Also wirklich, so etwas zu sagen nenne ich chuzpe:
Wart ein wenig, ich will es dir künden, ich hab‘ für Gott noch mehr zu sagen. 3 Ich rufe mein Wissen weit hinaus, meinem Schöpfer verschaff‘ ich Recht. 4 Denn wahrhaftig, meine Worte sind kein Trug, ein Mann vollkommenen Wissens steht vor dir. (Hiob 36,2-4)

Ohne tieferen Sinn, ich wollte Euch den nur nicht vorenthalten…

Jüngst gab es hier eine interessante Diskussion, die mich zum Nachdenken gebracht hat; dass die Diskussion wenig mit dem ursprünglichen Post zu tun hatte, spricht nicht gegen sie, ist es doch eher ein Zeichen guter Gespräche, dass man „vom Hundertsten ins Tausendste“ kommt. Haso schrieb etwas Nettes über Storch: „ansonsten gefällt mir deine midas-artige fähigkeit, jeden gedanke, den du anrührst – woher er auch kommt -, gleichsam zu gold werden zu lassen.“ Da ist etwas dran: viele geistliche Inspirationen kommen bei mir nicht direkt aus der Bibel oder aus dem Gebet sondern durch ganz alltägliche Sachen, die oft sogar im direkten Kontrast zu Wahrheiten der Bibel stehen. Da mein Alltag zu einem gewissen Teil aus Büchern und Theorien besteht, kommt es oft vor, dass Gott zu mir durch Philosophen u.a. redet. Deshalb fällt es mir schwer, einen Bogen um „heidnisches Zeug“ zu machen – Gott redet einfach viel zu viel dardurch. Ich wage sogar zu behaupten, dass mein Zusammentreffen mit Fichte etwas göttlich Geplantes war.
In der Bibel ist es normal, dass Gott durch alles mögliche alltägliche geredet hat: zu Jeremia durch die berühmte Töpferei (Jeremia 18); zu Salomo(?) durch einen verwilderten Weinberg (Sprüche 24,30f) usw. In der Theorie würden das die meisten Christen sicher auch gerne bejahen, in der Praxis stecken wir dann allerdings Gott wieder in die Kiste und glauben, dass er nur durch die Bibel redet. Natürlich redet er durch die Bibel und eine fundierte Bibelkenntnis ist unerlässlich um Gottes Reden zu verstehen, aber wenn wir mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen, dann wird unsere gesamte Alltagsempirie zur Prophetie: Gott redet durch alles; wir beginnen den Lobgesang der Schöpfung (auch der menschlichen) zu verstehen.

Wow, das klang jetzt mystisch… Sei´s drum!, manche Wahrheiten kommen eben im Gewand der Mystik daher.
Ich sehe da zwei verschiedene Ansätze, wie wir mit unserer Welt umgehen können: Wir können sie als Quelle der Inspiration sehen und von ihr lernen auf dem Weg Gottes zu gehen, oder wir können sie durch die Brille der Wahrheit, die wir schon haben betrachten; dabei wird sie immer schlecht abschneiden. Diese beiden Positionen hat Bernhard wunderbar auf einen Punkt gebracht: „Doch liegt es vielleicht an der argwöhnischen Beäugung der Theologenschaft meines Schlages, dass ich zähnefletschend Heidenpacks Ideologien anknurre, anstelle sie anzupinkeln und sie darin zum eignen Revier zu deklarieren.“ Ich plädiere heute einfach mal für das Anpinkeln, denn alles ist unser (1. Korinther 3,21) und wir sollten es deshalb in Besitz nehmen.
Diese In-Besitz-Nahme ist nicht einfach, sie erfordert einiges an Arbeit und diese Arbeit beginnt nur mit einer offenen Einstellung und Gebet. Es geht weiter mit Beurteilen, dem Wissen um die eigene Position usw. Wieder einmal gilt, was der gute Goethe sagte: „Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es um es zu besitzen.“

Noch mal danke für die schöne Diskussion!

PS: lustiges Volk, die Blogger. Ich habe HaSo und Bernhard gefragt, ob ich den Post posten darf und beide antworteten: „Imprimatur!“, ich dachte den Ausdruck würden nur noch Buchhändler und Verleger kennen.

Der heutige Hiobpost ist interaktiv. Es geht darum selber zu denken und zu schreiben, ich hoffe, dass so eine schöne Komplexität herauskommt. Wäre ich ein Detektiv würde ich wohl sagen, dass hier eine kalte Spur ist. Ich habe in meinen Notizen nur die Überschrift „Rache nehmen“ und die Stelle „Hiob 35,5-8“ vermerkt und wollte später die Gedanken ausführen. Dann war ich unterwegs und es wurde viel später; nun komm ich nicht mehr drauf, was ich sagen wollte und konnte nur noch die Stelle nachschlagen. Kann mir jemand helfen?

Schau den Himmel an und sieh, blick zu den Wolken auf hoch über dir! Wenn du gesündigt hast, was tust du ihm, sind zahlreich deine Frevel, was schadest du ihm? Tust du recht, was gibst du ihm, oder was empfängt er aus deiner Hand? Menschen wie dich trifft dein Frevel, dein Gerechtsein nur die Menschenkinder. (Hiob 35,5-8)

Zur – nicht mehr ganz so – aktuellen Diskussion:

Hinstehen udn klagen über das Verderben der Menschen, ohne eine Hand zu regen, um es zu verhindern, ist weibisch. Strafen und bitter höhnen, ohne den Menschen zu sagen, wie sie besser werden sollen, ist unfreundlich. Handeln! Handeln! das ist es, wozu wir da sind. (Johann Gottlieb Fichte, Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, 1794

Ich war neulich seit langem mal wieder auf einer Party. Bin kein grosser Partygänger und normalerweise kann ich mich drücken, ging diesmal aber nicht. Glücklicherweise gab es einige interessante Gespräche, unter anderem eins über Gemeindemodelle und –vision. Ich habe später zuhause noch weiter über das Thema nachgedacht und mir ist ein Satz von Perikles eingefallen: „alles Gute fliesst in die Stadt, weil die Stadt Grösse hat“. Ich hoffe, er hat das wirklich gesagt, ich zitiere aus dem Gedächtnis nach einem Spielfilm (City Hall), den ich mal gesehen habe… 😉
Ich glaube, dass die meisten Christen, natürlich die Pastoren vorneweg, über (ihre) Gemeinde denken wie Perikles über Athen: alles Gute muss in die Gemeinde fliessen, weil die Gemeinde Grösse hat – sie ist Gottes Plan und Strategie, etwas wofür es sich lohnt, alles zu geben. Alles verfügbare an Zeit, Geld, Gebet, Motivation usw. muss in die Gemeinde fliessen, die damit schnell zu einem Selbstzweck wird, denn was macht die Gemeinde mit all den Ressourcen, die sie bekommt? Sie wird grösser…
Natürlich ist die Gemeinde Gottes Antwort auf die meisten Fragen. Sie ist die „Hoffnung der Welt“, wie Bill Hybels schrieb. In ihr und durch sie wird Christus verkündet und in ihr spielt sich die Gemeinschaft der Heiligen ab. Aber sie ist ein Mittel zum Zweck, nicht selbst ihr letzter Zweck. Sie ist da um den Menschen zu dienen und Christen auszubilden in der Welt zu leben und Christus ihren Kollegen rüberzubringen. Die Gemeinde dient ihrerseits einem grösseren: der Stadt.
Wir müssen aupassen, wenn Gemeinde uns zu wichtig wird, das kann manchmal den Blick darauf verstellen, dass Gemeinde mit einem Auftrag in der Welt ist. Unsere Ressourcen zielen nicht darauf ab, unser kleines Heim in ein grosses Heim zu verwandeln und noch einen Zaun drum zu ziehen, sondern darauf, Gottes Reich zu bauen.

Und wie heisst es doch so schön: „Jesus predigte das Reich Gottes – gekommen ist die Kirche.“

… ich wollte immer schon wissen, wo ich theologisch stehe. kann mich mit vielem anfreunden und bin eigentlich gar nicht auf ein system festgelegt. nun habe ich einen test gemacht und das ultimative – für mich überraschende – ergebnis steht fest. tatda, ich bin ein „Evangelical Holiness/Wesleyan“! nur: was glaubt und tut ein solcher? keine ahnung…
mit der beschreibung sehe ich mich jedenfalls nur unzureichend beschrieben.

You scored as Evangelical Holiness/Wesleyan. You are an evangelical in the Wesleyan tradition. You believe that God’s grace enables you to choose to believe in him, even though you yourself are totally depraved. The gift of the Holy Spirit gives you assurance of your salvation, and he also enables you to live the life of obedience to which God has called us. You are influenced heavly by John Wesley and the Methodists.

Evangelical Holiness/Wesleyan
 
86%
Neo orthodox
 
75%
Emergent/Postmodern
 
75%
Reformed Evangelical
 
64%
Charismatic/Pentecostal
 
57%
Fundamentalist
 
54%
Classical Liberal
 
43%
Modern Liberal
 
32%
Roman Catholic
 
21%

What’s your theological worldview?
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„Was ist Versuchung?“, habe ich mich gefragt. Das griechische Wort „peirasmo,j “ wird im NT übersetzt als Versuchung, Anfechtung, Prüfung, je nachdem. Es wird für das Angebot der Sünde und das Leiden von Verfolgung gebraucht. Ich biete folgende Definition an:

Versuchung ist alles, was den (überwindenden) Glauben in Frage stellt.

Das kann dann Sünde sein, auch Leid, Krankheit, Verfolgung etc. alles, was uns dazu bringen will, einen Schlenker in unserem Weg mit Gott einzulegen oder uns zeigen will, dass wir doch nicht alles mit unserem Herrn überwinden können. Was denkt ihr?

Noch ist dieser am Reden, da kommt schon ein anderer und sagt: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken Wein im Haus ihres erstgeborenen Bruders. Da kam ein gewaltiger Wind über die Wüste und packte das Haus an allen vier Ecken; es stürzte über die jungen Leute, und sie starben. Ich ganz allein bin entronnen, um es dir zu berichten. (Hiob 1,18 -19)

Dieser Post fällt aus der Reihe, denn eigentlich sind wir ja schon bei Hiob 34. Dennoch, es ist wichtig und am Anfang der Reihe ist mir dieser Aspekt durchgegangen. Es geht heute um „Anfechtung“. Anfechtung definiere ich wie folgt:

Anfechtung ist alles, womit der Teufel versucht uns davon abzuhalten Gottes Werk zu tun.

Jeder, der schon einmal was für Gott getan hat weiss, wieviel ausgerechnet an solchen Tagen passieren kann. Auch wenn Du noch nie von Murphys Law gehört hast, erlebt hast Du es mit Sicherheit: Anything that can go wrong will go wrong: alles, was schiefgehen kann, wird auch schief gehen. Auf einmal geht das Auto kaputt, das Kind schreit sich einen Wolf, der Haussegen hängt schief und du fragst Dich: „was mache ich hier eigentlich?“. Meistens versucht der Teufel uns über die Beziehungsschiene abzuschiessen. Das geht am besten, weil ein ordentlicher Streit uns mit ziemlicher Sicherheit aus dem Frieden Jesu wirft. Bei Hiob war es das Gleiche: das erste, was Satan begehrte war seine Familie. Erst als das nicht fruchtete, kamen die Krankheiten. Tatsächlich kenne ich keinen Diener Gottes, der nicht im familiären Bereich Kämpfe auszufechten hatte. Es lohnt sich also das einzurechnen und zu wissen, dass es allen so geht.

Es gibt zwei und wirklich NUR zwei Dinge, die gegen Anfechtung helfen: durchziehen und vertrauen.
1) egal, was der Teufel versucht, sage deshalb NIEMALS einen geistlichen Dienst ab. Das ist nämlich das, was Satan erreichen will. Jeder wird Verständnis dafür haben, dass Du keinen Lobpreis leiten kannst, wenn Ihr Euch gerade gestritten habt. Alle werden es normal finden wenn Du nicht predigst, weil Du Dich gerade „nicht so fühlst“. Menschlich passt das – geistlich nicht. Wenn es einmal geklappt hat, wird der Angriff das nächste Mal aus derselben Richtung kommen. Wenn es dann nochmal klappt entsteht langsam eine Gewohnheit und ob kurz oder lang wirst Du komplett aus dem Dienst fallen. Was Du machen musst, ist Widerstand leisten, sonst wird Dein Leben immer kleiner. Jakobus 4,7!

2) vertraue Gott, dass er Dich schützt und begleitet. Wirf ihm die Sache hin. Wenn Du in der Anfechtung gesündigt hast, bitte ihn um Vergebung und geh dann im Glauben weiter. Gott ist bei Dir. Lass Dich nicht davon aus der Bahn werfen, wenn Dinge anders laufen, als Du gedacht hast. Viele meinen, dass Gottes Weg immer leicht sein muss – aber das Gott nie gesagt. Denk an Mose: er hat Gottes Willen getan und das hat ihm mächtigen Ärger bereitet. Bevor der Pharaoh auf sein Lied gehört hat („Let my people go!“) musste halb Ägypten eingeäschert werden. Wie oft hättest Du da aufgehört Gott zu vertrauen? Wie oft hättest Du gedacht, dass Du Dich verhört hast?
Hab Vertrauen. Bete um Schutz für Deine Lieben. Anfechtung geht vorbei!

Zumindest in Gedanken und Recherche arbeite ich immer noch an meinem Buch über Metatheologie. Ich hoffe, noch dieses Jahr einen ersten Entwurf fertig zu bekommen, bin aber alles andere als sicher ob das klappen wird. Jedenfalls hat mich folgendes Fichte-Zitat förmlich angesprungen, denn es beschreibt genau den Kern der Metatheologie:

„Jene (des Gewissens, Anm.Storch) Stimme das – nur durch meine Umgebung versinnlichte und durch mein Vernehmen in meine Sprache übersetzte Orakel aus der ewigen Welt, das mir verkündigt, wie ich an meinem Teile in die Ordnung der geistigen Welt oder in den unendlichen Willen, der ja selbst die Ordnung dieser geistigen Welt ist, mich zu fügen haben.“ Die Philosophie wird zur Theologie. (Unruh 1935: Fichte, Seite 15)

Mit seiner Beobachtung hat er nicht ganz Unrecht, denn Gott hat sein Gesetz in die Herzen der Menschen geschrieben. Theologisch ist eher das die Quelle des Gewissens als ein „Über-Ich“ im Sinne Freuds. Doch das Gewissen ist ein anderes Thema, eines, das mir zu gross ist um es in diesem Post zu bearbeiten. Worauf es mir ankommt ist Fichtes Beobachtung, dass die Stimme des Gewissen durch seine (Fichtes) Umgebung versinnlicht und durch sein Vernehmen in seine Sprache übersetzt wird. Das ist genau das, was ich meine: Gottes objektives Wort wird durch meine Wahrnehmung subjektiv. Auch wenn Gott immer recht hat und seine Äusserungen immer 100% korrekt sind ist es doch so, dass ich sie verstehe und somit das, was Er sagt von mir durch einen Filter verstanden wird.

Manchmal hört man ja noch, dass es ein Argument gegen Prophetie sei, dass die Propheten in ihren eigenen Worten die Weissagung weitergeben. Geschwister die nicht an die Gaben glauben denken, dass Gott mit „biblischer Stimme“ reden würde und dass eine Weissagung, die Kraft- oder Slangausdrücke enthält nicht vom Geist sein kann. Das ist natürlich falsch: auch wenn der Geist redet, sind doch wir die verstehenden. Ebenso verhält es sich mit der absoluten Wahrheit der Bibel. Die Wahrheit kommt nicht absolut an sondern wird in unserem Verständnis gebrochen wie Licht in einem geschliffenen Kristall. Nur so ist es erklärbar, dass das absolute Wort Gottes so unterschiedlich verstanden werden kann.

Das wird meinem Freund Mirko gefallen: sein alter Lieblingsspruch „God is in control and he never makes mistakes“ ist biblisch, auch in der zweiten Hälfte: „Denn nicht ist’s an Gott, zu sagen: Geirrt habe ich, ich mach’s nicht wieder falsch. (Hiob 34,31)“ Nimm dies als einen Morgengruss – es ist gut, mit Dir unterwegs zu sein!

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