Vor einiger Ziet habe ich einmal über Ermutigung und gegenseitigen Respekt gepredigt. Am Ende der Predigt gab es eine Hausaufgabe: „rede die nächste Woche nur positiv über jeden Menschen über den geredet wird. Frag Gott, was seine Stärken sind und rede über diese Stärken. Wenn Dir nichts positives einfällt, halt lieber den Mund.“ Die Aufgabe ist herausfordernd und so gab es einige Rückfragen: „ist Ironie in Ordnung?“ – „nein“ – „und wenn es nicht ehrlich ist?“ – „dann sag es trotzdem, egal ob Du es wirklich ehrlich meinst oder nicht.“
In dem Moment der Predigt fühlte sich das richtig gut an, aber als ich nachher darüber nachdachte kamen mir Zweifel. „Ist es wirklich gut etwas positives zu sagen, wenn man etwas negatives denkt?“, fragte ich mich. Irgendwie klang es auf einmal nach Heuchelei – man sagt etwas, meint aber eigentlich etwas anderes.
Mittlerweile weiss ich, dass es keine Heuchelei ist sondern schlichter Gehorsam gegenüber Gottes Gebot. Die einzige richtige Reaktion auf etwas das Gott sagt, egal ob durch Engel, Flammenschriften oder sein Wort, ist Gehorsam.
Johannes hat uns die Geschichte des ersten Zeichens überliefert, das Jesus getan hat:
Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!
Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder faßte ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wußte nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es.
Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. (Johannes 2,1-11 nach der Einheitsübesetzung)
Der Schlüsselsatz in dieser Geschichte ist der fünfte Vers: „was er Euch sagt, das tut“. Die Veranstalter der Hochzeit hätten gut ein echtes Debakel erleben können. Zum kritischsten Zeitpunkt der ganzen Geschichte lag das Gelingen oder Scheitern der Party allein in den Händen der Dienern. Von ihrem Gehorsam oder Ungehorsam hing alles weitere ab.
Um die Schwierigkeit ihrer Situation ermessen zu können müssen wir verstehen, dass Jesus zu diesem Zeitpunkt ein Unbekannter war. Vor dieser Geschichte hatte er zwar schon seine Jünger auf sehr prophetische Weise berufen und auch schon die Schwiegermutter des Petrus geheilt, aber er war noch nicht an dem Punkt dass ihm grosse Volksmengen folgten, alle seine Veranstaltungen ausverkauft waren und sein Ruhm sich durch alle Ortschaften verbreitete. Er war einfach ein Festgast.
Der Vorschlag den er den Dienern machte war menschlich betrachtet absurd: warum sollten sie die Waschbehälter mit Wasser füllen und dann auch noch dem Oberkellner etwas davon zu kosten geben? Wenn man bedenkt wie sehr die Juden um Hygienevorschriften bemüht waren, kann man sich leicht vorstellen, dass der Vorschlag schon fast gefährlich war. Wasser, das man zum waschen von Händen und Füssen verwandte zu trinken zu nehmen kann gut etwas ähnliches gewesen sein wie heute Wasser aus dem Klo zu schöpfen und es seinen Gästen vorzusetzen!
Ich kann mir vorstellen, dass die Diener in einer sehr heiklen Situation waren und darauf angewiesen waren dem Wort Jesu zu folgen, unabhängig von ihren Gefühlen oder davon was sie darüber dachten.
Wie verhalten wir uns, wenn Gottes Wort uns widersinning vorkommt? Gottes Wort sagt uns oft etwas ganz anderes als wir in unserer Alltagsbeobachtung feststellen würden und bringt uns in einen Widerspruch zu allem, was wir denken und von unserem Umfeld gesagt bekommen. Wir müssen dem mehr glauben, was Gott uns sagt und seiner Wahrheit mehr vertrauen als unserer Wahrnehmung. Dazu kommt allerdings noch ein Aspekt:es geht darum, etwas zu tun auch wenn es uns zunächst einmal falsch erscheint.
Dazu gehört wahrer Gehorsam. Viele Christen fangen an mit Gott zu diskutieren wenn sein Wort sie gegen den Strich bürstet. Sie finden gute theologische Argumente warum sie nicht für Kranke beten, ihre Nachbarn lieben und mit Menschen in der Einkaufsschlange über das Evangelium reden sollten – obwohl die Bibel sehr klar sagt, dass wir all das tun sollten. Selbst wenn sie einen direkten Eindruck haben und Gott klar zu ihnen spricht finden sie noch Ausreden und drücken sich darum das zu tun was Gott ihnen aufgetragen hat.
Meiner Ansicht nach ist es schlichtweg respektlos gegenüber Gottes Reden wenn wir darüber diskutieren und uns nicht nach dem richten, was er uns sagt. Wenn wir Jesus unser Leben gegeben haben und ihn zum Herrn gemacht haben, dann gibt es nur noch eine Option seinem Reden gegenüber: Gehorsam. Das ist sicherlich keine Lehre nach der uns die Ohren jucken, aber es ist ein gute, eine heilsame Lehre. Egal ob es uns möglich und wünschenswert erscheint, wir müssen umsetzen was Jesus uns vorgelebt und aufgetragen hat – angefangen bei der Bergpredigt bis hin in die kleinsten Details. Das ist das Kleingedruckte im Jüngerschaftsvertrag, das manch einer scheinbar vergessen hat.
Dieser Gehorsam hat etwas mit Vertrauen zu tun: je mehr ich Gott kenne und weiss, dass er es nur gut mit mir meint umso leichter wird es mir fallen gehorsam zu sein. So wird umgekehrt der Gehorsam auch wieder Vetrauen hervorbringen, denn ich werde jedesmal gute Erfahrungen machen wenn ich nach Gottes Wort handele.
Die Frucht des Gehorsams gegen jeden Verstand, den die Diener eingebracht haben war gewaltig: rund 600 Liter Wein sagt die Einheitsübersetzung, Kommentatoren schätzen zwischen 480 und 720 Litern. Dieser Wein war ncht von schlechten Eltern. Der Oberkellner war entzückt und überrascht zugleich, es war besserer Wein als der, den sie eingekauft hatten.
Für mich drängt sich eine Interpretation geradezu auf: Jesus war auf einer kleinen Landhochzeit, der Wein ging sicher erst kurz vor Ende aus, denn so schlecht würden kein Gastgeber kalkulieren, dass er sich die Blöße gibt schon kurz nach Beginn der Party auf dem Trockenen zu sitzen. 600 Liter waren viel, zu viel, viel zu viel für das Hochzeitsgelage. So ist alles, was Gott tut – es ist nicht nur gut, es ist überfliessend. Jesus ist nicht gekommen um uns ein bisschen Leben zu geben sondern ein gerütteltes, geschütteltes, überfliessendes Maß (Lukas 6,8 / Johannes 10,10).
Gehorsam ist keine kalte unnütze Übung in Demut, er ist der Schlüssel zu diesem Übermaß an Leben das Jesus verheisst. In Psalm 23 ist der Weg geschildert, den Gott mit seinen Leuten gehen will. Dort heisst es:
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. (Verse 1-3 nach Luther)
Gott will uns einen Weg führen, der immer wieder zum frischen Wasser führt und zu allem was wir nötig haben. Es ist sein Teil uns zu führen, aber unser Teil uns führen zu lassen. So lange wir uns seinem Wort widersetzen werden wir niemals da ankommen wo Gott uns haben will (und wo wir gerne wären). Ein Leben im Segen hat tatsächlich alles mit Gehorsam zu tun!
[Hier gibt es eine Predigt dazu]
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