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Jericho war langweilig. Es gab zwar einiges zu besichtigen, denn immerhin gilt Jericho als eine der ältesten Städte der Welt, aber deshalb war man nicht hergekommen. Die eigentliche Attraktion waren Jesus und seine zwölf Freunde; alle wollten sie sehen. Trotzdem scheint es während ihres Aufenthaltes keine herausragenden Gottesdienste, spektakuläre Heilungen oder interessante Diskussionen mit Pharisäern gegeben zu haben. Zumindest berichtet Markus nur, dass sie da waren – und was dann geschah.
Eine große Menge begleitete sie zum Stadttor – eine grandiose Gelegenheit für letzte Worte. Aber kaum wollte Jesus anfangen, rief jemand laut seinen Namen:
„Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!“ So was kann einem ja echt auf die Nerven gehen! Man will noch einmal Jesus hören, und dann fängt irgendein Spacko in der letzten Reihe an, rumzubrüllen! Alle drehten sich um, Fäuste wurden geschüttelt, mit den Zähnen geknirscht; der Blinde Bartimäus war´s. Irgendwer hatte ihm verraten, dass Jesus da war, und nun schrie er rum. Das Zischen und Drohen wurde immer lauter: „Halt endlich die Fresse, wir wollen Jesus hören!“
Aber je lauter man ihm befahl, zu schweigen, um so lauter schrie Bartimäus. „Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! SOHN DAVIDS, HAB ERBARMEN MIT MIR!!!“
Schließlich hört Jesus ihn, und er ist nicht wütend über die Unterbrechung. Im Gegenteil, er ruft Bartimäus zu sich. Auf einmal ändert sich die Stimmung völlig. Jeder, der ihn eben noch zum Mond wünschte, ermutigt Bartimäus nun: „Hab nur Mut, geh, er ruft Dich.“ Vermutlich überschlagen sie sich, um den Blinden an der Hand zu nehmen und ihn zu Jesus zu bringen…
Der Rest ist irgendwie vorhersehbar. Jetzt findet endlich eine Heilung statt. Bartimäus begegnet Jesus und wird gesund.
Komisch, was einem auffallen kann, wenn man solche Bibelstellen liest. Ich habe oft über Bartimäus gepredigt, und jedes Mal kommt es mir so vor, als hätte ich es mit einer anderen Geschichte zu tun. Heute fällt mir am meisten auf, wie gefährlich Konventionen sind und wie sehr sie uns von dem Eigentlichen – Jesus! – abhalten können.
Die Zuhörer kommen ganz schön schlecht weg. Sie stehen dem Wunder völlig im Wege. Es ist ihnen wichtiger, eine Predigt von Jesus zu hören, als dass ein Mensch geheilt wird. Sie wollen einen ruhigen Gottesdienst haben und einen Störenfried zum Schweigen bringen. Nur dumm, dass Jesus sich gerade für ihn interessiert.
Leider ist das noch heute so. Wir feiern Gottesdienste, die Gottes Wirken beschränken. Diejenigen, die Jesus wirklich brauchen, wollen wir lieber nicht dabei haben, weil sie stören könnten. Es ist eben leichter, eine Predigt über Jesus zu hören, als ihn wirken zu lassen. Daraus entsteht eine schlimme Kultur, in der man viel mehr über Jesus hört, als man von ihm sieht. Wie wäre es wohl, wenn wir mehr Wert darauf legen würden, denen das Evangelium zu bringen, die es brauchen, als nette Gottesdienste ohne Störungen zu feiern?
Leider kann ich nie mit dem Finger auf jemanden zeigen, denn ich bin ja selber so. Aber ich wäre lieber wie Jesus, für den diese Störung eine Chance war, einem Menschen zu helfen, und nicht nur eine Unterbrechung.
Aber auch Bartimäus macht mich nachdenklich. Wie ernst muss es einem Menschen sein, der bereit ist, eine Veranstaltung zu stören, wenn er Gott sucht? Der Mann war für mich immer ein vorbildlicher Beter. Einer, der sich von keiner Konvention stören lässt, den keine Menschenfurcht bremst, wenn er seine Chance sieht. Die meisten von uns wären still geblieben, wenn man sie darum gebeten hätte. Bartimäus nicht; je mehr man ihn davon abhalten wollte, Jesus zu treffen, um so lauter wurde er.
Es gibt immer Menschen, die Dich daran hindern wollen, zu Gott zu kommen. Ist ja auch klar, denn es widerspricht den Konventionen unseres Landes, alles auf die Gott-Karte zu setzen. Immer wird jemand da sein, der meint, dass Du zu fanatisch, zu religiös oder zu sonst was bist. Lass Dich davon nicht abhalten, zu Jesus zu kommen. Geh Deinen Weg!
Nach Markus 10,46-52
[dieser Artikel wurde im aktuellen kranken Boten veröffentlicht]
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It was boring in Jericho. Still, there was something to report. At least, Jericho is called to be one of the oldest cities in the world. But this wasn´t the reason for coming here. The real attraction were Jesus and his twelve friends; all wanted to see them. Inspite of this it seems that during their stay there were no extraordinary services, sensational healings or interesting discussions with Pharisees. At least Mark just reports that they were there – and what happened afterwards.
A huge crowd went along with them to the city gate – a fantastic opportunity for last words. But when Jesus wanted to start, someone was shouting his name:
„Jesus, Son of David, have mercy on me!“ (New International Version) Something like this can really be annoying! You want to listen to Jesus when suddenly a dumbass starts to yell from the last row! All turned their heads, fists were shaken, teeth were crunched; it was the blind Bartimaeus. Someone had disclosed to him that Jesus was there and now he was shouting. The sizzling and threatening became louder and louder: „Shut up! We want to hear Jesus!“ But the louder he was told to be quiet the louder Bartimaeus shout: „Son of David, have mercy on me! Son of David, have mercy on me! SON OF DAVID, HAVE MERCY ON ME!!!“
Finally, Jesus listens and he isn´t angry for this interruption. On the contrary he calls Bartimaeus to come to him. Suddenly the atmosphere is altering entirely. Everybody who just wanted to launch him into outer space was now encouraging Bartimaeus: „Be of good comfort, rise; he calleth thee.“ (King James Version)
We can asume that everybody wanted to take the blind man by the hand and to take him to Jesus… The rest is predictable anyway. Now, a healing takes place. Bartimaeus encounters Jesus and gets healthy.
It is strange to what your attention can be attracted when reading bible verses like these. I often preached about Bartimaeus and every time it seems to me to be a different story. Today I`m most attracted to the point how dangerous conventions are and how they can keep us from the most important – Jesus! The listeners come off very badly here. Completely they stand in the way of the miracle. It is more essential to them to hear a sermon from Jesus rather than seeing someone get healed! They want a quiet service and put the disturber to silence. What a pity that Jesus is interested in him! Unfortunately it is the same today. We celebrate services that restrict God´s intentions. The ones, who are in really need for Jesus we don´t want to be there simply for the reason we are afraid that they may interrupt our meeting. It is just easier to hear a sermon about Jesus rather than let him do his work. A bad culture results out of this, a culture in which we hear more about Jesus than seeing him. What would it be like if we put our emphasis on bringing the gospel to the ones who are in need of it rather than celebrate nice services without any disturbances?
Unfortunately, I can never point my finger on someone, cause I´m just the same. However, I would rather be like Jesus. For him this disturbance was a chance to help someone and not simply an interruption. But it is the same with Bartimaeus. He is thought-provoking me. How serious it must be for someone who is ready to disturb a meeting, when looking for god? To me, this man has always been an ideal prayer. Someone, who can not be bothered by any convention, who is not stopped by fear of men when he sees that his chance has come. Most of us would have been quiet when they had been asked to. Not so Bartimäus! The more they wanted to stop him from meeting Jesus the louder he became.
There will always be people who wants to hinder you from coming to God. This is clear, cause it contradicts the coventions in our country to put it all on the God-Card. Always there will be someone who means that You are to fanatic, to religious or something else. Don`t let you hinder by this from coming to Jesus! Go your path!
according to Mark 10, 46-52
Sandra did the translation. Thank you Sandra! I am always looking for translators, if you would like to translate one or more posts please drop me a line.
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Nicole schrieb am
7. August 2009 um 10:07hi danke für diese Zeilen
recht hast:)
danke auf jeden fall:)
hast ermutigt:D
Pater-Brown schrieb am
7. August 2009 um 10:17tja, den Link zum kranken Boten musst du nochmal umändern, wahrscheinlich auf: http://bote.jesusfreaks.de/files/DKB_4_09.pdf
Optimizer schrieb am
7. August 2009 um 10:33Bartimäus hatte auch nix mehr zu verlieren-aber alles zu gewinnen.Bei aller Christus-Identität und der richtigen Siegermentalität vergessen wir doch zu oft was wir für hilfsbedürftige Würstchen sind.Schon allein das theologische Wissen was wir uns angehäuft haben(oder über uns angehäuft wurde) kann diese einfache Wahrheit überdecken-we need help!!!
Und zwar jeden Tag, und immer von dem einen-dem es damals jammerte und der über unsrere Defizite auch heute noch innerlich bewegt ist-und deshalb sein Handeln verheißt.
Großartige Botschaft-ein Jesus der handeln KANN und WILL.
Manchmal glaub ich, dass sich bei mir eingeschlichen hat, dass ich denke ich wäre nicht blind…und deswegen schrei ich auch nicht.Habe aber gerade wieder beim Lesen gemerkt, das dies nicht stimmt und keine relative Anschauung die Stimme des Heiligen Geistes in meinem Gewissen zum Schweigen bringen kann.
Grund zum Jubeln.
Ich geh mal schreien.
storch schrieb am
7. August 2009 um 15:34herzlich willkommen, nicole
Ulrich M. schrieb am
7. August 2009 um 17:08Storch, du beziehst das (übertragen) v.a. auf Gottesdienste. Das stimmt, da sollten wir flexibel reagieren auf Menschen, die angesprochen und „bewegt“ wurden. Zum Beispiel kann man Platz für Reaktionen lassen. Aber auch was nach dem Gottesdienst kommt, kann Gottes Wirken unterstützen oder ausbremsen, ein Beispiel: Einer wird von einer Predigt angesprochen, tief berührt. Er merkt: Jesus „geht vorbei“ wie bei Bartimäus – und er will ihn rufen, zu ihm beten! Und dann redet nach dem Gottesdienst ein frommer Stammgast abfällig über den Gottesdienst, kritisiert die Predigt, die dem Gast so viel gegeben hat – und alles verpufft. Die Wirkung ist weg.
Zweites Beispiel: Ein „Beladener“ möchte seine Schuld oder ein Problem, etwas, das ihn belastet, vor Gott bringen. Will im Gebet Gott auffordern, zu handeln. Und er redet mit einem anderen drüber, und der sagt nur: „Mach nicht so einen Wirbel aus der Sache! Mach dich nicht verrückt! So schlimm ist das doch alles nicht, anderen geht es nicht anders!“ – schon ist eine Chance vertan.
Bartimäus lässt sich nicht einschüchtern – zum Glück. Aber nicht alle ziehen das so durch, wenn wir keine Hilfe, sondern ein Hindernis sind.
wegbegleiter (Christof Lenzen) schrieb am
8. August 2009 um 10:26Religion ist immer teuflisch. Sie will nicht gestört werden und denkt in Kategorien wie: wir hier und ihr da! Sie neigt automatisch zur Aushöhlung in Richtung leere Rituale, egal welche Konfession und Denomination. Deswegen muss immer wieder neu geschaut werden…
Was mich umtreibt: ich stelle fest, dass so viele Menschen aufgehört haben, zu träumen! Ich brauche aber einen Traum von Gemeinde, Reich Gottes und meinem eigenen Leben, um überhaupt in Bewegung zu kommen… wie lehren wir die Menschen träumen…
Nicole schrieb am
8. August 2009 um 10:37Hallo wegbegleiter
genau das frage ich mich auch, mit den Träumen.
Ich hab zwar einen Traum werde ihn aber dank meiner „krankheit“ niemals erreichen.
und das Gott zwar groß ist stimmt:
aber:
irgendwie bin ich oft zu weit entfernt deswegen denk ich oft.
Mein traum den er mir mal gab, werd ich nie erreichen.
lg Nicole
wegbegleiter (Christof Lenzen) schrieb am
8. August 2009 um 10:47Huhu Nicole… kannst mir ja mal auf meinem Blog eine mail übers Kontaktformular schicken, wenn du willst… meine Erfahrung ist: manchmal ist Gott auf unglaubliche Weise kreativ…
storch schrieb am
8. August 2009 um 11:00@ wegbegbleiter:
oft setzt es etwas frei wenn man seine eigenen träume kommuniziert und raum gibt, selbst zu träumen. natürlich hat jeder einen traum, auch wenn der vielleicht verschüttett ist.
@ nicole:
vielleicht kannst du ja andere für deinen traum begeistern und entflammen. dazu kann sich auch das internet eignen. selbst wenn du ihn nicht erreicht, können es vielleicht andere und der traum wird gelebt.
storch schrieb am
8. August 2009 um 12:13@ Ulrich:
sorry, Kommentar hing in der Moderation fest.
Was Du ansprichst ist aber goldrichtig. Ich finde es manchmal selber schwer, jemand anderem zu helfen, der angesprochen war, wenn ich es selber nicht war. wir müssen an dem punkt unbedingt versuchen, niemandem ein anstoß zu sein.
nicole schrieb am
8. August 2009 um 12:41Hi Storch!
mein Traum ist schau doch mal auf http://koenigskind777.blogspot.com/
da steht ja so ein bisschen was drin
aber mein Traum ist,
eines tages mit meinem Vielleicht Mann(noch bin ihc ja singel und kein mann in sicht;) ) naja auf jeden fall will ich nen Hof haben mit Tieren(so kleintiere) und da will ich mädels die keine Identität haben die einfach kaputt gemacht worden sind Boderline und sonstiges haben aufzufangen ihnen „eltern“ zu sein, die ich selbst nie hatte!
und das sie dadurch Gott kennenlernen!
weist du wie ich das meine?
und ja dazu fählt halt noch soviel aber mit Arbeitsunfähigkeit kann man halt wenig machen(leider)
aber zumidnest ist der Traum noch in meinem Herzen!
diedazi schrieb am
8. August 2009 um 23:59@nicole: krass. n ähnlichen „traum“ hab/hatte ich auch. und ne freundin von mir auch.
nicole schrieb am
9. August 2009 um 09:54Hi ist ja witzig:)