Sonntag mittag nach dem Gottesdienst stand ich noch mit einem Freund und seiner Frau am Flyerbrett und wir haben geredet. Er meinte, dass seine Eltern, die aus einer etwas traditionelleren Glaubensrichtung kommen als wir, unsere Gottesdienste wohl nicht „ehrwürdig“ genug finden würden. Mann, das hat mich ratlos gemacht.
Das Wort verfolgt mich irgendwie – Jesus Freaks Gottesdienste sind nicht ehrwürdig, die VOLXBIBEL ist es nicht, ich selber auch nicht (angeblich). Dabei stelle ich fest, dass ich mit dem Begriff „ehrwürdig“ NICHTS, null, gar nix verbinde. Ich kenne ehrlich, auch ehrbar (steht im Timotheusbrief und bedeutet das Gegenteil von liederlich), aber was zum ******* ist „ehrwürdig“? Vielleicht fehlt mir da eine Art Organ oder so was, aber ich kann mir tatsächlich nichts darunter vorstellen.
Luhmannsche Erkenntnistheorie geht immer von einer Unterscheidung aus: „Mache eine Unterscheidung“, ist eines seiner Grundcredos. Hier weiss ich nicht mal, was ich unterscheiden soll. Was ist denn das Gegenteil von ehrwürdig? Jetzt kommentiere bitte keiner „unehrwürdig“! Aber im Ernst: lese ich eine Bibel denke ich: „verständlich“, „einfach“, „genau“ – oder eben nicht. Besuche ich einen Gottesdienst urteile ich „interessant“, „gute Anbetung“, „langweilig“, „steif“, „authentisch“ – oder das gerade Gegenteil. Aber noch nie, niemals ist mir die Kategorie „ehrwürdig“ zu Bewusstsein gekommen.
Keine Ahnung, was das ist, dessen Abwesenheit uns Jesus Freaks so oft vorgeworfen wird. Als jemand, der als Quereinsteiger in den Glauben nicht Nutzniesser oder Opfer einer umfassenden christlichen Sozialisation geworden ist, kann ich da einfach nicht mitempfinden…
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