08. Paradoxie

Paradoxien sind Redewendungen, die dem Zuhörer widersprüchlich erscheinen müssen. Sie geben ihm gewissermaßen ein Rätsel auf und beleidigen seinen Verstand. Viele der Paradoxien, die Jesus gebraucht, kommen uns als Christen nicht mehr paradox vor. Wir haben uns so sehr an die Denkweise des Reiches Gottes gewöhnt, dass es uns gar nicht mehr auffällt, wie widersinnig viele Lehren Jesu eigentlich dem normalen weltlichen Verstand erscheinen müssen. Paradoxie ist natürlich nicht nur ein rhetorisches Mittel, es ist auch ein ganz „natürlicher“ Teil des Reiches Gottes, denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren gehen (1.Korinther 1,18).

Auch dazu zwei Beispiele:

Markus 10,43-44: Unter euch aber soll es nicht so sein; sondern wer unter euch groß werden will, der sei euer Diener, und wer unter euch der Erste sein will, der sei aller Knecht

Matthäus 21,31: Welcher von diesen beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie sprachen zu ihm: Der erste. Da spricht Jesus zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, die Zöllner und die Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr!

09. A Forteriori

Ein A Forteriori ist nicht nur ein sprachliches Mittel, sondern eigentlich auch eine Form des Arguments, bei der auf eine Feststellung eine zweite folgt, die mit noch mehr Sicherheit stimmt als die erste: „wenn schon….dann erst recht“. Jesus benutzt diese Form der Rede relativ häufig in seinen Predigten, und sie eignet sich auch heute noch hervorragend, um z.B. den Charakter Gottes zu illustrieren.

Beispiele:

Matthäus 7,9-11: Oder ist unter euch ein Mensch, der, wenn sein Sohn ihn um Brot bittet, ihm einen Stein gäbe, oder, wenn er um einen Fisch bittet, er ihm eine Schlange gäbe? Wenn nun ihr, die ihr arg seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten!

Matthäus 10,25: Es ist für den Jünger genug, daß er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebul geheißen, wieviel mehr seine Hausgenossen!

10. Ironie

Ironie hat immer etwas Paradoxes. Man sagt etwas anderes, als man meint, um etwas ins Lächerliche zu ziehen. Gewöhnlich hat Ironie etwas Feinsinniges und Tragisch-Trauriges. Wenn Ironie grob, beleidigend und vernichtend wird, etwa aus einer Bitterkeit heraus, spricht man von Zynismus oder Sarkasmus. Alle drei Formen sind in der Sprache sehr häufig anzutreffen, aber in der Predigtpraxis mit Vorsicht zu genießen.

Gerade etwas, das „von vorne“ kommt, wird großer Glauben geschenkt, und vielen Menschen fehlt das Verständnis für Ironie. Deshalb gilt: Ironie vorsichtig einsetzen und am besten immer noch in der Predigt wieder richtigstellen, um Missverständnisse zu vermeiden. In den Predigten Jesu kommt Ironie an manchen Stellen vor, wobei es sicher diskussionswürdig ist, ob es sich tatsächlich um Ironie im heutigen, modernen Sinne handelt.

Matthäus 16,2-3: Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Am Abend sagt ihr: Es wird schön; denn der Himmel ist rot; und am Morgen: Heute kommt ein Ungewitter; denn der Himmel ist rot und trübe. Ihr Heuchler, das Aussehen des Himmels versteht ihr zu beurteilen, die Zeichen der Zeit aber nicht.

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2 Kommentare

  1. hey storch!

    ich weiß grad gar nicht, ob ich dich schon gefragt hatte. Aber hast du die Jesus!-Reihe vllt. komplett in einer Datei?

  2. hi waldy,

    die ganze reihe gibt es korrigiert und verbessert als studienführer (inkl. CD) im Kultshop. hier kommt später mal ein kompeltter download rein, wenn wir eine neue auflage machen.

    http://www.jfrs.de/kultshopp/catalog/product_info.php?products_id=890

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