15. Februar 2006 in theologie und gemeinde 7

Vergebung

Vor vier Jahren kursierten in einer amerikanischen Großstadt im Westen Gerüchte über eine Katholikin, die Christus-Visionen hatte. Die Bereichte gelangten auch zum erzbishof. Er beschloss, die Glaubwürdigkeit der Frau zu überprüfen.
„Stimmt es, Madam, dass sie Visionen von Jesus haben?“, fragte der Geistliche.
„Ja“, erwiderte die Frau einfach.
„Nun, wenn sie das nächste Mal eine Vision haben, dann möchte ich, dass sie Jesus fragen, welche Sünden ich bei meiner letzten Beichte bekannt habe.“
Die Frau war verdutzt. „Habe ich sie richtig verstanden, Bischof? Sie wollen wirklich, dass ich Jesus nach Sünden aus ihrer Vergangenheit frage?“
„Genau! Bitte rufen sie mich an, wen etwas passiert ist.“
Zehn Tage später setzte die Frau den Bishof von einer weiteren Erscheinung in Kenntnis. „Bitte kommen sie“, sagte sie.
Innerhalb einer Stunde war der Erzbischof bei ihr. Er schaute ihr direkt in die Augen. „Sie haben mir am Telefon gesagt, dass sie eine Jesus-Vision hatten. Haben sie gefragt, worum ich sie gebeten hatte?“
„Ja, Bischof, Ich habe Jesus gebeten, mir zu sagen, welche Sünden sie bei ihrer letzten Beichte bekannt haben.“
Erwartungsvoll beugte der Bischof sich vor. Seine Augen wurden schmal. „Und was hat Jesus gesagt?“
Sie nahm seine Hand und blickte ihm gerade in die Augen. „Bischof“, sagte sie, „er hat mir genau folgendes gesagt: ‚ICH KANN MICH NICHT ERINNERN.'“

(Brennan Manning: Grösser als dein Herz, Wuppertal 2001, Seite 98)

Zu mir hat sich ein Wort gestohlen, geflüstert hat es mein Ohr erreicht. Im Grübeln und bei Nachtgesichten, wenn tiefer Schlaf die Menschen überfällt, kam Furcht und Zittern über mich und ließ erschaudern alle meine Glieder. Ein Geist schwebt an meinem Gesicht vorüber, die Haare meines Leibes sträuben sich. Er steht, ich kann sein Aussehen nicht erkennen, eine Gestalt nur vor meinen Augen, ich höre eine Stimme flüstern: (Hiob 4,12-16)

Leider bin ich selbst nicht sehr mit prophetischen Träumen gesegnet. Ich kann mich an einen einzigen erinnern, durch den Gott wirklich in eine Situation hineingesprochen hat. Was ich aber gut kenne ist statt der Stimme Gottes im Traum, die Tochter der Stimme nach dem Schlafen.
In der jüdischen Theologie ist bat kol, die Tochter der Stimme (ergänze: Gottes) weit verbreitet. Auch einige jüdische Universitäten tragen diesen Namen. Im Predigerseminar definiere ich das Phänomen als eine Art „nicht-fokussiertes Nachdenken“. Jeder kennt das: man müht sich mit einem Problem herum und findet einfach keine Lösung. Je mehr man nachdenkt umso weiter scheint die Antwort entfernt zu sein. Kaum macht man dann was anderes, einen Film gucken, duschen, schlafen kommt die Antwort wie von selbst. „Den seinen gibt´s der Herr im Schlaf“, sagt der Volxmund in Anlehnung an Psalm 127,2.
Bat kol ist nicht die Stimme Gottes, sondern nur deren Tochter: ein körperliches Phänomen, das sich hervorragend ausnutzen lässt. Im Schlaf baut sich das Gehirn selbst auf. Neuronale Verknüpfungen werden gebildet, so wird Wissen „sicher“, es sackt tiefer. Um das ausnutzen zu können höre ich vorm schlafengehen Predigtkassetten, bete oder lese noch etwas. Meist versuche ich nir das, was ich den Tag über von Gott verstanden habe noch einmal bewusst zu machen um das Gehirn dazu zu bringen, gerade diese Dinge zu verknüpfen. Ich habe das Gefühl, dass es funktioniert. Schlaf ist immer seltener eine lästige Unterbrechung des geistlichen Lebens. Immer öfter geht es morgens an derselben Stelle weiter an der ich nachts aufgehört habe.

Aber Gott spricht auch direkt durch Träume. Vielfach hören wir Gottes Stimme wegen all der Ablenkungen die uns umgeben eher schlecht. Da eignet sich die Nacht, wenn wir ruhig werden, gut für den Heiligen Geist uns zu erreichen. Gerade heute ist es mir mal wieder bewusst geworden, wie schwer es ist zwischen all dem, was man zu tun und woran man zu denken hat, noch Qualitätszeit mit Jesus zu haben. Wir sind einfach zu beschäftigt um die „Stimme verschwebenden Schweigens“ zu hören, wie Martin Buber (1|2|3|4)1.Könige 19,12 übersetzte.
Ich ziehe daraus zwei Konsequenzen: es ist nötig stiller zu werden und wir sollten offen dafür sein, dass uns Gott in Nachtgesichten begegnen will.

Wenn Du schon mal prophetische Träume hattest, würde ich mich über eine Beschreibung in den Kommentaren freuen. Ich liebe Gottes übernatürliches Wirken und bin für jede Geschichte dankbar.

Eine Frage an die Kreativen:
derzeit arbeite ich als Herausgeber und Autor an einem Andachtsbuch, das als joint-venture zwischen unserem orkrist-verlag und dem aussaatverlag erscheinen soll. Die Beiträge werden von einem Autorenteam aus und um der Jesus Freaks Szene herum geschrieben und richten sich an jüngeres Publikum (Teenies). Bisher hatten wir als Titel „verknallt in Jesus“, nach dem Motto des letzten Freakstocks.
Nun kam die Diskussion auf, ob der Titel nicht zu „knallig“ ist und ob es nicht geraten sein könnte, einen anderen zu wählen. Ermutigt durch die fruchtbare Diskussion zur „Prinzessin auf der Kanzel“ (1|2) wollte ich Euch mal fragen, was Euch an Titeln einfällt. Derjenige, der sich den Titel einfallen lässt, der schliesslich auf dem Cover steht bekommt natürlich auch ein Freiexemplar; ist doch klar!

Sieh, viele hast du unterwiesen und erschlaffte Hände stark gemacht. Dem Strauchelnden halfen deine Worte auf, wankenden Knien gabst du Halt. Nun kommt es über dich, da gibst du auf, nun faßt es dich an, da bist du verstört. (Hiob 4,3 -5 nach der Einheitsübersetzung)

Hiobs Freunde sehen seine momentanen Zustand, und mehr noch seine Reaktion auf diesen Zustand, als etwas an was nicht zu dem passt, was er anderen gepredigt hat. Früher war Hiob ein geachteter Mann dessen Worte etwas galten und der vielen weitergeholfen hat. Nun sitzt er im Staub, schabt sich die Geschwüre mit einer Scherbe (2,7), klagt und jammert.
Das Anliegen der Freunde ist völlig nachvollziehbar. Wer hat sich noch nie über Leute geärgert, die Brot predigen und Schnitzel essen? Es gibt ja viele solcher Spezialisten die anderen ein schlechtes Gewissen machen und selber nicht nach dem leben, was sie sagen. Vor solchen Menschen kann man warnen, um sie sollte man einen Bogen machen. Aber während wir einen Bogen machen sollten wir nicht vergessen, dass wir selber in derselben Gefahr stehen. Paulus hat ein paar Verse geschrieben, die ich mir demnächst mal auf ein Küchenhandtuch sticken will, weil es mir so wichtig ist, dass meine Frau die mal liest. Nein, falsch: für die Spülmaschine bin ich zuständig; somit hantiere ich mit dem Handtuch. 🙂

Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde. (1.Korinther 9,26-27)
Wenn Integrität bedeutet, dass wir selber das vorleben, was wir anderen sagen, ist sie sehr wichtig. Es gibt aber noch eine andere, falsche, Vorstellung von Integrität und es ist diese, die die Hiobs Freunde meinen.

Integrität kommt von einem Menschen selbst. Sie entsteht wenn jemand zu seinen Überzeugungen mit seinem ganzen Leben steht und möglichst sein ganzes Leben und Reden deckungsgleich mit seinen Werten und Idealen ist. Das ist ein Ziel, das niemand ganz erreichen wird, denn wir alle sind zu widersprüchlich und komplex um ganz integer zu sein. Brennan Manning hat das einmal schön ausgedrückt: „Aristoteles hat gesagt, dass ich ein mit Vernunft begabtes Tier bin; ich sage, ich bin ein Engel mit einem unglaublichen Fassungsvermögen für Bier.“:“(Manning, Brennan: Grösser als dein Herz, Wuppertal 2001, Seite 19)“:

Die andere Art von Integrität ist die, die einem Menschen von aussen aufgezwungen werden soll. Sie ist die Geissel der Starken. Die Freunde sind einfach davon ausgegangen, dass Hiobs Leben weitergehen würde wie bisher, dass er der Ermutiger bliebe, der er war; jeder, aber nicht Hiob! durfte da im Staub sitzen und weinen. Auch wenn es uns manchmal so vorkommt hat das, was wir anderen oft abverlangen nichts mit Integrität zu tun, es ist nur eine unrealistische Grausamkeit. Niemandem wird es immer gut gehen und selbst die stärksten mögen schwache Phasen haben. Jemand, der Glauben predigt mag Phasen haben in denen es ihm schwer fällt das eigene Vertrauen zu bewahren. Jemand, der Liebe predigt mag Tage haben in denen es ihm selber so schlecht geht, dass er alles und jeden anfährt. Solche Menschen brauchen keine Moralpredigten des Typs „nimm dich zusammen!“, wie Elifas sie dem Hiob hält. Sie brauchen Gebet, Stütze und Ermutigung.
Hiob war genauso wenig (oder so sehr) vollkommen wie einer von uns. Wir sollten von niemandem erwarten, dass er immer gut drauf ist und es als Disintegrität werten, wenn er es einmal nicht ist. Der Erwartungsdruck unter dem gerade unsere Helden oft stehen ist mehr, als ein Mensch verkraften kann. Darum gilt das Gebot: „ertragt einander in Liebe!“ (Epheser 4,2) für alle, auch für die von denen wir eine zu hohe Meinung haben.

Ich will das nicht übertrieben darstellen, aber ich glaube, dass das Leben mehr ist als eitel Sonnenschein und als Sieger zu stehen. Sicher ist es Gottes liebstes uns mit allem zu segnen und zu versorgen, aber dennoch gibt es andere Phasen. Ein Ding, das wir nie vergessen sollten ist, dass Lachen eine Zeit hat und Weinen (Prediger 3,4) und dass christliche Gemeinschaft ihren Rahmen innerhalb des gesamten Lebens finden sollte.

Dazu ein Lied von einer meiner Lieblingspunkbands, Outer Circle mit It must be beautiful:

    explaining time again – the question, the defense
    how come he never smiles? why hide my happiness?
    a season to laugh and a season to cry
    i´m just living my life with respect to my timesbridge:
    i think back and it´s sad – all the high hopes that i had
    it passed so fast – in the end it´s just hope that lasts.
    meanwhile, i might smile for it´s grace mile after mile
    through grace i carry on and that grace will lead me home.
    ref:
    i´m just passing through, trying to stay true
    i´ll stay true to me, please stay true to you.

    our walk´s a narrow road and there´s whole lot more to go
    hope yours is filled with sunshine, right now that´s not my world
    it´s not my place and that´s alright – abundant life to many
    joy is to survive

11. Februar 2006 in theologie und gemeinde 2

dankbarkeit

dankbarkeit streckt ihre wurzeln durch unsere positiven erfahrungen hindurch bis zum kreuz.
wir sind nicht in erster linie für das dankbar, was gott an gutem in unserem leben getan hat, sondern verwurzeln in der ursache des guten – jesus.
das kreuz ist der boden auf dem unser leben steht. wenn wir darin verwurzelt sind, werden wir auch in stürmischen zeiten bestehen.

Warum schenkt er dem Elenden Licht und Leben denen, die verbittert sind? Sie warten auf den Tod, der nicht kommt, sie suchen ihn mehr als verborgene Schätze. Sie würden sich freuen über einen Hügel; fänden sie ein Grab, sie würden frohlocken. Wozu Licht für den Mann auf verborgenem Weg, den Gott von allen Seiten einschließt?
(Hiob 3,20-23 nach der Einheitsübersetzung)

Für unsere Freunde und Anhänger der historisch-kritischen methode ist die „Verfasserfrage“ immer besonders wichtig. Natürlich nicht nur für die, auch bibelgläubige Theologen fragen sich bei vielen Büchern, wer denn wohl der Verfasser war. Ich kann das besonders im Falle von Hiob nicht beantworten, aber ich bin sehr sicher, dass das Buch nur nach ihm benannt, und nicht von ihm geschrieben wurde.
Hiob selbst hat die Himmelsszene am Anfang des Buches offenbar nicht mitbekommen. Im dritten Kapitel zeigt er sich ganz als alttestamentlicher Gläubiger, der sein ganzes Leid darauf zurückführt, dass „Gott ihn von allen Seiten einschliesst“.

Vielleicht konnte er die Wahrheit nicht sehen weil sie (ihm) nicht offenbart war, vielleicht konnte er sie aber auch nicht sehen, weil er so tief im loch sass, dass er einfach nichts anderes sehen konnte, als die allereinfachste möglichkeit. man muss ja kein psychologe sein um zu wissen: wer im loch sitzt, kann nicht weit sehen. kurt tucholsky hat einmal gesagt: „ein Loch ist da, wo etwas anderes nicht ist“:“(ich meine, den hätte ich vor vielen Jahren in einer GEO-Ausgabe gelesen)“:. Richtig! Wenn wir in einem Loch sitzen ist vor allem eins oft nicht da: Erinnerung.
Und das ist es auch schon, was uns wieder einmal mit Hiob verbindet: in der Krise verlieren wir das Gefühl für Zusammenhänge. Auf einmal suchen wir Ursachen an der falschen Stelle („wenn ich eine Frau hätte, wäre alles anders.“ „Wenn ich einen anderen Mann hätte, würde es mir gut gehen“) und wir vergessen, was wir an Gutem gesehen und erlebt haben, verfluchen unseren (Geburts-)Tag (3,1) und können nicht sehen, dass es auch wieder aufwärts gehen kann.
Wir neigen zu Extremen, die uns gerade in der Krise gefährlich werden, wenn wir uns einreden, dass inklusive Gott alle gegen uns sind und dass sich nie mehr etwas ändern wird. Mach doch mal ein kleines Selbstexperiment und denke darüber nach, wieviele geistliche Wahrheiten die Du kennst, bei dir noch wirksam sind, wenn es dir schlecht geht. Sicher wird kaum jemand, der/die eine Weile mit Jesus unterwegs ist, gleich Gott verfluchen, wenn er/sie einen Schnupfen hat. Aber insgesamt sind es doch wenige Christen, die in allen Lagen den Frieden haben, der grösser ist als aller Verstand (Philipper 4,7).

Ich denke, dass es eine wichtige Wurzel gibt, die uns in schwierigen Umständen in Gott verankert: Dankbarkeit. Doch wie sagte schon Michael Ende: „Das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden“:“(irgendwo in der unendlichen Geschichte.)“:.

puh, ich bin durch: 661 seiten systemtheorie sind kein zuckerschlecken, aber empfehlenswert ist doktor luhmann auf alle fälle. zum schluss noch ein nettes zitat, zur erkenntnistheorie, das sich auch im buch ziemlich hinten (653) findet:

Die Theorie sieht, wie in einem Spiegel, sich selbst und anderes und mag dann Anlass haben, ihre Sebsteinschätzung zu revidieren.

ansonsten blogt nun auch haso über luhmann. hier zu finden, sehr inspirierend.
hier gibt es einige audios von luhmann. besten dank an lupita für den tipp!

in einem kommentar hat haso schon einiges über hiob 2,3 geschrieben. da ich über den vers ohnehin nicht im blog schreiben wollte, empfehle ich interessierten, den kommentar zu lesen.

11 Die drei Freunde Ijobs hörten von all dem Bösen, das über ihn gekommen war. Und sie kamen, jeder aus seiner Heimat: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama. Sie vereinbarten hinzugehen, um ihm ihre Teilnahme zu bezeigen und um ihn zu trösten. 12 Als sie von fern aufblickten, erkannten sie ihn nicht; sie schrien auf und weinten. Jeder zerriß sein Gewand; sie streuten Asche über ihr Haupt gegen den Himmel. 13 Sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte; keiner sprach ein Wort zu ihm. Denn sie sahen, daß sein Schmerz sehr groß war.
(Hiob 2,11-13 nach der Einheitsübersetzung)

der erste auftritt der freunde hiobs ist ein bewegendes zeugnis des mitleids. man denkt ja immer schnell schlecht über die „vier selbsternannten weisen“, aber zuerst einmal haben sich sehr menschlich verhalten.
angesichts des leids sind menschen immer schnell mit plattheiten dabei. ich bin buchhändler, ich muss das wissen denn ich habe in meinem leben hunderte ultraplatter beileidspostkarten verkauft… im grunde ist das der hauptgrund, warum ich hiob dieses mal durchstudiere, ich will einige der flachheiten mit denen nicht zuletzt die erkenntnis der wahrheit gottes aufgehalten wird, entlarven. – doch das muss warten, denn zunächst verhalten sie sich vorbildlich: sie schweigen angesichts des leides, setzen sich zu hiob und bleiben eine ganze woche da sitzen; unfähig etwas zu sagen, bleiben sie einfach bei ihm und helfen ihm durch ihre gegenwart.
das ist eine haltung des mit-leidens, die uns charismatisch geprägten christen leider oft fehlt. vielfach gehen wir eher lieblos mit kranken oder leidenden geschwistern um: ein schnelles gebet („und: wirkt es schon?“), eine phrase („schau auf den herrn!“) und damit hat sich die sache für uns oft schon erledigt. es fällt leichter für jemanden zu beten oder ihn zu beraten, als mit ihm auf dem boden zu sitzen und ihm zuzusehen, wie er leidet. dummerweise verlangt liebe oft, dass wir füreinander da sind und nicht nur füreinander beten oder einander zu predigen… wenn glaube durch liebe erst wirksam gemacht wird (galater 5,6), dann fehlt zu dem übernatürlichen wirken, das wir uns wünschen, vielleicht nur noch bereitschaft aus liebe mit den leidenden zu sitzen statt sie mit floskeln und schnellen gebeten abzuspeisen.

ich hatte vor jahren mal einen eindruck, der mir sehr lebendig im gedächtnis geblieben ist: in einem raum lag ein kranker. es war kein detailierter eindruck, eher einer von diesen träumen in denen man weiss, dass jemand krank ist. das zimmer, in dem er lag war weiss und kahl: ein bett, ein schrank, ein nachttisch. nebenan war die gemeinde und hat gebetet. durchaus inbrünstig, nicht ohne glauben. dennoch ist der kranke gestorben – ohne dass einer aus der betenden menge bei ihm gewesen wäre.
am glauben hat es in dem bild nicht gemangelt, aber an liebe und der bereitschaft mit dem kranken nebenan zu reden, zu beten und bei ihm zu sein. sicher wäre er glücklicher gestorben wenn nicht alle so intensiv mit beten beschäftigt gewesen wären.

mich berührt das bild immer noch und natürlich schreibe ich mit zehn fingern – ich habe keinen zeigfinger frei um ihn moralisch zu erheben. aber ist das nicht oft der zustand unserer gemeinden, dass wir im einen raum sind und beten, währen die welt in einem anderen zimmer liegt und uns vermisst?

bill johnson in „when heaven invades earth“, p. 169 on the book of daniel:

The Hebrew four were promoted as a result of Daniel´s prophetic gift. Please note that there is no mention of Daniel operating in this gift before this crisis. Something similar happened to an evangelist friend of mine while still in his youth. He was invited to speak in a church in Canada. When he got off the plane, the pastor met him with a surprised look on his face, saying, „You are not Morris Cerullo!“ The Pastor had a great hunger for signs and wonders to be restored to his church, and thought he had booked a week of meetings with Morris Cerullo. The shocked pastor asked the young man if he had a sings and wonder ministry. He answered, „No“. The pastor, looking at his watch said, „You´ve got four hours to get one“ and took him to the hotel. Out of desperation, the young evangelist cried out to god, and God honored his cry. That night was the beginning of the signs and wonders ministry that has marked his life to this day. God orchestrated these circumstances so that both Daniel and this young evangelist would earnestly pursue spiritual gifts.

i strongly recommend this book to everyone. it is one of my favorites on the subject of gods supernatural power. now that i have carefully read through it i am looking forward to listening to his sermons on www.ibethel.org

erst vor ein paar tagen hatte ich über das thema gepostet: oft sind es gerade die leute, die uns am nächsten stehen, die uns abhalten wollen, gott zu folgen. nun begegnet mir das thema bei hiob erneut:

Da sagte seine Frau zu ihm: Hältst du immer noch fest an deiner Frömmigkeit? Lästere Gott, und stirb! (2,9)

in hiobs leben war das ein wichtiges thema, nicht nur die planlosen freunde (auf die wir noch zu sprechen kommen) sondern auch die eigene frau wollten ihn von gott wegbringen. dabei unterstelle ich niemandem böses. seine frau kam von einer bestimmten weltsicht: für sie war es unverständlich, dass jemand an gott festhält, ohne etwas davon zu haben. hier zeigt sich die denkweise vieler menschen für die jesus nicht mehr als ist als der „wunderonkel“, wie mein freund paddy mal sagte. für sie ist gott eine quelle der hilfe, des reichtums und des wohlbefindens, aber sie lieben ihn nicht um seiner selbst willen. wenn die hilfe dann ausbleibt oder sie durch schwere zeiten gehen mögen sie nicht mehr an gott glauben, kündigen ihm die freundschaft, lästern ihn und sterben (zumindest geistlich).
hiob selber was aus anderem holz geschnitzt. für ihn war gott nicht nur der wunderonkel. er wusste, dass sein erlöser lebt (19,25) und nahm gemäss seiner theologischen erkenntnis alles aus gottes hand (1,21). ich teile nicht seine ansicht, aber ich lebe auch unter einem anderen bund als er. was ich bei diesem studium aber bewundere ist seine treue zu gott, die ihn durch diese krise durchgetragen hat.

dieser vers macht mich auch dankbar. hiob ist ja nicht der einzige heilige des AT, der gegen den strom seiner engsten familienmitglieder schwimmen musste. david hatte ernste probleme mit der verachtung seiner frau michal, jonathan stand zwischen seinem vater saul und seinem freund david. alles schlimme familensituationen die daran denken lassen, dass gottes reich entzweit:
ihr glaubt doch nicht im ernst, ichbin auf die erde gekommen, um mit den menschen händchen zu halten und „we are the world“ zu singen. nein, wo ich bin, gibt es auseinandersetzungen! vater und sohn, mutter und tochter, schwiegertochter und schwiegermutter werden sich tierisch zoffen wegen mir (matthäus 10,34-45 nach der VOLXBIBEL)
da bin ich dankbar, dass es mir anders geht und dass ich eine frau habe, die mich wirklich unterstützt und nicht wohlmeinend gegen mich arbeitet. überhaupt ist hiob ein buch, dass dankbar machen kann. dankbar, dass es uns in vielem besser geht und wir manche probleme nicht haben. dankbar aber auch dafür, dass in allen problemen treue möglich ist und dass das ende gut sein wird!
in diesem sinne: danke!

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