Vor vier Jahren kursierten in einer amerikanischen Großstadt im Westen Gerüchte über eine Katholikin, die Christus-Visionen hatte. Die Bereichte gelangten auch zum erzbishof. Er beschloss, die Glaubwürdigkeit der Frau zu überprüfen.
„Stimmt es, Madam, dass sie Visionen von Jesus haben?“, fragte der Geistliche.
„Ja“, erwiderte die Frau einfach.
„Nun, wenn sie das nächste Mal eine Vision haben, dann möchte ich, dass sie Jesus fragen, welche Sünden ich bei meiner letzten Beichte bekannt habe.“
Die Frau war verdutzt. „Habe ich sie richtig verstanden, Bischof? Sie wollen wirklich, dass ich Jesus nach Sünden aus ihrer Vergangenheit frage?“
„Genau! Bitte rufen sie mich an, wen etwas passiert ist.“
Zehn Tage später setzte die Frau den Bishof von einer weiteren Erscheinung in Kenntnis. „Bitte kommen sie“, sagte sie.
Innerhalb einer Stunde war der Erzbischof bei ihr. Er schaute ihr direkt in die Augen. „Sie haben mir am Telefon gesagt, dass sie eine Jesus-Vision hatten. Haben sie gefragt, worum ich sie gebeten hatte?“
„Ja, Bischof, Ich habe Jesus gebeten, mir zu sagen, welche Sünden sie bei ihrer letzten Beichte bekannt haben.“
Erwartungsvoll beugte der Bischof sich vor. Seine Augen wurden schmal. „Und was hat Jesus gesagt?“
Sie nahm seine Hand und blickte ihm gerade in die Augen. „Bischof“, sagte sie, „er hat mir genau folgendes gesagt: ‚ICH KANN MICH NICHT ERINNERN.'“
(Brennan Manning: Grösser als dein Herz, Wuppertal 2001, Seite 98)
5 Kommentare
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[…] sie Anlass zu einigen Predigten gibt. Wer hat nicht schon einmal über Vergebung gelehrt? Ich habe hier und da schon über das Thema gepostet. Dabei scheint uns allen ein Aspekt durchgegangen zu sein: […]
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[…] [Originalpost] […]
haso schrieb am
15. Februar 2006 um 10:24die fähigkeit jesu, zu vergessen, beeindruckt mich noch mehr als seine allwissenheit. und da der jünger nicht über den meister ist, sollten wir kein besseres gedächtnis haben als er.
storch schrieb am
15. Februar 2006 um 10:33faszinieren sollte dich vor allem die allmacht die es ermöglicht, bei höchster vergesslichkeit gleichzeitig allwissend zu sein!
haso schrieb am
15. Februar 2006 um 10:43und die liebe, die es ermöglicht, bei höchster allwissenheit gleichzeitig vergesslich zu sein. da rutscht selbst einem stoiker wie haso ein „praise him“ raus.
Bernhard schrieb am
15. Februar 2006 um 11:16Luther zu einem Priester: Wenn das Gericht dich vor den Richter zerrt und dich zwingen will, dass du aussagst über jenen oder diesen. Dann sag, ich weiß nicht, ob die bei mir in der Beichte gewesen sind. Und wenn sie es aber wissen, dass er bei dir beichten war, dann sag ihnen – ja er war. Aber was er gebeichtet, das hat er nicht mir, sonder dem Herrn Jesum Christum bekannt und gebeichtet. Wenn mir, dann wäre es noch da. Weil aber unserem Herrn und Heiland er es gesagt hat – es nicht nicht mehr da, es ist nie geschehen.
raphael schrieb am
16. Februar 2006 um 12:20also ich musste schmunzeln als ich deinen eintrag gelesen habe.
klar könnte ich mich jetzt mit euch über das verhältnis von allmacht und vergesslichkeit auslassen (*grins*) aber statt dessen lache ich aus vollem herzen und freue mich über diese liebe, die eine solchen satz erst möglich macht.
DANKE JESUS!!
reno