Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen, oder geht es mir um Gott? Suche ich etwa Menschen zu gefallen? Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi. (Galater 1,10 nach der Einheitsübersetzung)

Als Paulus den Brief schrieb wusste er schon, dass er nicht jedem gefallen würde. Der Brief ist leidenschaftlich, teilweise wütend und immer ehrlich. Das Thema ist Gesetzlichkeit und richtet sich an Gemeinden, die nach einem guten Start wieder zu toten Traditionen und Formen des Alten Testamentes zurückkehrt waren. So etwas liest keiner gerne.

Es gibt Situationen in denen man als Christ nicht anders kann, als solche Botschaften zu überbringen. Gottes Liebe kann nicht damit leben, wenn Menschen in ihr Verderben laufen oder die Beziehung mit Jesus zur toten Religion wird. Könntest Du höflich schweigen, wenn sich jemand von Gott entfernt? Oder würdest Du das Risiko auf Dich nehmen und was sagen, auch wenn es nicht gut ankommt und vielleicht jemanden verletzt? Wie wäre es erst, wenn Du denjenigen gut kennst und mit ihm befreundet bist?

Man kann Gottes Kind sein, ohne ein Knecht Christi zu sein. Der Unterschied ist, dass ein “Knecht Christi” auf alles andere scheisst und nur Jesus alleine verpflichtet ist. Er wird immer das tun, was der Vater im Himmel will, ohne Rücksicht auf die Meinung der anderen. Man verliert nicht seine Errettung, wenn einem die Meinung der Menschen so wichtig ist, dass man manchmal mehr auf seinen guten Ruf achtet als auf den Auftrag Gottes. Man kann dennoch Christ sein und in den Himmel kommen. Aber ein Knecht Christi ist radikaler und das Wichtigste in seinem Leben ist Jesus.
Wenn wir ehrlich sind, hat jeder von uns hin und wieder einmal ein Problem damit, das zu tun, was Gott gut findet – und jeder kennt das schlechte Gewissen, das man hat, wenn es wieder mal daneben gegangen ist. Aber ein schlechtes Gewissen hilft uns nicht weiter. Das einzige, was uns wirklich weiter hilft, ist Gottes Liebe (noch) mehr zu erkennen. Wenn wir überfliessen mit der Liebe Gottes, dann ist uns alles andere automatisch egal. Letzten Endes geht es immer nur darum, Gott kennen zu lernen. Das verändert alles.
Wenn Du ein Angsthase bist, lass Dich davon nicht fertig machen. Du bist dennoch ein Kind Gottes und der Vater im Himmel liebt Dich. Bete, dass der Heilige Geist Dich stark und mutig macht (Josua 1,9) und dann versuch es einfach wieder, egal wie Du Dich fühlst oder ob Du Angst hast – Gott ist mit Dir!

Zum Weiterlesen: Apostelgeschichte 4,1-22:
Doch Petrus und Johannes antworteten ihnen: Ob es vor Gott recht ist, mehr auf euch zu hören als auf Gott, das entscheidet selbst. Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben
Wenn Gott es bei ihnen so gewirkt hat, kann er das gleiche auch bei Dir tun! (Apostelgeschichte 4,19-20 nach der Einheitsübersetzung)
2.Mose 23,2 Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.

[noch ein Beitrag zu diesem Vers]

6 Ich bin erstaunt, daß ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und daß ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet.
7 Doch es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen.
8 Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel.
9 Was ich gesagt habe, das sage ich noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr angenommen habt, der sei verflucht.
10 Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen, oder geht es mir um Gott? Suche ich etwa Menschen zu gefallen? Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi.
11 Ich erkläre euch, Brüder: Das Evangelium, das ich verkündigt habe, stammt nicht von Menschen;
12 ich habe es ja nicht von einem Menschen übernommen oder gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi empfangen. (Galater 1,6-12 nach der Einheitsübersetzung)

Paulus hatte einen bestimmten Grund, den Gemeinden in Galatien einen Brief zu schreiben. Vermutlich war er schon an ihrer Gründung beteiligt (s.Apostelgeschichte 18,23), oder er stand ihnen zumindest sehr nahe und hatte bei seinen Reisen geholfen, sie auf zu bauen. Jetzt hörte er schlimme Gerüchte aus Galatien: seine Gemeinden lebten nicht mehr so nach dem Evangelium wie er es ihnen beigebracht hatte sondern “wandten sich einem anderen Evangelium zu”. Das tat weh und Paulus musste eingreifen.
Die Galater glaubten nicht auf einmal an einen anderen Gott. Das wäre zu seltsam. Niemand, der Jesus kennen gelernt und mit ihm Erfahrungen gemacht hat, würde sich einem komplett anderen Gott zu wenden. Der Fehler der Galater lag darin, dass sie Stück für Stück wieder zurück glitten und wieder so zu denken begannen wie vor ihrer Bekehrung zu Jesus.
Als sie von Jesus hörten waren sie begeistert: das war eine komplett andere Möglichkeit mit Gott zu leben. Auf einmal waren sie nicht mehr davon abhängig, tausend Gesetze zu halten und konnten eine Beziehung mit Gott haben, die sie sich früher nicht einmal vorstellen konnten. Aber im Laufe der Zeit rutschten sie wieder zurück und dachten wieder mehr wie Juden als wie Christen.
Das hat Paulus ganz schön sauer gemacht. Er konnte keinen entspannten netten Brief schreiben sondern schimpfte richtig mit den Lesern. Der Brief sollte Christen auf einem falschen Weg wachrütteln und zur Vernunft bringen. Brennan Manning schrieb einmal darüber:

In der momentanen Erregung des Augenblicks geschrieben, ist der Brief ein leidenschaftliches Manifest christlicher Freiheit.
Manning, Brennan (2004): Größer als dein Herz. erleben was Gnade heißt. Wuppertal: Brockhaus, S. 126)

Deshalb ist es wichtig, dass Paulus das Evangelium, das er den Galatern gepredigt hatte, nicht von einem Menschen empfangen und sich auch nicht selber ausgedacht hatte, sondern dass es direkt von Gott kam. Der Brief legt da viel Wert drauf und Paulus schreibt viel darüber, wie er von diesem Evangelium erfahren hat.

Vers 10 sticht etwas aus der Erzählung heraus und ist so wichtig, dass ich ihn an anderer Stelle einzeln auslegen möchte.

[de]

Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen. (Jeremia 29,13-14 nach Luther)Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. (Matthäus 7,7-8 nach Luther)

Über das Gott-Suchen wird in manchen christlichen Kreisen nur mit grosser Häme gesprochen: „Hast Du Gott verloren? Das muss aber ein kleiner Gott gewesen sein.“ „Ja, wo ist er denn?“ Meiner Ansicht nach ist das zum einen auf ein Missverständnis zurück zu führen und zum anderen ist es vollkommen unangebracht, sich despektierlich über die Glaubensäusserungen anderer Christen zu äussern. Wie auch immer, die Erkenntnis, alles in Christus zu haben und mit allem gesegnet zu sein, ist bei manchen Geschwistern so gross, dass sie nichts mehr suchen mögen, obwohl sie gleichwohl manchmal etwas vermissen. Man proklamiert stattdessen und lässt das Suchen sein.
Ich bekenne mich zu beidem: ich proklamiere im guten Bewusstsein, alles in Christus zu haben und ich suche Gott und seine Gaben im Bewusstsein, dass ich nicht über alles schon verfüge, was ich habe. Wenn ich Gott suche, heisst das nicht, dass Gott abhanden gekommen wäre. Es bedeutet, dass ich mich an einem Punkt befinde an dem ich ihn nicht erlebe. Beim Suchen verändert sich der Standpunkt des Suchenden, er geht einen Weg auf etwas zu.
Das Gute ist, dass wir wissen, wo Gott ist. Wir wissen, was er mag und entsprechend segnet. Wir wissen auch, wie wir ihm begegnen können. Wir suchen Gott indem wir auf etwas zugehen, was wir kennen. Wir wissen z.B., dass er uns finanziell segnen möchte und machen uns auf den Weg: Bibel lesen, beten, fasten, meditieren, ausprobieren, säen, usw. Das bedeutet es, ihn zu suchen.
Derzeit gibt es einiges in meinem Leben, das noch nicht ganz mit Gottes Willen übereinstimmt und ich suche Gott darüber. Ich will wissen, wie ich mich so verändern kann, dass der Himmel in meinem Leben auch an diesen Punkten sichtbar wird.

Gerade die alttestamentliche Stelle hilft mir gerade sehr: Gott wird sich finden lassen, wenn wir ihn suchen und er wird alles verändern. Halleluja.

[/de]
[en]

Ask and it will be given to you; seek and you will ?nd; knock and the door will be opened to you.
For everyone who asks receives; he who seeks ? nds; and to him who knocks, the door will be opened. (Matthew 7:7-8)

It used to be fairly normal that you should “search for God”. Then there was a new theological wave and the common opinion was that we have already found God and that the only thing you needed to understand was that you already had everything in Christ. Prayer in that respect was then reduced to proclamation and people claimed that they were healed or that they would become rich or whatever. In some Christian groups, people would talk about those who were still searching for God in an ironic or even sarcastic way: “Did you lose God? He must have been a small God. Well, where is he then?”
Of course it is de?nitely not right to talk in that way about other Christians and how they live their faith.
However, the realisation that you have everything in Christ and that you are blessed is for some brothers and sisters so strong that it prevents them from searching for anything – even if that means that they will sometimes miss out on something. They just proclaim and do not search at all.
I claim to be both: I proclaim to have everything in Christ and I also search for God and his gifts knowing that I have everything already. To search for God does not mean that you have lost him in the ?rst place. It means that you can experience more with him than you currently do. Whoever is searching for God does move towards him. We know where God is. We know what he likes and what he will bless. We also know that we can meet him. We search for God by heading towards something that we know. We know what he wants from us.
You can search for God in many different ways: by reading the bible, by praying, fasting, meditating, trying new things, etc. There are many possibilities.
There were always things in my life that were not quite in line with what God wants and this is exactly the reason why I am searching for God. I want to know how I can change so that heaven is visible in every aspect of my life.

You will seek me and ?nd me when you seek me with all your heart. I will be found by you, declares the Lord, and will bring you back from captivity. I will gather you from all the nations and places where I have banished you, declares the Lord, and will bring you back to the place from which I carried you into exile. (Jeremiah 29:13-14)

It is exactly these verses that help a lot here: God will let us ?nd Him when we go searching for Him and he will change everything. I spend time with God every day to be in his presence but also so I can ?nd answers to how I should lead my life. The amazing thing is that my longing for Jesus does not lessen; it has actually been increasing over the years. The more we have of Jesus the more we long for more of Him. I can’t imagine a day where I don’t look for Him or long to meet Him. If you love somebody you can’t help wanting to be in their company.
There are of course things in my life that I proclaim, for proclaiming means nothing more than agreeing with what God’s word says about us. If I know that
God loves me but cannot feel, it I will proclaim it. If I know that God will bless me but do not feel it, I will proclaim that too. But if this relationship was only based upon what we have in Jesus and what we are in Him, then it would be really poor. I do not want to live with God on grounds of spiritual principles but in order to have an intensive relationship with Him in His presence. Neither is it enough to receive of Him and to be happy and glad about the promises he gives to us.
I want to love him for what He is. In order to do that, you have to spend time in His presence and search for His plan.

translated by the sick messenger

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Paulus, zum Apostel berufen, nicht von Menschen oder durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und durch Gott, den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat,
und alle Brüder, die bei mir sind, an die Gemeinden in Galatien:
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus,
der sich für unsere Sünden hingegeben hat, um uns aus der gegenwärtigen bösen Welt zu befreien, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters.
Ihm sei Ehre in alle Ewigkeit. Amen. (Galater 1,1-5 nach der Einheitsübersetzung)

Der Galaterbrief wurde vom Apostel Paulus geschrieben. Das Wort Apostel ist kein Titel, sondern ein Amt, sozusagen ein Beruf. Apostel kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie “Gesandter”. Als Apostel war Paulus also ein Gesandter Gottes. Gott hatte ihn damit beauftragt, den Heiden, also den Nichtjuden, das Evangelium zu predigen (Römer 1,5 / Galater 2,7). Als Apostel hatte Paulus einige Gemeinden zu coachen und zu übersehen, das gehörte zu seinem Job. Einige dieser Gemeinden lagen in der Region Galatien, an sie richtete sich dieser Brief.
Man muss es sich so vorstellen, dass die Briefe von Paulus und den anderen Aposteln in den Gottesdiensten vorgelesen und dann an die nächste Gemeinde weitergereicht wurden. Der Galaterbrief richtete sich also nicht an eine Gemeinde (wie der Römerbrief) und auch nicht an eine Person (wie die Briefe an Timotheus) sondern an mehrere Gemeinden, die sich untereinander kannten und in derselben Gegend waren.
Paulus schrieb den Brief ungefähr im Jahre 53 n.Chr. Leider schrieb man zu dieser Zeit kein Datun auf die Briefe, so dass niemand ganz genau sagen kann, wann die Briefe im Neuen Testament geschrieben wurden.

Wie würde man wohl einen Brief an eine Gemeinde anfangen? Bestimmt mit einer Anrede! Genau das hat Paulus auch getan und er hat die Christen in Galatien als Menschen angeredet, die durch Gottes Gnade gerettet wurden. Das zieht sich dann auch durch den ganzen Brief durch: Gott rettet Menschen vor der Hölle und gibt ein neues Leben, eine zweite Chance. Das hat nichts damit zu tun, dass sie es verdient hätten, es ist einfach Gottes Gnade – Gott liebt Menschen und er will ihnen Gutes tun.
Wenn Jesus nicht für die Sünden gestorben wäre, dann könnte niemand mit Gott ins Reine kommen. Das ist ein echter Grund zum Feiern!

28. April 2008 in musik 7

save me from myself

Vor kurzem hatte ich in einem Post ein Interview mit Brian „Head“ Welch, Ex-Gitarrero  von Korn verlinkt. Gleich darauf habe ich sein Buch „save me from myself“ gekauft und gelesen und muss sagen, dass es mir sehr gefallen hat. Witzig geschrieben, ehrlich und absolut jesusmäßig.
Schön zu sehen, dass Jesus Rockstars erreicht und die dann auch richtig Christen werden, von Drogen und Allüren befreit werden, in Sprachen beten, prophetische Songs für andere Stars schreiben und alles was dazu gehört. Sehr erbaulich.

Das Buch gibt es natürlich bei amazon (wo auch die Coverabbildung  her ist) und ich empfehle es Euch, wenn Ihr an Gottes Wirken in der Szene interessiert seid.

Ach ja, hier noch die aktuelle myspace-Seite: http://www.myspace.com/brianheadwelch 

Die Reihe über Markus ist fertig. Das Evangelium ist komplett durch gepostet. Im Urlaub habe ich den Galaterbrief bearbeitet. Heute geht es damit los und die nächsten paar Monate gibt es jetzt den Galaterbrief.

Paulus schrieb den Galaterbrief etwa 53 n.Chr. Exakte Datierungen sind meist etwas schwierig, deswegen ist auch dieses Datum mit Vorsicht zu geniessen. Der Brief richtete sich nicht an eine einzelne Gemeinde sondern an die Gemeinden in Galatien, einer Region in Kleinasien. Er wurde in den Gemeinden herumgereicht und im Gottesdienst vorgelesen.
Anders als bei anderen Briefen kommt Paulus im Galaterbrief nicht von Hölzchen auf Stöckchen sondern bleibt im Wesentlichen seinem Thema treu: dem Leben aus Gnade, Glauben und Geist. Um diesen Brief ganz verstehen zu können, möchte ich ein paar Hintergrundinformationen zu wichtigen Diskussionen liefern, die es in den damaligen Gemeinden gab. Es geht um Gefährdungen der Apostolischen Lehre im Inneren durch das mosaische Erbe. diese Diskussion prägt die Apostelgeschichte und den Galaterbrief.

Die Lehre der Apostel
Über die erste Gemeinde wird gesagt, dass sie in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet verharrten (Apostelgeschichte 2,42). Diese lehrmäßige Ausrichtung ist wichtig und taucht noch einige Male im NT auf. Sie ist der Grund, auf dem die Gemeinde steht (z.B. Hebräer 6,1-2).

Die Lehre der Apostel ist die Weiterführung und gemeindliche Umsetzung dessen, was Jesus in Wort und Tat gelehrt hat. Deshalb mussten die Apostel vom Anfang der Johannestaufe bis zum Ende der Himmelfahrt dabei gewesen sein (Apostelgeschichte 1,21-22). Paulus wurde als Ausnahme von den anderen Aposteln akzeptiert, weil Jesus ihm in einer Vision begegnet war (Apostelgeschichte 9) und Gott sich zu seiner apostolischen Sendung gestellt und ihn bestätigt hatte. Trotzdem scheint er manchmal einen harten Stand gehabt zu haben, sein Apostelamt zu verteidigen.
Die Gemeinde steht somit auf der Lehre Jesu, die durch die Evangelien und die zwölf Apostel überliefert und eingesetzt wurde.

Diese apostolische Lehre steht nun natürlich ein gutes Stück im Gegensatz zum jüdischen Glauben, aus dem die ersten Gläubigen kamen, und so handelt ein nicht geringer Teil des NT von der Auseinandersetzung zwischen der christlichen Lehre der Apostel und den jüdischen Auffassungen, die die Gemeindeglieder mit sich brachten.
Wer kann Christ werden? – Die große Diskussion der Apostelgeschichte
Legt man eine ganz grobe Einteilung zugrunde, kann man die Apostelgeschichte in zwei Teile gliedern:
I. Petrus und das Evangelium für die Juden in Jerusalem, Judäa und Samaria (1,1-12,34)
II. Paulus und das Evangelium für die Heiden (12,25-28,31)

Die Jerusalemer Urgemeinde war eine jüdisch-christliche Gemeinde, in der es sicherlich noch ziemlich alttestamentlich zuging und das Gesetz nach wie vor eingehalten wurde. In der ersten Zeit gab es eine hitzige Diskussion darüber, ob Nicht-Juden überhaupt den Weg Christi gehen könnten oder ob dieser nicht vielmehr allein den Juden vorbehalten wäre und die Heiden deshalb erst einmal zum Judentum übertreten müssten (Proselyten), um dann auch Christen werden zu können.

Der Kämmerer der Kandake, der sich in Apostelgeschichte 8,26ff bekehrt, war sehr wahrscheinlich ein „Gottesfürchtiger“. Bis zum zehnten Kapitel ist die Apostelgeschichte also eine rein jüdisch-christliche Geschichte, erst dann taucht die Frage nach dem Heil der Heiden auf.
Apostelgeschichte 10-12 stellt dann eine Art Übergangsphase dar, in der Gott Petrus zeigt, dass auch die Heiden das Heil bekommen können. Diese Erkenntnis ist zunächst nicht unumstritten, obwohl der Herr sie durch einige übernatürliche Zeichen bestätigt. Im Zuge des Ganzen entsteht in Antiochia die erste heidenchristliche Gemeinde. Die Gründung dieser Gemeinde müsste ca. um das Jahr 43 liegen. Also hat die Erkenntnis, dass der Weg Christi keine rein jüdische Sache ist, etwa 10-15 Jahre gedauert, um in der ersten heidenchristlichen Gemeinde ihren Niederschlag zu finden.
Aber auch danach, als schon der Dienst des Paulus, der sich selbst als den „Apostel und Lehrer der Heiden“ sah (1.Tim 2,7 / 2.Tim 1,11) bereits in voller Blüte stand, war die „Heidenfrage“ noch immer aktuell.

Erst in Apostelgeschichte 15 bemüht man sich, die Frage zumindest offiziell zu beantworten. Nachdem in Judäa einige die Beschneidung gelehrt hatten, werden Paulus und Barnabas nach Jerusalem gesandt, um die Frage dort mit der Gemeinde zu klären. Auch in Jerusalem gab es noch ehemalige Pharisäer, die gläubig geworden waren und sagten: Man muss sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten! (Apostelgeschichte 15,5).
Nach einigen Gesprächen ist die Sache geklärt, und Paulus und Barnabas werden zusammen mit Judas und Silas gesandt, um den heidenchristlichen Gemeinden einen Brief mit dem endgültigen Urteil der Jerusalemer Gemeindeältesten und der Apostel zu übergeben. Dieser Brief ist so fundamental wichtig für den weiteren Verlauf des NT und der Christianisierung der Welt, dass ich ihn hier mal komplett zitiere:

«Die Apostel und die Ältesten und Brüder entbieten den Brüdern zu Antiochia und in Syrien und Cilicien, die aus den Heiden sind, ihren Gruß! Da wir gehört haben, dass etliche, die von uns ausgegangen sind, euch durch Reden verwirrt und eure Seelen unsicher gemacht haben, ohne dass wir sie dazu beauftragt hätten, so hat es uns, die wir einmütig versammelt waren, gefallen, Männer zu erwählen und zu euch zu senden mit unsren geliebten Barnabas und Paulus, Männern, die ihre Seelen hingegeben haben für den Namen unsres Herrn Jesus Christus. Wir haben also Judas und Silas gesandt, welche euch mündlich dasselbe verkündigen sollen. Es hat nämlich dem heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last aufzulegen, außer diesen notwendigen Stücken: dass ihr euch enthaltet von Götzenopfern und von Blut und vom Erstickten und von Unzucht; wenn ihr euch davor in acht nehmet, so tut ihr recht. Lebet wohl!» (Apostelgeschichte 15,23-29)

Somit war diese Sache schon einmal geklärt.

Die Judenchristen und das Gesetz
Ca. 10 Jahre nach der Gemeindegründung in Antiochia herrschen immer noch unterschiedliche Meinungen über die Stellung des jüdischen Gesetztes in den Gemeinden. In Galatien (eigentlich eine eher heidenchristliche Gemeinde!) ist es so schlimm, dass von Irrlehrern wieder die Beschneidung und die Beachtung des Gesetz des Mose gefordert wird.

Das Alte Testament ist der alte Bund Gottes mit den Menschen. Die ca. 600 Gesetze des AT waren die Bündnisauflagen Gottes an Israel; da wir als Christen mit Gott in einen neuen Bund eingetreten sind, können wir davon ausgehen, dass die Gesetzte des AT für uns generell nicht gelten, es sein denn, sie werden im NT wiederholt.

Die hermeneutische Seite:
Der Kampf gegen den jüdischen Hintergrund der Gemeinden und vieler Lehrer und für die Errettung ganz aus Gnade macht einen sehr beträchtlichen Teil der Briefe des NT aus. Zur Stellung des Gesetzes auf der hermeneutischen (bibelauslegenden) Seite steht einiges bei Fee/Stuart geschrieben. Es empfiehlt sich ohnehin, das Buch mal zu lesen: Fee, Gordon D.; Stuart, Douglas (1982): effektives Bibelstudium. Asslar: ICI.

Im Gemeindebau werden wir immer wieder mit dem Gesetz des AT konfrontiert, denn Gesetzlichkeit und Traditionalismus sind nicht totzukriegen.
Auch heute noch wird die Lehre der Apostel mit obskurer Gesetzlichkeit verwässert. Ob es sich dabei um überspannte Israeltheologie handelt oder darum, dass Erweckung an der mangelnden Erfüllung des Sabbatgebotes scheitert, ist egal, wir stehen in unseren Gemeinden in einem ähnlichen Kampf mit den jüdischen Wurzeln des Christentums wie damals die Apostel.

Die praktische Seite:
Gesetzlichkeit kommt nicht nur aus dem Gesetz des AT. Das war nur die Gesetzlichkeit, die ursprünglich die ersten Gläubigen mitgebracht haben. Heute kommen wir in der Regel aus einem anderen biographischen Hintergrund, aber auch da kann sich Gesetzlichkeit einschleichen. Im Grunde hat Gesetzlichkeit ohnehin nichts mit einem Gesetz zu tun, es ist ein Haltung. Das Gesetz ist nur die Bühne auf der diese Haltung spielt.
Das Heil ist nach wie vor von unserer Beziehung zu Christus abhängig. Sind wir seine Freunde oder seine Feinde? Nicht von gesellschaftlichen und kulturellen Formen. Dinge, die wir selber mit unserem Glauben nicht vereinbaren können, mögen für andere Gläubige in Ordnung sein. Hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, um die Gläubigen nicht unter ein weiteres Joch des Gesetzes zu bringen.

[systematisch durch die Bibel]

Dann sagte er zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!
Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.
Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden;
wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.
Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.
Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.] (Markus 16,15-20 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 28,16-20

Das letzte, was Jesus seinen Jüngern mitgegeben hat ist der so genannte Missionsbefehl. Meistens wird er nach Matthäus zitiert, aber es gibt nur den einen, wenn auch in verschiedenen Fassungen. Bei Matthäus geht es mehr darum, was wir tun sollen, nämlich Gotte Reich überall ausbreiten, mit Menschen über Jesus reden, ihnen die Dinge beibringen, die er im Neuen Testament gesagt und getan hat und sie taufen. Markus redet mehr darüber, wie wir das machen sollen, nämlich in Gottes Kraft und immer mit übernatürlichen Zeichen und Wundern.

Die Jünger sollten in der gleichen Kraft unterwegs sein wie Jesus selbst. Jesus brauchte das Übernatürliche um überzeugend von Gott reden zu können und die Jünger würden es ebenso brauchen. Jesus sprach an dieser Stelle von Zeichen, Wunder sind Hinweise darauf, dass jemand mit Gott am Start ist. Es braucht eben mehr um den Missionsbefehl auszuführen als nur gute Worte, man braucht Kraft.
Die Jünger hatten dieses Prinzip gut verstanden, schliesslich waren sie drei Jahre mit Jesus unterwegs und hatten gesehen, wie er die Dinge anging. Mich ermutigt es enorm zu lesen, dass Gott bei ihnen war und ihre Predigten durch Wunder bestätigte – wenn er es damals gemacht hat, dann wird es auch heute tun.
Gott hat sich nicht geändert. Wenn die Gemeinden heute in Deutschland um so vieles kraftloser sind als damals in der ersten Zeit des Christentums liegt es nicht an ihm sondern an uns. Jeder der Christ ist sollte den Missionsbefehl ausführen und dafür beten, dass in seinem Dienst übernatürliche Dinge geschehen, es ist unser Ausweis dafür, dass Gott wirklich mit uns ist!

[mal eine skurile Anmerkung: ich schreibe diesen Eintrag am 18.12.07 – so lange habe ich noch nie vorgeschrieben. Aber es gab eine deadline ein zu halten, denn diese Posts sind die Rohfassung eines Kommentars den ich für den Aussatverlag schreibe. Irgendwie ist die Vorstellung komisch, dass dieser Blog die nächsten Monate weiter alle zwei Tage einen Post veröffentlichen wird ohne mich dafür zu brauchen…]

Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.
Als Jesus am frühen Morgen des ersten Wochentages auferstanden war, erschien er zuerst Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte.
Sie ging und berichtete es denen, die mit ihm zusammengewesen waren und die nun klagten und weinten.
Als sie hörten, er lebe und sei von ihr gesehen worden, glaubten sie es nicht.
Darauf erschien er in einer anderen Gestalt zweien von ihnen, als sie unterwegs waren und aufs Land gehen wollten.
Auch sie gingen und berichteten es den anderen, und auch ihnen glaubte man nicht.
Später erschien Jesus auch den Elf, als sie bei Tisch waren; er tadelte ihren Unglauben und ihre Verstocktheit, weil sie denen nicht glaubten, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten. (Markus 16,8-14 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 28,7-10 | Lukas 24,10-11 | Johannes 20,14-18

Der erste Wochentag an dem Jesus auferstanden ist war nach jüdischer Zählung der Sonntag. Der wichtigste Tag war der Sabbat, der auf den Samstag fiel. Weil Jesus an einem Sonntag auferstanden ist feierten die ersten Christen nicht mehr den Samstag sondern den Sonntag.
Ich kann es gut verstehen, dass es den Jüngern schwerfiel zu glauben, dass Jesus auferstanden war. Sie hatten es nicht begriffen, als er es ihnen vorher sagte und nun fanden sie sich gerade langsam damit ab, dass all ihre Hoffnungen am Kreuz verblutet waren, da kam diese unwahrscheinliche Nachricht. Umso seltsamer ist es auf den ersten Blick, dass Jesus mit ihnen schimpfte, als sie den Berichten über die Auferstehung nicht glaubten. Sie hätten es einfach wissen müssen, so oft wie er mit ihnen darüber geredet hatte. Wenn sie es schon nicht wussten, dann hätten sie wenigstens den Berichten ihrer Freunde Glauben schenken sollen.
Es ist ganz menschlich, dass wir Erlebnissen misstrauen, die andere hatten, wir aber nicht. Es fällt den meisten schwer, jemand anderem eine spirituelle Erfahrung ab zu nehmen. Aber genau diese Haltung kritisierte Jesus bei seinen Leuten. Sie sollten mehr Vertrauen ineinander investieren und auf gute geistliche Nachrichten nicht mit Skeptizismus sondern mit Glauben reagieren. Es ist auch heute noch eine gute Haltung seinem Geschwistern im Glauben erst einmal zu vertrauen und ihre Erfahrungen zu glauben, auch wenn man sie selber noch nicht gemacht hat. Vertrauen ist eine göttliche Sache.

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