Die Kirche „hat das Wort Gottes zu verkündigen, aber nicht politische Urteile abzugeben. Ein politisches Urteil in einer konkreten politischen Situation ist nicht Wort Gottes. Die Theologie hat streng darüber zu wachen, dass keine Vermischung des christlichen Glaubens mit einem politischen Programm eintritt.“ (Rudolf Bultmann):“(Dembowski, Herrmann: Barth Bultmann Bonhoeffer, Rheinbach 2004, Seite 74)“:

Ein Satz, der meines Erachtens Widerspruch erregen wird. Von einem Theologen, der sich selbst nicht daran gehalten hat und in seinem Tun durchaus politisch war, besonders in der Zeit des Dritten Reiches. Ich schwanke immer hin und her mit meiner Meinung in diesem Punkt: auf der einen Seite bauen wir ein Reich, das nicht von dieser Welt ist und wir sollten sorgen, dass wir es nicht zu sehr mit den Mitteln dieser Welt bauen. Auf der anderen Seite verpflichtet uns gerade dieses Reich einer Sorge um die Menschen, und unser Tun kann nicht nicht-politisch sein. Ich selber bin von demokratischer Gesinnung, unpolitisch was Parteipolitik angeht, sehe aber dass die gesellschaftlichen Auswirkungen des Evangeliums nur deshalb nicht als politisch angesehen werden weil sie in der Quantität zu gering sind.

Hiob 7,1 Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde?

Ja, ist es. Da hilft alles nichts: der Glaube ist ein guter Kampf, kein netter Nachmittagsspaziergang. Es nützt nichts, sich dessen zu grämen. Besser ist es, sich dessen klar zu sein und den Kampf zu kämpfen. Aber nicht wahllos und nicht gegen den falschen Gegner. Deshalb ein paar Bibelstellen zum Thema und zum Weiterstudieren. Bitte nicht aus dem Zusammenhang reissen sondern in Zusammenhang lesen!

    Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen. Darum laufe ich nicht wie einer, der ziellos läuft, und kämpfe mit der Faust nicht wie einer, der in die Luft schlägt; vielmehr züchtige und unterwerfe ich meinen Leib, damit ich nicht anderen predige und selbst verworfen werde. (1.Korinther 9,25-27)Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast. (1.Timotheus 6,12 )Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung. (2.Timotheus 4,2 )

    Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs. Darum legt die Rüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils standhalten, alles vollbringen und den Kampf bestehen könnt. (Epheser 6,12-13)

Beachte bitte den letzten Vers: ziehe JETZT die Waffenrüstung an um an dem bösen Tag bestehen zu können. Wer Glauben, Wort, Evangelium usw. anziehen will wenn Anfechtung, Schwierigkeiten und Leid kommen wird merken, dass es dann zu spät ist. Wir ernten in den schlechten Zeiten was wir in den guten gesät haben, deshalb bereite Dich vor, damit Du am bösen Tag das Feld behalten kannst! (Epheser 6,13).

„In Zeiten des Friedens soll man sich auf den Krieg vorbereiten“ (Sunzi zugeschrieben, konnte ich aber nicht finden).

23. Februar 2006 in vermischtes 10

1000.Kommentar

Vater-Sucher hat den 1000. Kommentar geschrieben und ein Buch gewonnen: „Nach dem Herzen Gottes. Davids Geheimnis: eine verzehrende Leidenschaft für Gott“ von Mike Bickle. Die Schönheit des Komplexen wünscht einen herzlichen Glückwunsch!

Was ist die nächste interessante Marke? 144.000? Paddy (oder war es Sprotte?) schlug 4.000 vor, wie bei der zweiten Brotvermehrung. Dann wäre die übermächste 5000.

Habt endlich die Güte, wendet euch mir zu, ich lüge euch nicht ins Gesicht. (Hiob 6,28 nach der Einheitsübersetzung)

Es gibt viele Modelle, die Menschen in Schubladen einordnen. Populär sind dabei entweder zwei (Mann oder Frau, Christ oder Heide) oder vier (DISG oder in der Soziologie Talcott Parsons die AGIL-Kreuztabellen). Meiner Ansicht nach sind das meistens Plattheiten, die uns helfen sollen mit Komplexität umzugehen. Menschen brauchen Schemata, etwas was ihnen sagt, wer „in“ ist und wer „out“ und was ihnen hilft die welt zu sortieren und zu verstehen. Letztlich wird niemand, hoffe ich!, der ernsten Meinung sein, dass unsere kleinen Schamata die Welt so abbilden wie sie ist. Niklas Luhmann, den ich momentan gerne lese, hätte das gemocht. Für ihn stand am Anfang allen Denkens der Satz: „mache eine Unterscheidung“. Ich selbst bin noch unschlüssig. Ich mag die Schönheit des Komplexen, warum es reduzieren?

Dennoch sprang mich eine Unterscheidung an als ich diese Verse gelesen habe. Es gibt zwei (jawohl, nur zwei!) Arten von Christen: diejenigen, die zuhören können und die Prediger. Hiobs Freunde waren Weltmeister darin ihre Theologie an den Mann zu bringen. Sie konnten reden und reden und klangen dabei so herzlos wie die Imagebroschüre des Ku Klux Klan. Ihr Problem war, dass sie einfach nicht anders konnten als das, was sie gelernt hatten weiter zu geben. Sie waren wie diese fiesen kleinen Radios, die es mal bei McDonalds in den Juniortüten gab und die alle nur ein einziges Lied spielten. Manchmal „no angels“ mag okay sein, aber bitte nicht immer.
Hätten sie sich Hiob in ehrlichem Interesse zugewandt, ihm zugehört und ihn verstanden statt einfach die Phrasendreschmaschine anzuwerfen wären dem heutigen Hiobleser einige unerquickliche Kapitel und ihnen selbst einige Peinlichkeiten erspart geblieben. Bestimmt hätten sie dann anders geredet.

Da Christentum sich wesentlich um eine Botschaft aufbaut, haben wir uns manchmal eine Botschaftermentalität zugelegt die in vielen Situationen einfach nur unpassend ist. Statt uns den Menschen um uns herum zuzuwenden werfen wir jedesmal die Predigplatte an wenn wir ihnen begegnen und wiederholen so eloquent wie stereotyp die vier geistlichen Gesetze, die fünf Schritte zur Heilung und die sieben Todsünden. Womit wir oft so auferbauend sind wie die 39 Peitschenhiebe…
Für mich war es eine wichtige Lektion zu begreifen, dass meine geistlichen Einsichten nicht für jedermann sind und dass manch einer gar nicht scharf ist auf meine Lösungsvorschläge. Manchmal ist es besser, einfach zuzuhören und zu schweigen – und beim Schweigen auch noch in eine weitere Richtung zu hören, nämlich auf die Stimme des Geistes. Irgendwer hat mal gesagt, dass er immer nur mit einem Ohr zuhört, wenn ihm jemand Probleme erzählt, und mit dem anderen Ohr auf Gott hört. Ich bin sicher, dass dieses Vorgehen zu überraschenden Äusserungen führt und dass das, was man dann noch sagt „frisch“ ist und nicht einfach eine Wiederholung. Ganz sicher wird sich jemand, dem man erst einmal zuhört, vielleicht sogar ganz ohne eine Antwort zu kennen, nicht angepredigt fühlen wie Hiob. Und dann auch nicht so harsch reagieren: „Habt endlich die Güte…“

Jeder Mensch hat zwei Ohren und nur einen Mund. Vielleicht wollte uns Gott damit was sagen…

21. Februar 2006 in vermischtes 5

Honorare

Schön zu lesen, dass es auch berühmteren Sprechern als mir so geht. In einem Gespräch sagte Niklas Luhmann einmal:

Ach wissen Sie, ich richte mich immer danach, was der Veranstalter geben kann. Ich habe mal bei Pfadfindern referiert. Die haben gesammelt und es kamen 70,- DM zusammen. Das war in Ordnung. Wenn ich für Banken oder Unternehmen referiere, kann es sein, dass ich 15.000.- für einen Vortrag bekomme.:“(Bardmann, Theodor M. und Baecker, Dirk: „Gibt es eigentlich den Berliner Zoo noch?“, Konstanz 1999, Seite 100)“:

Ich finde diese Einstellung für Redner, und darunter fallen auch Prediger, wichtig. Geld ist für uns Christen ein sensibles Thema und die meisten „freien Prediger“ die ich kenne, sind in ihren Honorarforderungen sehr zaghaft und unsicher. Die Frage, „wieviel man nehmen kann“ ist von einigen Faktoren abhängig: auf der einen Seite kann man nicht umsonst irgendwo predigen, wenn man davon lebt, auf der anderen Seite muss das, was man zu geben hat, Geld wert sein. Wenn es nicht einmal Geld wert ist, ist es gar nichts wert.
Honorare müssen also von beiden Seiten gesehen werden: wer einen Prediger einlädt (gleiches gilt für jeden anderen Dienst) muss sich im Klaren darüber sein, dass er Kosten hat die abgegolten werden müssen. Ich persönlich bin nicht mehr zufrieden, wenn ich für fünf Stunden Autofahrt 10,– Kollekte bekomme weil das meine Kosten nicht deckt.
Der Prediger muss sich im Klaren sein, dass er Kosten verursacht, die in Relation zu einer Leistung stehen müssen, die er erbringt. Hier halte ich Vergleiche mit überzogenen Honoraren die man aus der Wirtschaft kennt für völlig unangebracht. Das Evangelium wird umsonst empfangen und gegeben (Matthäus 10,7-8). Dabei halte ich „umsonst“ nicht für eine Anweisung die sagt, dass man nichts nehmen darf; eine solche Anweisung stände im Widerspruch zu anderen Aussagen der Bibel (z.B. 1.Korinther 9 und 1.Timotheus 5,17) die sagen, dass man vom Lehren und Vorstehen leben soll.
„Umsonst“ zu geben ist für mich vielmehr eine Haltung die sagt, dass ich bereit bin umsonst zu geben. Dass ich bereit bin vor Pfadfindern und Banken gleichermassen zu predigen und dass weder die Grösse der Veranstaltung noch des Honorares ein Kriterium für annehmen und ablehnen einer Einladung sind. Gerade wenn man hauptamtlich unterwegs ist und für sein Geld predigt ist es mitunter schwer, diese Einstellung zu behalten. Aber Gott will uns unabhängig von Geld sehen – er ist unser Versorger.
Um das zusammenzubekommen würde ich vorschlagen ein gutes und realistisches Selbstbewusstsein zu kriegen und Honorare zu erbitten, die dem Geldbeutel des Veranstalters ebenso angemessen sind wie dem Wert der eigenen Leistung, und dann immer bereit zu sein, das Reich nicht am Geld scheitern zu lassen.

Es gab in den letzten Wochen einige interessante Posts und Diskussionen zum Thema Finanzen deren einige ich Dir zum weiteren Studium empfehlen möchte:

Markus Lägel und hier noch einmal mit einer Linksammlung zum Thema.
HASO mit Gott oder Mammon und Noch mehr über Gott oder Mammon.
Ausserdem noch Mark Reichmann mit vielen Posts über Fair Trade und soziale Gerechtigkeit (einfach den Blog durchsuchen!).

Today we´ve got a guest-post on Job. It is by the famous Episcopal Priest and best-selling author Morton Kelsey. Actually the text is an exerpt derived from Kelsey´s „Healing and Christianity“ in which he investigates the religious and philosophical environment in which Jesus´ healing ministry took place.
Let me just add this little disclaimer: as I am not the author of this little piece of information I can in no way be held responsible for it´s contents. The theology of Mr.Kelsey may differ from mine. Italics by me.

„The great protest against the Deuteronomic theory of sickness and healing is found in the story of Job. One of the main purposes of this book was simply to challenge the theory. Job was a righteous man; of this there was no doubt. We are taken into the very court of heaven to discover why he should suffer. He was firm and sincere inhis religious profession, but in order to convince Satan of this – Satan, who is seen as one of the Sons of God – Job is overwhelmed with suffering and tragedy, with rebukes and illnesses.
Because this outer symptoms obviously indicate disfavor of God, Job is treated with scorn by his neighbours and even by children – unthinkable among Hebrews while an older man was healthy. And so he ends up on the village dump, throwing ashes over his boils and scratching his sores with a potsherd. Even former friends turn upon him with their judgement, suggesting that he look for sins of which he knows he is not guilty. His wife leaves him with the comforting recommendation the he curse God and die. Unquestionably the reactions of Jobs neighbors, children, wife and friends represent the actual attitude of people in those struck down by adversity and serious illness. These were signs that people had lost God´s favor, usually by their own wickedness. But Job, maintaining his innocence, was in the end justified by Jahweh.
The whole book is a profound discussion of the problem of evil. Job´s was a voice crying in the wilderness. So much did later copyists disagree with its presentation and its basic outlook that they altered the text to bring it a little more in the line with the orthodox Deuteronomic theory of the origin of suffering and sickness. Thus this strand of teaching was not final, accepted development of Jewish thougt about healing.“

Man erzählt, dass drei Schiedsrichter über die Frage des Pfeifens von unvorschriftmässig ausgeführten Schlägen uneins waren. Der erste sagte: ich pfeife sie, wie sie sind. Der zweite sagte: ich pfeife sie, wie ich sie sehe. Der dritte und cleverste Schiedsrichter sagte: es gibt sie überhaupt erst, wenn ich sie pfeife.

Aus: Bardmann, Theodor M. und Baecker, Dirk: „Gibt es eigentlich den Berliner Zoo noch?“, Konstanz 1999, Seite 172

Was ist meine Kraft, daß ich aushalten könnte, wann kommt mein Ende, daß ich mich gedulde? (Hiob 6,11 )

Einer der wichtigsten Schlüssel zur Ausdauer ist es, ein Ziel vor Augen zu haben. Wer etwas hat, worauf er zugehen kann und weiss, dass es in einer vernünftigen Zeiteinheit erreichbar ist, wird motiviert sein den Weg auch zu schaffen. Eine der wenigen Geschichten aus der Welt des Sports, die mich jemals angesprochen haben handelt von einer Kanalschwimmerin. Es gibt ja Leute, die es tatsächlich schaffen, den Ärmelkanal einmal komplett zu durchschwimmen und auch diese Frau hätte sicherlich gute Karten gehabt, wenn sie nicht in eine Nebelbank geraten wäre. Im Nebel konnte sie das jenseitige Ufer nicht mehr sehen und hat wenige Dutzend Meter vor der Küste aufgegeben. Sicher hätte sie die Küste erreicht, wenn der Nebel ihr nicht den Blick versperrt hätte.

Niemand hat die Fähigkeit Leiden unendlich lange zu leiden – schon gar nicht ohne ein motivierendes Ziel. Auch Hiob hatte diese Kraft nicht und suchte in der Mitte seines Leidens nach einem baldigen Ende. Jakobus hätte Hiobs Ausharren nicht preisen können, wenn Hiob nicht ein Ziel gehabt hätte, wenn nicht wenigstens die Hoffnung auf Besserung durch Tod dagewesen wäre: Wer geduldig alles ertragen hat, den preisen wir glücklich. Ihr habt von der Ausdauer des Ijob gehört und das Ende gesehen, das der Herr herbeigeführt hat. Denn der Herr ist voll Erbarmen und Mitleid. (Jakobus 5,11) Nietzsche wird ein Zitat zugeschrieben, das ich in diesem Zusammenhang immer gerne anführe: „wer ein warum zum leben hat, der erträgt auch jedes wie„.

In der Bibel wird immer wieder von der Motivation durch Ziele geredet.

    Jakob diente um Rahel und obwohl es sieben Jahre härtester Arbeit waren, kamen sie ihm doch vor wie einige wenige Tage, weil er sie liebte. (Genesis 29,20) Die Liebe motivierte ihn, alles zu geben und zu tun, was nötig war um Rahel heiraten zu dürfen. Vermutlich hatte er die ganze Zeit an die Hochzeit gedaht und die Tage mit Strichliste an seiner Zeltwand gezählt.Jesus hatte ein Ziel, das in das Leiden des Todes ertragen liess: er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt. (Hebräer 12,2) Darüber kannst Du hier weiterlesen.

    Wir alle haben ein Ziel vor Augen und wissen, dass die Schwierigkeiten dieses Lebens zeitlich und begrenzt sind. Paulus schrieb darüber einen Vers, der lange Zeit einer meiner Lieblingsverse war: ich bin überzeugt, daß die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. (Römer 8,18) Das Ziel, das wir vor Augen haben ist Gottes ewiges Reich, das hier bereits angebrochen ist, dann aber, wenn wir tot sind in seiner Fülle da sein wird. Mit einem solchen Ziel vor Augen lässt es sich leben! Zusätzlich wissen wir, dass wir nur eine kleine Zeit in mancherlei Bedrängnisse fallen (1.Petrus 1,6) – nichts gegen die Ewigkeit die uns erwartet.

Vielleicht geht es Dir gerade wie Hiob und Du fragst Dich: „wie lange noch?“ Dann will ich Dich ermutigen mit einem Wort aus dem Hebräerbrief:
Denn noch eine ganz kleine Weile, und der Kommende wird kommen und nicht säumen. (10,37) Gott hat Dich nicht vergessen!

jüngst kam es bei haso zu einer interessanten diskussion, die allerdings reichlich „offtopic“ war. das thema des posts war „gott oder mammon„, haso zeigte einen wichtigen hermeneutischen schlüssel: die unterscheidung chronos/kairos. wir kamen auf eine weitere unterscheidung: rhema/logos und so auf johannes 1,1:
Im Anfang war der Logos, und der Logos war bei Gott, und Gott war der Logos. (sperrig aber wunderbar übersetzt aus dem münchner NT).

seit jeher bin ich der ansicht, dass johannes keineswegs über das „wort“ schrieb. das wäre eine blasse übersetzungsmöglichkeit, die mich schon immer eher verwirrt als überzeugt hat. ich denke, dass er evangelistisch auf einen strang der griechischen philosophie bezug nahm, den es schon seit über 500 jahren gab und zeigen wollte, dass das unpersönliche griechische schöpfungsprinzip fleisch wurde. ein zitat aus frieder lauxmanns buch „das philosophishce ABC“:

Wenn Heraklit vom „Logos“ spricht, dann meint er damit etwas, was weit über das „Wort“ hinausgeht. Der Übersetzer muss sich entscheiden, ob er „Logos“ einfach so stehen lässt, oder ob erversucht, den Begriff zu umschreiben. Willhelm Capelle bietet folgende Deutungen an: das sinnerfüllte Wort, die vernünftige Rede; bei Heraklit aber versucht er Logos als Weltvernunft, Weltprinzip, Weltgesetz, Verhängnis, Allnatur, Gottheit, Warheit zu deuten. Diese Denkweise war damals keineswegs unangefochten, denn Heraklit setzte sich mit einem solchen abstrakten Begriff von der Weltvernunft in Gegensatz zu den Mythologien und vor allem zu den Mysterienkulten der Zeit um 500 v.Chr. ab. Seine Aussage über den Begriff den „Geist der Zeit“ ist zeitlos: Das Weltgesetz (Logos), das doch ewig ist, begreifen die Menschen nicht (…) Denn obgleich alles nach diesem Gesetz geschieht, machen sie den Eindruck, als ob sie nichts davon ahnten.

VEn avrch/| h=n o` lo,goj( kai. o` lo,goj h=n pro.j to.n qeo,n( kai. qeo.j h=n o` lo,gojÅ

das ganze „philosophische ABC“ ist ein angenehm leichtes, nettes buch um etwas philosophie zu lesen.

Ißt man denn ungesalzene Speise? Wer hat Geschmack an fadem Schleim? Ich sträube mich, daran zu rühren, das alles ist mir wie verdorbenes Brot. (Hiob 6,6-7 nach der Einheitsübersetzung)

Als ich diese Stelle las musste ich daran danken, wie oft mir vor meiner geistlichen Nahrung genauso ekelte wie Hiob vor seinem Essen. Wahrscheinlich ging es mir die meiste Zeit in meinem Christsein so, dass mir die Bibel genauso widerwärtig war wie verdorbenes Brot. Natürlich hätte ich das nie so ausgedrückt, aber so verhalten habe ich mich allemal. Ich frage mich manchmal, wie vielen bibelgläubigen Christen es eigentlich so geht, dass sie das lebendige Wort doch nur im Gottesdienst zu sich nehmen und sonst eher nicht in der Bibel lesen?

Wenn es Dir so geht möchte ich Dir ein paar Tipps geben. Wir wissen beide, dass es wichtig ist, Gottes Wort aufzunehmen. Wenn Du es nicht weisst, empfehle ich dir diese Blogeinträge: 1|2|3|4|5 und ausserdem noch einen post von haso.

    1. lies trotzdem hin und wieder Bibel. Viele meinen, man solle lassen, was man nicht liebt. Ich bin da anderer Ansicht. Etwas Gutes lässt man nicht, auch wenn man es aus schlechten Motiven macht ist es dennoch gut. So auch das Bibellesen, Du hörst auch nicht auf zu essen, wenn es nicht schmeckt. Das Wort Gottes nicht mehr zu Dir zu nehmen ist genauso tödlich für den Geist wie hungern für den Körper.2. iss kleine Brocken. Viele Christen haben geistliche Verstopfung, weil sie zuviel essen. Hin und wieder ein Vers, gerade so viel, dass Du es verdauen kannst; das ist besser als eine riesige Portion mit fünf Kapiteln am Tag, die man dann nicht verdaut bekommt. Dein Geist muss das, was Du gelesen hast, auch umsetzen. Es geht nicht darum einen Rekord aufzustellen, „durch die ganze Bibel in dreissig Tagen“, sondern Gott zu dir reden zu lassen. Ein Vers durch den der Geist Gottes spricht hilft Dir weiter als ein ganzes Buch zu dem er schweigt.

    3. trink etwas dazu. das wort muss im gebet runtergespült werden. man behält es eine weile im mund, kaut es gut durch indem man darüber nachdenkt (meditiert, wie manche sagen) und spült es mit einem kräftigen Gebet runter. Das ist genauso wichtig wie das Lesen selbst. Gott selbst muss uns das Wort „lebendig“ machen. Aus Logos muss Rhema werden und das geschieht meist wenn wir Gott das Wort im Gebet zurückgeben um es von ihm wieder zu empfangen.

    4. bleib nicht sitzen. Nach dem essen wieder aufstehen und das Gelesene und Verstandene umsetzen. Wir wollen keine grauen Theologen werden sondern von Gott ein gerütteltes und geschütteltes Mass an Leben haben. Also muss das Wort wieder raus, es muss umgesetzt werden in geistliche Muskelkraft und Energie.

    5. wenn das Wort umgesetzt wurde stellst Du fest, dass Du wieder Hunger bekommst. Jeder, der vom Tisch aufsteht und lebt bekommt wieder Hunger. Also wirst Du wieder essen. Der Kreislauf schliesst sich, es geht weiter.

Irgendwann wirst du merken, dass Dir die Bibel nicht mehr unangenehm ist sondern dass es Spass macht, sie zu lesen und es nichts besseres gibt, als Zeit mit Gott und seinem Wort zu verbringen. Aber es kann etwas Anstrengung erfordern, da hinzukommen. Trotzdem viel Spass dabei!

Nachtrag:
Apropos Bibellesen: BibleWorks 7 ist gekommen. Aufspielzeremonie: 5CDs mit einer 4 (vier!!) Gigabyte-Installation. Yeah!

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