17. Mai 2006 3

prüfen – Hiob 34,3

Denn das Ohr prüft die Worte, und der Gaumen schmeckt die Speise. Hiob 34,3

Alles was gesagt wird muss von jemandem gehört werden. Wenn es ghört wird, wird es interpretiert, das bedeutet, dass es verstanden wird. In diesem Blog ist es immer wieder darum gegangen, dass wir als strukturdeterminierte Wesen unsere Realität selbst erschaffen. Deshalb will ich auf diesen Teil nicht erneut eingehen, auch wenn es sich richtiggehend aufdrängt, darüber zu schreiben. 😉

Worauf es mir heute ankommt, ist dass Gott selber uns auffordert, sein Reden zu beurteilen. Paulus schreibt in 1.Korinther 14,29 über die Gottesdienstordnung: Auch zwei oder drei Propheten sollen zu Wort kommen; die anderen sollen urteilen. Meistens wird diese Stelle so ausgelegt, dass Prophetien geprüft werden sollen, bevor sie öffentlich weitergegeben werden. In der Praxis sieht das dann so aus, dass Leute mit einem Eindruck nach vorne kommen und dem Gottesdienstleiter den Eindruck sagen, der ihn dann „freigibt“ oder eben nicht. Ich selber habe diese Stelle immer so verstanden, wahrscheinlich weil ich es von den charismatischen Gemeinden in denen ich war so gewohnt war, dass ich diese Praxis nie in Frage gestellt habe. Ich denke auch, dass es gut ist das so zu handhaben, denn dadurch bleibt der Gemeinde der eine oder andere Profilneurotiker erspart, was eine gute Sache ist!
Dennoch glaube ich, dass Paulus es anders gemeint hat. Alle sollen die Prophetie beurteilen, nicht nur ein einzelner Gottesdienstleiter. Das bedeutet, dass jeder für sich prüfen muss ob das prophetische Wort in sein Leben hineinspricht oder nicht. Das ist eine Verantwortung, die wir niemandem, auch nicht unserem Leiter!, deligieren können. Wir sind selber gefragt unter all den Stimmen, die permanent auf uns eindringen und um unsere Aufmerksamkeit buhlen, die Stimme Gottes herauszuhören. Seltsamerweise hätten die meisten von uns es gerne anders: wir möchten andere für uns prüfen lassen und uns sagen, was wir glauben sollen. Aber so funktioniert es nicht, Gott hat sicher Berater in unser Leben und Leiter über uns gesetzt, aber wir selber tragen die Verantwortung für unseren Wandel vor Gott.
Ebenso wie es uns mit Prophetie geht, erging es Hiob und seinen Freunden mit der Weisheitslehre, die ständig gegeben wurde. Auch diese musste geprüft und wieder geprüft werden um das Gute zu behalten. Hiob war also ganz im Recht damit, sich nicht allzuviel von seinen Freunden anzunehmen – es war seine Verantwortung zu prüfen, was sie sagten.
Um wieder einmal meinen Idealismusfreund Fichte zu zitieren:

Jedermann soll gehorchen nur Gott nach seiner eigenen klaren Einsicht von Gottes Willen an ihn; und inwiefern er doch gehorchen würde einem Menschen, so soll auch dies nur geschehen zufolge seiner klaren Einsicht, daß dieses Menschen Stimme nicht sei des Menschen sondern Gottes an ihn. (Angewandte Philosophie 1813, Seite 609)

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3 Kommentare

  1. Was bedeutet, dass seine Freunde nicht generell Blödsinn redeten, sondern nur in seinen Fall hinein Blödsinn (?)

    Dass es keine Verhaltens-Wahrheiten gibt, die immer und auf jeden passen?

    Dass es stimmt, dass, wenn man mit gutem Gewissen vor Gott steht, ES ( was immer es sein mag ) auch in Ordnung ist? Auch, wenn alle drumrum mit der Bibel winken und rufen: Pfui! Sünde!…?

    Kommunikation mit Gott über Dritte ( oder dritte, keine Ahnung ) ist Mist, weil es dann schonmal durch ein blackbox ging, die mit mir ja garnix zu tun hat?

    Meinst Du das so?

  2. was ich meine ist, dass du vor gott stehst und dass deshalb du entscheiden musst, wann und durch wen gott zu dir redet. freunde, pastoren und berater sind eine gute sache um den willen gottes zu finden, aber letztlich bleibt die verantwortung für dein leben bei dir.

  3. I agree 100%. This is, in fact, the simple essence of being a christian in life. Storch, youre more guerilla than you might think. Or maybe the Guerilla is more Storch than it thinks…that would be funny and much more easier for us 😛

    I cu on Willow.

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