09. August 2007 8
Markus 2,1-12
Ich fange mal mit einer langen Reihe über das Markusevangelium an. Solche Reihen sind gut für mich: sie helfen mir diszipliniert ein Bibelbuch durchzuarbeiten. Der Einfachheit halber verwende ich die Einteilungen meiner Einheitsübersetzung – zumindest meistens, so kann ich beim lesen schreiben. Warum ich bei Markus 2 anfange obwohl das Markusevangelium auch ein erstes Kapitel hat? Warum nicht? 😉
Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, daß er (wieder) zu Hause war. 2 Und es versammelten sich so viele Menschen, daß nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. 3 Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. 4 Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen (die Decke) durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. 5 Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! 6 Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im stillen: 7 Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? 8 Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? 9 Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher? 10 Ihr sollt aber erkennen, daß der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: 11 Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! 12 Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen. (Markus 2,1-12)
Lustig, dass der erste Eintrag gleich über eine Heilungsgeschichte ist. Das Thema scheint noch länger Nummer eins zu bleiben.
Jesus muss sich sehr schnell einen Ruf als Heilungsprediger erworben haben wenn er schon, wie hier, am Anfang seines Dienstes eine solche Erwartung schaffte, dass Leute bereit waren das Dach abzudecken, fremdes Eigentum zu beschädigen um Jesus einen Gelähmten zu bringen.
Diese Leute müssen eine extrem hohe Erwartung und Sicherheit gehabt haben, dass Jesus nicht nur heilen konnte sondern auch wollte. Schon darin unterscheiden sich die Freunde des Galähmten von den meisten Christen heute. Für sie war es keine Frage ob Jesus ihren Freund heilen wollte. In dem Punkt waren sie sich absolut sicher.
Meiner Ansicht nach ist diese Sicherheit ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung. Man schafft es nicht dran zu bleiben und nach Heilung zu suchen wenn man sich unsicher ist, ob Gott heilen will oder nicht. Mir selber helfen an diesem Punkt Stellen wie Matthäus 12,15 wo es heisst, dass Jesus alle heilte. Er heilte nicht nur ein paar Glückliche sondern tatsächlich jeden der zu ihm kam. Ich sehe keinen Grund anzunehmen, warum sich das heute geändert haben sollte.
Die Freunde hatten die nötige Einstellung um Wunder zu erleben. Sie waren bereit alles zu geben, was nötig ist um zu empfangen. So wie ich sehe, ist es wichtig mit dieser Einstellung an das Übernatürliche heran zu gehen – es an sich zu reissen (Matthäus 11,12). Wie sagte schon Farin Urlaub? „Das Leben ist kein Baumarkt und ihr kriegt nichts geschenkt!“ Andrew Wommack hat es einmal so gesagt: „as long as you can stand a situation you will.“
Einmal mehr erwähnt Jesus hier Sünde und Krankheit in einem Atemzug. John Alexander Dowie, einer der grössten Heilungspioniere, drückte den Zusammenhang einmal so aus: „sickness is the foul offspring of its father satan and its mother sin“. Nun lässt Markus 2 nicht darauf schliessen dass die Lähmung auf eine persönliche Sünde zurückzuführen ist. Jesus zeigt veilmehr, was Gott im Umgang mit uns Menschen am Wichtigsten ist. Das Bedeutsamste ist, dass wir unsere Sünde loswerden und mit Gott ins Reine kommen, nicht dass wir gesund sind. Es ist ja oft so: wir bitten Gott um eine Sache und bekommen eine andere. Ebenso erging es dem Gelähmten, es muss für alle klar gewesen sein, dass er nicht wegen der Vergebung der Sünden zu Jesus kam sondern in erster Linie wegen seiner Krankheit, aber Gott sieht tiefer als wir und weiss, was wir wirklich brauchen.
Man erkennt Christen sicher nicht daran, dass sie reich, gesund und sexy sind. Das können andere auch. Das, was uns wirklich ausmacht und unterscheidet – unser Alleinstellungsmerkmal – ist dass uns die Sünden vergeben sind.
Jesu Reaktion auf die stumme Entrüstung der Pharisäer ist mir bis heute eine echte Herausforderung: „Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher?“ So wie er es sagt klingt es so, als wäre es einfacher den Mann zu heilen als im die Vergebung der Sünden zuzusprechen. Ich fürchte, dass sich in unserer Art das Christentum zu leben seitdem einiges verändert hat. Heute tun wir uns sehr leicht damit Menschen zuzusichern dass ihnen vergeben wurde, aber das Heilen fällt uns schwer. Irgendwie haben wir viel Glauben für das eine, aber kaum Glauben (wenn überhaupt) für das andere. Dabei kommt aber beides aus derselben Quelle.
Ich hoffe, dass es uns nicht nur deswegen leichter fällt Vergebung zuzusprechen als zu heilen, weil man die Vergebung nicht sehen und uns damit nicht an unseren Worten messen kann!
7 Kommentare
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Bento schrieb am
9. August 2007 um 20:36Mann, ich möchte echt mit dir und allen die Jesus lieben in den vollen Lobpreis ausbrechen über diese coole story – Jesus hat die Vollmacht !!
Er zeigt durch etwas Sichtbares, seine Macht im Unsichtbaren – eine Demonstration für die Klein- und Ungläubigen, die dachten er lästert Gott – „damit ihr aber wisst…“ Wie gut, dass uns Jesus nix mehr beweisen muss – wir wissen schon, dass er der Oberhammerboss ist!!! 🙂
Du hast ja soooooooo recht: -100%!! Den Rest kann er gerne auch noch dazutun – hab nix dagegen…;-)
Bento schrieb am
9. August 2007 um 20:40upps – da ist das Zitat verschwunden zwischen – du hast ja so recht und 100% – : „Das Wichtigste ist, dass wir unsere Sünde loswerden und mit Gott ins Reine kommen, nicht das wir gesund sind“!
storch schrieb am
9. August 2007 um 23:28ich glaube, dass wir in den meisten belangen sehr nah bei einander sein werden, bento.
Inga, Kraftwerkgemeinde Bi schrieb am
10. August 2007 um 00:38Na ja, stimmt schon, man kann sicher auch kerngesund zur Hölle fahrn.
Ich will trotzdem das ganze Packet. Weil – mit Gott im reinen bin ich schon, und ihr auch, denke ich 🙂
Inga, Kraftwerkgemeinde Bi schrieb am
10. August 2007 um 00:48ach PS: ich freu mich übrigens über das neue Thema. Von nem Evangelium gebloggt kann man bestimmt jede Menge Dinge lernen. (Unser täglich Blog gib uns heute 😉 ) Danke Storch, du fleissige Biene.
Janno schrieb am
10. August 2007 um 03:00Du hast da eine Stelle aus Markus rausgegriffen, die ich auch schon immer sehr eindrucksvoll fand. Denn sie macht deutlich, dass auch Jesus jemand sein mochte, der im Glauben herausgefordert werden wollte. In Matthäus 8,23… gibt es eine Stelle wo Jesus mit seinen Jüngern auf einem Schiff ist und sich währnd der Überfahrt schlafen legt. Als nun entfesselte (Natur)gewalten das Schiff samt Mannschaft zu verzehrn drohen, ist der Glaube der Jünger schnell am unteren Limit angelangt. Aber er reicht immerhin noch aus, um ihren Herrn zu wecken. Als Retter in der Not erteilt er ihnen eine Lektion im Glauben und gebietet den Gewalten Einhalt. An dieser Stelle handelt Jesus aus reinem Erbarmen und er hält uns diesen Zug im Wesen des Vaters anschaulich vor Augen.
Hier in Markus… nun sieht sich Jesus nicht durch einen vorgefundenen schwachen Glauben in seinem Glauben herausgefordert sondern weil die die da kommen bereits Zeugnis eines starken Glaubens gegeben haben. Er handelt nicht aus Erbarmen sondern aus Wohlwollen, aus reiner Gnade. Und um die einmalige Anschaulichkeit dieses Ereignisses noch zu toppen wird uns durch Christi Frage, was leichter(für ihn selbst aber auch die anderen) sei: Sündenvergebung oder Heilung, gezeigt, dass diese beiden Aspekte, in der Gnade gewirkt, eine Einheit bilden. Ich denke, dass für diese Einheit von beidem ein besonderer Begriff gebräuchlich ist, nämlich der des Heils. Der Gelähmte brachte dem Herrn Glauben, erfuhr Gnade und erlangte das Heil.
Für dich, Storch, spielt die Frage eine Rolle, wo der Druck nicht gelungener Heilung wirklich lasten sollte. Du sagst: im Geheimnis. Ich stimme dir vollkommen zu. Aber ein bisschen kann man diesem Geheimnis auf die Spur kommen. An welchen Gott glaubt derjenige, der sich Heilung wünscht: An einen Gott des Erbarmens oder schon der Gnade. Ist er fähig sich vorzustellen, dass Gott ein unbedingtes Bedürfnis hat, sich mit ihm zu freuen, mit ihm zu feiern. Denn nur in diesem Glauben kann er Vergebung und Heilung erlangen. Ich denke bei Gott sind wir alle schon in der Gnade angelangt. Aber eben nicht in unserer Alltagswirklichkeit. Die Lehre des Reiches sieht vor uns in die Gnade zu überführen. Das Reich ist aber viel mehr als ein Mittel oder eine Strategie: Es ist eine Wahrheit.
Manu Faktur schrieb am
26. März 2013 um 10:26Der zitierte Alexander Dowie wurde von Hazrat Mirza Sahib, dem „Messias“ einer indischen Mohammedaner-Sekte zum Gebetsduell herausgefordert: der Mensch mit dem „falschen“ Glauben würde zu Lebzeiten des „wahren“ („Messias“ [Anm.d.Verf.]) sterben.
Alexander Dowie starb 1907, Hazrat Mirza Sahib 1908. Von der Ahmadiyya Glaubensgemeinschaft wird das als „Zeichen“ instrumentalisiert, welches den Christen den „wahren“ Glauben demonstrieren soll.
Es ist mehr als peinlich, dass jemand, der sich Christ nennt und sein Leben der Heilung widmete an dessen Ende um den Tod eines Menschen betet.
Was man als zitierte „Sicherheit“ betrachtet, sollte man sich genau überlegen.
So vermessen von dem Funktionieren des eigenen Glaubens überzeugt zu sein sollte den Christen und Muslimen der Welt ein Zeichen dafür sein, dass der menschliche Stolz zu Versagen (bzw. Religion) führt.
Da bekanntermaßen die muslimische Mentalität gerne mit dem Argument der Unterwerfung Andersgläubiger argumentiert, um die militantesten Koranstellen zu rechtfertigen, wird sie von „christlichem“ Stolz und seinen Peinlichkeiten geradezu miternährt, der nicht einmal in seinem Buch, der Bibel eine geeignete Grundlage findet.
Denn der „christliche“ Stolz basiert auf keiner wahrhaft christlichen (von Jesus vertretenen) Lehre. Er leitet
sich zum Großteil noch aus der militanten Selbstverliebtheit alttestamentlicher Hassprediger ab.
Jedoch handelt es sich beim alten Bund um einen alten Vertrag mit weitaus schlechteren Bedingungen für den Vertragsnehmer, den Menschen. Dieser befindet sich in diesem noch inmitten der drohenden Strafe des Todes für seine Sünde, ohne die Kraft eines Messias.
Heute verbietet der Glaube an Jesu Vergebung und Gnade, welche nicht durch Menschen erwirkt werden kann (auch nicht im Gebet) arme, verzweifelte Kranke mit dieser Kameltreiber-Mentalität zu traumatisieren.
Wahres Christentum speist sich nicht aus Herrschaft durch „Überlegenheit“, sondern Dienst im Glauben an Jesu Kraft. Doch statt anderen Menschen demütig, wie Paulus es nannte, zu dienen, ergötzen sich sogenannte Christen an der indoktrinierten „Richtigkeit“ und „Reinheit“ ihrer subjektiven Glaubensausrichtung.
Psychologisch ist das ein Gesundstoßen des religiösen Egos an der Krankheit des Anderen.
Um was aber geht es wirklich bei Glauben? Ist wahrer Glaube das FUNKTIONIEREN des eigenen? Oder doch vielmehr das VERTRAUEN in die alles übersteigende Wirkungskraft von Jesus?
Hat Jesus jedem Menschen den er geheilt hat erklärt was der richtige Glaube ist?
Jesus hat im Spazierengehen geheilt. Er ist durch Jerusalem gelaufen und hat gesagt: „sei geheilt“. Wir erfahren aus der Bibel nicht, ob sich alle, die er heilte zu Gott bekehrten, oder nachdem sie es taten, von Glauben abfielen.
Es war und ist nie für eine Heilung im Namen Jesu relevant gewesen. Es ist nicht die Aufgabe des Heilers, das zu entscheiden. Es ist die Aufgabe Gottes.
Wer wahrhaft an Jesus glaubt, für den ist es einfacher zu sagen „deine Sünden sind dir vergeben“. Zu dem Zeitpunkt von Mt 2 wollte Jesus das noch unter Beweis stellen.
Mit der Auferstehung stellte er das endlich unter Beweis.
Das Heilen fällt Christen deshalb schwer, weil sie den Glauben an die Vergebung mit dem Lippen-Bekenntnis über die Richtigkeit der Vergebung verwechseln. Doch Glaube ist eine ganze geistige Lebenshaltung, ein Vertrauen, welches sich an Handlungen zeigt.
Wer anderen eine Hand auflegt HAT schon Glauben.
Was noch zählt ist, ob er weiter in diesem Glauben handelt. Dazu zählt tunlichst solche Traumatisierungen und Zweifel sähenden Aussagen wie „deine Sünde hat dich krank gemacht“ zu vermeiden und sie durch eine moderne und verständliche Form zu ersetzen:
„Ich will dich nicht verurteilen. Ich will dich nur mal wieder lächeln sehen. Ich hoffe, dass du, wenn du mal diese Bibelstelle liest, einfach lächelst, weil du dich selbst von Gott geliebt fühlst.“
Weiterhin sollte man als Christ, nachdem man geheilt hat, sich mit Demonstrationen der „Richtigkeit“ des eigenen Glaubens (sowas wie Rechtfertigungen, oder Entschuldigungen) dezent zurückhalten und Gott den restlichen Job erledigen lassen.
Wenn man dabei nur den Glaube in der Größe eines Senfkorns hat, kann man Berge versetzen. Man braucht keinen Glaubensberg, um ein einfaches Senfkorn zu versetzen.
Ein einfaches Senfkorn ist: aufstehen und mal wieder den Kranken besuchen, den man geheilt hat, ihm demonstrieren, dass man nicht kommt, weil man sich von der Richtigkeit des eigenen Glaubens überzeugen will und man ihn als Demonstrations-Objekt missbraucht hat (wie ein Zauberer das mit einem weißen Kaninchen macht).
Man zeigt ihm vielmehr um was es wirklich geht: Die Hoffnung auf eine Genesung, darum dass es diesem Menschen wieder gut geht. Um das was Gott sehen will: dass wir mit uns selbst und mit ihm im Reinen sind und dass wir gesund sind, bis wir dann nach einem erfüllten Leben die Bühne verlassen.