21. Februar 2006 5

Honorare

Schön zu lesen, dass es auch berühmteren Sprechern als mir so geht. In einem Gespräch sagte Niklas Luhmann einmal:

Ach wissen Sie, ich richte mich immer danach, was der Veranstalter geben kann. Ich habe mal bei Pfadfindern referiert. Die haben gesammelt und es kamen 70,- DM zusammen. Das war in Ordnung. Wenn ich für Banken oder Unternehmen referiere, kann es sein, dass ich 15.000.- für einen Vortrag bekomme.:“(Bardmann, Theodor M. und Baecker, Dirk: „Gibt es eigentlich den Berliner Zoo noch?“, Konstanz 1999, Seite 100)“:

Ich finde diese Einstellung für Redner, und darunter fallen auch Prediger, wichtig. Geld ist für uns Christen ein sensibles Thema und die meisten „freien Prediger“ die ich kenne, sind in ihren Honorarforderungen sehr zaghaft und unsicher. Die Frage, „wieviel man nehmen kann“ ist von einigen Faktoren abhängig: auf der einen Seite kann man nicht umsonst irgendwo predigen, wenn man davon lebt, auf der anderen Seite muss das, was man zu geben hat, Geld wert sein. Wenn es nicht einmal Geld wert ist, ist es gar nichts wert.
Honorare müssen also von beiden Seiten gesehen werden: wer einen Prediger einlädt (gleiches gilt für jeden anderen Dienst) muss sich im Klaren darüber sein, dass er Kosten hat die abgegolten werden müssen. Ich persönlich bin nicht mehr zufrieden, wenn ich für fünf Stunden Autofahrt 10,– Kollekte bekomme weil das meine Kosten nicht deckt.
Der Prediger muss sich im Klaren sein, dass er Kosten verursacht, die in Relation zu einer Leistung stehen müssen, die er erbringt. Hier halte ich Vergleiche mit überzogenen Honoraren die man aus der Wirtschaft kennt für völlig unangebracht. Das Evangelium wird umsonst empfangen und gegeben (Matthäus 10,7-8). Dabei halte ich „umsonst“ nicht für eine Anweisung die sagt, dass man nichts nehmen darf; eine solche Anweisung stände im Widerspruch zu anderen Aussagen der Bibel (z.B. 1.Korinther 9 und 1.Timotheus 5,17) die sagen, dass man vom Lehren und Vorstehen leben soll.
„Umsonst“ zu geben ist für mich vielmehr eine Haltung die sagt, dass ich bereit bin umsonst zu geben. Dass ich bereit bin vor Pfadfindern und Banken gleichermassen zu predigen und dass weder die Grösse der Veranstaltung noch des Honorares ein Kriterium für annehmen und ablehnen einer Einladung sind. Gerade wenn man hauptamtlich unterwegs ist und für sein Geld predigt ist es mitunter schwer, diese Einstellung zu behalten. Aber Gott will uns unabhängig von Geld sehen – er ist unser Versorger.
Um das zusammenzubekommen würde ich vorschlagen ein gutes und realistisches Selbstbewusstsein zu kriegen und Honorare zu erbitten, die dem Geldbeutel des Veranstalters ebenso angemessen sind wie dem Wert der eigenen Leistung, und dann immer bereit zu sein, das Reich nicht am Geld scheitern zu lassen.

Es gab in den letzten Wochen einige interessante Posts und Diskussionen zum Thema Finanzen deren einige ich Dir zum weiteren Studium empfehlen möchte:

Markus Lägel und hier noch einmal mit einer Linksammlung zum Thema.
HASO mit Gott oder Mammon und Noch mehr über Gott oder Mammon.
Ausserdem noch Mark Reichmann mit vielen Posts über Fair Trade und soziale Gerechtigkeit (einfach den Blog durchsuchen!).

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5 Kommentare

  1. sehr cooler post, danke für die ehrlichen worte.

  2. ja, hat mir auch geholfen. Hab gerade eine Anfrage bekommen und mich zum ersten Mal getraut, auch mal eine Zahl zu nennen. Gut mal ein paar Arguement zu hören, von anderen Predigern.

  3. mußte beim Lesen an das Buch „Strahlende Herrlichkeit“ über das Leben von Martha Wing Robinson denken. Kennt das jemand?
    Die Frau lebte von 1874 bis 1937 und hat erstaunliche Sachen mit Jesus erlebt. Damals hat man irgendwie noch kein Geld nehmen wollen für den Dienst und als Frau sowieso nicht. Sie hatte oft nur wenige Cents gehabt (damals natürlich wesentlich mehr wert als heute). Aber sie mußte beständig auf Jesus schauen um z.B. ein Stück Butter zu kaufen oder sonstiges. Es war das ganze Gegenteil von Vorratswirtschaft. Aber sie war so eng bei Jesus – ich würde sagen, sie spielte in einer anderen Liga…

    Storch, sind kommerzielle Links erlaubt? falls nicht, löschst du es halt wieder raus. Das Buch gibts jedenfalls für ganze 2,50 Euro und zwar hier: http://www.asaphshop.net/index.html?nr=326910&k=&f=0&cms=ea6c4bd21237e784ec6b1c7491d2b659

    Das Buch von Georg Müller dem Waisenvater von Bristol ist auch sehr spannend zu lesen vor allem im Hinblick auf die Versorgung für seinen Waisenhaus… Oft hat Gott erst in letzter Minute eingegriffen.

    Aber wie gesag – das ist einfach eine andere Liga. Also ich zumindest bin da noch meilenwert entfernt von.

  4. @ vater-sucher: wenn ich mir anschaue, mit was du dich beschäftigst, bin ich mir nicht so sicher, ob du davon wirklich meilenweit entfernt bist. solche sachen wie georg müller und co macht man nicht, weil sie cool oder fromm sind und man sich dazu entschließt. man macht sie, weil gott zu einem spricht: „spring“, und dann springt man. ich würde vermuten, wenn gott zu dir sagt: „spring“, dann springst du auch.

    @ storch: danke für den post. in unserem bestreben, mit geld nicht „weltlich“ umzugehen, werden wir leicht religiös und verkniffen. es ist gut, einmal auszusprechen: „eine predigt muss ihr geld wert sein.“ es ist auf dauer nicht christliche liebe, alles schräge „in liebe“ zu ertragen.

    außerdem stimme ich dir voll zu, einladungen nicht von der finanzkraft der einladenden abhängig zu machen. ich war schon an orten, wo ich mehr geld in die kollekte getan habe, als ich hinterher fürs predigen bekommen habe, und es hat mich nicht gereut.

    anders denke ich, wenn nicht die mangelnde finanzkraft, sondern der geiz der einladenden am honorar spart. ich tendiere dazu, solche orte eher zu meiden. nicht, weil ich mir zu schade bin, sondern weil meine erfahrung ist: der geizige wird vom wort nicht viel gewinn haben. (aber auch da muss man unterscheiden. ich möchte nicht eine ganze gemeinde des wortes berauben, weil der kassierer ein unglaubensheld ist. was mich nebenbei den rat geben lässt: man mache in christlichen gruppen niemanden zum kassierer, nur weil er sich – beruflich oder so – mit geld auskennt. er muss sich genauso mit glauben und biblischer großzügigkeit auskennen.)

    ansonsten hast du es geschafft, meine luhmann-sympathie deutlich zu erhöhen.

  5. hi haso,
    lamgsam fühle ich mich als luhmann-missionar. dabei lese ich ihn in erster linie um auf andere gedanken zu kommen… naja, aber irgendwie mag ich ihn auch. ausserdem ist er interessant.

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