Ich überlege gerade, es mir zur Angewohneheit zu machen, Bücher, die ich gelesen habe, hier zu besprechen. Ich werde immer wieder danach gefragt, was ich gerade lese und was davon interessant sei. Deshalb habe ich schon die Leseliste oben in der rechten Navigation eingefügt; der Nachteil ist, dass man da nicht viel Platz für eine Besprechung hat.

Eben habe ich von Albert Camus „die Pest“ gelesen. Ich bin auf das Buch durch einen Hinweis von John Wimber gekommen, der es in „Heilung in der Kraft des Geistes“ erwähnt.
Zunächst fiel mir die wirklich gute Übersetzung auf, die Leute vom Rowohltverlag verstehen ihr Handwerk, was heute nicht mehr selbstverständlich ist. Die Sprache wirkt so, wie man es von einem Buch von 1947 erwarten würde. Camus hat 1957, mit 44 Jahren, den Literaturnpbelpreis bekommen. Normalerweise mache ich mir aus dem Preis nicht allzuviel, er wird sehr willkürlich und – will mir scheinen – teilweise mit politischem Kalkül verliehen. Bei Camus denke ich aber, dass er ihn zurecht bekommen hat, auch wenn er ihn nur bekommen hat, weil Sartre abgelehnt hat.
Camus war ein sehr genauer, pedantischer Erzähler, der seinen Figuren eine Menge Leben gibt; so ist das Buch geprägt von philosophischer und psychologischer Tiefe.

Für mich am interessantesten ist die Entwicklung des Pater Paneloux, der zunächst wie ein Konterpart zum humanistischen Doktor Rieux erscheint – der eine predigt darüber dass die Pest, die in der algerischen Stadt Oran ausgebrochen ist, eine Strafe Gottes ist, der andere organisiert Sanitätstrupps und stemmt sich dem Übel mit aller Kraft entgegen. Camus war kein Christ und das wird in den theologischen Ansätzen seines Paneloux deutlich, dennoch baut er den Pater zum Sympathieträger aus: „…Sie wissen ja, die Christen reden manchmal so, ohne es je wirklich zu denken. Sie sind besser, als sie scheinen.“ (Seite 143)
Paneloux macht im Laufe des Geschichte einen interessanten Wandel durch. Am Anfang sagt Rieux über ihn: „Paneloux ist ein Mann der Bücher. Er hat nicht genug Menschen sterben sehen, und deshalb spricht er im Namen einer Wahrheit. Aber der kleinste Landpriester, der seine Gemeinden verwaltet und das Atmen des Sterbenden gehört hat, denkt wie ich. Er würde dem Elend abhelfen, bevor er seine Vorzüge darlegt.“ (Seite 144)
Später schliesst er sich den Sanitätstrupps an, sieht viele Menschen sterben und verändert seine Predigten. Die Erlebnisse haben ihn von der Theorie zur Praxis durchdringen und fast den Glauben velieren lassen. Am Ende stirbt er selbst an der Pest, aber hat es durch viele Widernisse geschafft den Glauben zu halten. In seiner letzten Predigt heisst es über die Liebe Gottes und die Pest: „Liebe Brüder, der Augenblick ist da. Man muss alles glauben oder alles leugnen. Und wer unter euch würde es wagen, alles zu leugnen?“ (Seite 254)

Diese Aussage, und hier verlasse ich die Besprechung, hat mich nachdenklich gemacht weil sie etwas auf den Punkt bringt, was mich seit längerem beschäftigt. Letztlich ist es so, dass man nicht zu einem gewissen Prozentsatz Christ sein oder an die Wahrheit der Bibel glauben kann. Entweder man kauft den ganzen Fisch mit allen Gräten und (scheinbaren) Ungereimtheiten, oder man lässt ihn ganz liegen. Vieles am Glauben erscheint dem Verstand seltsam und widersinnig, dennoch gehört es dazu.
Unsere Aufgabe ist es an den Ecken und Kanten des Glaubens zu wachsen, uns immer wieder mit aller uns zu Gebote stehenden Redlichkeit mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen und zu lernen es mit unserem Alltag in Einklang zu bringen. Oder noch besser: unsere Alltagsempirie mit dem Wort zu harmonisieren 🙂 .

Jedenfalls finde ich die Pest durchaus lesenswert. Ein Roman der zeigt, wie das Leben den Lebenden verändern kann.

Nun aber, seht, im Himmel ist mein Zeuge, mein Bürge in den Höhen. Da meine Freunde mich verspotten, tränt zu Gott hin mein Auge. Recht schaffe er dem Mann bei Gott und zwischen Mensch und Mensch. (Hiob 16,19-21)

Nach der Enttäuschung durch die Freunde bleibt Hiob nur, sich wieder einmal an Gott zu wenden. Die zitierte Stelle ist für mich eine tiefe Prophetie auf den Dienst Jesu. So tief, dass sie mich fast sprachlos macht über die Einheit von AT und NT. Die Damen und Herren Bibelkritiker mäkeln ja immer viel daran herum, dass es Fehler in der Bibel geben würde, Brüche, Stellen mit mangelnder Stringenz usw.usf. Was sie scheinbar nicht sehen ist die absolut übernatürliche Einheit, mehr als ein Einverständnis über dieselbe Sache, die zwischen dem Alten und dem Neuen Testament herrscht. Wie vieles, was im AT vorhergesagt wurde ist im NT dann wirklich erfüllt worden? Insgesamt könnte man das Leben Jesu aus den Berichten des AT zusammensetzen, die tausende Jahre früher geschrieben wurden. Das wäre einmal eine interessante theologische Arbeit… Wer weiss, vielleicht mache ich es einmal.

Hiob „bezieht“ sich hier auf zwei sehr intensive Stellen im NT: 1.Timotheus 2,5 und Römer 8,34 (Hebräer 7,25).

1. Timotheus 2,5
Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus.
Zu Hiobs Zeiten brauchten die Menschen einen Mittler zwischen sich und Gott. Mose ist z.B. für Gottes Volk eingetreten um Gott davon abzuhalten es zu vernichten – mit Erfolg. Viele Christen leben heute noch so: sie versuchen Gott zu besänftigen, zu beschwichtigen und davon abzuhalten, ihnen Böses zu tun. Wenn sie einmal gesündigt haben, versuchen diese Christen sich Gottes Wohlwollen durch ein Extra an guten Werken wieder zu versichern. Sie leben wie Hiob in einem Rechtsstreit mit dem Allmächtigen: „Du musst mich segnen, weil ich so und so lebe“, sagen sie und sind enttäuscht, wenn Gott ihre Erwartungen nicht erfüllt.
Für Hiob war es in Ordnung so zu leben, er wusste es nicht anders, es war seine Offenbarung, seine Gotteserkenntnis. Für uns ist es schlichtweg Uninformiertheit oder Dummheit wenn wir so leben. Es gibt einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, einen, der uns für immer und alle Zeiten Recht bei Gott geschaffen hat: Jesus Christus. Gott ist nicht sauer auf uns, er will nicht unsere Vernichtung. Jesus hat längst bezahlt, wir müssen nicht mehr mit Gott rechten sondern nur noch in dem leben, was Jesus getan hat.

Die Versöhnung reicht aber noch weiter, denn sie ist auch das Fundament für die Einheit unter den Menschen. Davon ist im Hohepriesterlichen Gebet in Johannes 17 die Rede. Es gibt ja diese schöne Redensart: das Kreuz hat zwei Balken: einen vertikalen, der die geklärte Beziehung zwischen Gott und den Menschen symbolisiert und einen horizontalen, der die Einheit symbolisiert, die jetzt zwischen Menschen möglich ist.

Römer 8,34
Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein.
Jesus ist nicht nur ein für allemal gestorben und hat uns Möglichkeiten gegeben, die wir kaum erfassen können, er tritt auch noch ständig im Gebet für uns ein. Was er da betet kann ich mir nicht vorstellen, aber es ist eine grosse Sache, einen Fürbitter wie Jesus zu haben. Viele Christen meinen, dass es nötig sei, sich einen Kreis von Fürbittern aufzubauen. Da bin ich natürlich nicht gegen, aber ich halte es auch nicht für essentiell notwendig. Ich habe Gott auf meiner Seite und mit Jesus einen mächtigen Fürbitter der ständig für mich eintritt. Vermutlich ist es effektiver, diese Wahrheiten zu erkennen als einen Kreis von Menschen zu haben, die gelegentlich beten.

Von alldem hatte Hiob keine Offenbarung. Vielleicht hat er noch am meisten von dem „Bürgen“ gewusst, der für ihn eintritt. Aber generell lebte Hiob in einer anderen Zeit, weit vor Jesus. Dennoch leuchtet das Evangelium immer wieder in den Seiten des Hiobbuches auf. Wenn es stimmt, dass „Not beten lehrt“ kann ich mir gut vorstellen, dass die Not in der er steckte und die Unfähigkeit seiner Freunde ihn so nah zu Gott getrieben hat, dass dieser ihm hier und da einen kurzen Blick auf das kommende Heil geschenkt hat.

Es ist ausserordentlich schwer, über die Dinge des Geistes zu reden. Oft erkennt man etwas von Gott, was über-intellektuell ist, so dass man es zwar ergriffen hat aber nicht begriffen. Dann ist es schwer, das, was man ergriffen hat weiterzusagen.
Jesus hat auch aus diesem Grund immer wieder in Gleichnissen geredet, weil es nötig war den Zuhörern Gottes Reich auf eine Weise zu erklären, die sie verstanden. Dazu musste er es in Bilder verpacken.
Wenn man mystische oder prophetische Texte liest, stösst man immer darauf, dass es den Autoren die Sprache verschlagen hat. Sie konnten nur annäherungsweise über das reden, was sie erfahren und erlebt hatten. Über Bruder Lorenz heisst es: …wenn er jedoch das, was er geschrieben habe, mit dem vergleichen wolle, was er innerlich erfahren habe, komme es ihm alles so gering vor und so weit entfernt von seinen hohen Gedanken und Erfahrungen von der Herrlichkeit Gottes, dass er es manchmal sofort wieder zerreisse, zumal er es ja nur geschrieben habe, um seiner inneren Fülle Luft zu machen und ihr ein wenig Erleichterung zu geben.(Bruder Lorenz: Allzeit in Gottes Gegenwart, Metzingen 1993, Seite 30)

Die Sprachlosigkeit ist ein Risiko das jeder eingeht, der auf dem inneren Weg unterwegs ist. Du bist nicht allein…

Auch ich könnte reden wie ihr, wenn ihr an meiner Stelle wäret, schöne Worte über euch machen und meinen Kopf über euch schütteln. Ich könnte euch stärken mit meinem Mund, nicht sparen das Beileid meiner Lippen. (Hiob 16,4-5)

Die „Freunde“ müssen eine ziemliche Enttäuschung gewesen sein. Spätestens im 16.Kapitel war es für Hiob klar, dass sie nur das standardmässige theologische Programm herunterspielen. Sie sind nicht auf ihn eingegangen und alle ihre Antworten und Wort waren 100%ig vorhersehbar. Hiob hätte an ihrer Stelle dasselbe sagen können, wenn sie im Staub gesessen und sich mit einer Scherbe die Haut abgeschabt hätten.
Freunde habe oft einen beklagenswerten Mangel an Empathie. Das kann man ihnen nicht vorwerfen, denn es ist nur eine Sache der Perspektive, an ihrer Stelle hätten wir nicht mehr Fähigkeit uns auf ihre Not einzulassen. Ein Unterschied ist – wenn überhaupt – nur dann auszumachen wenn einer schon selbst durch das Feuer durchgegangen ist und weiss, wie heiss es war. Über diesen Aspekt des menschlichen Trostes habe ich schon geschrieben: 1|2|3. Deshalb ist dieser Post nicht viel mehr als ein Appetizer. Kapitel 16 geht weniger um den schlechten menschlichen Trost, es bietet viel mehr einen Ausblick auf den Neutestamentlichen göttlichen Trost. Doch dazu mehr im nächsten Hiob-Post. Übermorgen.

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Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird (Hebräer 12,14 nach der Elberfelder)

„Jagen“ ist ein sehr aktives Wort. Es bedeutet, sich schnell hinter etwas herzubewegen, etwas motiviert hinterher zu laufen. Es ist schon bemerkenswert, dass der Schreiber des Hebräerbriefes uns ermahnt, etwas hinterherzulaufen, was wir eigentlich doch schon haben! Wir sind doch bereits heilig in Christus und haben Frieden, oder nicht?
Ich glaube, dass beides stimmt. Wir können etwas haben, das wir nicht besitzen. Wir können Frieden haben ohne freidlich zu sein; können die Gerechtigkeit sein, die vor Gott gilt (2.Korinther 5,21) ohne Heiligkeit in unserem Leben widerzuspiegeln. Mir hat dieser scheinbare Widerspruch oft zu schaffen gemacht, besonders seitdem ich mich viel mit Glaubenslehre beschäftige und dadurch sehr gesegnet bin. Es ist immer dasselbe: obwohl wir in Christus unendlich viel haben, spiegelt unser Leben oft nur wenig von dieser Fülle wider; obwohl Gott gerne und bereitwillig gibt, ist es oft schwer zu empfangen.
Vielleicht meint Hebräer 12,14 auch nicht nur den wörtlichen Frieden, das Gefühl. Vielleicht ist es zulässig, auf den Heiligen Geist zu erweitern, der gelegentlich als Friede Gottes bezeichnet wird und so erlebbar ist. Dann hiesse der Vers, nicht nur dem Frieden im Herzen nachzuleben sondern auch immer motiviert in Richtung des Heiligen Geistes unterwegs zu sein. Aber beides würde auf dasselbe hinauslaufen: Glaube ist dynamisch, er steht nicht still. Die Dinge des Geistes erreicht man nicht vom Sessel aus, man muss dahinter her sein.

Ich habe in einem Buch aus dem späten 18.Jahrhundert eine interessante Beobachtung von Gerhard Tersteegen zum Leben von Bruder Lorenz gelesen. Es geht im Zusammenhang darum, dass Gott ein Leben in seiner Gegenwart – wie Bruder Lorenz es in höchstem Masse führte – frei und gerne gibt. Und doch erlangt dieses Kleinod keiner, der ihm nicht nachjagt und der es nicht auf den Wegen sucht, die uns solche in Gott vergnügte und zutiefst befriedigte Menschen, wie wir in Bruder Lorenz einen vor uns haben, vorangegangen sind. (Seite 10)

Dem Frieden nachjagen bedeutet, immer in seiner Richtung unterwegs zu sein. Es darf keinen Stillstand im geistlichen Leben geben. Wenn die Richtung klar ist, müssen wir für die nötige Bewegung sorgen. Indessen muss man stets fortarbeiten; denn im Leben des Geistes ist Nicht-Vorwärtsgehen Zurückgehen. (Seite 54)

Quelle: Bruder Lorenz: Allzeit in Gottes Gegenwart, Metzingen 1993

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Seguir – Hebreos 12,14

(estoy traduciendo un texto de Stoch – véase al blogroll – quien es un pastor de los Jesusfreaks en Remscheid, Alemania, y a quién estoy apreciando mucho, ya que conozco sus posts y algunos de sus predicaciones mp3 que se puede escuchar en el internet. No lo conozco personalmente todavía, lamentablemente, pero lo que dice y escribe me impacta mucho. Además toca el bajo, y con ésto ya gana todas mis simpatías. ☺ )

Seguid la paz con todos, y la santidad, sin la cual nadie verá al Señor. (Hebreos 12,14, Reina Valera)

„Seguir“ es una palabra muy activa (en alemán se usa el verbo „cazar“, en el inglés de la New International Version es „Make every effort…“, dice lupita, quien traduce). Quiere decir, moverse rápidamente atrás de algo, algo motiva a que lo sigas rápidamente. ¡Es notable, que el autor de la carta a los hebreos exorta a que sigamos a algo que ya tenemos! Ya somos santos en Cristo y ya tenemos paz, ¿sí o no?

Creo que ambas cosas son correctas. Podemos tener algo que todavía no nos pertenece. Podemos tener paz sin que seamos pacíficos. Podemos ser „Justicia de Dios en él“ (2 Corintios 5,21) sin reflejar ninguna santidad en nuestra vida. Muchas veces me ha causado dificultades esta contradicción evidente, ya que estoy estudiando mucho las doctrinas de la fe y ésto me ha bendecido mucho. Siempre cae en lo mismo: por más que tengamamos infinitamente en Cristo nuestra vida refleja muchas veces poquísimo de ésta abundancia; por más que Dios quiera dar de buena gana, muchas veces es difícil de recibirlo.

Quizás Hebreos 12,14 no quiere decir la paz literal, el sentimiento. Quizás es legítimo aplicarlo al Espíritu Santo, quien es definido como paz de Dios ocasionalmente, y por ende uno lo puede experimetnar. Entonces el versículo no querría decir, no sólamente vivir la paz en el corazón sino estar motivado a estar moviéndose siempre en la dirección del Espíritu Santo. Ambas cosas tendrían el mismo resultado. La fe es algo dinámico. No es una cosa estancada. No llegas a las cosas del Espíritu quedándote en tu sillón, tienes que buscarlas.

He leido una observación muy interesante en un libro de la segunda mitad del siglo 18, una observación de Gerhard Tersteegen relacionándose a la vida de hermano Lorenzo (
Practicing His Presence (Library of Spiritual Classics) de Brother Lawrence, u. a., Seedsowers-June 1988) Se trata de que Dios da una vida en su presencia – así como el hermano Lorenzo la ha vivido en una manera máxima – y la da de muy buena gana y libremente. „Sin embargo nadie recibe esta joya sino quien la busque y la persiga en caminos , como nos estan mostrando estas personas que estan alegres en Dios y profundamente satisfechos en él, personas como la tenemos presente en el hermano Lorenzo.“ (en el libro alemán: Bruder Lorenz: Allzeit in Gottes Gegenwart, Metzingen 1993, se encuentra en la página 10).

Seguir a la paz significa que uno se está moviendo en la misma dirección. No debe de haber un estancamiento en la vida espiritual. Si la dirección es clara tenemos que preocuparnos del movimiento necesario. „Mientras tanto hay que trabajar constantemente; porque en la vida del Espíritu el no avanzar es un regresar (p. 54 de la versión alemana).
[translated by lupita]

Wie reißt doch dein Herz dich fort, wie überheben sich deine Augen, daß gegen Gott deinen Zorn du wendest und Worte (gegen ihn) aus deinem Mund stößt? (Hiob 15,12 -13 nach der Einheitsübersetzung)

Zorn ist eine sehr gefährliche Sache. Wer kennt es nicht? wenn man sich so richtig aufregt, verliert man das rechte Mass, sagt Dinge, die einem nachher peinlich sind und tut Sachen, die man besser gelassen hätte. Im Zorn wenden wir uns gegen Gott und Menschen und brennen Brücken nieder über die wir gut noch einmal hätten gehen können. Ich selber kenne es besser Menschen gegenüber, mein Bild eines liebenden Gottes lässt es nicht zu wirklich ernsthaft auf Gott zornig zu sein, aber ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Zorn mich effektiver aus dem Frieden Gottes herausreisst als alles andere.
Heine hat einmal über Belsazar geschrieben und in folgenden Zeilen beschrieben, wie der Hochmut ihn fortriss:

„Jehova, dir künd´ich auf ewig Hohn!
Ich bin der König von Babylon.“
und wie schlimm sich daraufhin alles entwickelte:
„Doch kaum das grause Wort verklang,
dem König ward´s heimlich im Busen bang.
Das gellende Lachen verstummte zumal,
es wurde leichensetill im Saal.
(…)
Belsazar aber ward noch in selbiger Nacht von seinen Knechten umgebracht.“

Natürlich tötet es uns nicht jedesmal wenn uns Zorn, Eitelkeit, Hochmut oder sonstetwas zu etwas Falschem hinreissen. Aber es erwächst auch nichts Gutes daraus. Jakobus schreibt im dritten Kapitel einiges Wichtiges über Selbstbeherrschung. Speziell geht es ihm darum die Zunge im Zaum zu halten. Ich finde diese Verse sehr herausfordernd, aber sie sind auch absolut wahr:

Denn wir alle verfehlen uns in vielen Dingen. Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann und kann auch seinen Körper völlig im Zaum halten.
Wenn wir den Pferden den Zaum anlegen, damit sie uns gehorchen, lenken wir damit das ganze Tier.
Oder denkt an die Schiffe: Sie sind groß und werden von starken Winden getrieben, und doch lenkt sie der Steuermann mit einem ganz kleinen Steuer, wohin er will.
So ist auch die Zunge nur ein kleines Körperglied und rühmt sich doch großer Dinge. Und wie klein kann ein Feuer sein, das einen großen Wald in Brand steckt.
Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. Die Zunge ist der Teil, der den ganzen Menschen verdirbt und das Rad des Lebens in Brand setzt; sie selbst aber ist von der Hölle in Brand gesetzt.
Denn jede Art von Tieren, auf dem Land und in der Luft, was am Boden kriecht und was im Meer schwimmt, läßt sich zähmen und ist vom Menschen auch gezähmt worden;
doch die Zunge kann kein Mensch zähmen, dieses ruhelose Übel, voll von tödlichem Gift.
Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die als Abbild Gottes erschaffen sind.
Aus ein und demselben Mund kommen Segen und Fluch. Meine Brüder, so darf es nicht sein. (Jakobus 3,2-10)

21. März 2006 in vermischtes 11

Muskelkater

storch am wrack Gestern waren wir am Wrack in Norderney. 25 KM durch Sand und Matsch – alter Falter… aber ein schöner Marsch. Empfehlenswert!

Sind seine Kinder in Ehren, er weiß es nicht; sind sie verachtet, er merkt es nicht. Sein Leib fühlt nur die eigenen Schmerzen, seine Seele trauert nur um sich selbst. (Hiob 14,21-22)

Der natürliche Mensch dreht sich nur um sich. Er fühlt den eigenen Hunger, die eigenen Schmerzen und ist sich selbst der Nächste. Ich bin kein grosser Soziologe, Politologe oder Historiker, aber mir scheint, dass die Geschichte der Gesellschaft immer eine Geschichte des Kampfes gegen Selbstbezogenheit ist. Man versucht Schutzmechanismen einzuziehen die verhindern, dass Menschen zu sehr nach dem eigenen Vorteil leben. Man schafft Anreize für ein sozialverträgliches Handeln und verbietet Handlungen, die (zu sehr) auf die Kosten anderer gehen. Ein wichtiger Satz der modernen Ethik ist, dass man alle stun darf, was niemand anderem schadet.
Alle menschlichen Konzepte greifen an diesem Pubkt zu kurz. Das Recht bakämpft Symptome und versucht die Krankheit der Ichvergötterung einzudämmen, aber es kommt nie an die Ursache heran.

Der eigentliche Grund für unseren Zustand ist im Schöpfungsbericht zu finden. Der Mensch übertrat Gottes erstes Gebot als der Teufel ihm versprach: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1.Mose 3,5). Seit dem leben wir uns selbst, in Isolation von Gott und den Menschen und es braucht schon mehr als ein paar Gesetze, Ideale und Lebensregeln um diesen Zustand wirkungsvoll zu ändern.

Neulich habe ich ein Interview mit Brian Welch, dem ehemaligen Korn-Gitarristen gelesen in dem er sagte, dass er mittlerweile bei seiner Plattenfirma angestellt ist, viel Geld in Kinderheime in Indien investiert und insgesamt sehr viel weniger verdient als früher. Das wäre auch vollkommen in Ordnung, er brauche keinen Bentley mehr, er habe lange genug für sich sich selbst gelebt. Solche Geschichten treiben mir immer fast die Tränen in die Augen. Dass ein Rockstar sich bekehrt ist ohnehin cool, aber viel schöner finde ich es zu sehen, dass das Evangelium im Leben eines Menschen richtig greift!
Jesus macht uns frei davon uns selbst der Nächste zu sein und führt uns in die Freiheit Gott und Menschen dienen zu können. DAS ist die Antwort auf die Frage der Selbstbezogenheit, alles andere ist nur Symptombekämpfung; eine Begegnung mit dem lebendigen Gott kann uns vollkommen verändern!

Die Folge ist in 1.Korinther 12 beschrieben: die Gemeinde Jesu ist ein Leib, „wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm.“ (Vers 26) Das ist das Ende der Selbstbezogenheit in Jesus.

Zum ersten Mal fällt mir bei diesem Hiobstudium auf, wie poetisch das Buch geschrieben ist. Deshalb lege ich diesen Eintrag auch nicht nur unter „Theologie“ sondern auch unter „Poesie“ ab. Da mag er unter Heine, Poe, Eichendorff usw. daran erinnern dass Hiob sprachlich ein wunderbares Buch ist. Wieder einmal bedauere ich, kein Hebräisch zu können.
Ich würde gerne etwas zur Textgestalt sagen, kann es aber nicht weil ich ja das Original nicht lesen kann. Wenn jemand etwas dazu sagen kann wäre ich aber für Hinweise sehr dankbar.

Für die Deutschleser unter Euch ein Tipp: in der Einheitsübersetzung kommt am besten herüber wie gut Hiob geschrieben ist. Natürlich kenne ich nicht alle Übersetzungen aber unter denen die ich kenne gefällt mir die Einheitsübersetzung am besten.

Bedenke, dass du sterben musst!“ Irgendwann kommt der Tod auf jeden von uns zu. Der Mensch, vom Weib geboren, knapp an Tagen, unruhvoll, 2 er geht wie die Blume auf und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht bestehen. (Hiob 14,1-2)
Es macht keinen Sinn die Augen davor zu schliessen und so zu tun als würden wir ewig hier bleiben. Natürlich versuchen wir das trotzdem, wir klammern den Tod soweit aus unserem Leben aus, dass er wie etwas Irreales erscheint, dass man nur noch aus Hollywood-Actionfilmen kennt. Stirbt dann jemand im näheren Umfeld tun alle so, als wäre so etwas noch nie vorgekommen und sind fassungs- und orientierungslos. Die Bibel bezeichnet so ein Denken als dumm. Das Gegenteil ist Weisheit: Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. (Psalm 90,12 nach Luther)
Ich muss gestehen, dass ich eine Zeitlang gerne auf Friedhöfen gebetet habe. Bei Gelegenheit tue ich das noch. Das hat nichts mit Gothic zu tun, es ist einfach so, dass die Nähe des Todes unser lehrt das Leben zu schätzen und Prioritäten zu setzen. Irgendwann werden wir vor dem Ende stehen und uns fragen: „was habe ich angefangen mit diesen fünf, sechs, acht Jahrzehnten die mir gegeben waren?“ Das Leben ist eine Chance und es liegt an uns, was wir daraus machen. So habe ich vor manchem Grabstein gestanden, die Zahl der Jahre errechnet und den Toten still befragt, „was hast Du mit Deiner Zeit gemacht? Ist sie Dir durch die Finger geronnen wie Sand oder warst Du ein Segen für die, die Dich kannten?“ Ich stelle mir vor, dass ich vielleicht einmal vor Gottes Thron stehen werde und er mir dieselbe Frage stellt. Dann will ich sicher sein, die Jahre gut angelegt zu haben.
Viele stellen sich die Frage zu spät. Dass das Leben kurz ist fällt ihnen erst auf wenn es vorbei ist. Da ist es gut immer wieder mal des Sterbens zu gedenken um bewusst zu leben. Für alles bleibt keine Zeit, deshalb müssen wir wissen, was wir mit dem Leben anfangen wollen. Ich kann nicht gleichzeitig für mich selbst und für Gott leben.

Ein paar Verse weiter stellt Hiob die wichtigste Frage überhaupt. Wer ernsthaft über das Leben nachdenkt, der kann nicht beim Tod stehen bleiben.
Denn für den Baum besteht noch Hoffnung, ist er gefällt, so treibt er wieder, sein Sprößling bleibt nicht aus. Wenn in der Erde seine Wurzel altert und sein Stumpf im Boden stirbt, vom Dunst des Wassers sproßt er wieder, und wie ein Setzling treibt er Zweige. Doch stirbt ein Mann, so bleibt er kraftlos, verscheidet ein Mensch, wo ist er dann? (Hiob 14,7-10)
Was geschieht nach dem Tod? Wir wissen, dass unser Geist ewig lebt. Wir wissen um die Auferstehung zum Gericht und dass die Frage nach der Ewigkeit daran entschieden wird ob wir uns in diesem Leben für oder gegen Jesus entschieden haben. Die einzige Möglichkeit nach dem Tod in den „Himmel“, die Gegenwart Gottes zu kommen ist, Jesus zu vertrauen. Da ich schwerpunktmässig für Christen schreibe möchte ich dieses Thema hier nicht weiter vertiefen. Du kannst hier und hier weitere Informationen zu diesem wichtigen Thema bekommen.

Für Hiob scheint die Frage nach dem Leben nach dem Tod nicht klärbar gewesen zu sein. Er wusste nur, dass der Tod nicht das Ende sein wird:
Die Wasser schwinden aus dem Meer, der Strom vertrocknet und versiegt. 12 So legt der Mensch sich hin, steht nie mehr auf; die Himmel werden vergehen, eh‘ er erwacht, eh‘ er aus seinem Schlaf geweckt wird. (Hiob 14:11-12)
Es muss schlimm sein, mit einer solchen Ungewissheit zu leben. Dann ist dr Tod wahrhaftig ein Feind den man fürchten muss und das memento mori führt nicht zu einem Leben mit Sinn sondern zu einem Leben voll Angst.

Wenn Du wirklich Dein Leben sinnerfüllt leben willst ohne nachher alles mögliche zu bereuen, empfehle ich Dir zwei Schritte:
1) kläre die Frage des Lebens nach dem Tod damit Du den Tod nicht mehr fürchten musst und wie Paulus voller Zuversicht sagen kannst: Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? (1.Korinther 15,55)
2) Lebe in dem Bewusstsein, dass Du nicht ewig auf dieser Erde bist. Lerne, Deine Zeit zu nutzen und nicht in allerlei unnützen Dingen zu vergeuden. Setze die richtigen Prioritäten.

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