auf verschiedene Gaben hin sondern darauf, dass die Gabe bei verschiedenen Ausübenden unterschiedlich klingt – sie reden in unterschiedlichen Zungen.

7. August 2007 in vermischtes 46

mac

Mal was anderes. Ich bin schon seit einer ganzen Weile nicht mehr mit microsoft glücklich. So gar nicht eigentlich. Mein nächster Rechner solte wieder ein mac werden. Nun kenne ich mich damit nicht mehr so richtig aus. Mein letzter mac war ein PowerMac G3, das ist in etwa so wie wenn Deine letzte Windowsmaschine ein 4.86er gewesen wäre…

Kennt irgendwer unter meinen technisch versierten Leser gute Foren und Infoseiten über mac? Gerne auch speziell für potentielle Windows-Umsteiger? Dann wäre ich für Links in den Kommentaren sehr dankbar.

[de]

[Dieser Eintrag bricht die Chronologie, aber ich habe diese Serie auch nicht vorher minutiös geplant]

Vor Jahren war ich mit einem Freund im Auto unterwegs. Wir hatten den einen oder anderen Joint geraucht und waren entsprechend etwas platt. Wir fuhren über eine Strasse und als ich aufschaute, kam das Auto vor uns immer näher. Es fuhr um einiges langamer als wir und mein Kollege fuhr einfach immer weiter.
„Brems!“, rief ich und er tat es.
Mittlerweile stand das Auto vor uns an einer roten Ampel (aha, deswegen fuhr es so langsam) und wir liessen etwas Gummi auf dem Asphalt, kamen aber noch rechtzeitig zum Stehen.
„was geht? Hast Du den nicht gesehen?“, fragte ich.
„Doch, gesehen habe ich ihn schon…“
„…aber? …“
„…irgendwie habe ich ihn nicht wahrgenommen.“

Es ist ohne weiteres möglich etwas zu sehen oder zu hören ohne es wahrzunehmen. Das geht geistlich genauso wie beim Autofahren. Tatsächlich ist es eine der grössten Gefahren überhaupt Bibel zu lesen oder mit Gott zu reden und nicht zu verstehen, was gemeint ist. Wir können unser ganzes Leben damit zubringen nichts zu verstehen und immerzu den Reichtümern Gottes hinterher zu leben ohne jemals in die Segnungen zu kommen, die er für uns hat. Das Neue Testament ist voll von Warnungen davor und von Ermahnungen zu hören.
„Wenn einer Ohren hat zum Hören, so höre er!“, sagt Jesus z.B. in Markus 4,23 und meint damit nicht etwa, dass Leute ohne körperliche Ohren im Publikum sitzen. Er weiss, dass die allermeisten Menschen nicht in der Lage sein würden die ungeheuerliche Realität zu ergreifen die er predigte.

Die ganze Geschichte Jesu ist unglaublich. Da wartet ein Volk seit Jahrhunderten auf den Messias und als er vor ihnen steht ist es allenfalls eine Minderheit die ihn erkennt. Paradoxerweise sind es ausgerechnet die frommsten und orthodoxesten, diejenigen, die das Alte Testament am besten kannten und am meisten in der Lage sein müssten den Messias zu erkennen, die ihn nicht erkannt haben.
Jesu Geschichte mit den religiösen Leitern seiner Zeit ist ein einziges Trauerspiel. Keine Gruppe im NT bekommt so viel Ärger mit ihm wie die Pharisäer – und keine arbeitet so wütend an seiner Zerstörung wie gerade sie.

Um ehrlich zu sein, mir machen die Pharisäer angst. Nicht weil sie mir etwas zuleide tun könnten. Ich fürchte nicht die, die den Leib verderben können (Matthäus 10,28). Was mir Sorge macht ist das Wissen, dass die Pharisäer nicht „die anderen“ sind sondern dass auch in mir ein ganz probater Pharisäer steckt. Auch in mir ist etwas, das Gottes Reich aufhalten kann und sich gegen die Erkenntnis Jesu stellen will.
Das ist eine ernste Warnung an jeden Nachfolger Christi. Offensichtlich schützt ein gutes Bibelstudium nicht vor Irrtum und garantiert schon einmal überhaupt nicht, dass man Gottes Reich sieht. Eine der härtesten Ansagen an die Pharisäer ist diese:

Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel (der Tür) zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert. (Lukas 11,52)

Es ist also möglich den Schlüssel zum Reich zu haben und nicht hineinzugehen. Wie schrecklich!

Warum waren die Pharisäer so? Was hat dazu geführt, dass sie bei allem Bibelstudium Christus nicht erkannt haben? Die Antwort liefert wieder einmal Jesus selber:

Mose hat zum Beispiel gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter!, und: Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden. Ihr aber lehrt: Es ist erlaubt, daß einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt: eine Opfergabe. Damit hindert ihr ihn daran, noch etwas für Vater oder Mutter zu tun. So setzt ihr durch eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen. (Markus 7,10-13, Hervorhebung von mir)

Die Traditionen der Leute mit denen Jesus hier geredet hat waren so stark, dass sie es nicht mehr geschafft haben Gottes Wort einfach nur zu hören. Immer wenn sie in der Schrift gelesen haben, lasen sie nicht in erster Linie Gottes Wort an sie sondern sie lasen immer wieder ihre eigene Auslegungstradition. Ihre Traditionen wirkten wie ein Filter, durch den alles durchmusste was Gott sagte.
Obwohl es offensichtlich war, dass Gottes Wort sie herausforderte für ihre alten Eltern da zu sein und sie finanziell zu versorgen konnten sie sich dieser Verantwortung entziehen. Sie behaupteten einfach, dass sie das Geld als Opfergabe eingeplant hätten.
Tradition ist das einzige, wovon in der Bibel gesagt wird, dass es Gottes Wort wirkungslos macht. Tradition imprägniert uns, sie stellt einen wirksamen Schutz vor Gottes Reden dar, ihr Filter steht über allem. Wenn Gottes Wort seine Frische für uns verloren hat und uns über lange Zeit nicht mehr angesprochen hat, dann ist es gut möglich, dass sich Tradition eingeschlichen hat und es uns schwer fällt, Gottes Reden an uns wahrzunehmen. Wenn Du an diesem Punkt bist solltest Du unbedingt Buße tun. Wenn Gott keine Möglichkeit mehr hat seine Leute anzusprechen, dann ist es um das geistliche Weiterkommen geschehen. Ohne dass aus Logos Rhema wird und Gottes geschriebenes Wort in unser Leben spricht, ist es kaum möglich sich geistlich weiterzuentwickeln und dahin zu kommen wo uns Gott haben will.

Ich komme selber nicht aus christlichem Elternhaus und ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auf der einen Seite ist es traurig weil ich dadurch durch einiges durchgegangen bin, was ich mir anders hätte ersparen können. Einige meiner alten Freunde sind an Drogen und Folgen des Konsums gestorben und ich habe viele Jahre verschwendet die ich gut für Jesus und das Evangelium hätte nutzen können. Auf der anderen Seite hat es mich davor bewahrt die Bibel von vornherein durch eine Brille der Tradition zu lesen.
Ich kenne so viele Christen, die mit der Theologie aufgewachsen sind, dass es keine Geistesgaben mehr gibt oder die von klein auf in der Überzeugung erzogen wurden, dass die Wundergeschichten in der Bibel nur Legenden sind. Solche Christen tun sich unendlich schwer damit Gott zu erfahren und ich bin wirklich dankbar, da keine Vorprägung in diese Richtung zu haben. Für manche, die Bultmann folgen, der in den 1940er Jahren das Evangelium „entmythologisiern“, es von allem „Wunderballast“ befreien und auf wesentliche Aussagen reduzieren wollte, ist es nicht möglich Gottes Übernatürlichkeit zu erleben. Andere langweilen sich beim lesen der Apostelgeschichte weil sie das Buch nur als historischen Bericht lesen können der sie nicht herausfordert, gleiches erleben zu wollen. Ich glaube, dass diese Traditionen vin Dispensationalismus und historisch-kritischer Auslegung uns mehr Kraft gekostet haben als alles andere. Auch wenn es scharf und eventuell polemisch klingt glaube ich, dass diese Lehren (nicht ihre Anhänger!) zutiefst satanisch sind.

Ich halte eine Theologie, die uns mit einer blossen Form der Frömmigkeit zurücklässt, uns deren Kraft aber vorenthält (2.Timotheus 3,5), für zutiefst unausgewogen und falsch. Unsere Tradition darf nie so stark werden dass sie uns vorgaukelt, schon alles verstanden zu haben und uns damit davon abhält uns weiter nach dem König und seinem Reich auszustrecken!

Vorsicht mit Systemen!

Ich bin kein Freund von theologischen Systemen. Das Bekenntnis zu einer Denomination oder einer theologischen Denkrichtung ist fast immer der Beginn der Erstarrung. Eines ist klar: Systeme lassen sich auf die Bibel gründen, aber die Bibel lehrt kein System. Doctrina multiplex, veritas una – es gibt viele Lehren, aber nur eine Wahrheit! Als Christen sollten wir uns der Wahrheit verpflichtet sehen und nicht zu Hütern einer Ansicht werden. Einige Systeme sind besser als andere, was bedeutet, dass sie weniger falsch erscheinen, aber sie alle bilden schnell den Fallstrick der Tradition der uns davon abhält den Christus zu sehen.
Dabei ist es egal, ob wir Charismatiker sind oder Brüder, ob wir Katholiken sind oder Quäker – wir irren alle und sollten vorsichtig damit sein ein System als letzten Schluss der Weisheit anzusehen.

Wer Ohren haben will zu hören, der sollte sich die Einstellung des Jüngers zulegen der sagt: „alles ist mein. Es mag Luther sein oder Kenneth Hagin. Ich will von allen lernen jesusmässiger zu leben. Ich will bei allen das Gute behalten und das Schlechte verwerfen.“ Ich mag es nicht, wenn einzelne Lehrer in den Himmel gehoben werden und man nicht mehr die menschliche Begrenzung in ihnen sieht. Das ist gefährlich, auch beim Thema Heilung, wir sollten als nach Jesus ausstrecken und zu ihm hinwachsen, nicht nach einer Lehre.
Karl Barth sagte einmal einer seiner Klassen: „ich habe gehört, dass es jetzt schon Barthianer gibt. Wenn sie einen von denen treffen, sagen sie ihm, ich wäre keiner.“ Eine gesunde Einstellung!

Wir könnten uns viel Diskussionen über göttliche Heilung ersparen wenn wir unvoreingenommen an die Bibel herangehen würden und sie in der Schlichtheit des Herzens lesen würden für die sie eigentlich geschrieben ist. Das Christentum war nie als eine Verstandessache gedacht – noch weniger wurde die Kirche als das Traditionsunternehmen geplant das aus ihr geworden ist!

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Healing I.II – balanced theology – hearing like a disciple

(This entry interrupts the chronology, but I had not planned the series down to a T from the beginning anyhow).

Some years back and friend and I were taking a ride in the car.  We had smoked some joints and were consequently out of it to some extent.  We were driving down a street and when I looked up, the car in front of us came closer and closer.  It was considerably slower than we were but my friend just kept driving.       “Stop! ” I called and he did.  Meanwhile the car in front of us had stopped at a red light (so that`s why it was so slow!) but we stopped in time, losing some tread on the road though. : “What`s the matter? Didn`t you see that guy?” I asked. “Well, yes, I did see him….”                                                                   “But?”   “But I didn`t notice him”.

It is quite possible to see or hear something without actually noticing it in the spiritual realm as well as when you are driving a car. It is actually one of the greatest dangers  to read the Bible or to talk to God without understanding the meaning of it.  We can live our whole life not understanding anything, always falling short of God`s riches and never receiving the blessings He has in store for us. The New Testament is full of warnings against this, exhorting us to hear and listen. “ If any man has ears to hear, let him be listening and perceive and comprehend “, Jesus says in Mark 4,23.  He does not mean that there are people in the audience that do not have any ears but He knew that most people are not capable to grasp the immense reality He was preaching.

The whole story of Jesus is unbelievable. There is a people waiting for their Messiah for centuries and when He finally stands right in front of them but only a minority recognizes Him. Ironically it is the most pious and orthodox ones, well versed in the Old Testament and therefore best equipped to recognize Him, who did not know Him. Jesus and the religious leaders of His time – the whole story is nothing but a fiasco.  No other group in the New Testament got into half as much trouble with Him as they did and no one tried to destroy Him as ferociously as they did.

Those Pharisees honestly scare me; not because they could harm me – I do not fear those who can kill the body (Matthew 10,28) – but because I realize that the Pharisees are not “the others”. I am a Pharisee  myself  to quite an extent.  There is something in me, too, that can hinder God`s kingdom and wants to rebel against the knowledge of Jesus.

This is a serious warning for every follower of Christ.  A good bible study obviously does not protect one from erring and is no guarantee at all for seeing God`s kingdom. One of the toughest admonitions to the Pharisees is recorded in Luke 11,52:

“Woe to you, lawyers – experts in the Mosaic Law! For you have taken away the key to knowledge; you did not go in yourselves and you hindered and prevented those who were entering.” (amplified)

So it is possible to have the key to the Kingdom and not enter in.  How awful!

Why were the Pharisees like that?  Why didn`t they recognize Jesus in spite of all their studies of the Bible?  Jesus tells us why:

For Moses said:  Honor your father and your mother, and he who speaks ill of or reviles or abuses or treats improperly father or mother, let him die. But you say,  A man is exempt if he tells father or mother , What you would otherwise have gained from me is Corban,  that is, is a gift already given as an offering to God. Then you no longer are permitting him to do anything for father or mother – but are letting him off from doing for them. Thus you are nullifying and making void and of no effect the Word of God through your tradition, which you hand on. And many of this kind you are doing.” (Mark 7,10-13       I underlined the sentence).

The traditions of the people who Jesus was talking to were so strong that they were not able to just hear the Word of God any more.  They mainly read their own traditional understanding into scripture instead of reading God`s Word to them. Their tradition served as a filter for everything that God said.

Even though God so obviously challenged them to be there for their aged parents und to take care of them financially, they were able to dodge this responsibility.  They just claimed to have budgeted that money for an offering.  Tradition is the only thing the Bible mentions as being able to render God`s Word useless. Tradition is an effective seal against God`s talking, its filter is above everything . Once God`s Word has lost its freshness for us and is not mentioned for a long time, it is possible that tradition has crept in and it is difficult for us to appreciate (or experience) God`s Word. If you are at that point you definitely need to repent. If God cannot talk to His people anymore, spiritual life stagnates. It is impossible to develop spiritually and to get to where God wants us to be without logos turning into rhema, God`s written Word speaking into our lives.

I did not grow up in a Christian home and I am both sad and glad about it.  On one hand it is sad because I went through some things I could have done without. Some of my old friends died from drug abuse and I wasted a lot of years that I could have well used for Jesus and the Gospel.  It spared  me , on the other hand, from reading the Bible through the eyes of tradition. I know so many Christians who, growing up, were taught that the gifts of the Spirit have ceased and that the miracles reported in the Bible are just legend and lore. Those Christians have such a hard time experiencing God and I am truly thankful not having been shaped that way.

For some followers of Bultmann who, in the 1940, wanted to “demythologize” the Gospel and rid it of “miracle ballast” reducing it to essential statements, it is not possible to experience God supernatural nature.  Others are bored reading the book of Acts because they look at it as an historical account instead of being challenged to experience it for themselves.  I believe that these traditions of dispensationalism and historical-critical exegesis drained our strength more than anything else.  At the risk of sounding harsh or even polemic, I believe that those teachings (not their followers!) are utterly satanic.

I believe a theology to be profoundly unbalanced and wrong that leaves us with a pious appearance denying the power of it (2.Tim.3,5).  We should never let our traditions become strong enough to make us believe that we know it all, keeping us from reaching for the King and His Kingdom!

Beware of systems

I do not like theological systems.  Commitment to a denomination or theological school is almost always the beginning of ossification. It is certain that systems may be based on the Bible but the Bible itself does not  teach a system.  Doctrina multiplex, veritas una – there are many teaching but only one truth!  As Christians we should be obligated to the truth but not become keepers of opinions.  Some systems are better than others meaning they seem to be less wrong but they all quickly become the pitfall of tradition keeping us from seeing Christ.  Whether we Charismatics, Brethren, Catholics or Quakers  –  we all make mistakes and should be careful to look to a system for wisdom.

Who has ears wanting to hear should adopt the attitude of the disciple who says: “Everything is mine, may it be Luther or Kenneth Hagin.  I want to learn from each of them how to live more like Jesus did, keeping the good and throwing out the bad.” I do not like it when some teachers are put on a pedestal ignoring their human limitations.  That is dangerous when it comes to the subject of healing, too.  We should reach out for Jesus and grow towards Him and not towards a doctrine.  Karl Barth said to one class he was teaching: “I heard that there are Barthians now.  When you see one of them tell them that I am not one of them.”  A healthy mindset!

We could forego many discussions about supernatural healing if we approached the Bible with an open mind reading it with the simplicity of heart of those people it was written for.  Christianity was never meant to be an intellectual movement and the Church even less so the traditional establishment that it has turned into!

[translation: Marion. I am always looking for people who would like to translate articles.]

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