Sonntag mittag nach dem Gottesdienst stand ich noch mit einem Freund und seiner Frau am Flyerbrett und wir haben geredet. Er meinte, dass seine Eltern, die aus einer etwas traditionelleren Glaubensrichtung kommen als wir, unsere Gottesdienste wohl nicht „ehrwürdig“ genug finden würden. Mann, das hat mich ratlos gemacht.
Das Wort verfolgt mich irgendwie – Jesus Freaks Gottesdienste sind nicht ehrwürdig, die VOLXBIBEL ist es nicht, ich selber auch nicht (angeblich). Dabei stelle ich fest, dass ich mit dem Begriff „ehrwürdig“ NICHTS, null, gar nix verbinde. Ich kenne ehrlich, auch ehrbar (steht im Timotheusbrief und bedeutet das Gegenteil von liederlich), aber was zum ******* ist „ehrwürdig“? Vielleicht fehlt mir da eine Art Organ oder so was, aber ich kann mir tatsächlich nichts darunter vorstellen.
Luhmannsche Erkenntnistheorie geht immer von einer Unterscheidung aus: „Mache eine Unterscheidung“, ist eines seiner Grundcredos. Hier weiss ich nicht mal, was ich unterscheiden soll. Was ist denn das Gegenteil von ehrwürdig? Jetzt kommentiere bitte keiner „unehrwürdig“! Aber im Ernst: lese ich eine Bibel denke ich: „verständlich“, „einfach“, „genau“ – oder eben nicht. Besuche ich einen Gottesdienst urteile ich „interessant“, „gute Anbetung“, „langweilig“, „steif“, „authentisch“ – oder das gerade Gegenteil. Aber noch nie, niemals ist mir die Kategorie „ehrwürdig“ zu Bewusstsein gekommen.

Keine Ahnung, was das ist, dessen Abwesenheit uns Jesus Freaks so oft vorgeworfen wird. Als jemand, der als Quereinsteiger in den Glauben nicht Nutzniesser oder Opfer einer umfassenden christlichen Sozialisation geworden ist, kann ich da einfach nicht mitempfinden…

Nein, was der Mensch tut, das vergilt er ihm, nach eines jeden Verhalten läßt er es ihn treffen. Nein, wahrhaftig, nie tut Gott unrecht, und der Allmächtige beugt nicht das Recht. (Hiob 34,11-12)

Wenn es Stellen in der Bibel gibt, die einem gläubigen Menschen Angst machen können, dann doch sicherlich solche. Wenn es stimmt, dass Gott dem Menschen vergilt, was er tut, dann „Gut´Nacht“. Wer kann dann noch dem Gericht gelassen entgegensehen? Sündlos ist ja wahrscheinlich keiner, nicht einmal jemand, der diesen Blog liest – auch keiner, der ihn schreibt…. Alle haben Leichen im Keller und jeder hätte das Gericht Gottes zu fürchten, wenn der Herr nur nach unseren Taten richten würde.

Die gute Nachricht: es ist nicht falsch (sonst würde es ja nicht in der Bibel stehen), es stimmt aber auch nicht. Gott richtet uns nicht nach unseren Taten sondern nach dem Bund in dem wir zu ihm stehen. Insofern ist die Aussage für den Alten Bund, in dem unsere Freunde Hiob, Elihu und die anderen standen, goldrichtig. Sie wurden nach dem gerichtet, was sie taten. Wir stehen aber in einem neuen, besseren Bund und Gott richtet uns nach dem was wir sind: geheiligte, gerechtfertigte, geliebte Kinder Gottes. Das bedeutet nicht, dass es egal ist, was wir machen. Sünde kann uns einiges kaputt machen und schlussendlich unser herz Gott gegenüber so verhärten, dass wir wieder aus der Beziehung zu ihm herausfallen – aber für Gottes Gericht bedeutet es, dass wir mit Jesus auf der richtigen Seite sind. Halleluja!

Diese alttestamentliche Theologie schleicht sich immer wieder ein, wenn z.B. einer sagt: „wenn Gott Amerika nicht zerstört muss er sich bei Sodom und Gomorrha entschuldigen!“ Mag sein, dass der Kern der Aussage („Amerika ist sündiger als Sodom und Gomorrha) stimmt. Aber das Gesamtergebnis ist dennoch falsch. Wenn Gott Amerika zerstört müsste er sich bei Jesus entschuldigen, denn „zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm“ (Jes 53,5). Gottes Gericht hat schon stattgefunden, vor 2000 Jahren in Jesus Christus. Der jüngste Tag wird nur noch Entscheidungen, die hier auf der Welt gefallen sind, ewige Gültogkeit attestieren. Unsere Aufgabe ist es, das Opfer Jesu anzunehmen und so durch das Gericht hindurch zu gehen. Andere Wege gibt es nicht, gute Taten sind ausgeschlossen.

Ich weiss, dass das für viele Christen herausfordernde Gedanken sind. Aber das macht ja nichts. Nichts bringt uns weiter als wenn die Wahrheit unser Denken aufwühlt. Schönen Tag noch!

Vielleicht ist es ja gar nicht so, wie wir uns immer gerne glauben machen wollen, dass man Veränderungen bewirken kann. Wobei ich unbedingt glaube, dass man sich selber verändern kann, aber bei anderen und gerade ganzen Gesellschaften bin ich schon etwas skeptisch. Wenn ich in der Geschichtsliteratur herumlese, habe ich immer wieder den Eindruck, dass es Zeiten gibt, die für eine Idee einfach reif sind. Es kommt mir so vor, als gelegentlich eine Veränderung in der Luft läge und einfach nur darauf wartet, sich in Gedanken oder Taten zu manifestieren.
Ich weiss, dass das seltsam klingt, so als anthropomorphisierte ich die Veränderung und gäbe ihr Züge eines denkenden und handelnden Wesens. Das tue ich an und für sich nicht. Aber dennoch glaube ich an reife Zeiten. Es gibt für solche Zeiten ein griechisches Wort: kairos. Im NT werden zwei Worte für Zeit verwendet, chronos, was einfach Zeit bedeutet, die Zeit, die mit jedem ticken des Sekundenzeigers verstreicht. Und kairos, was machmal als die „gelegene Zeit“ übersetzt wird. Göttliche Zeitpunkte, in denen es dran ist, irgendwas zu zun.
Vielleicht ist die Veränderung von Gesellschaften ähnlichen Gegebenheiten unterworfen. Vielleicht gibt es einfach kairoi, an denen etwas dran ist. Je nachdem, welche Person das wahrnimmt, äussert sich die Veränderung in Gedanken oder Taten.
Es ist ja eigentlich so, dass die meisten grossen Gedanken schon gedacht wurden, bevor sie auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Auch die meisten Taten, die zu anderen Zeiten viel bewirkten, wurden schon getan, ohne viel bewirkt zu haben. Es wurden Gefängnisse vor der Bastille gestürmt und von Freiheit wurde auch gesprochen, aber interesiert hats keinen – bis zur französischen Revolution; dann fiel beides auf einmal auf fruchtbaren Boden, weil die Zeit reif war.
So ist es mit allen Umwälzungen, es gibt immer einen, der vorher dasselbe gedacht hat wie die Luthers, Marxens und wie die Weltbeweger alle hiessen. Aber nur bei einigen hat es eingeschlagen. Zu einer anderen Zeit hätten sie nie Erfolg gehabt. Oder kannst Du Dir vorstellen, dass Hitler heute einer wählen würde? Den Schreihals? Oder dass jemand sich umbringt weil er Goethes „Werter“ liest? Jede grosse Idee, egal ob zum Guten oder zum Bösen, ist zu einem grossen Teil Produkt ihrer Zeit. Ebenso sind die meisten Handlungen recht bedeutungslos, ausser die Zeit gibt ihnen Bedeutung.

Natürlich schliesst sich auch hier eine Diskussion an: war es nicht vielleicht doch die Idee oder die Tat, die Zeit geändert hat und nicht die Zeit, die Idee und Tat ermöglichte? Sicher kann man sich das vorstellen, aber man muss schon eine romantische Ader haben um es wirklich zu glauben. Ich halte es für viel wahrscheinlicher, dass Taten und Gedanken Ergebniss einer gelegenen Zeit sind, als dass sie deren Auslöser sind!

Da geht gerade eine interessante Diskussion durch die Blogs, ob bei Veränderung zuerst das Denken oder erst das Handeln kommt. Ein kleine Historie zum Nachlesen für den Interessierten:
Eröffnet hat [depone] die Diskussion, aufbauend auf ein Seminar von Alan Hirsch. Der Artikel ist hier nachzulesen: Davon inspiriert gab es von HaSo einige Posts dazu: 1|2|3|4|5. Dazwischen gab es immer wieder [depone]-posts, z.B. diesen. Auch Josha beschäftigt sich unter dem Stichwort „Paradigmenwechsel“ mit dem Thema. Leider kann man seinen Blog nicht durchsuchen, deshalb habe ich hier keine Links anzubieten. Normalerweise bin ich ja mit HaSo immer weitgehend eins, diesmal nicht, wie meine Kommentare zeigen. Für mich kommt eindeutig das Denken vor dem Handeln, HaSo und [depone] sehen das anders. Eine inspirierende Diskussion.

Heute möchte ich der Diskussion nur einige Vorschläge machen, dafür lasse ich sogar den für heute anstehenden Hiob-Post ausfallen. Morgen möchte ich eine alternative Sicht von Veränderungen und Paradigmenwechsel vorstellen, die ich in der Diskussion noch nicht wahrgenommen habe.
Meiner Ansicht nach sind folgende Fragen zu klären, damit man nicht aneinander vorbei redet:

1) Um wessen Veränderung geht es?
Reden wir über gesellschaftliche Veränderungen wird die Tat vor dem Gedanken kommen, denn dann muss ein Stein ins Rollen gebracht werden. In kleinen Gruppen kann man den Stein durch einen Gedankenanstoss lostreten, im grossen Gruppen (und gerade der Gesamtgesellschaft) geht das nicht.
Hier knüpft die alte Frage an:sind solche Veränderungen plan- und durchführbar?

2) Geht um übernatürliche oder um natürliche Veränderung?
Beide Bereich tauchen in der Diskussion auf, sind aber meiner Ansicht nach nicht miteinander zu verwechseln. Für den übernatürlichen Bereich gilt deutlich Römer 10,17: Glaube kann nicht ohne das Wort entstehen. Da muss das Denken zwingend vor dem (erfolgreichen) Handeln geändert werden. Bei natürlichen Veränderungen (rauchen aufhören, anderen Job suchen, etc.) kommt dem Tun eine wichtigere Rolle zu als dem Denken.

Spiritualität ist die Kontaktaufnahme mit Christus in uns.

Vielfach wird Spiritualität in einem sehr seltsamen Lichte gesehen. Es geht dann um rein seelisches Empfinden. Wenn Christen sagen, dass sie Probleme mit ihrer Spiritualität haben, dann weist das auf diese falsche Sichtweise hin. Sie machen die Erfahrung, dass es menschlich schwer ist, sich in ein religiöses Gefühl zu versetzen. Aber das ist auch gar nicht gewollt! Bei alles Spiritualität, egal ob durch Meditation, Anbetung, Gebet, etc. geht es um den Geist, nicht um die Seele. Natürlich ist die Seele beteiligt, in ihr drückt der Geist sich aus. Der Fehler ist aber, dass wie Spiritualität so verstehen – und dann auch trainieren, dass wir der Seele dienen nicht dem Geist.

Die daran anschliessende Frage will ich aber nicht beantworten. Es ist segensreicher und geistlich effektiver, wenn jeder seinen eigenen Weg findet.

Es nützt dem Menschen nichts, daß er in Freundschaft lebt mit Gott. (Hiob 34,9)
Manche Sachen wiederhole ich immer wieder. Einfach weil sie wichtig sind. Eine ist, dass es beim Bibellesen wichtig ist, den Zusammenhang zu beachten, in dem ein Vers steht, aber nicht nur den unmittelbaren sondern auch die Theologie des jeweiligen Buches und zuletzt die gesamte Bibel. Psalm 119,160 bringt das auf einen knappen Punkt: „Die Summe Deines Wortes ist Wahrheit“. Wenn man dieses Prinzip nicht beachtet, kann man jede Meinung in der Bibel widerfinden und alles in Gottes Wort hineinlesen, was man will. So kommt es dann, dass auch der Teufel die Bibel zitiert, wie Shakespeare in Anlehnung an die Versuchung Christi sagte.
Beachtet man dieses Prinzip nicht, kann man behaupten, dass die Bibel von der Freundschaft mit Gott abrät. Liest man wenigstens den unmittelbaren Zusammenhang so sieht man, dass der Vers mit den Worten „Er sagte ja:“ beginnt. Elihu zitiert hier eine Aussage, die er selber völlig unsinnig findet. Der Vers meint also das Gegenteil. Wenn man den noch grösseren Zusammenhang der ganzen Bibel zu Rate zieht, wird es glasklar, dass Freundschaft mit Gott sehr wohl etwas für den Menschen absolut positives ist.

Bei diesem Vers ist es ganz klar, dass der Zusammenhang wichtig ist, weil die Aussage für sich genommen jedem, der sich mit der Bibel beschäftigt, falsch vorkommen muss. Bei anderen erscheint es nicht so deutlich. Viele Stellen, die uns wie kleine Steinchen in den theologischen Schuhen quälen sind nur deshalb so schwer zu verstehen, weil wir sie nicht im Gesamtzusammenhang der Schrift verstehen. Bei diesen Stellen hört der Humor natürlich auf, denn es geht dem Glauben ernst an den Kragen. Umso wichtiger gründlich zu arbeiten!

Früher war Anthropologie (die Lehre vom Menschen) für mich ein hauptsächlich biologisches und philosophisches Thema. Dabei verschmelzen beide Bereiche immer wieder, gerade wenn es um die wirklich wichtigen Fragen geht: „was ist es, was den Menschen zum Menschen macht?“, „Ist Humangenetik ethisch vertretbar oder nicht?“. Gelegentlich tauchen auch historische Themen auf, wenn man beispielsweise Gehlen liest oder etwas über die Eugenik des Dritten Reiches.
Zu den biologischen Fragen kann ich Euch einen längeren Besuch im Hygienemuseum in Dresden empfehlen, vor nicht langem war ich erstmalig da und ich bin echt begeistert.
In letzter Zeit betrifft und beschäftigt mich das Thema mehr und mehr aus theologischer Sicht. Biblisch betrachtet ist ja gerade die Frage nach der Einheit des Menschen angesichts der dicho- oder trichotomischen Menschenmodelle der Bibel interessant. Durch eine teilweise Überbetonung oder sogar richtiggehendes Falschverstehen macher glaubensbewegter Geschwister hat das Thema in den letzten Monaten erneut Brisanz bekommen.
Irgendwann werde ich darüber posten, aber für heute reicht es, dass ich scheinbar zwei völlig gegensätzliche anthropologische Grundmodelle vertrete und lebe. Bei genauer Betrachtung geht das nicht nur mir so sondern den meisten Christen.
Wir gehen davon aus, dass der Mensch von sich aus böse ist. Paulus bringt es im Römerbrief auf einen guten Punkt: ich weiss dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ (Römer 7,18). Das ist ein Grundgedanke, den er im Römerbrief von verschiedenen Seiten immer wieder neu beleuchtet. Später wurde diese These, nicht zuletzt durch Augustinus, immer mehr erläutert, durch eine durchdachte „Erbsündenlehre“ untermauert und schliesslich unumstössliches Dogma der meisten Christen. ich sehe das genauso: der Mensch ist von Grund auf schlecht, anders kann ich mir diese Welt nicht erklären!
In der Praxis gehen wir aber ganz anders an den Menschen heran. Da suchen wir meist das Gute in ihm. Wir vertrauen darauf, dass er zu guten Entscheidungen fähig ist und sehen in jedem Täter noch das Opfer. Wie oft habe ich schon von Gott Eindrücke bekommen, die mir gezeigt haben <em>warum</em> ein Mensch sich so oder anders verhält? Wie oft habe ich mir dann gesagt: „Gerechtigkeit sieht die Tat; Liebe sieht die Hintergründe?“
Wie es scheint gehen unsere theologische Theorie und die praktische Theorie auseinander. Wir sehen den Menschen mit Augustinus und behandeln ihn nach Rousseau. Trotzdem erzielen wir mit diesem Vorgehen, theoretisch und praktisch, gute Resultate.
Die Frage, die ich mir stelle ist ob es möglich ist, eien Theorie aus einem Guss zu haben, in der wir den Menschen in der als grundschlecht sehen und in der Praxis auch so behandeln, ohne dabei die Liebe und den Dienst zu vergessen.

Ihr Lieben,

ich arbeite gerade an einem Seminar und bin in dem Zusammenhang auf Philipper 2,13 und ein Übersetzungsproblem gestossen. Wer Griechisch kann, möge bitte versuchen mir zu helfen. NA schreibt:
qeo.j ga,r evstin o` evnergw/n evn u`mi/n kai. to. qe,lein kai. to. evnergei/n u`pe.r th/j euvdoki,ajÃ… (am besten den griechischen Font runterladen)

Der zweite Teil des Satzes ist etwas unklar. Die Einheitsübersetzung übersetzt:
Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, noch über euren guten Willen hinaus. Das Herder-NT übersetzt ähnlich. Das macht für mich theologisch eine Menge Sinn, ist aber sprachlich schwierig: hUPER steht mit Genitiv, heisst aber im Akkusativ „über…hinaus“. Ausserdem fehlt „euren“ ganz. Vielleicht sollte man „euren“ in Klammern setzen?

Elberfelder und die meisten anderen deutschen Übersetzungen klingen so:
Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen. Die Präposition ist von Übersetzung zu Übersetzung unterschiedlich, mal „zu“, mal „nach“. Diese Variante klingt sprachlich gut, allerdings ist das „seinem“ Interpretation, oder gibt es zwingende Gründe dafür Gott als das Subjekt des Satzes zu sehen?

Sprachlich scheint mir das Münchner NT am genauesten zu sein:
Denn Gott ist der Wirkende in euch sowohl das Wollen wie auch das Wirken für das Wohlgefallen. „Für das Wohlgefallen scheint mir ziemlich korrekt zu sein, lässt aber eben sehr viel Interpretationsspielraum.

Für das Seminar habe ich vor, mich für die Einheitsübersetzung zu entscheiden. Das ist zwar etwas willkürlich, aber sie scheint mir theologisch am besten (lies: am besten in mein Konzept passend 😉 ). Ich hätte definitiv gerne mehr Einblick in diese Stelle. Bin für jede Hilfe dankbar!

Denn das Ohr prüft die Worte, und der Gaumen schmeckt die Speise. Hiob 34,3

Alles was gesagt wird muss von jemandem gehört werden. Wenn es ghört wird, wird es interpretiert, das bedeutet, dass es verstanden wird. In diesem Blog ist es immer wieder darum gegangen, dass wir als strukturdeterminierte Wesen unsere Realität selbst erschaffen. Deshalb will ich auf diesen Teil nicht erneut eingehen, auch wenn es sich richtiggehend aufdrängt, darüber zu schreiben. 😉

Worauf es mir heute ankommt, ist dass Gott selber uns auffordert, sein Reden zu beurteilen. Paulus schreibt in 1.Korinther 14,29 über die Gottesdienstordnung: Auch zwei oder drei Propheten sollen zu Wort kommen; die anderen sollen urteilen. Meistens wird diese Stelle so ausgelegt, dass Prophetien geprüft werden sollen, bevor sie öffentlich weitergegeben werden. In der Praxis sieht das dann so aus, dass Leute mit einem Eindruck nach vorne kommen und dem Gottesdienstleiter den Eindruck sagen, der ihn dann „freigibt“ oder eben nicht. Ich selber habe diese Stelle immer so verstanden, wahrscheinlich weil ich es von den charismatischen Gemeinden in denen ich war so gewohnt war, dass ich diese Praxis nie in Frage gestellt habe. Ich denke auch, dass es gut ist das so zu handhaben, denn dadurch bleibt der Gemeinde der eine oder andere Profilneurotiker erspart, was eine gute Sache ist!
Dennoch glaube ich, dass Paulus es anders gemeint hat. Alle sollen die Prophetie beurteilen, nicht nur ein einzelner Gottesdienstleiter. Das bedeutet, dass jeder für sich prüfen muss ob das prophetische Wort in sein Leben hineinspricht oder nicht. Das ist eine Verantwortung, die wir niemandem, auch nicht unserem Leiter!, deligieren können. Wir sind selber gefragt unter all den Stimmen, die permanent auf uns eindringen und um unsere Aufmerksamkeit buhlen, die Stimme Gottes herauszuhören. Seltsamerweise hätten die meisten von uns es gerne anders: wir möchten andere für uns prüfen lassen und uns sagen, was wir glauben sollen. Aber so funktioniert es nicht, Gott hat sicher Berater in unser Leben und Leiter über uns gesetzt, aber wir selber tragen die Verantwortung für unseren Wandel vor Gott.
Ebenso wie es uns mit Prophetie geht, erging es Hiob und seinen Freunden mit der Weisheitslehre, die ständig gegeben wurde. Auch diese musste geprüft und wieder geprüft werden um das Gute zu behalten. Hiob war also ganz im Recht damit, sich nicht allzuviel von seinen Freunden anzunehmen – es war seine Verantwortung zu prüfen, was sie sagten.
Um wieder einmal meinen Idealismusfreund Fichte zu zitieren:

Jedermann soll gehorchen nur Gott nach seiner eigenen klaren Einsicht von Gottes Willen an ihn; und inwiefern er doch gehorchen würde einem Menschen, so soll auch dies nur geschehen zufolge seiner klaren Einsicht, daß dieses Menschen Stimme nicht sei des Menschen sondern Gottes an ihn. (Angewandte Philosophie 1813, Seite 609)

Gestern hatte die „Schönheit des Komplexen“ ihren ersten Geburtstag. Ich gratuliere erst heute weil ich das immer so mache. Ich mag es selber nicht, wenn alle und jeder an meinem Geburtstag anruft; deshalb bemühe ich mich nicht zu hause zu sein und habe das Handy aus. Ich bin froh, dass dieser Blog nicht ebenso gehandelt hat und trotz Ehrentag den ganzen Tag online war.

Ein Jahr bloggen bedeutet 303 Einträge und 1626 Kommentare. Daran, dass die Gesamtzahl der Kommentare schon auf ca.3120 steht kann man sehen, wie viel Spam es hier gibt. Wie lange ich zum löschen der rund 1600 Spamcomments gebraucht habe mag ich gar nicht überschlagen…
Entgegen anfänglicher Befürchtungen finde ich bloggen richtig klasse. Ich mag web2.o und bin Mirko richtiggehend dankbar dafür dass er mich überredet hat, einen Blog anzufangen. Was letzten Endes gezogen hat war seine Drohung, einfach selber einen Blog unter meinem Namen zu starten. Himmel hilf! Das wäre was geworden.

Ich habe mehrere Leute kennen und schätzen gelernt in diesem Blogjahr, die ich ohne Blog nicht kennengelernt hätte. Ich will nicht unter den Fluch der Namensnennung – einen vergisst man immer und der schreibt dann einen beleidigten Eintrag in seinem eigenen Blog – kommen. Deshalb: you know who you are. Ausserdem gab es einiges an positiven Rückmeldungen von Leuten, die diesen Blog zur persönlichen Andacht lesen oder denen einzelne Posts geistlich weitergeholfen haben.

Insgesamt also eine runde Sache und ich werde ein weiteres Jahr dran hängen. Aus Nostalgiegründen hier der erste Post, damals noch bei blogspot.com.

vielen Dank, deutsche Blogger und speziell JF-Blogger. Ihr habt mein Leben mehr bereichert als den meisten von Euch bewusst sein dürfte!

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