Homosexuellenbewegung1
Zu Homosexualität und den verschiedenen Bewegungen die schließlich zur gesellschaftlichen Anerkennung führten ist viel geschrieben worden. Da ich keine genaue Geschichtsforschung im Sinn habe, stelle ich hier ein paar Ereignisse vor die repräsentativ für die Entwicklung stehen sollen.
Homosexualität wurde in vielen Gesellschaften seit langem als unnormal angesehen und bestraft. Erst Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gab es durch die Einführung des Neologismus „homosexuell“ ein neutrales Wort, vorher sprach man oft von Sodomie. Um 1800 führten die Ideen der französischen Revolution in zahlreichen Staaten, die sich am französischen Strafgesetz orientierten, zur Abschaffung aller Gesetze gegen die „widernatürliche Unzucht“ (so etwa in den Niederlanden, im Rheinland und in Bayern). Preußen wandelte 1794 mit der Einführung des Allgemeinen Landrechts die Todesstrafe in eine Zuchthausstrafe um. 1871 wurde der preußische Paragraph als §175 in das Strafgesetzbuch des Deutschen Reichs aufgenommen.
Erste Forderungen nach der homosexuellen Ehe wurden von Karl Heinrich Ulrichs 1867 auf dem deutschen Juristentag in München vor 500 Mitgliedern erhoben. Auch wenn sein Vortrag mit Spott und Ablehnung aufgenommen wurde, beginnt an diesem Tag die Geschichte der Homosexuellen-Emanzipation.
Noch 1895 wurde Oscar Wilde wegen Homosexualität zu Zuchthaus mit harter Zwangsarbeit verurteilt. In Deutschland verschärften einige Jahrzehnte die Nazis die Gesetze gegen Homosexuelle. In der Bundesrepublik Deutschland bestand der § 175 bis 1969 in der von den Nazis verschärften Fassung weiter, was vom Bundesverfassungs- gericht 1957 als rechtmäßig anerkannt wurde. Erst 1994 fiel er im Zuge der Rechtsangleichung mit der DDR weg.
Da Homosexualität verfolgt und bis in die 1970er Jahre als psychische Erkrankung diagnostiziert wurde, konnten Homosexuelle auch auf unbestimmte Zeit in einer forensischen Psychiatrie untergebracht werden. Ein Beispiel ist die „Behandlung“ des britischen Mathematikers Alan Turing im Jahr 1952.
Am 28. Juni 1969 kam es anlässlich einer Polizeirazzia in der New Yorker Schwulenbar Stonewall zu einem Aufstand in der Christopher Street, der drei Tage andauerte. Dieses Ereignis führte zu einer Radikalisierung zahlreicher Lesben und Schwuler. In Anlehnung an linke Bewegungen der damaligen Zeit gründeten sich gemischte Gruppen wie die Gay Liberation Front und die Gay Activists Alliance. Im Zuge dessen gab es einige politische Initiativen. Sämtliche dieser politischen Strategien und Konzepte wurden in den 1970er Jahren nach Europa getragen.
In den 1980er und 1990er Jahren kam es zu einer breiten Ausfächerung, aber auch zu einer fortschreitenden Entpolitisierung der homosexuellen Emanzipationsbewegung. Gleichzeitig fand eine Wiederannäherung von Lesben und Schwulen statt. Seit etwa Mitte der 1980er Jahre veranstalten sie gemeinsam in fast sämtlichen europäischen und amerikanischen Metropolen alljährliche Demonstrationen zur Erinnerung an den Stonewall- Aufstand. In den 1990er Jahren wurden daraus gewaltige Umzüge, die unter der Bezeichnung Christopher Street Day bzw. Gay Pride Parade in den Tagen zwischen Juni und Juli weltweit mehrere Millionen Menschen auf die Straße ziehen.
Heute sind die Rechte Homosexueller in Deutschland verankert. 2006 trat das AGG, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz in Kraft, das eine Ungleichbehandlung von Menschen wegen ihrer sexuellen Identität verbietet. Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Homosexuellen hat sich in den letzten gut hundert Jahren also deutlich gewandelt. Die Homosexuellenbewegung wird damit zu einem Paradebeispiel für gesellschaftlichen Wandel, hervorgerufen durch eine einzelne Gruppe.
[weitere Posts zu ähnlichen Themen: Sexualgesetze und der Wandel der Gesellschaft | Sexualgesetze II – Kranzgeld]
- Die meisten Fakten in diesem Absatz stammen von Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualität [↩]
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