für meine freunde vom neues leben seminar in wölmersen ein kleiner diskussionsbeitrag zum thema bibelauslegung. wir haben ja in der vergangenheit immer wieder mal das thema „allegorische bibelauslegung“ miteinander auf verschiedene weise besprochen. manchmal ergaben sich möglichkeiten zu persönlichen gesprächen, manchmal ging es über das internet und speziell blogs. mir hat die diskussion mit euch immer spass gemacht. tatsächlich lerne ich in brüderlichen auseinandersetzungen immer viel und ich denke, dass wir alle in dem geist diskutieren, dass es nicht in erster linie um das rechthaben geht – schon gar nicht um jeden preis.
ich möchte nicht das ganze thema wieder aufrollen sondern (erstmal) nur einen aspekt bringen, der bisher noch nie genannt wurde: das NT legt das AT teilweise allegorisch aus. meine these ist, dass eine auslegungsmethode nicht komplett falsch sein kann, wenn sie von jesus und den aposteln verwandt wurde.

allegorische auslegung öffnet den blick für eine verständnisebene des textes unter dem wortsinn. mit den worten augustinus‘ gesprochen:
beseitigt wird nämlich in christus nicht das alte testament, sondern die decke, die über ihm liegt. so wird durch christus einsichtig und blossgelegt, was ohne christus unverständlich und verhüllt ist:“(augustinus: über den nutzen des glaubens)“:. „ein verständnis des alten testamentes auf der rein historischen ebene (war für augustinus) unannehmbar; der schlüssel zu seinem verständnis liege in der richtigen auslegung“:“(alister e.mcgrath: der weg der christlichen theologie, seite 215)“:.
augustinus stand zwischen den stühlen. er siedelte zwischen einem sehr willkürlichen allegorischen verständnis der schrift, wie es die alexandrinische schule hatte und der historischen auslegung der antiochenischen schule. beide sind in mcgraths genialem buch „der weg der christlichen theologie“ kurz dargestellt.
ab dem mittelalter wurde dann mit der Quadriga, dem vierfachen schriftsinn gearbeitet, dem ich mich auch heute noch stark verpflichtet fühle:
1 – der wörtliche sinn (durch exegese herausgefunden)
2- der allegorische sinn (der lehraussagen in stellen hineininterpretiert)
3- der moralische sinn (der verhaltensrichtlinien aus texten herausinterpretiert)
4- der anagogische sinn (der hoffnung auf zukünftige erfüllung mancher stellen macht)

ich habe in allen vier sinnebenen ausgelegt, gearbeitet und gepredigt, wobei die beiden letzteren in ihrer bedeutung für mich eher untergeordnet sind. sie werden je nach thema relevant, der anagogische sinn z.b. bei prophetischen texten, die noch nicht erfüllt sind. alle sinnebenen sind wichtig und legitim, allerdings muss ein weiteres kiriterium gegeben sein um nicht ins willkürliche abzugleiten, eine gefahr, die sicherlich in der allegorischen auslegung gegeben ist. luther hat dieses zusatzkriterium 1515 folgendermassen formuliert:
in der schrift besitzt keine allegorie, tropologie oder anagogie gültigkeit, wenn diese wahrheit nicht an anderer stelle stelle ausdrücklich formuliert ist.:“(vorwort zu den dictata super psalterium)“: somit gehen wir von einer gesteigerten wichtigkeit des wortsinns als kontrollorgan aus. ich würde immer von einer allegorie sprechen, wenn eine geschichte zum gleichnis oder beispiel für etwas anderes wird. im sinne der geschichte passiert nicht das eine um das andere zu illustrieren.

das steckt unser feld etwas ab, lässt aber der allegorischen auslegung noch genug raum zum leben und zur interpretation der schrift. in diesem raum spielen sich alle beispiele des neuen testamentes ab.

    schlange und ewiges leben (johannes 3,14-15, elberfelder):
    Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muß der Sohn des Menschen erhöht werden, 15 damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe.
    jesus selber legt die schlange als bild für sich selbst aus. der blick auf die schlange heilte die menschen um mose, genauso wird der blick auf den gekreuzigten und erhöhten jesus den gläubigen ewiges leben schenken. ein wunderschönes bild für das evangelium, aber die interpretation geht über die eigentlich geschichte hinaus.
    taufe und felsen (1.korinther 10,1-4, elberfelder):
    Denn ich will nicht, daß ihr in Unkenntnis darüber seid, Brüder, daß unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle durch das Meer hindurchgegangen sind 2 und alle in der Wolke und im Meer auf Mose getauft wurden 3 und alle dieselbe geistliche Speise aßen 4 und alle denselben geistlichen Trank tranken; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. Der Fels aber war der Christus.
    die geschichte des exodus auf die taufe auszulegen ist definitiv allegorisch. so wird der zug des volkes israel durch das rote meer zu einer beliebten textpassage bei taufpredigten, die verbindung ist auch naheliegend, aber rein historisch hat da sicher niemand an taufe gedacht.
    dass der felsen aus dem dann wasser gesprudelt ist als christus identifiziert wird, ist ebenfalls eine allegorische auslegung. und zwar eine sehr gefährliche, denn einzelne gegenstände aus dem AT mit dingen oder tatsachen des NT in verbindung zu bringen klingt immer etwas willkürlich.
    abrahams motivation (hebräer 11,17-19, elberfelder):
    Durch Glauben hat Abraham, als er geprüft wurde, den Isaak dargebracht, und er, der die Verheißungen empfangen hatte, brachte den einzigen Sohn dar, 18 über den gesagt worden war: «In Isaak soll deine Nachkommenschaft genannt werden», 19 indem er dachte, daß Gott auch aus den Toten erwecken könne, von woher er ihn auch im Gleichnis empfing.

im paralleltext im AT ist von abrahams gedanken keine rede. sicher war er ein mann des glaubens, aber die opferung ist eher ein akt des gehorsams als des glaubens dargestellt. hier einen glauben an gottes übernatürliche auferstehungskraft hineinzulesen ist allegorisch.

jesus hat in den evangelien das AT oft anagogisch ausgelegt. das sieht man in allen stellen, in denen er von der erfüllung einer prophetie durch sich selbst geredet hat. spätestens diese tatsache öffnet haus und hof für eine auslegung des AT auf christus hin. das ist mehr als sinnvoll, denn ohne allegorische, anagogische oder moralische interpretation wäre das AT nur ein geschichtsbuch, ohne aussage für unser leben. so wurde das AT bereits seid augustinus ausgelegt – eine tradition die sich bis heute durchzieht. als prominente vertreter wären z.b. die brüdergemeinden zu nennen.
tatsächlich ist die allegorische auslegung noch älter: schon in vorchristlicher zeit legten jüdische gelehrte das hohelied als bild auf die beziehung zwischen gott und israel aus. ich vermute, dass die heute teilweise vorherrschende (in evangelischer und bibelschulentheologie) ablehnung der allegorischen auslegung erst nach der reformation entstanden ist, auch wenn sie ihre wurzeln in der antiochenischen schule wiederfinden wird.

neben den stellen an denen das NT selber das AT allegorisch auslegt gibt es mindestens zwei stellen, die zu einer allegorischen betrachtung geradezu einladen:

    1.Korinther 10,6 Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, damit wir nicht nach Bösem gierig sind, wie jene gierig waren. (Elberfelder)
    ein vorbild kann nur verstanden werden, wenn ein text über seine direkte aussage hinaus generalisiert wird. ein vorbild wird erst wirksam, wenn man teile einer geschichte als universell gültig interpretiert, also etwas in den text hineininterpretiert, was er wörtlich gar nicht aussagen will.
    Hebräer 10:1 Denn da das Gesetz einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst hat, so kann es niemals mit denselben Schlachtopfern, die sie alljährlich darbringen, die Hinzunahenden für immer vollkommen machen.
    ein schatten ist immer interpretierbar, gerade wenn er auf etwas zeigt, das man erst später erkennen kann. weite teile des hebräerbriefes dienen nur dazu zu zeigen, wie der schatten des priesterdienstes usw. in christus und der gemeinde erfüllt werden. dabei befinden wir uns oft im niemandsland zwischen anagogie und allegorie.

leider habe ich gerade keine zeit, noch tiefer in die materie einzusteigen. da gibt es noch viel mehr beispiele für interpretationen auf basis der quadriga. die moralische interpretation habe ich ja völlig aussen vor gelassen, obwohl sie auch nachweisbar wäre. aber für mich als nicht-studiertem theologen bedeutet es immer einige mühe, alles zusammenzusuchen. dennoch macht es spass und scheint ein interessanter und ergiebiges forschungsfeld zu sein.
der bereich der allegorien aus dem NT fehlt in diesem post ja ganz. insgesamt wird es da weniger verwendungsnotwendigkeiten geben, aber einige stellen sollten schon allegorisch angegegangen werden.

freue mich auf diskussion, gerade darüber, ob es biblische kontra-argumente zur allegorischen auslegung oder der ganzen quadriga gibt.

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14 Kommentare

  1. Wenn ich nicht ganz daneben liege, handelt es sich bei den ersten beiden Stellen um praktizierte typologische Auslegungen. Schlange und Felsen sind jeweils Typos (Vor-Bild) auf Christus, wie auch das Passalamm oder die Opferung Isaaks etc. Da läßt sich im AT viel finden.

    Typologie bedeutet: Ein einzelner Aspekt illustriert ein anderes Geschehen. Allegorie hingegen deutet jedes Element einer ganze Geschichte mit einer komplett anderen Bedeutung, die der Wortsinn NICHT hergibt. Ein Beispiel für die allegorische Auslegung wäre die Geschichte vom barmherzigen Samariter in folgender Deutung: Verwundeter = Sünder, Samariter = Christus, Herberge = Gemeinde.

    Die angeführte Auslegung der Abraham-Stelle ist aus meiner Sicht keine Allegorie. Da erhellt der Geist Gottes ein weiteres Detail eines früheren Geschehens.

    Und das ist auch der Unterschied zwischen uns den biblischen Autoren: Dort kam die Offenbarung direkt von Gott, wir tendieren dazu, unsere Aussagen in den Text hineinzulesen. Darum ist Allegorie mit Vorsicht zu genießen, Typologie macht schon viel mehr Sinn. Wenn ich eine Aussage an anderer Stelle deutlich in der Bibel finde, warum muß ich dann eine unklare Stelle verbiegen? Luther hat auch von der Klarheit der Schrift gesprochen. Das heißt für mich: Die Bedeutung geht aus dem Wort-Sinn hervor. Bilder werden dann gedeutet, wenn der Kontext drauf hinweist. Aber willkürliche allegorische Auslegung kann abenteuerliche Blüten treiben – siehe das Samariterbeispiel. Die Aussage mag Stimmen, aber sie steckt so nicht in der Geschichte, die eine Aufforderung zur Nächstenliebe ist und nicht ein Bild von Gottes Heilsplan… Korrigiert mich, wenn ich auf der falschen Fährte bin!

    Dennoch: Die Bibel ist der Hammer, wer wird sie je ganz verstehen? Schön, an Deinen Gedanken teilzuhaben!

  2. (mist, ich find grade das Unterrichtsskript zu „hermeneutik“ nicht..)

    Kann es sein, dass das, was du oft mit „allegorischer Auslegung“ meinst eher eine „typologische Auslegung“ ist?


    aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

    Typologie (von gr. typos, Urbild, Vorbild) ist in der Auslegungstradition der Bibel die Inbezugsetzung einer Person oder eines Geschehens aus dem Alten Testament mit einer Person oder einem Ereignis aus dem Neuen Testament.

    Sie war besonders in vorkritischer Zeit (etwa bis zum Ende des 18. Jahrhunderts) eine verbreitete und beliebte Auslegungsweise. Zwischen den beiden Seiten der Gegenüberstellung wird eine Entsprechung im Gegensatz hergestellt.

    Dieses Verfahren liegt bereits dem Matthäusevangelium über weite Strecken zu Grunde, z.B. wenn dem Empfang der Zehn Gebote auf dem Sinai die Bergpredigt Christi gegenübergestellt wird.

    Auch Paulus denkt typologisch. Zentrale Bedeutung hat für ihn die Gegenüberstellung Adam – Christus. Röm 5,14 nennt er Adam den „typos tou mellontos“ – „Vorbild auf den kommenden (Christus)“.

    In der christlichen Kunst ist die Typologie allgegenwärtig, da sie dem Wesen nach bildhaft ist und beziehungsvolle Symmetrien ermöglicht.
    [Bearbeiten]

    Beispiele

    * Abraham bringt seinen Sohn Isaak zur Opferung – Gott opfert seinen Sohn am Kreuz
    * Am Holz des Paradieses bringt die Schlange den Tod – Am Holz des Kreuzes bringt Christus das Leben
    * Jona entsteigt dem Walfisch – Christus ersteht aus dem Grab
    * Esther hält rettende Fürsprache für Israel – Maria tritt für die Kirche ein
    * Israel wird in der Wüste mit dem Manna gespeist – Christus setzt die Eucharistie ein
    * Israel zieht durch das Rote Meer in die Freiheit – Die Kirche gelangt durch die Taufe ins neue Leben

    Kurz gesagt könnte man das so beschreiben:
    Für eine Allgorie braucht man zunächst einen Text.
    dann braucht man einen „Interpretations-Schlüssel“.
    Mit Text und Schlüssel kommt man zur allegorischen Auslegung.

    Wenn die Bibel selbst den Schlüssel liefert, ist das Typologie (und trotzdem zu hinterfragen. „Liefert die Bibel wirklich diesen Schlüssel?“)
    Wenn man sich den Schlüssel selber bastelt, ist das Allegorie und auf jeden Fall zu hinterfragen.

    Bsp.: Das Gleichnis von den Brautjungfern
    1»Wenn Gott sein Werk vollendet, wird es zugehen wie in der folgenden Geschichte: Zehn Brautjungfern gingen mit ihren Lampen hinaus, dem Bräutigam entgegen, um ihn zu empfangen.2Fünf von ihnen handelten klug, die anderen fünf gedankenlos. 3Die Gedankenlosen nahmen nur ihre gefüllten Lampen mit, 4während die Klugen auch noch Öl zum Nachfüllen mitnahmen. 5Weil der Bräutigam sich verspätete, wurden sie alle müde und schliefen ein. 6Mitten in der Nacht ertönte der Ruf: Der Bräutigam kommt, geht ihm entgegen! 7Die zehn Brautjungfern standen auf und brachten ihre Lampen in Ordnung. 8Da baten die Gedankenlosen die anderen: Gebt uns von eurem Öl etwas ab, denn unsere Lampen gehen aus. 9Aber die Klugen sagten: Ausgeschlossen, dann reicht es weder für uns noch für euch. Geht doch zum Kaufmann und holt euch welches! 10So machten sich die fünf auf den Weg, um Öl zu kaufen. Inzwischen kam der Bräutigam. Die fünf Klugen, die darauf vorbereitet waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest, und die Türen wurden geschlossen. 11Schließlich kamen die anderen nach und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! 12Aber der Bräutigam wies sie ab und sagte: Ich versichere euch, ich kenne euch nicht! 13Darum seid wachsam, denn ihr wisst weder Tag noch Stunde im Voraus!«

    jesus veranschaulicht hier „Wachsamkeit“.. und zwar mit vollem Einsatz und nicht halbherzig. Er will den Leuten wahrscheinlich mitteilen „haltet durch. Richtet euch drauf ein, das es ein wenig länger dauert..“

    Eine beliebte Frage in der Auslegung:
    „was bedeutet das „Öl für die Lampen“?“ Ist es (in diesem Gleichnis) ein symbol für den Heiligen Geist?
    Wichtig wird das Gleichnis damit in der Lehre von der Geistestaufe als zusätzliche und notwendige Taufe. (wenn man Christ geworden ist, muss man dann noch um den Empfang des HG bitten, (sonst kommt man nicht in den Himmel – im Extremfall))
    Auch wenn es verlockend ist, das „Öl“ als „heiliger Geist“ zu interpretieren, geht dies meiner Meinung nach bereits am Text vorbei. ich bin nicht der Meinung, dass Jesus in diesem Gleichnis über den HG redet.

    Man muss vorsichtig damit sein, wenn bestimmten Begriffe in der Bibel an bestimmten Stellen eine bestimmte Bedeutung zugemessen wird.
    Beispiel: Sauerteig.
    ..dieses Wort wird oft im negativen Zusammenhang gebraucht.. „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer“.. hinzu kommt, dass im AT der Sauerteig „nicht-koscher“ war.. bei bestimmten Festen war aller Sauerteig zu entfernen.. und man sollte ungesäuerten teig verwenden..

    nun aber gibts folgende Stelle:
    Noch ein Gleichnis erzählte er ihnen: »Wenn Gott jetzt seine Herrschaft aufrichtet, ist es wie mit dem Sauerteig: Eine Frau mengte eine Hand voll davon unter eine riesige Menge Mehl, und er machte den ganzen Teig sauer.«

    Charismatiker verglichen diese Stelle mit dem Ausbreiten der „geistestaufe“ in der heutigen Zeit (ich sag lieber, „Christen erfahren das Wirken des HG„.. ich gehe bei der sog. Geistestaufe davon aus, dass dies (meist) nicht das Empfangen des HG ist, sondern das erste deutlich sichtbare Wirken im Leben einer Person)

    Na ja.. und dann gibts halt Anticharismatiker die sagen.. „Hey, schaut mal.. das Ausbreiten dieser bewegung wird mit Sauerteig verglichen. Und „Sauerteig“ meint etwas schlechtes.. falsche Lehre z.B.
    Deshalb ist die Charismatische Bewegung ‚böse‘ “ (vgl. auch 1.Kor 5,6-8 und Gal 5,9!!)

  3. Nachtrag.
    Gefunden auf http://www.chiesacristiana.org/deutsch/studien/verfuer.htm
    Autor des Textes ist Wolfgang Bühne
    (C.B. = Charismatische Bewegung)
    —————
    Ein bekannter Slogan der C.B. lautet: „Wir sind der Sauerteig der Kirche!“

    Damit meinen sie, dass sie als eine zunächst kleine Gruppe wie ein Sauerteig die ganze Masse der Christenheit durchdringen werden (vgl. 1. Kor. 5,6!).

    Heute muss man sagen, dass die C.B. dieses Ziel weitgehend erreicht hat. Zumindest die großen Kirchen und Freikirchen sind von diesen Lehren und Praktiken der C.B. „durchsäuert“ worden, wobei uns klar ist, dass Sauerteig im AT und NT ein Bild von der sich ausbreitenden Kraft der Sünde ist.
    ———

  4. …oh.. ich hab ja gar nicht bemerkt, dass da bereits ne andere Antwort ist..
    Schöner Beitrag, DoSi (wer bistn du, wenn man mal fragen darf?)
    Stimme dir zu.

    Am Bsp. „Barmherziger Samariter“..
    sicherlich mag so eine Auslegung verlocken.. und sicherlich ists keine schlimme Irrlehre, wenn man das Gleichnis entsprechend interpretiert..
    Du hast ein schönes Beispiel gewählt, weil es meiner Meinung nach ein netter „Grenzfall“ ist. (ich denke, es ist Allegorie und nicht Typologie)

    Falls jemand derart predigt, dann hat das bei den zuhörern folgenden Effekt:
    „WOW! Was hat der Prediger nicht für tiefe Einsichten in die Bibel! So hab ich den Text ja noch nie gesehen! “
    – was ja dann auch kein Wunder ist, da der Text sich selbst nicht auf diese Weise zu verstehen gibt..

    —–
    Die Grenze überschritten ist sicherlich in folgendem Fall:
    Man begründet eine bestimmte theologische (neue) Lehrmeinung ausschließlich mit der allegorischen Auslegung von bestimmten Bibelstellen. Andere (eindeutige) Stellen sind nicht zu finden.
    Das bedeutet dann nämlich, dass jener Mensch seine eigene theologische Meinung in die Bibel hineinlegen musste, da kein bloßer Bibeltext so etwas aussagt.

    Da kann nämlich jeder kommen..
    man nehme sich eine x-beliebige Bibelstelle und schmiede sich einen Auslegungsschlüssel .. und schwupps! hat die biblische Begündung für seine theologische Sondermeinung.
    Und wenn man geschickt ist beim Bibelstellen-Auswählen und beim Schlüsselschmieden, dann merkts nicht mal jemand..

    Das muss nicht mal in bösartiger Absicht passieren.
    Es reicht, wenn jemand ein Freund der allegor. Auslegung ist und nur unzureichend über die Gefahren und Grenzen dieser Methode Bescheid weiß..

  5. Interessantes Thema, für welches ich aber in der Zeit vor den Semesterprüfungen keine Zeit habe. Sorry.

    Liebe Grüße von Tom

  6. das klingt ja so, als hätten wir einen „streit um worte“ geführt. von der typologischen auslegung höre ich zum ersten mal, aber mir kommt es so vor, als wäre sie ein teil der allegorischen, so dass ihr also gar nicht immer etwas gegen die allegorische habt. für augustinus gab es in der allegorischen auslegung ja auch „leitmotive“, die dann entsprechend ausgelegt wurden.
    dann sehe ich allerdings nicht den nutzen der typologischen auslegung. wenn bis luther und auch danach die theologen anhand der quadriga die schrift verstanden haben und pro allegorie waren, diese aber auch meistens mit sicherheitskriterien versehen haben, warum dann noch eine neue auslegungstradition? das klingt für mich, als wäre die allegorische in verruf gekommen, man wollte aber nihct ganz drauf verzichten, weil dann das AT nicht mehr verständlich ist, und bastelt sich was neues, das den missbrauch der allegorie ausschliesst. da finde ich es vernünftiger für die allegorische auslegung zu sein, aber grenzen zu setzen.

    für mich klingt die typologie einfach wie eine untermenge der allegorie. ob ein schlüssel sinnvoll ist und wirklich biblisch ist immer ansichtssache. den felsen bei mose als christus zu identifizieren könnte sich heute keiner mehr leisten, das würde allen zu weit gehen.
    ein ausgangspunkt für die diskussion war ja die allegorische auslegung des hohenliedes, da drängt es sich – meiner ansicht nach – geradezu auf, auf christus und die gemeinde oder christus und den einzelnen gläubigen auszulegen. andere finden das allegorisch und lehnen es ab.

    die grenze kann eigentlich keiner ziehen. ich könnte genauso jetzt sagen: das ist typologisch, mein schlüssel ist offenbarung 21. tatsächlich tue ich das auch.

    ich finde es falsch, das kind mit dem bade auszuschütten und die allegorische auslegung abzulehnen oder einzuschränken weil ein paar leute zu eisegetisch arbeiten und alles aus der schrift herauslesen (siehe z.b. meinen post zu faschistischen theologien. dass es missbrauch gibt sollte nicht zur ablehnung einer ansonsten validen methode führen!

  7. möglich, dass es ein Streit um Worte ist..

    irgendwo im Netz hab ich Augustinus‘ „allegorischen Wortsinn“ auch als „typologischen Wortsinn“ gesehen..

    nun ja.. ich bin da wahrscheinlich ein wenig „sensibilisiert“ durch den Hermeneutik-Unterricht am NLS.

    Typologie scheint eine Unterart von Allegorie zu sein.. allerdings mit dem Zusatz, dass die Bibel selbst den Schlüssel mitliefert.
    (ich hofe, ich hab das damals richtig verstanden.. hoffentlich haut mich Hans-Georg Wünch nicht 😉 )

    die normal-allegorische Methode hingegen öffnet Tür und Tor für Eisegese.. d.h. ich bastel mir die Aussagen in den text rein, die ich da drin haben will.
    Typologie finde ich valid, sonstige Allegorie nicht.

    dann bleibt bei Typologie trotzdem noch:
    wie weit kann an gehen?

    Hohelied:
    leider war die allegor. Auslegetradition für Jahrhunderte die einzige Aet der Auslegung des Hoheliedes.. das lag aber an einer gewissen Sexualfeindlichkeit.. da blieb kein anderer Umgang mit dem Hohelied, als es auf ein bloßes „hier wird beziehung Gott-Gemeinde beschrieben“ herunter zu stutzen.

    Hab leider weder predigten von dir übers Hohelied vorliegen noch die von bernhard von Clairvaux.. deshalb kann ich diesbezüglich nicht ins Detail gehen.

    ——
    Im Grunde gehts mir darum:
    Mein Predigt-Ideal sieht so aus:
    das Fundament einer Predigt ist die Bibel.
    Bzw. konkret ein oder mehrere Texte.
    Diese Texte sollte ich so interpretieren, wie es dem text angemessen ist, und nicht wie es mir angemessen ist.
    Wenn man die Bibel in ner Predigt beiseite lässt, dann ists keine Predigt mehr. Sondern ein Vortrag über Lebensthemen. Oder ein Zeugnisbericht.
    Oder etwas anderes.

    Desweiteren ists nicht gut, wenn ich die Bibel in ner Predigt als bloßes Mittel zum Zweck benutze.
    Ich kann nicht einfach irgendwelche Bibelworte nehmen, sie aus dem Zusammenhang reißen und nach meinem Gutdünken neu zusammenschustern.

    Jeder Bibeltext hat einen ursprünglichen Verfasser, einen ursprünglichen Adressaten, einen ursprünglichen Zweck usw..
    Das muss ich mir erst mal ankucken.. und dann schauen, was es für mich heute bedeutet.
    Hermeneutik.

    Man kann Texte typologisch deuten.. aber dabei ist Vorsicht angeraten..
    sehr schnell ist man auf „dünnem Eis“.

    Im Endeffekt geht es darum, die gemeinde und damit den Einzelnen zu erbauen und voranzubringen..
    Gottes Wort zur Anwendung zu bringen.
    —–
    ok. Eine predigt kann auch sein, wenn man als Ausgangspunkt ein „Bild“ hat.. prophetie heute.
    trtotzdem muss ein biblischer Bezug da sein. Das „Prüfen“.
    ——-
    Auslegungstradition:
    nicht alels, was früher gemacht wurde ist richtig und gut.
    Man beschäftige sich mal näher mit z.B. jüdischer Auslegungstradition.. teilweise kommt einem das kalte Grausen..

    Stichworte hier: Talmud, Midrasch. Pharisäer.
    Teilweise so weit vom text weg, dass jesus genau das kritisierte..
    „Was ihr hier macht ist nicht das, was Gott eigentlich wollte. ihr bastelt Vorschriften .. die dann eigentlich wieder im Widerspruch mit Gottes Wort sind“.
    Bekanntestes Beispiel ist vermutlich die ganze „Koscher“-Theologie.
    basiert alles im Prinzip auf dem einen Bibelvers „Du sollst das Lämmlein nicht in der Milch seiner Mutter kochen.“ … soweit ich weiß.

  8. wenn wir uns darauf einigen, dass
    a) die typologische auslegung allegorisch ist,
    b) jede alleg.ausl. einen validen schlüssel braucht,
    c) alleg. nicht gleich willkürlich ist und
    d) alleg.ausl. innerhalb ihrer methodischen grenzen okay ist
    sind wir uns einig und ich gehe davon aus, dass es um worte ging.

    falls dich meine predigten zum hld interessieren:
    http://www.theologie.jfrs.de/mp3/mp3/040305.mp3
    http://www.theologie.jfrs.de/mp3/mp3/040312.mp3
    http://www.theologie.jfrs.de/mp3/mp3/040326.mp3
    http://www.theologie.jfrs.de/mp3/mp3/040409.mp3
    http://www.theologie.jfrs.de/mp3/mp3/040423.mp3

    was mich zum hld noch sehr interessiert: ohne allegorisch auszulegen: was ist der sinn des buches?

  9. vorerst ok .. 😉
    Möglicherweise ist die UNterscheidung bzw. Begriffsabgrenzung Typologie/Allegorie auch anders als von mir dargestellt..
    Bei Gelegenheit schlag ich das vielleicht mal nach, wenn mir ein entsprechend schlaues Buch dazu in die Finger kommt.

    Deine Predigten:
    schriftlich gibts dazu nix, oder? du predigst meistens frei.. mit nur wenig Notizen.. stimmts?
    (is nämlich wesentlich zeitsparender, etwas schriftliches zu überfliegen und die themenrelevanten Stellen zu finden, als sich stundenlang mp3’s anzuhören.. zumal ich keinen funktionierenden mp3-player für unterwegs habe)
    Ein Tip für die Auflistung auf http://www.jfrs.de/neun/theologie.htm :
    sinnvoll ists sicherlich, noch kurz die (hauptsächlich) verwendeten Bibelstellen dazuzuschreiben .. dann ist die predigtsammlung brauchbarer..

    zum Hohelied und „Sinn des Buches“..
    muss ich noch nachschlagen..interessiert mich ja auch..
    evtl. „wie stellt Gott sich Liebe vor“ „auch Sex ist in der Bibel kein Tabu- oder Nebenthema“ ..sowas vielleicht?

  10. ich schau mal. wir haben die reihe in ein buch umgearbeitet, mit übersetzung von martin, comics von andreas usw. das projekt hat es bis dato noch nicht bis zur druckerei geschafft, ist aber schon ziemlich weit. wenn du es keinem weitergibst, schicke ich dir ein pdf.

    bibelstellen kann man echt mal dazu schreiben, aberdas macht wieder mehr arbeit. im moment ist es okay wie es ist. lieber immer wieder ein stück ausbauen. teilweise einige hundert downloads zeigen, dass wir auch so auf dem richtigen weg sind.

  11. na dann sind wir uns wohl wirklich einig und definierten nur unterschiedlich.

  12. danke für die dateien..

    mir is nix „übles“ aufgefallen.

    Die kombination von Hohelied-texten mit anderen Texten machts.

  13. Cool! Ich recherchiere gerade so im Netz rum, ganz allgemein (Googlesuche), um zu erfahren, ob mein Verständnis des Hohen Liedes mit „allegorischem Verständnis“ bezeichnet werden kann und wo finde ich die Antwort? Pastor-Storch.de. 😉 Nicht, dass ich die Antwort auf deinem Blog gesucht hätte, aber er war direkt unter den ersten drei Suchresultaten. (So schickt Jesus mir die Gemeinde hinterher, während ich selbst nur unregelmäßig hingehen kann ;))

  14. Das freut mich. Alles Gute!

2 Pingbacks

  1. […] Bibel gehabt (gab es damals nicht), hätte er seine theologische Position in sie hineingelesen (Eisegese). Es ging ihm nicht darum, Hiob verständnisvoll zur Seite zu stehen und ihn zu verstehen, er […]

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