Über Hasos respektlose Tochter bin ich auf einen Test gestossen den ich mit Freude ausgefüllt habe: wie sehr bin ich eigentlich blogsüchtig? Süchtig?!? Ich?! Ich blogge doch nur hin und wieder nach Feierabend und habe nie eine Idee im Haus! Süchtig sind diese Nerds die den ganzen Tag mit ihren Laptops im Cafe oder Zug rumhängen und lesen und schreiben.
Ich hab zum Glück nicht mal eine 50% addiction. Puh…

47%How Addicted to Blogging Are You?

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Gottes Reich (frommdeutsch auch „Reich Gottes“) ist ein Bereich in dem Gottes Herrschaft angebrochen ist. Dabei ist es schwer genau zu sagen, was mit Bereich gemeint ist – es können Menschen sein, aber auch Teile des Lebens eines Menschen, es kann eine Nation sein, eine Gemeinde, ein Bereich des Körpers, der Seele, der Gesellschaft. Überall da, wo Gottes Herrschaft sich ausbreitet und Gott dadurch verherrlicht wird, ist Gottes Reich angebrochen.

Dass es anbricht bedeutet auch, dass es sich noch ausbreiten kann. Die Herrschaft Gottes nimmt zu oder ab, sie ist nicht statisch. Viele Gleichnisse Jesu handeln davon dass sich das Reich ausbreitet und vergrössert. Diese Vergrösserung können wir während unseres ganzen Lebens erleben und sie wird auch nach dem Tod im Himmel nicht abgeschlossen sein sondern sich auch dann noch von Herrlichkeit zu Herrlichkeit entwickeln – in Ewigkeit.

Vor einiger Ziet habe ich einmal über Ermutigung und gegenseitigen Respekt gepredigt. Am Ende der Predigt gab es eine Hausaufgabe: „rede die nächste Woche nur positiv über jeden Menschen über den geredet wird. Frag Gott, was seine Stärken sind und rede über diese Stärken. Wenn Dir nichts positives einfällt, halt lieber den Mund.“ Die Aufgabe ist herausfordernd und so gab es einige Rückfragen: „ist Ironie in Ordnung?“ – „nein“ – „und wenn es nicht ehrlich ist?“ – „dann sag es trotzdem, egal ob Du es wirklich ehrlich meinst oder nicht.“
In dem Moment der Predigt fühlte sich das richtig gut an, aber als ich nachher darüber nachdachte kamen mir Zweifel. „Ist es wirklich gut etwas positives zu sagen, wenn man etwas negatives denkt?“, fragte ich mich. Irgendwie klang es auf einmal nach Heuchelei – man sagt etwas, meint aber eigentlich etwas anderes.

Mittlerweile weiss ich, dass es keine Heuchelei ist sondern schlichter Gehorsam gegenüber Gottes Gebot. Die einzige richtige Reaktion auf etwas das Gott sagt, egal ob durch Engel, Flammenschriften oder sein Wort, ist Gehorsam.
Johannes hat uns die Geschichte des ersten Zeichens überliefert, das Jesus getan hat:

Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!
Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder faßte ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wußte nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es.
Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. (Johannes 2,1-11 nach der Einheitsübesetzung)

Der Schlüsselsatz in dieser Geschichte ist der fünfte Vers: „was er Euch sagt, das tut“. Die Veranstalter der Hochzeit hätten gut ein echtes Debakel erleben können. Zum kritischsten Zeitpunkt der ganzen Geschichte lag das Gelingen oder Scheitern der Party allein in den Händen der Dienern. Von ihrem Gehorsam oder Ungehorsam hing alles weitere ab.

Um die Schwierigkeit ihrer Situation ermessen zu können müssen wir verstehen, dass Jesus zu diesem Zeitpunkt ein Unbekannter war. Vor dieser Geschichte hatte er zwar schon seine Jünger auf sehr prophetische Weise berufen und auch schon die Schwiegermutter des Petrus geheilt, aber er war noch nicht an dem Punkt dass ihm grosse Volksmengen folgten, alle seine Veranstaltungen ausverkauft waren und sein Ruhm sich durch alle Ortschaften verbreitete. Er war einfach ein Festgast.
Der Vorschlag den er den Dienern machte war menschlich betrachtet absurd: warum sollten sie die Waschbehälter mit Wasser füllen und dann auch noch dem Oberkellner etwas davon zu kosten geben? Wenn man bedenkt wie sehr die Juden um Hygienevorschriften bemüht waren, kann man sich leicht vorstellen, dass der Vorschlag schon fast gefährlich war. Wasser, das man zum waschen von Händen und Füssen verwandte zu trinken zu nehmen kann gut etwas ähnliches gewesen sein wie heute Wasser aus dem Klo zu schöpfen und es seinen Gästen vorzusetzen!

Ich kann mir vorstellen, dass die Diener in einer sehr heiklen Situation waren und darauf angewiesen waren dem Wort Jesu zu folgen, unabhängig von ihren Gefühlen oder davon was sie darüber dachten.
Wie verhalten wir uns, wenn Gottes Wort uns widersinning vorkommt? Gottes Wort sagt uns oft etwas ganz anderes als wir in unserer Alltagsbeobachtung feststellen würden und bringt uns in einen Widerspruch zu allem, was wir denken und von unserem Umfeld gesagt bekommen. Wir müssen dem mehr glauben, was Gott uns sagt und seiner Wahrheit mehr vertrauen als unserer Wahrnehmung. Dazu kommt allerdings noch ein Aspekt:es geht darum, etwas zu tun auch wenn es uns zunächst einmal falsch erscheint.

Dazu gehört wahrer Gehorsam. Viele Christen fangen an mit Gott zu diskutieren wenn sein Wort sie gegen den Strich bürstet. Sie finden gute theologische Argumente warum sie nicht für Kranke beten, ihre Nachbarn lieben und mit Menschen in der Einkaufsschlange über das Evangelium reden sollten – obwohl die Bibel sehr klar sagt, dass wir all das tun sollten. Selbst wenn sie einen direkten Eindruck haben und Gott klar zu ihnen spricht finden sie noch Ausreden und drücken sich darum das zu tun was Gott ihnen aufgetragen hat.
Meiner Ansicht nach ist es schlichtweg respektlos gegenüber Gottes Reden wenn wir darüber diskutieren und uns nicht nach dem richten, was er uns sagt. Wenn wir Jesus unser Leben gegeben haben und ihn zum Herrn gemacht haben, dann gibt es nur noch eine Option seinem Reden gegenüber: Gehorsam. Das ist sicherlich keine Lehre nach der uns die Ohren jucken, aber es ist ein gute, eine heilsame Lehre. Egal ob es uns möglich und wünschenswert erscheint, wir müssen umsetzen was Jesus uns vorgelebt und aufgetragen hat – angefangen bei der Bergpredigt bis hin in die kleinsten Details. Das ist das Kleingedruckte im Jüngerschaftsvertrag, das manch einer scheinbar vergessen hat.
Dieser Gehorsam hat etwas mit Vertrauen zu tun: je mehr ich Gott kenne und weiss, dass er es nur gut mit mir meint umso leichter wird es mir fallen gehorsam zu sein. So wird umgekehrt der Gehorsam auch wieder Vetrauen hervorbringen, denn ich werde jedesmal gute Erfahrungen machen wenn ich nach Gottes Wort handele.

Die Frucht des Gehorsams gegen jeden Verstand, den die Diener eingebracht haben war gewaltig: rund 600 Liter Wein sagt die Einheitsübersetzung, Kommentatoren schätzen zwischen 480 und 720 Litern. Dieser Wein war ncht von schlechten Eltern. Der Oberkellner war entzückt und überrascht zugleich, es war besserer Wein als der, den sie eingekauft hatten.
Für mich drängt sich eine Interpretation geradezu auf: Jesus war auf einer kleinen Landhochzeit, der Wein ging sicher erst kurz vor Ende aus, denn so schlecht würden kein Gastgeber kalkulieren, dass er sich die Blöße gibt schon kurz nach Beginn der Party auf dem Trockenen zu sitzen. 600 Liter waren viel, zu viel, viel zu viel für das Hochzeitsgelage. So ist alles, was Gott tut – es ist nicht nur gut, es ist überfliessend. Jesus ist nicht gekommen um uns ein bisschen Leben zu geben sondern ein gerütteltes, geschütteltes, überfliessendes Maß (Lukas 6,8 / Johannes 10,10).

Gehorsam ist keine kalte unnütze Übung in Demut, er ist der Schlüssel zu diesem Übermaß an Leben das Jesus verheisst. In Psalm  23 ist der Weg geschildert, den Gott mit seinen Leuten gehen will. Dort heisst es:

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. (Verse 1-3 nach Luther)

Gott will uns einen Weg führen, der immer wieder zum frischen Wasser führt und zu allem was wir nötig haben. Es ist sein Teil uns zu führen, aber unser Teil uns führen zu lassen. So lange wir uns seinem Wort widersetzen werden wir niemals da ankommen wo Gott uns haben will (und wo wir gerne wären). Ein Leben im Segen hat tatsächlich alles mit Gehorsam zu tun!

[Hier gibt es eine Predigt dazu]

In der Einleitung zu Johannes 2 schreibt William Barclay in seiner Auslegung des Neuen Testaments:

Gerade der Reichtum des vierten Evangeliums stellt alle, die sich gründlich mit ihm befassen und es begreifen wollen, vor ein Problem. Immer sind im vierten Evangelium zwei Dinge gemeint. Da ist einmal eine äußere Begebenheit, die jeder versteht und wiedergeben kann; andererseits enthält es für alle, die einen suchenden, forschenden Geist und sehende Augen besitzen, einen Schatz an tieferer Bedeutung.

Das ist gerade das, was mich an diesem lebendigen Buch so fasziniert. Es ist, wie Bill Johnson wohl sagen würde, bigger on the inside than it is on the outside. Das Wort ist eine Tür zu Gottes Reich, einem Reich, das man nicht ausloten kann, das sich unendlich weit nach allen Seiten erstreckt.
Dasselbe ist wahr über jeden Gläubigen, wir sind grösser als wir scheinen. Wir sind mehr als man von aussen vermuten würde. Das ist nicht unser Verdienst sondern der Verdienst dessen der in uns lebt und durch uns lebt. Die Bibel, das Reich und jeder Gläubige haben alle denselben Wesenskern der für diese innere Unendlichkeit sorgt: Christus. Deswegen gehören die drei zusammen: das Wort zeigt uns einen Weg in einem ewigen Reich und ungeahnter Tiefe zu leben.

In Interviews und bei kennenlern-Gesprächen werde ich immer mal wieder gefragt, was denn die kleinste Veranstaltung, der peinlichste Gottesdienst oder mein schlimmstes Erlebnis als Prediger gewesen ist. Manche sind ganz überrascht darüber, dass es tatsächlich echte Tiefpunkte in meinem Dienst gibt. Warum nicht? Die gibt es schliesslich überall, die Kunst ist, darüber lachen zu lernen. Also hier sind meine schönsten schlimmen Erlebnisse.
Wer dieses Stöckchen aufnehmen will, der kann das gerne tun.

1) Ich war eingeladen auf einer Hochzeit zu predigen und die Trauung vorzunehmen. Also habe ich mich gut vorbereitet, den Anzug angezogen, das Geschenk ins Auto getragen und bin so zeitig losgefahren, dass ich eine Stunde vorher hätte ankommen sollen.
Ein paar Kilometer vor der Ausfahrt gab es dann einen schweren Unfall, richtig mit Hubschrauber usw. und ich sass mehrere Stunden in der Vollsperrung fest. Die Traufeier wurde dann verschoben.

2) Ich war eingeladen auf einer Evangelisation in Emden zu predigen – dachte ich. Der AvB war  mit dabei und kannte eine tolle Pizzeria in Emden auf die wir uns schon echt freuten. Wir kamen also pünktlich etwas vor Veranstaltungsbeginn an und suchten die location. Nix gefunden, beim Veranstalter angerufen, der uns den Weg erklärt. Wir gesucht; nix gefunden; noch mal angerufen und nach einigem hin und her stellte sich heraus, dass die Party nicht in Emden sondern in Meppen steigen sollte.

3) Auf dem Weg zu einer Predigt in Köln habe ich mich so dermassen verfahren dass ich geschlagene anderthalb Stunden zu spät ankam. Wer es nicht weiss: Köln ist die Pest wenn man sich nicht genau auskennt – es gibt nur Einbahnstrassen und die führen dann ständig über den Rhein, was zu kilometerlangen Umwegen führt. Als ich dann endlich da war, war ich so fertig, dass der Pastor mein Auto parken musste während ich durchs Fenster in die Wohnung einstig in der der Godi war (irgendwie hatte keiner einen Schlüssel für die Tür, aber glücklicherweise war es Parterre).

4) meine kleinste Veranstaltung war ein Finanzseminar, das ich mit Ferry und Bob irgendwo nahe Hamburg gemacht habe. Es kamen zwei Teilnehmer und somit waren mehr Leute auf der Bühne als vor der Bühne.

5) Bei einem Jugendgottesdienst neulich in Iserlohn gab es genau beim Aufruf mit Übergabegebet einen kompletten Stromausfall: Licht aus, Sound aus, alles aus. Ich habe dann trotzdem noch das Übergabegebet in das Dämmerlicht herausgebrüllt.

Betet auch für uns, damit Gott uns eine Tür öffnet für das Wort und wir das Geheimnis Christi predigen können… (Kolosser 4,3)

Gottes Wort bringt SEINE Realität mit sich. Es ist nicht einfach ein Wort, mehr als Information, es ist eine der Speisen des Reiches. Das Wort ist die Wirklichkeit Gottes, es ist unser sicherster Berührungs- und Kontaktpunkt mit der himmlischen Welt. Predigen bedeutet nicht Worte sprechen sondern den Blick von Menschen für die hinter dem Wort liegende Realität zu öffnen.
Das ist zugleich der Grund aus dem ich dieses geistgehauchte Wort so liebe – weil es durch den Geist lebt und einen Blick auf unsichtbares öffnet, das dennoch wirklicher ist als alle Wirklichkeit die wir mit unseren äusseren Sinnen wahrnehmen können.

Für Prediger beten ist mehr als zu beten, dass sie ihre drei Punkte zusammenbekommen, die Didaktik nicht vermasseln und interessante Beispiele bringen. Es geht darum, dass die Realität die Gott selbst in sein Wort gelegt hat sichtbar wird und der Geist durch das Wort fliessen und verändern kann.

In diesem Sinne bitte ich meine Leser einmal mehr darum, meinen Dienst auch im Gebet mitzutragen. Es sind viele Predigten im Jahr und mein grösster Wunsch ist, dass immer mehr die Realität des Reiches sichtbar wird. Vielen Dank an alle die beten!

28. Juni 2007 in musik, vermischtes 5

compare

Alex hat mir eine wunderbare CD geschenkt. Eine live-Aufnahme einer „worship and warfare“-konferenz von morningstar. Das erste Lied geht 26Minuten lang und ist eigentlich eine Art Collage aus mehreren Songs und Prophetie usw., wie das bei solchen Sachen halt so ist. Ich muss zugeben dass ich mir so etwas nicht immer geben kann aber es gibt Zeiten, in denen ich es einfach brauche. Jedenfalls hat mich dieses erste Stück echt SEHR berührt und tut es noch. Es ist von Leonard Jones, einem Anbetungsleiter den ich vorher nicht kannte.
Wie das so ist wollte ich gerne mal sehen, wie der so aussieht, habe nach ihm gegooglet und bin auf seinen Blog gestossen. Einen Eintrag würde ich hier gerne zitieren, weil er eine Wahrheit enthält die jeder von uns immer wieder hören muss:

I was scheduled to speak at our staff chapel yesterday, so I thought I would bring my guitar along and maybe do some prophetic worship also. As I was thinking about what I would do, a picture came to my mind of the way Jason Upton gets up to the mic with this awesome voice and powerful anointing, and God just comes. Then I thought about how Don Potter strums a couple of chords, starts singing prophetically, and we all come undone. By that time, instead of getting excited, all I wanted to do was give up, because I cannot do what they can do. The deal is this–there will always be someone better at something than you or me, but we can’t let it intimidate us into doing nothing.
LEO

An dieser Stelle verlassen wir die Predigerperspektive und begeben uns in die Perspektive, die jeder von uns einnehmen sollte: die des Hörers oder des Studierenden. Was würde von einem Schüler erwartet, der biblische Offenbarungslehre empfangen und geistlich daran wachsen will?

Ich möchte eine kleine Checkliste geben, die helfen kann auf dem Weg weiterzugehen.

1) das Ziel der Lehre ist Christusähnlichkeit

Es geht bei bliblischer Lehre niemals um reine Wissensvermittlung. Wer etwas mit dem Verstand begriffen hat und meint, jetzt fertig zu sein, der irrt. Das Ziel ist das Leben aus dem Geist – ein Leben, das durchdrungen ist von Gott und in Gott stattfindet. Dieses Leben kann man an seinen Auswirkungen erkennen. Ich möchte hier aber aktuell keine Erkennungsmerkmale bieten sondern es auf eine einfache subjektive Formel bringen[i]: „Du merkst es, wenn Du zu Christus hinwächst“. Wenn Lehre Dich auf Deinem Weg zu ihm weiterbringt, dann ist es gut. Wenn Du nach einer angemessenen Zeiteinheit mehr im Glauben lebst und zu Christus hingewachsen bist, dann bist Du auf einem guten Weg.

2) verstehen, was gemeint ist

Es scheint normal gewesen zu sein, dass Leute nicht verstanden haben, was Jesus mit seinen Gleichnissen gemeint hat. Auch wenn die Gleichnisse alltagstauglich waren und Jesus sich sicher sehr bemüht hat so zu lehren, dass die Zuhörer die Zusammenhänge des Reiches verstehen konnte, scheinen sie manchmal den Blick auf die hinter ihnen liegende Realität verstellt zu haben.

In solchen Fällen ist vermutlich die Lehre noch zu abstrakt oder umgekehrt so anschaulich, dass es schwer fällt die Abstraktion zu schaffen (was nur eine Spielart des Problems ist). In dem Fall sollte ein Hörer oder Leser des Wortes den Schritt gehen, den die Jünger in Matthäus 13,36 gegangen sind hin zu Jesus und fragen: Erkläre uns das Gleichnis (vom Unkraut auf dem Acker.)

3) erfahren, was gemeint ist

Dieser Schritt kann lange dauern. Es geht darum von einem intellektuellen Verständnis zu einer Erfahrung zu gelangen. Es liegen Welten dazwischen zu wissen dass Gott Dich liebt und zu erfahren dass er das tut.

Eine gute Faustregel wäre, dass Erfahrung da beginnt, wo Wissen von Emotionen begleitet wird. Eine Erfahrung des Evangeliums kann einen Menschen kaum kalt lassen.

Zu dieser Erfarung kann man nur durch Gottes Geist kommen. Der Weg dahin führt über geistliche Disziplin, über beten, Meditation, fasten, etc. Es ist oft ein weiter, für das Fleisch unangenehmer aber immer lohnender Weg.

4) Im Geist wandeln

Diesen Schritt kann ich noch nicht gut beschreiben. Ich weiss aber, dass je mehr wir in dem leben und wandeln (Galater 5,25) was wir von Gott erfahren haben, umso unabhängiger werden wir von der sichtbaren Welt. Die Realität des Reiches Gottes nimmt in dem Masse zu in dem wir bereit sind in der Erfahrung Gottes zu leben.

Wenn Du z.B. die Erfahrung gemacht hast, dass Anbetung ein riesiges Geschenk Gottes ist und Du konsequenterweise immer mehr in Anbetung lebst, wirst Du feststellen, dass Deine Realität sich ändert. Dir werden auf einmal Dinge real für die Du vorher keinen Blick hattest. Du wirst feststellen, dass gesteigerte Nähe zu Gott immer mehr dazu führt, dass Du Dinge weißt über die Du niemals reden könntest weil Du schlicht keine Worte dafür finden kannst. Das ist eine normale Folge davon in einem Geist-zu-Geist-Austausch mit Gott zu stehen.

In diesem Stadium wird Vertrauen (=Glaube) mehr gebaut als in jedem anderen Stadium denn Du lernst, Dich nicht auf Deinen Verstand zu verlassen sondern auf die subtile Führung des Geistes. Ab hier ist lernen nicht mehr in erster Linie kognitiv.

Ich weiss nicht wie vollständig diese Liste ist. Vielleicht kommen im Laufe der Zeit noch einige Punkte hinzu.


[i] Es ist verständlich, dass Menschen Vorbehalte haben gegenüber subjektive Formeln. Ich finde es aber in der Welt des Geistes geradezu gefährlich, und meistens unredlich, objektive Kriterien bieten zu wollen weil die Nachfolge niemals objektiv sein kann. Es ist ein Mensch und damit ein Subjekt, das Christus nachfolgt. Damit sind „Erfolge“ in der Nachfolge auch subjektiv – sie sehen bei dem einen anders aus als bei dem anderen; je nachdem wie der Herr einen Menschen führt.

Als wären die pädagogischen Erwägungen beim predigen nicht schon schon schwierig genug stellt sich uns eine weitere Hürde. Diese ist sicherlich diejenige, die am schwersten zu nehmen ist. Allerdings haben wir schon einen guten Anlauf genommen wenn wir auf einer anschaulichen und erfahrbaren Ebene predigen.

Dir grösste Schwierigkeit liegt nun darin, dass wir geistliche Dinge weitergeben wollen, die sich dem Verstand verschliessen (s.1.Korinther 2). Hier müssen wir Piagets Modell verlassen oder aber sehr erweitern. In der Welt des Geistes kommt es nicht in erster Linie auf die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen an sondern auf seine Fähigkeit im Geiste eine Realität wahrzunehmen und zu erkennen, die sein Verstand nicht erkennen kann.

Hier kann uns weltliche Pädagogik nicht weiterhelfen, denn die Erkenntnis göttlicher Offenbarung ist schlichtweg nicht ihr Metier. Den Schlüssel zur biblischen Erkenntnis bieten einige Stellen aus dem 1.Korintherbrief[i]:

Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes. (1. Korinther 2,10-11)

Wir aber haben Christi Sinn. (1. Korinther 2,16 )

Wer sich dagegen an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm. (1.Korinther 6,17)

Die Basis dafür göttliche Offenbarung zu erkennen ist niemals der Verstand; es ist der Geist, der mit Gott in Kontakt steht – nicht der Verstand. Natürlich drückt der Geist sich sowohl im Verstand als auch in den Gefühlen aus, aber er ist weder mit dem einen noch mit den anderen gleichzusetzen.

Das Faszinierende ist, dass wir auf eine Weise mit Gottes Geist kommunizieren können, wie das mit nichts anderem auf der Welt möglich wäre: wir sind geistlich eins mit ihm. Das ist vielleicht die Erkenntnis, die am schwersten zu fassen ist. Dennoch ist es auch die Erkenntnis, die eine Tür zu jeder weiteren öffnet. Wir haben bereits alles Wissen über Gott in uns, wir können nur schlecht darauf zugreifen weil die wenigsten es gelernt haben ihren wiedergeborenen Geist wahrzunehmen und mit ihm in Kontakt zu treten.

Sobald es gelingt den eigenen Geist wahrzunehmen beginnt eine Form des Lebens mit Gott, dass die Konzepte der meisten Christen über den Haufen wirft. Es geht nicht mehr darum die Stimme Gottes zu hören als würde er von aussen mit uns reden. Es geht darum mit Gott in eine Einheit zu kommen, die über das hinausgeht was wir landläufig unter Kommunikation verstehen.

Für uns als Lehrer bringt das auch Nachteile mit sich denn nun stehen wir vor der Schwierigkeit nicht nur nach Piaget Abstraktes in Anschauliches umzuwandeln sondern vielmehr vor der noch grösseren Schwierigkeit geistliches in alltägliche Bilder und Formen zu giessen; oder: die grossen Scheine der Theologie in das Kleingeld des täglichen Lebens zu wechseln.


[i] es scheint mir nicht zu weit gegriffen zu sein, Offenbarungslehre als ein durchgängig wichtiges Thema der Paulusbriefe zu sehen. Speziell im 1.Korinther wird das Thema sehr stark angegangen.

In der Vermittlung des Reiches Gottes kommt bei Jesus noch ein weiterer wichtiger Aspekt dazu. Jesus lehrte auf eine Weise, die das Gelehrte erfahrbar machte. Man kann sagen, dass in seiner Lehre der Lernprozess nicht abgeschlossen war bevor die Menschen die Erfahrung dessen gemacht hatten was er predigte.

So gab es in seinen Predigten immer „Gottes Reich zum anfassen“. Heute würden viele eine Predigt über Gottes Güte und Gnade eher abstrakt aufbauen: man redet über Gottes Charakter und die unterschiedlichen Offenbarungen beider Testamente. Man definiert vorkommende Begriffe wie „Gnade“ und „Güte“ und muss während der gesamten Predigt die abstrakte Ebene nicht ein einziges Mal verlassen. Für viele Prediger ist das sehr angenehm, denn sie müssen kein Beispiel finden und auch nicht mit ihrem Leben hinter dem stehen, was sie predigen. Bei Jesus war das anders.

Nach seinen Gottesdiensten konnte man sagen: „Denn ihr habt erfahren, wie gütig der Herr ist.“ (1.Petrus 2,3). Gottes Güte war für jeden der anwesend war individuell erfahrbar. Für den Lahmen hiess es, nachher wieder gehen zu können, der Traurige wurde getröstet, Hoffnungslose aufgerichtet. Gottes Güte richtete sich an den ganzen Menschen und veränderte jeden, der anwesend war.

Gottes Reich in einer Ebene des konkret fassbaren zu predigen bedeutet genau dies: es für den Menschen erfahrbar zu gestalten. Der biblische Verstehensprozess ist nicht im gleichen Moment abgeschlossen wie die kognitiven Prozesse sondern erst, wenn das Gehörte erfahren wird. Ich glaube, dass das nicht zuletzt mit damit zu tun hat dass Gottes Reich über-intellektuell ist – man kann es er-greifen aber nicht be-greifen.

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