Einen Bund schloß ich mit meinen Augen, nie eine Jungfrau lüstern anzusehen. Was wäre sonst mein Teil von Gott dort oben, mein Erbe vom Allmächtigen in der Höhe? (Hiob 31,1-2)

Diese Stelle steht an einer falschen Stelle in der Reihenfolge der Hiobreihe. Ich hatte sie mir zwar beim lesen schon angestrichen, war aber unschlüssig, ob und wenn ja, was, ich dazu schreiben sollte. Nun schreibe ich doch weil ich mich bei der FLT bei einem Teaching von Kristian an die Stelle erinnert habe und sie mir seither nicht mehr aus dem Kopf geht.
Die Bibel nimmt kein Blatt vor den Mund und nennt Sünde beim Namen. Auch die geheimsten und intimsten Bereiche werden immer mal wieder seelsorgerlich präzise angesprochen. Worüber Hiob hier schreibt weiss jeder – zumindest jeder Mann, denn das Problem ist ein ziemliches Männerproblem. Offenbar haben sich die Menschen in den vielen Jahrhunderten seit Hiob nicht die Bohne verändert und die Männer schauen immer noch den hübschen Mädels hinterher und sind froh, dass diese nicht ihre Gedanken sehen können. Die grosse Frage ist: wie bekommt man diese Gedanken unter Kontrolle?
Es ist schon beruhigend, dass Vergebung da ist und dass Gott nicht bei jedem sexuellen Gedanken so wütend auf ist, wie wir manchmal meinen. Aber irgendwann kommt jeder mal an den Punkt, an dem es nicht mehr reicht ständig Vergebung anzunehmen (und sich vielleicht trotzdem noch zu schämen) – es muss weiter gehen, in Richtung Freiheit.

Der Tipp aus dem Seminar: statt sich eine Gewohnheit abzugewöhnen ist es einfacher sich eine neue anzugewöhnen. Dazu werde ich bestimmt mal was posten, denn dieser Ansatz zieht sich einmal quer durch das ganze Neue Testament hindurch; es geht im Christentum keineswegs darum das Schlechte zu lassen, es geht darum, das Gute zu tun und dadurch dann auch das Schlechte zu lassen. Kristians Tipp war, alle Frauen zu segnen, die man falsch anschaut. Nachdem er erst einmal 10.000 Frauen gesegnet hätte, hwären Versuchungen immer weniger geworden.
Vielleicht ist es ja wirklich das, was Hiob meinte als er von einem Bund mit seinen Augen sprach? Dass er mit sich selbst ausgemacht hat immer etwas anderes zu tun, als seiner Lust nachzugeben?

Das Seminar (so wie alle anderen aus dem FLT) wird es bald in voller Länge hier geben: www.diepredigt.de.

Heute mal wieder ein Buchtipp – und sogar ein belletrischer! Es handelt sich um das Taschenbuch „Sherlock Holmes und das verschwundene Kindermädchen“ von John North. Da ich mit einiger Leidebschaft Sherlockiana sammele kann es hier öfter mal eine SH-Besprechung geben…

Sherlock Holmes ermittelt im Fall eines Kindermädchens, das in London verschwunden ist. Der Fall führt ihn und Dr.Watson nach Strackenz in Norddeutschland, wo sich das entführte Kindermädchen als Tochter des Herzogs herausstellt. Als der Herzog bald nach der Ankunft Holmes´ stirbt muss dieser die Thronfolgerin unverzüglich herbeischaffen.

Ein solider Sherlock-Holmes-Roman in der Tradition Conan-Doyles. Nichts besonderes, aber durchaus eine kurzweilige Lektüre für Fans.

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Gott aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt, und als Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg verehren. (2.Mose 3,12)

Viele Christen suchen absolute Sicherheit in der Frage, ob Gott zu ihnen geredet hat oder nicht. Sie haben vielleicht einen prophetischen Eindruck gehabt oder ein Gefühl, wohin ihr Leben gehen soll oder was sie für Gott machen könnten. Aber ihnen fehlt die Sicherheit die sie bräuchten um das, was sie denken wirklich umzusetzen. Ständig ist die Frage in ihrem Kopf, ob es wirklich Gott war, der es ihnen gesagt hat.
Wie kann man sicher sein, dass man sich nicht verhört hat und die Ansage wirklich von Jesus kam und nicht aus den eigenen Gefühlen oder gar vom bösen Teufel? ES mag Dich überraschen, weil es scheinbar nicht zu ihm passt, aber auch Mose hat vor dieser Frage gestanden.

Zunächst zu Deiner Beruhigung: man kann sicher sein. Es gibt ein letztes Zeichen, das absolute Gewissheit geben kann und wird. Und: es ist leicht, dieses Zeichen zu bekommen. Ich kann Dir zeigen wie.
Mose hat in seinem ganzen Leben einen erst undeutlichen, später immer klareren Auftrag gespürt etwas für Gottes Volk zu tun. Als er in Ägypten geboren wurde sah die ägyptische Geburtenkontrolle so aus, dass jedes männliche hebräische Kind in den Nil geworfen werden musste. Seine Mutter leistete zivilen Widerstand und legte das Kind in einen mit Pech bestrchenen Brotkorb, wickelte es in eine weiche Decke und vertraute das Paket dem Nil und Gottes Führung an.
Eine ägyptische Prinzessin fand und behielt Mose und so wurde der Hebräer mitten in Ägypten wie ein Ägypter erzogen. Doch er konnte seine Herkunft nicht verleugnen; das Unrecht, das die Ägypter Gottes Volk jeden Tag antaten brachte sein Blut zum kochen und irgendwann erschlug er einen Ägypter. Die Sache war schlecht vertuscht, das Grab zu flach, so kam alles heraus; Mose musste fliehen.
Während vieler Jahre in Midian erschien ihm irgendwann Gott. Es war eine absolut übernatürliche Begegnung: ein brennender Dornbusch, der nicht verbrannte und eine Stimme aus dem off, die Mose einen Auftrag gab: „geh zum Pharao und befreie mein Volk!“ Dieser Auftrag hätte jeden nervös gemacht, Pharao war ein harter Mann und Israel ein praktisches Sklavenvolk. Der Auftrag roch nach Ärger und so tat Mose im Grunde das, was auch jede(r) von uns gemacht hätte: er bat um eine Bestätigung.

Was Gott ihm antwortete war leider nicht das, was er erwartet hatte: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg verehren. (2.Mose 3,12) Im Klartext: „Du wirst erst wissen, dass ich es war wenn Du den Auftrag erfüllt hast und mit dem Volk an diesem Berg anbetest.“
Das ist keine Gemeinheit von Gott, es ist einfach Gottes Kenntnis der menschlichen Psychologie. Gott weiss, das uns kein Zeiechen restlos überzeugen wird sondern die gefährliche Mischung aus menschlicher Natur und dämonischer Einflüsterung uns immer wieder an unserem Zeichen zweifeln lassen wird. Mose hatte ein heftiges Zeichen, dennoch hätte es nicht lange vorgehalten. In spätestens ein paar Wochen hätte er den brennenden Dornbusch für ein seltenes und interessantes Naturphänomen gehalten und die Stimme dem Trapperfieber zugeschrieben, das einsame Hirten gelegentlich befällt. Bei vielen von Euch, die ihr diesen Post lest, ist es nicht anders: Ihr habt Prophetien, Bauchgefühle, Träume und andere Zeichen bekommen, aber ihr wartet auf noch grössere. Selbst wenn die grösseren Zeichen kommen werdet Ihr auch diesen bald misstrauen. Maria und Joseph sind von einem Engel über die bevorstehende Geburt Jesu informiert worden; dennoch konnten sie sich nicht erklären, was Jesus meinte als er im Tempel blieb um in seines Vaters (Haus) zu bleiben. (Lukas 2,49) Die einzige absolute Gewissheit wird es geben, wenn Du, wie Mose, Vertrauen investierst und auf Gottes Reden eingehst.

Zu diesem Post gibt es eine Audiopredigt als mp3: hier runterladen.

ähnlich aus dem NT: hier.

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Una señal inívoca – Exodo 3, 12

„Y Él respondió: Vé, porque yo estaré contigo; y esto te será por señal de que yo te he enviado: cuando hayas sacado de Egipto al pueblo, serviréis a Dios sobre este monte.“ (Exodo 3,12)

Muchos cristianos buscan la certeza absoluta preguntándose si Dios realmente habló con ellos o no. Quizas han recibido una profecía o han tenido la sensación que su vida irá hacia cierta dirección o qué harán para Dios. Pero les falta la certeza que nececitarían para ponerlo en práctica. Siempre está ahí la pregunta en su cabeza si realmente Dios les dijo algo.

¿Cómo puedes estar seguro que no hubo un malentendido? ¿Que lo dicho vino realmente de Jesús y que no estaba basado en las propias emociones o aún del Diablo malévolo? Puede ser que te sorprenda, porque uno no cree que fuera así, pero aún Moisés se hizo ésta pregunta.

Primeramente para tranquilizarte un poco: uno sí puede estar seguro. Sí hay una señal inívoca que puede darte una certeza absoluta. Y: es fácil recibir esta señal. Te puedo demostrar cómo.

Moisés sentía un encargo durante toda su vida – en el principio fué poco definido, mas adelante se hizo más claro – de que tenía que hacer algo por el pueblo de Dios. Cuando nació en Egipto el control de natalidad fué así: cada hijo masculino hebreo tenía que ser arrojado al Nilo. La madre de Moisés opuso resistencia civil, puso el niño en una canasta tratada con brea, con una cobija blandita y ella encomendió el paquetito al Nilo y a la provisión de Dios.

Una princesa egipcia lo encontró y lo guardó. Entonces el hebreo recibió una educación egipcia en el medio de Egipto. Pero no pudo negar su herencia. Cuando vió la injusticia que los egipcios cometieron en contra del pueblo de Dios dia tras dia, se hizo mala sangre, se enojó y un dia mató a un egipcio. No pudo esconder el hecho, la tumba fué demasiado chata, entonces todo fué descubierto. Moisés tenía que huir.

Moisés pasaba años en la tierra de Madián y en algún momento se le apareció Dios. Fué un encuentro absolutamente sobrenatural: una zarza en llamas que no se consumía en el fuego y una voz desde el „off“ que dió a Moisés el encargo: „¡Véte a Faraón para que saques de Egipto a mi pueblo!“ Este encargo hubiero puesto nervioso a cada quien. Faraón era un hombre duro y le convenía este pueblo de esclavos israelitas. Moisés anticipaba dificultades, entonces Moisés hizo lo que cada uno de nosotros hubiera hecho también: pidió una comprobación.

Lo que Dios le respondió no fué lo que había esperado, lamentablemente. „cuando hayas sacado de Egipto al pueblo, serviréis a Dios sobre este monte.“ (Exodo 3,12), para decir lo más claro: „Únicamente cuando hayas cumplido tu encargo te vas a enterar si fuí Yo quien te lo dió, únicamente cuando hayas cumplido y adorarás con mi pueblo en este monte.“

No es una canallada de parte de Dios, es tan simplemente el conocimiento de Dios acerca de la sicología humana. Dios sabe que ningúna señal es capaz de convencerrnos sin dejar rastros de duda. La mezcla peligrosa entre la naturaleza humana y el cuchicheo demoníaco nos dejará dudar siempre en la validez de nuestra señal. Moisés vió una señal extrema pero no le hubiera durado durante mucho tiempo. Después de unas semanas, para más tardar, hubiera pensado que la zarza en llamas hubiera sido un phenómeno de la naturaleza raro e interesante a la vez. Y hubiera pensado que la voz era por una fiebre del aventurero la cuál ataca de vez en cuando a los pastores de ovejas, viviendo solos y aislados lejos en el campo. A muchos de ustedes que leen este post (dice Storch, quién sí tiene muchos lectores, yo no los tengo, dice Lupita) les pasa igual: han recibido profecías, han tenido emociones, sueños y otras señales, pero estan esperando señales más grandes. Aún cuando vienen señales más grandes estarán con sospechas. Maria y José recibieron informaciónes de un ángel antes del nacimiento de Jesús, sin embargo no tenían explicación cuando Jesús dijo que se quedaba en la casa de su padre (Lucas 2,49). La única posibilidad de una certeza absoluta es cuando tú, como Moisés, inviertas fé y pones en práctica lo que Dios te dijo.
[translated by lupita]

Die drei Kapitel von 29-31 stellen Hiobs Schlussplädoyer in seinem Prozess mit Gott dar. Er legt noch einmal seine blühende Vergangenheit dar (29), zeigt seine schreckliche Gegenwart (30) und beteuert seine Unschuld. Das 31.Kapitel endet denn auch auf: „Zuende sind die Worte Hiobs“.
Es gibt nicht viel dazu zu sagen, ich erwähne diese Kapitel nur der Vollständigkeit halber, sie bringen aber keinen neuen Gedanken oder interessante Einsichten.

Es gibt seit längerem einen Blog, den ich sehr gerne lese: Toby Faix. Normalerweise blogge ich ja keine Links, aber heute ist das mal anders. Ich mag die Zusammenstellung aus tiefen Ansichten und Einsichten in das Familienleben eines Akademikers. Vielen Dank dafür.

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Hat nicht mein Schöpfer auch ihn [den Armen] im Mutterleib geschaffen, hat nicht der Eine uns im Mutterschoß gebildet?
Wenn ich der Armen Wunsch versagte, verschmachten ließ der Witwe Augen, wenn ganz allein ich meinen Bissen aß, das Waisenkind aber nicht davon aß – von Jugend an hat wie ein Vater er mich großgezogen, vom Mutterschoß an mich geleitet -, wenn ich den Verlorenen sah ohne Kleid und ohne Decke den Verarmten, 20 wenn nicht seine Lenden mir dankten, er nicht von der Schur meiner Lämmer sich wärmte, wenn meine Hand der Waise drohte, weil ich am Tor Helfer für mich sah, dann falle die Schulter mir vom Nacken, breche der Arm mir aus dem Gelenk. (Hiob 31,15-22)

In der ganzen Bibel, nicht nur im Alten Testament, nimmt der soziale Auftrag der Gläubigen einen grossen Raum ein. Gott hat uns gesandt, um seine Liebe zur Welt in der Welt praktisch werden zu lassen. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Lebensumständen der Menschen damals und heute, speziell in Europa. Ich habe noch nie einen Nackten in unserem Gottesdienst gesehen und auch noch nie jemanden getroffen, der buchstäblich am Verdursten war. Dennoch kann Elizabeth Achtemeier in ihrem Kommentar zu Amos schreiben: „the situation was not too different from that found in any prosperous modern nation“1. Selbst wenn es nicht unüberbrückbare finanzielle Not ist, die in unseren Städten und Gemeinden vorherrscht, ist dennoch Not da. Vor einigen Tagen postete Haso über Gewalt an Schulen; ein Thema, dass uns immer mehr beschäftigen wird und in dem Christen absolut gefragt sind. Andere Themen könnten Vereinsamung sein oder Verwahrlosung, oder Kriminalität oder… Da gibt es sicher viele Bereiche in unseren Städten, in denen wir uns engagieren könnten um den Menschen einen liebenden Gott vorzustellen.

Ich habe jüngst über dieses Thema gepredigt. Zwei Predigten die aussagen, dass es nicht reicht zu beten sondern Gott uns auffordert mit Hand anzulegen. Die Predigten gibt es hier: 1|2

Mein Gefühl ist, dass immer mehr Christen sich mit diesem Thema auseinandersetzen und aktiv werden. Einen interessanten und lesenswerten Beitrag leistet Mark immer wieder, in seinem Blog gehen viele Posts in diese Richtung. Vielleicht kommt ja wieder eine Zeit in der die Welt uns nicht mehr nur über Gottes Liebe reden hört sondern uns diese Liebe aktiv vermitteln sieht. Das fände ich grossartig!

Ich beende diesen Eintrag mit einer Frage: Gibt es bei Dir in der Gemeinde eine Arbeit, die auf Eure Stadt und deren Nöte ausgerichtet ist? Engagierst Du Dich vielleicht selbst in dieser Richtung? Mich würde interessieren, was dabei herauskommt.

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Did not he who made me in the womb make them [the poor]? Did not the same one form us both within our mothers? „If I have denied the desires of the poor or let the eyes of the widow grow weary, if I have kept my bread to myself, not sharing it with the fatherless – but from my youth I reared him as would a father, and from my birth I guided the widow – if I have seen anyone perishing for lack of clothing, or a needy man without a garment, and his heart did not bless me for warming him with the fleece from my sheep, if I have raised my hand against the fatherless, knowing that I had influence in court, then let my arm fall from the shoulder, let it be broken off at the joint. (Job 31:15-22)

In the whole bible, not only in the Old Testament, the social mandate of believers has been given great prominence. God has sent us to put His love for the world into practice in this world. Of course there are differences between people’s living conditions back then and today, especially in Europe. I have never seen a naked person in one of our services, and I have never met anyone who was literally dying of thirst. Still, Elizabeth Achtemeier can write in her Commentary on Amos:  “the situation was not too different from that found in any prosperous modern nation”((Achtemeier, Elizabeth: Minor Prophets I, NIBC, p.170)). Even if the financial need in our cities and communities is not insurmountable, need does exist. A few days ago Haso blogged about violence in schools; a subject that will increasingly demand our attention and which calls for Christians to become involved. Other problems might be social isolation or neglect, or crime, or … Surely there are a lot of areas in which we could become involved in order to introduce people to a loving God.

Recently I preached about this topic. Two sermons, stating that it isn’t enough to just pray but that God calls on us to get our hands dirty, can be found here (in German): 1|2

I get the impression that an increasing number of Christians face up to this problem and become active. Mark’s contributions are interesting and worth reading, many posts on his blog address this issue. Maybe a time is coming once more in which the world will not only hear us talk about God’s love but will see us put this love into action. I would be thrilled!

I want to end this post with a question: Does your church have a ministry that focuses on your city and its needs? Are you involved in this area? I would be interested to know about the results.
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  1. Achtemeier, Elizabeth: Minor Prophets I, NIBC, p.170 []

Einer der Vorteile am vielen Reisen ist, dass man Radio hören kann. So habe ich auf einer Rückfahrt aus Darmstadt ein wunderbarers SWR-Feature über Samuel Beckett gahört, einen Dramatiker, den ich zwar gelesen habe, zu dem ich aber nie Zugang gefunden habe. In dem Feature durfte natürlich eines der berühmtesten Beckett-Zitate nicht fehlen. Über das Schreiben (das ihm mindestens in diesem Belang dem Leben glich) schrieb er: „Alles seit je. / Nie was anderes. / Immer versucht. / Immer gescheitert. / Einerlei. / Wieder versuchen. / Wieder scheitern. / Besser scheitern.“

Für mich ist das keine Beschreibung des Lebens, wohl aber des geistlichen Lebens und der christlichen Entwicklung. Wenn ich auf etwas über ein Jahrzehnt Leben mit Jesus zurückblicke denke ich, dass nichts auf Anhieb geklappt hat. Ich habe Wochen des Betens und Probierens gebraucht bis ich in Sprachen beten konnte. Die ersten Predigten waren peinlich. Der erste Versuch Gemeinde zu bauen ein ambitioniertes Desaster, der zweite nur wenig besser.
Bei alldem sehe ich Frust und den Umgang mit dem eigenen Scheitern als grösste Hemmnisse auf dem Weg mit Jesus an. Ich habe viele Leute und einige Freunde aufgeben sehen weil sie vom Scheitern so frustriert waren, dass sie keinen weiteren Anlauf mehr genommen haben. Einige von ihnen sind nicht einmal mehr beim Glauben. Der grosse Unterschied zwischen ihnen und denen, die viel mit Gott erlebt haben und im Dienst stehen ist nicht das Scheitern – jeder ist irgendwann gescheitert – sondern das Aufgeben bzw. Weitergehen.

Ich kann Becketts Zitat nur jedem ans Herz legen, der mit Jesus unterwegs ist. Plan es ein zu scheitern. Plan es ein, Fehler zu machen, aber steh immer wieder auf, lerne aus Deinen Fehlern und scheiter das nächste Mal besser.

Denn siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf. (Sprüche 24,16)

(Dieser Artikel ist auch im aktuellen Freundesbrief der Jesus Freaks veröffentlicht)
Weitere Informationen zu Samuel Beckett finden sich in diesem hervorragenden Artikel.

Das ganze 28. Kapitel ist der Weisheit gewidmet. Es ist richtig modern in seiner Aussage: der Mensch war schon überall. Er hat alles erforscht, nach jedem Schatz gegraben, kennt die Tiefen der Erde, aber all das hat ihn nicht weiser gemacht. Am Ende aller Mühe steht die fast lakonische Feststellung:

Verborgenes bringt er ans Licht. Die Weisheit aber, wo ist sie zu finden, und wo ist der Ort der Einsicht? Kein Mensch kennt die Schicht, in der sie liegt; sie findet sich nicht in der Lebenden Land. (Hiob 28,11-13)

Die Weisheit ist nirgendwo auf dieser Erde, Wissenschaftler, Goldgräber und Astronauten werden sie nicht finden.

Hier liegt ein Geheimnis, dass oft übersehen wird. Woher kommt es, dass trotz immer besserer Technik, Genetik und anderen Errungenschaften der Moderne die Welt an sich noch immer so ist wie seit je? Wieso hat der Mensch in all den Jahrhunderten Wissenschaftsgeschichte nicht verbessert und ist so kriegerisch und egoistisch wie immer? Viele haben ihre ganze Hoffnung auf einen diesseitige Technokratie gesetzt und dachten (denken?), dass alles anders wird wenn die Waffen abeschreckender und die medizinische Versorgung besser würde. Das hat sich als Trugschluss herausgestellt und den Grund konnte man die ganze Zeit bei Hiob nachlesen: Weisheit ist nicht in dieser Welt. Hier findet man nur Schätze und Wissen, aber die Fähgikeit mit beidem umzugehen gibt es hier nicht.

Wo dann?
In einem hinduistischen Märchen wollten die Götter die Weisheit vor den Menschen verstecken. Also überlegten sie, sie in der tiefsten Tiefe zu verbergen – „Geht nicht“, kam ein Einspruch, „irgendwann graben die Menschen so tief und finden sie“. Dann ins Meer? Oder auf den höchsten Gipfel des Himalaja? Überall dasselbe Problem. Schliesslich kam ein Vorschlag, den alle gut fanden und sie versteckten die Weisheit an dem einzigen Ort an dem der Mensch sie nicht suchen würde: im Menschen selbst.
Diese Geschichte hat schon einiges Wahres: es braucht Ruhe um die Weisheit zu finden und man findet sie nicht irgendwo aussen, sie liegt am inneren Pfad.
Aber Hiob geht noch darüber hinaus. Sie ist gar nicht in dieser Welt, sie ist bei Gott und kommt von ihm:

Die Weisheit aber, wo kommt sie her, und wo ist der Ort der Einsicht? Verhüllt ist sie vor aller Lebenden Auge. (Hiob 28,20-21)
(…)
Gott ist es, der den Weg zu ihr weiß, und nur er kennt ihren Ort. (Hiob 28,23)

Von dieser Weisheit hat uns Gott das Wichtigste gegeben:

Doch zum Menschen sprach er: Seht, die Furcht vor dem Herrn, das ist Weisheit, das Meiden des Bösen ist Einsicht. (Hiob 28,28 )

Weisheit ist zunächst einmal Heiligkeit. Eine Heiligkeit, die aus einer gesunden Ehrfurcht vor Gott kommt. Wer weise ist, wird ein Leben in Gottes Ordnungen führen. Der Weise wird immer in einer Abhängigkeit zu Gott stehen.

Später im Alten Testament, als die Offenbarung Gottes fortgeschritten war, wird ein anderer Satz geschrieben werden, der in dieselbe Kerbe schlägt, aber Hiobs Richtung noch erweitert:

Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und Erkenntnis des allein Heiligen ist Einsicht. (Sprüche 9,10)

Das ist schon fast neutestamentlich: Heiligkeit ist nicht das Ende der Weisheit, sie ist der Anfang. Ab dem Moment in dem wir beginnen mit Gott zu leben sollte unsere Weisheit zunehmen. Das kann auf allen Gebieten sein: Weisheit im Umgang mit uns selbst, mit anderen und mit Gott. Aber es wird eine voranschreitende Weisheit sein, wie auch Jesus in Weisheit wuchs (Lukas 2,40). Hier gilt uns eine Verheissung Gottes, die ich nicht missen will:
Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werde. (Jakobus 1,5 )

Wer von euch ist weise und verständig? Er soll in weiser Bescheidenheit die Taten eines rechtschaffenen Lebens vorweisen. Wenn aber euer Herz voll ist von bitterer Eifersucht und von Ehrgeiz, dann prahlt nicht, und verfälscht nicht die Wahrheit! Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, eigennützige, teuflische Weisheit. Wo nämlich Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art. Doch die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedlich, freundlich, gehorsam, voll Erbarmen und reich an guten Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht. Wo Frieden herrscht, wird (von Gott) für die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut. (Jakobus 3,1319)

[systematisch durch die Bibel]

Ich habe eine kleine Schwäche für Albert Speer.
Von den Hauptkriegsverbrechern auf der Nürnberger Anklagebank war er der interessanteste. Als junger Mann hatte er zum ersten Mal Hitler irgendwo in Süddeutschland reden hören und war begeistert, er stieg schnell zu einem Mitglied in Hitlers Tischgesellschaft und zu einem seiner Haus- und Hofarchitekten auf. Nach dem Tode Todts übernahm er erst die OT, später die gesamte Reichswirtschaft und wurde am Ende zu Hitlers zweitem Mann. Als 1945 Hitlers Wahnsinn allzu deutlich wurde stellte Speer sich gegen ihn und hielt viele der „verbrannte-Erde“-Befehle auf, verhinderte z.B. die Sprengung der Spreebrücken und des Hamburger Hafen. In Nürnberg bekannte er sich „schuldig im Sinne der Anklage“ und verlebte in Spandau 20 einsame Jahre mit den anderen Nazis, die natürlich nichts mehr von ihm wissen wollten. In dieser Gefängniszeit las er die komplette „Kirchliche Dogmatik“ Karl Barths und sprach viel mit dem Gefängnisgeistlichen Casalis über den Glauben.

Im „Spandauer Tagebuch“ schreibt Speer über den Glauben:

„zu Casalis sagte ich heute nach dem Gottesdienst, dass der Glaube mir vorkomme wie ein ungeheures Bergmassiv. Aus der Entfernung verlockend, setze es dem Versuch einer Besteigung Schluchten, Steilwände und Gletscherpartien entgegen. Die meisten müssten umkehren, manche stürzten ab. Auf den Gipfel komme fast niemand. Dabei müsse von oben die Welt einen wunderbar neuen und geklärten Anblick bieten.“ (Seite 194)

Es ist seltsam wie sehr mir das früher auch so vorkam. Als wäre der Glaube etwas schwieriges. Das einzig Schwierige ist vermutlich seine Einfachheit, das ist es, was uns zu schaffen macht. Mich macht das Zitat nachdenklich: präsentieren wir den Glauben zu kompliziert?

So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzog, der Allmächtige, der meine Seele quälte: Solange noch Atem in mir ist und Gottes Hauch in meiner Nase, soll Unrecht nicht von meinen Lippen kommen, noch meine Zunge Falsches rede! (Hiob 27,2-4)

Ein radikales Statement! „So lange Gott lebt, werde ich nichts falsches sagen und werde mich an seine Gebote halten!“ Ich muss zugeben, dass ich eine solche Einstellung immer bewundert habe, selber aber oft darin gescheitert bin. Es gibt eine Geschichte von Keith Green, der von Gott etwas wissen wollte und bereit war, so lange nicht aus seinem Auto auszusteigen, bis Gott geantwortet hätte. Bei mir war es meistens so, dass ich auch so angefangen habe, dann aber schnell ganz stark nachgelassen habe. Ein paar Tage Radikalität waren oft schon das Äusserste dessen was ging. Dann flachte die Motivation ab und es war erst einmal Ende der Fahnenstange.

Trotzdem habe ich die meisten Sachen im Leben mit Jesus durchgehalten und die meisten Visionen sind in Erfüllung gegangen oder dabei in Erfüllung zu gehen.:“(natürlich stimmt das nur bedingt, denn Visionen enden nicht irgendwann. Wenn eine sich erfüllt kommt die nächste; so gibt es jetzt natürlich neue, aber mit den alten bin ich weitergekommen.)“: Der Schlüssel der bei mir funktioniert ist nicht Radikalität sondern Ausdauer. Ich glaube sogar, dass Ausdauer wichtiger ist als hin und wieder einen Anflug von Radikalität zu haben, grosse Verspreshungen zu machen und sie dann nicht zu halten. Das Leben ist kein Sprint sonder ein Marathonlauf, es ist unwichtig wie schnell man startet, es kommt darauf an durchzuhalten und dabei zu bleiben. Für das Leben mit Jesus gilt dasselbe.
Wichtiger als eine momentane Radikalität ist es zu wissen wo man hinwill und die Fähigkeit immer wieder aufzustehen und weiterzulaufen wenn es mal nicht geklappt hat. Das ist leben aus Gnade: nicht an Gott und sich selbst verzweifeln, wenn man die eigene Radikalität (wieder einmal) nicht durchgehalten hat sondern gerade dann wissen, dass Gott uns liebt und trägt wenn unser Vorsatz nie wieder zu rauchen und schlecht zu reden sich als unerfüllbar herausgestellt hat.
Wer immer wieder aufsteht wird am Ende ankommen.

Wißt ihr nicht, daß die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber daß nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, daß ihr ihn gewinnt. Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen. Darum laufe ich nicht wie einer, der ziellos läuft, und kämpfe mit der Faust nicht wie einer, der in die Luft schlägt; vielmehr züchtige und unterwerfe ich meinen Leib, damit ich nicht anderen predige und selbst verworfen werde. (1.Korinther 9,24-27 nach der Einheitsübersetzung)

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