Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt. (Matthäus 18,34-35 nach der Einheitsübersetzung)

in der letzten zeit mache ich eine beobachtung: es gibt nichts, was mich mehr von jesus und einem leben auf gott zu abhält als zorn. für die meisten von uns zählt zorn ja nicht zu den besonders schlimmen sünden, eher so etwas wie ein kavalliersdelikt. ich merke, dass es bei mir anders ist. wenn ich mich über jemanden oder etwas richtig ärgere, dann ist die leitung zu gott dicht.
ich will nicht mal sagen, dass das geistlich so ist. jesus hat eine tür vor uns geöffnet, die niemand mehr schliessen kann:“(Offenbarung 3,8)“:, aber zorn wendet unsere aufmerksamkeit von der tür weg auf die welt. unvergebenheit ist nur die unendliche verlängerung dieses zorns: solange nicht vergebung von herzen da ist, wird immer wieder die wut in uns hochkochen und den blick von jesus abwenden.
ein leben in der hand der folterknechte ist ein leben in dem der zorn regiert. wer einmal solche gefühle hatte, weiss, wovon ich rede. irgendjemand sagte einmal: „unvergebenheit ist wie gift trinken und erwarten, dass der andere daran stirbt.“ das stimmt. während wir in gedanken immer wieder durchspielen, was wir hätten sagen können und gerne noch sagen würden; was wir gerne mit jemandem täten usw; stirbt unsere seele – der andere nimmt davon keine notiz.
so bin ich davon überzeugt, dass die folterknechte einen seelischen job, keinen geistlichen. hier geht es nicht um hölle und den verlust des heils. gleichwohl verlieren wir geistlich vieles: unseren frieden, den kontakt zum heiligen geist, den blick über die welt hinaus usw. unvergebenheit bringt uns tatsächlich um unser erbe in christus – zumindest in dieser welt. die herausforderung ist es, in einer welt in der wir immer wieder verletzt werden, mit den verletzungen so umzugehen, dass sie nicht den blick auf jesus verstellen.

aber das wäre ein anderes thema….

Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe. ( 1.Johannes 4,7-8 nach der Einheitsübersetzung)

BibleWorks 7 is released. schlachtet eure sparschweine!

… ein sehr tiefer und wahrer spruch, den ich aus einem lied von saviour machine habe und der mich bei dem einheits-/spaltungshandout begleitet hat. ich denke, dass da viel dran ist. lehrmeinungen entzweien den leib wie nichts anderes, während wir erklärungen veröffentlichen, streiten und uns gegen alles und jeden abgrenzen kommt das reich gottes nicht weiter und wir verlieren nicht selten jesus aus dem blick.
von der erfüllung von johannes 17, 11 (mach sie eins, wie wir eins sind), scheinen wir noch weit entfernt zu sein. es muss also eine basis für ein plurales miteinander von christen unterschiedlichster profile geben, die es uns ermöglicht, zusammen weiterzugehen. dennoch wäre ich einer der letzten, der alle einheit auf kosten wichtiger grundwahrheiten gehen lassen würde. pluralismus wird dann billig, wenn er prinzipienlos wird. die basis, auf der statements wie das aus dem vorigen post steht, ist längst da. und weil micha mit einem kommentar das thema angerissen hat, folgt hier gleich unser glaubensbekenntnis.

aber vorher noch zwei linkempfehlungen zum thema:
haso.
seltsam, der zweite schrottet immer das blog-layout, ohne link als „paste and copy“: http://www.xtremotion.de/index.php?id=16 (das geht, komisch).

dann noch das glaubensbekenntnis, das bisher nicht angezeigt wurde:

Das Zentrum
Grundlage unseres gesamten Glaubens ist die Bibel. Für uns gilt: die ultimative Wahrheit über Gott und das Leben steht in greifbarer Form da drin. Alles messen wir da dran und nirgendwo anders. (Hebr. 4,12-13)
Aber: Nicht das Buch ist unser Gegenüber, sondern der, der es in Auftrag gegeben hat. Wir suchen die Realität dessen, von dem die Bibel der Niederschlag ist. (2.Tim 3,16)

Unser Glaube
Wir glauben an den einen, ewigen Schöpfergott, der als eine geheimnisvolle Dreieinheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist existiert und sich uns als ein persönlicher Gott offenbart. (Eph. 4, 5-6)

Wir glauben, dass Gott sich endgültig in Jesus Christus geoffenbart hat, seinem einzigen Sohn. Durch ihn können wir begreifen, wie Gott wirklich ist: vollkommene Liebe, die sich bis zum Letzten aufopfert, damit Menschen, die ihn abgelehnt oder ihn schlicht ignoriert haben, seine Kinder werden können. (1.Jo 5,20 ; Jes. 53, 4-6)

Darin verstehen wir übrigens auch unseren Auftrag. Was Jesus begonnen hat und von seinen ersten Jüngern übernommen wurde, wollen wir fortführen. Wir wollen Menschen rufen, durch Jesus Gottes Kinder zu werden und ein wirklich anderes, neues Leben geschenkt zu bekommen. (Mt. 28, 19-20)

Unsere Botschaft ist:
Es gibt einen Gott. Er hat seinen Willen ganz klar in unser Gewissen und schwarz auf weiß in die Bibel geschrieben. Jeder Mensch hat mit seinem Leben Gottes Gebote ignoriert und ihn missachtet, so dass er nach seinem Gesetz den Tod verdient hat. So unbequem das auch ist: Es wird eines Tages abgerechnet, und jeder ist allein voll verantwortlich für das, was er mit seinem Leben gemacht hat. (Röm 8, 21-23 ; Offb 20, 11-12)

Derselbe gerechte und heilige Gott wurde in Jesus Mensch und hat in vollkommener Liebe stellvertretend an einem Freitagvormittag vor fast zweitausend Jahren außerhalb von Jerusalem dieses Todesurteil auf sich genommen, das eigentlich uns treffen sollte. Er wurde gekreuzigt, damit wir frei sein können. Er wurde für unsere Schuld zur Verantwortung gezogen. Das ist das sogenannte Evangelium. Wenn du dies glaubst, so sagt die Bibel, wird es für dich aktiviert, es gilt dir persönlich, du bekommst ewiges Leben, es gehört dir. Wenn nicht, bleibt alles so wie vorher. (1.Petr. 2, 21-24)

Dieser Jesus, der für deine Schuld gestorben ist, blieb nicht tot. Drei Tage später wurde er durch Gottes Macht wieder lebendig und von vielen Zeugen gesehen. Das ist der Beweis einer Kraft, die stärker ist als der Tod. Jeden, der an ihn glaubt, lässt er als freies Geschenk durch die Person des Heiligen Geistes erfahrbar an dieser Kraft teilhaben. So real, dass er selbst in dir lebt.
(Joh 11, 25-26)
Was Gott schenkt, hat nichts damit zu tun, dass du religiös und traditionell werden muss. Es hat überhaupt gar nichts mit deiner Leistung zu tun, ganz im Gegenteil: Wenn du dich Jesus einfach vertrauensvoll überlässt, so wie du bist – die Bibel nennt das „Glauben“ – gehört es sofort dir und wird lebendige Wirklichkeit für dich, für den Rest deines Lebens und bis in die gesamte Ewigkeit. (Joh 20, 31)

Das ist unser Glaube, unsere Hoffnung und unsere Kraft. Das ist das wirkliche Herzstück. Hier machen wir keine Abstriche. Wir haben es erlebt und bezeugen es mit unserem Leben, dass dieses Evangelium rettet, Gott zur Ehre.

hier ist ein teil eines statements, das wir als JFI-Ä-Kreis zum thema „umgang mit Theologie“ rausgegeben haben. jesus freaks war nie eine bewegung der theologen und es war nie die gemeinsame doktrin, die uns geeint hat, sondern die liebe zu jesus und den menschen. dennoch gibt es zeiten, in denen die pluralität zu spannungen führt, was auch nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass wir das komplette evangelische (frei und landeskirchliche) spektrum abdecken. da wir derzeit mehr (teilweise hitzige) theologische diskussionen als je zuvor, haben wir am samstag ein handout mit unserer meinung zu theologischen strömungen im allgemeinen herausgegeben.
das handout ist zudem die antwort auf die bitte eine spezielle bewegung (wort und geist) zu beurteilen. wir haben nach gebet und gespräch entschieden, dass wir keine bücher gegen andere bewegungen schreiben und auch nicht jesus freaks pauschal in eine bestimmte richtung stellen. das miteinander vieler denk- und glaubensweisen ist immer unsere stärke gewesen und so soll es bleiben. wie ich samstag nach einer kurzen programmatischen predigt gehört habe, ist das postmodern. keine ahnung.

(…)
1. Korinther 3 (nach der Einheitsübersetzung):
1Vor euch, Brüder, konnte ich aber nicht wie vor Geisterfüllten reden; ihr wart noch irdisch eingestellt, unmündige Kinder in Christus.
2 Milch gab ich euch zu trinken statt fester Speise; denn diese konntet ihr noch nicht vertragen. Ihr könnt es aber auch jetzt noch nicht;
3 denn ihr seid immer noch irdisch eingestellt. Oder seid ihr nicht irdisch eingestellt, handelt ihr nicht sehr menschlich, wenn Eifersucht und Streit unter euch herrschen?
4 Denn wenn einer sagt: Ich halte zu Paulus!, ein anderer: Ich zu Apollos!, seid ihr da nicht Menschen?
5 Was ist denn Apollos? Und was ist Paulus? Ihr seid durch sie zum Glauben gekommen. Sie sind also Diener, jeder, wie der Herr es ihm gegeben hat:
6 Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen.
7 So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen läßt.
(…)
9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bau.
(…)
21 Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen. Denn alles gehört euch;
22 Paulus, Apollos, Kephas, Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft: alles gehört euch;
23 ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott.

Eine Frage der Einstellung
Paulus kann zu den Korinthern nicht wie zu weisen und reifen Christen reden. Der Grund dafür ist, dass sie „irdisch“ eingestellt sind. Diese Einstellung äußert sich darin, dass sie Spaltungen in ihrer Mitte zulassen. Dass die Korinther Christen sind, ist absolut offensichtlich, aber zumindest in diesem Punkt leben sie nicht wie welche, die ihr Leben Christus unterordnet haben, sondern sie schauen auf Menschen.
Das ist auch eigentlich das ganze Problem.

Es geht bei den Spaltungen in der Gemeinde offensichtlich um Theologie, denn die beiden Streitparteien berufen sich auf zwei prominente Prediger: Paulus und Apollos. Mit diesen Leuten gibt es kein Problem, beide sind Diener Gottes, keiner von ihnen ist ein Irrlehrer oder Verführer. Beide tun einen guten Job an und in der Gemeinde und werden am Ende ihren Lohn empfangen.

Das Problem ist, dass die Angehörigen der Streitparteien eigentlich die Basis der Gemeinde vergessen haben: Es geht nicht um Menschen, sondern um Christus. Paulus macht das am Ende des Abschnitts sehr deutlich: Ihr gehört Christus.

Das Problem ist eines, das Gott im NT immer wieder mal anprangert: dass Menschen bereit sind, den Blick von Jesus weg auf besonders gesalbte, gesegnete Menschen zu lenken und beginnen, „sich eines Menschen zu rühmen“. Das ist eine falsche Einstellung. Wir sollten alles aus Gottes Hand nehmen, was er uns gibt, denn letztlich kommt es auf Christus an, nicht auf Menschen.
Das ist ein bemerkenswerter Punkt. Bei Spaltungen aufgrund von unterschiedlichen theologischen Sichtweisen liegt das Problem in der Haltung der Leute, die sich spalten. Nicht in den Lehren der Prediger und Lehrer. Natürlich gibt es auch Situationen, bei denen Irrlehre im Spiel ist, und da liegen die Dinge anders. Aber so, wie es in Korinth und auch in einigen Streitigkeiten bei den Jesus Freaks ist, liegt das Problem in der Aufnahme der Lehre, nicht in der Lehre selbst.

Irgendwann habe ich mal gehört, dass die Jesus Freaks „Rosinenpicker“ wären, die sich von allem immer nur das Beste heraussuchen würden. Das war zwar negativ gemeint, ist es aber nicht. Im Grunde ist es eine Haltung, die Paulus uns als Christen nahelegt: alles gehört uns. Ohne Ausnahme, und wir sollten nicht so dumm sein, das eine gegen das andere auszuspielen, sondern alles dankbar annehmen, was uns Gott zu unserem Wachstum schenkt. Egal, ob es Helmut Bauer oder Hartwig Henkel ist oder Röhrnbach oder Vineyard.

Spaltung kommt nicht dadurch, dass man durch einen Prediger besonders gesegnet ist, sondern dadurch, dass man diesen Segen absolut setzt und gegen andere ausspielt. Es ist nichts Falsches dabei, mehr von Apollos als Prediger zu halten als von Paulus, irdisch wird es da, wo ein Fanclub gegründet wird.

Einheit kann nicht daher kommen, dass wir alle exakt dasselbe glauben, auf dieselbe Weise beten, bei denselben Liedern weinen und denselben Predigten lachen.
Einheit kommt aus einer geistlichen Haltung den Dingen gegenüber. Gemeinde kann nur eins sein im Hinwachsen aller Leute zu Jesus. Das bedeutet, dass es auf die Richtung unseres Lebens und unserer Gemeinde ankommt. Wer uns aktuell hilft, weiterzukommen und zu wachsen, ist zweitrangig. Paulus? Apollos? Helmut? Reinhard? Latte, Hauptsache, es geht nach vorne.
Hier liegt die Basis für eine gute biblische Pluralität. Natürlich betont Gott immer wieder mal in der einen oder anderen Gemeinde oder auch der gesamten Bewegung einseitig einzelne Wahrheitsaspekte besonders. Das darf aber nicht zu einem Ausspielen dieser Aspekte gegenüber anderen führen. Gott geht mit uns individuelle Wege. Die Hauptsache ist, dass wir zusammen auf dem Weg bleiben und unserem Ziel immer wieder ein Stück näher kommen.

Schwerter zu Pflugscharen
Beim WilloFreak 2005 gab es ein prophetisches Wort, das unsere Ausrichtung sehr schön beschreibt:

„Ich habe mich gefragt, warum ihr keine feste Lehrmeinung rausgebt und was das wohl bedeutet. Und dann hat Gott angefangen, darüber mit mir zu reden…

Zuerst hat Gott mir eine Pfeilspitze gezeigt und gesagt, dass diese Spitze das Ergebnis fester Lehrmeinungen wäre. Dann sah ich einen Spatenspitze, die war ebenfalls sehr scharf, aber halt richtig breit, und das war das Bild für die Bewegung (JFI), so mit dem breiten Spektrum an vorstehenden Lehrmeinungen. Gott hat ganz doll betont, dass es in eurer (Ä-Kreis) Entscheidung liegt, die Bewegung auch zu formen und ihr das Bild zu geben, für das ihr euch entscheidet!
Ich habe dann versucht, von Gott noch mehr über diese Bilder zu erfahren, weil es mich verwunderte, dass es so unterschiedliche Geräte waren. Also eine Kriegswaffe und ein Gerät für den Ackerbau, habe aber nur noch die Geräte im „Einsatz“ gesehen, also wie der Speer hoch durch die Luft flog, und wie der Spaten in die Erde reingestampft wurde, und voll mit Erde und Schlamm wieder raus kam.“

Bei der Interpretation dieses Eindrucks hatten wir keine Mühe. Sehr klar kommt heraus, dass Gott uns Jesus Freaks vor die Wahl stellt, ob wir uns in eine denominationelle punktgenaue Nische begeben oder Paulus folgend der gesamten Bandbreite geistlicher Erkenntnis gerecht werden wollen. Interessant ist die Unterschiedlichkeit der Geräte, eine Kriegswaffe und ein Werkzeug. Ein Spaten bewegt weitaus mehr Material als ein Speer. Theologie kann zur Waffe werden, aber sie kann auch eine Gesellschaft flächendeckend umwälzen.
Die Jesus Freaks haben den Ruf, Fischer zu sein und keine Theologen. Mit breiten Netzen werden wir Menschen auf unterschiedlichsten Erfahrungs- und Erkenntnisstufen antreffen. Allein die Vielfalt an Zugängen zu Gott, die wir selbst repräsentieren, lässt erahnen, wie viel (oder besser wie wenig) Stückwerk an Erkenntnis jeder Einzelne von uns beanspruchen kann.
Die Theologie, auf die es uns ankommt und auf deren Basis JFI steht, ist unser Glaubensbekenntnis. Daneben lassen wir eine grosse Breite an Schriftverständnis zu. Wir glauben, dass Gott unsere Bewegung prägen will, aber nicht durch Ausgrenzung theologischer Ansichten, sondern dadurch, dass immer wieder Aspekte seines Wortes gepredigt werden, die uns wichtig sind. So ist es sicher möglich, bei den Jesus Freaks anzufangen und nicht an Geistesgaben zu glauben, aber es wird nicht lange dauern, bis Gott seinen Geist offenbart. Oder man kann denken, dass Frauen nicht predigen dürfen, aber diese Ansicht wird schnell verschwinden, wenn man in Gottes Strom ist.

Die Prophetie enthält aber nicht nur eine Erklärung, sondern auch eine Aufforderung: bitte benutze Deine Erkenntnis nicht als Waffe gegen andere. Es reicht, zu predigen und zu beten.

In diesem Sinne: Schwerter zu Pflugscharen (micha 4,3), damit wir gemeinsam Gottes Acker bebauen können!

vor ein paar jahren waren alex und ich in düsseldorf. wir haben bei zweitausendeins eine gesamtausgabe der werke oscar wildes erstanden, der zufällig an diesem tag geburtstag gehabt hätte, und setzten uns nach einem ausgiebigen spaziergang in ein restaurant mit strassentischen in der schneider wibbel gasse. wir haben da gesessen, gegessen, kaffee getrunken und wilde gelesen bis es zu kalt wurde. ein schöner tag, an dem ich „lord arthur saviles verbrechen“ gelesen habe.
das ist meine eindrucksvollste begegnung mit wilde gewesen. nachher gab es noch viele andere: ein hörspiel über seinen prozess, das ich auf dem weg zu einer predigt im hessischen rundfunk gehört habe; zwei seiner märchen, die alex in einem weihnachtsgottesdienst vorgelesen hat; ein genialer film über ihn mit stephen frye (ich hoffe, er schreibt sich so) in der hauptrolle; weitere bücher.
ein absolut brillianter schriftsteller.

seine bekannteste figur (neben dem unglücklichen gespenst) dürfte dorian gray sein, ein mann dessen portrait altert, während er selbst von seinem ausschweifenden leben nicht gezeichnet wird. der traum eines jeden menschen: sünde ohne reue, ein wildes leben, das keine spuren hinterlässt. die geschichte kann nicht gut ausgehen und dorian wird irgendwann mit seinem portrait (=mit sich selbst) konfrontiert und das ist sein ende.
ich musste in den vergangenen tagen immer wieder an die geschichte denken, habe sogar kurz erwogen, sie mal wieder zu lesen, weil mir einige einzelheiten im lauf der jahre verlorengegangen sind.
ich denke, dass viele christen sich jesus gerne wie dorian gray´s bild vorstellen. jemand, der alle ihre sünden (und je nach erkenntnis und theologischem bekenntnis auch jede ihrer krankheiten) getragen hat. jemand, der aus allem helfen kann und dennoch keine veränderung verlangt. viele von uns hören in ihrer geistlichen entwicklung an dem punkt auf an dem sie erkannt haben, dass „gott mich so liebt wie ich bin“. sie leben weiter ihr leben, das relativ ungeprägt ist von göttlichen massstäben und wahrheiten und verlassen sich darauf, dass ihr portrait altert. wenn sie dann einmal krank oder unglücklich werden, nicht selten als resultat eines (geistlich) ungesunden lebens, beten sie und sind oft noch enttäuscht von gott, wenn nicht eintrifft, wofür sie beten. es ist seltsam, wie oft wir denken, dass wir gottes ganzen segen und seine ganze kraft erleben könnten, ohne selbst verändert zu werden…

ehrlich gesagt, ist es mir ähnlich gegangen. als ich vor einiger zeit (14monate…) anfing, intensiver für gottes wirken im übernatürlichen bereich zu beten dachte ich, dass einfach eine „ausgiessung“ von kraft oder so was fehlen würde. genau kann ich das nicht sagen, da stand keine besonders dezidierte theologie dahinter, nur das ziemlich sichere gefühl, dass ich, so wie ich bin und glaube, in ordnung bin und nur gott seinen teil nicht gemacht hat. weit gefehlt! heute kann ich über diese annahme nur noch lächeln. je mehr ich mich mit dem thema auseinandergesetzt habe, umso mehr habe ich über mich selbst gelernt, über mein misstrauen gott gegenüber, über mein mangelhaftes verständnis der bibel usf. die beschäftigung hat mich verändert, wie ich es auch in einem früheren post erwähnt habe.
mittlerweile sehe ich, dass christsein eine ausserordentlich ganzheitliche sache ist. wir erleben die realität des glaubens in dem masse, in dem wir uns auf den weg jesu und die veränderung des heiligen geistes einlassen. die vorstellung, alles von jesus zu sehen und zu haben, und gleichzeitig ungöttlich leben und glauben zu können, ist unsinn. ich weiss, das sind harte worte, aber sie sind nichtsdestoweniger wahr. der galaterbrief knüpft das erleben des gottesreiches deutlich an ein leben nach gottes massstäben, dieses ist nach römer 12,2 an eine veränderung des denkens (und glaubens!) durch göttliche wahrheit gebunden. deswegen ist gottes antwort auf unsere frage nach mehr von ihm und seinem reich immer unsere veränderung.

dorian grays portrait ist nur ein blasses abbild gegen jesus, der wirklich unsere sünden, krankheit und alles, was suckt, getragen hat. gray ist nur eine fiktive gestalt ohne jede wirkung, jesus hat das wirklich getan. aber der wichtigste unterschied ist, dass wilde seinen gray unverändert lässt, während die reale vergebung und heilung uns immer mehr in das abbild jesu verwandelt.

21. Januar 2006 in vermischtes 4

zettelkasten und FURL

ich möchte euch ein weiteres hilfsmittel vorstellen, das ich gerade ausprobiere und das den umgang mit texten und zitaten erheblich zu erleichtern scheint: der zettelkasten. wenn man ein wenig niklas luhmann liest, fällt gleich zweierlei auf: 1) der mann scheint unendlich viel gelesen und behalten zu haben. mache kapitel seiner bücher haben einiges über hundert lange fussnoten mit zitaten. man fragt sich, „wie hat er das gemacht? wie kann man solche wissensmengen behalten?“ die frage führt zum zweiten, was unweigerlich auffällt: es ist immer wieder von einem „zettelkasten“ die rede. luhmanns zettelkasten war eine kartei mit zitaten, hinweisen und querverweisen, die es ihm ermöglicht hat, grosse wissensmengen zu „managen“. das lesen ist ja nicht das grösste problem. schwieriger ist es, gelesenes zueinander in beziehung zu setzen und gegebenenfalls wiederzufinden.
dazu gibt es verschiedene einfache werkzeuge wie textmarker, index tabs, eselsohren und notizbücher. aber auch fortgeschrittene werkzeuge wie den zettelkasten.

man kann eine elktronische version für PC hier herunterladen: http://zettelkasten.danielluedecke.de/ an sich nur eine datenbank, aber eine, die das lernen sehr erleichtern kann.

einen guten tipp für das archivieren von webfundstücken habe ich von marlin: www.furl.net. furl speichert den inhalt von webseiten, lässt kategorisierung und verschlagwortung zu und hilft so, die infos auch dann noch wiederzufinden wenn die website selbst schon wieder offline ist.

I now pray until I come into a place of faith for that situation.:“(Johnson, Bill: When Heaven invades Earth, Shippensburg 2003, Seite66)“:
der satz beschäftigt mich, weil er ziemlich genau meine eigene erfahrung wiedergibt. mir kommt es so vor, dass ich glauben betrete. in der bibel klingt es auch so: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“ (Hebräer 10,38), aus (grch. evk)Glauben, klingt, als wäre Glaube ein Ort von dem aus man lebt. die griechische präposition unterstützt diese auslegung (nach allem, was ich gelesen habe). das gleiche in vielen stellen, in denen von einem leben im geist (evn pneu,mati) die rede ist.
das problem ist, dass eine solche denke in unserer sprache fast unmöglich ist. wir sind so in „dinglichkeitsmetaphern“, dass uns glaube als ort undenkbar ist. für uns ist glaube ein „ding“, etwas was man hat und verlieren kann.

deshalb habe ich eine frage an die unter uns, die gut griechisch und hebräisch können. ich habe einmal irgendwo gehört, dass sich die juden gottes herrlichkeit als einen raum vorstellen, den man betreten kann. ist in griechisch und hebräisch, oder einer der sprachen, eine ortsmetaphorik angelegt, die darauf schliessen liesse, dass man sich glauben und geist tatsächlich als orte vorstellen kann? wie gesagt, von der spirituellen erfahrung her macht es sinn, jedenfalls mehr als eine ungewollte vorstellung von „dingen“.

ein wandel vom ding zum raum hätte immense konsequenzen. man würde den glauben verlassen können um wieder einzutreten, ihn aber nicht besitzen und verlieren. gebet wäre auf einen beziehungsraum mit gott hin ausgerichtet, man käme in etwas hinein statt etwas zu haben. die ganze dinglichkeitsmetaphorik kommt mir im spirituellen bereich ungeheuer fragwürdig vor. vielleicht kann das mit ein grund sein, warum wir uns in diesem land so schwer damit tun, in die dinge gottes zu kommen, weil wir sie permanent besitzen wollen?

19. Januar 2006 in vermischtes 7

holy moly

der 777. kommentar ist von mir selbst. menno, ich war echt ein bischen gespannt, wer den so schreibt. hatte sogar schon überlegt, dem/derjenigen eine volxbibel zu schenken. naja, ich hab schon eine also vergessen wir´s!

Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. (2.Korinther 5,7)

entweder glauben wir was wir sehen, oder wir sehen, was wir glauben.
wenn wir das glauben was wir sehen wird das, was wir sehen immer bleiben wie es ist.
um das sichtbare zu ändern müssen wir das noch-nicht-sichtbare glauben.
nur wer glaubt wird spuren hinterlassen.

das ist nur die halbe miete, denn man kann anders glauben als wir. eins ist immer gültig: wer etwas ändern will, darf nicht auf das schauen, was ist sondern darauf, was sein kann. viel von unserer kraftlosigkeit als christen rührt daher, dass wir die welt sehen wie sie sich uns zeigt, aber sie nicht mit gottes augen so sehen, wie sie ist.

Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht. (Hebräer 11,1)

die kommentare zu „komm nicht um!“ haben es deutlich gemacht: ihr denkt, dass ich den ganzen tag bibel lese. der verdacht liegt auch nahe; einige posts handelten von der wichtigkeit des wortes; ich frage in jeder predigt, ob die leute ihre bibeln mithaben und lege generell viel wert darauf, dass christen das wort gottes lesen und kennen.
tatsächlich lese ich aber nicht sehr viel bibel. das letzte mal richtig lange einfach nur bibel gelesen habe ich am 21.1.05. ich hatte es früher immer so verstanden, dass schon das lesen der bibel es bringen würde („es“=geistliches wachstum), musste aber feststellen, dass das so nicht ganz richtig ist. meine ersten bibelleseerfahrungen waren ein griff ins klo: nichts verstanden, nur fragen, überalle widersprüche und nix von gott gesehen. mein fazit damals: ich kaufe mir einen kommentar, wahrscheinlich bin ich zu doof, das wort verstehen und brauche einen ausleger. also habe ich mir barclays kommentar zum NT gekauft – was es nicht besser gemacht hat.
in einem hatte ich aber recht: ich brauchte einen ausleger. was ich nicht wusste ist, dass gott selber dieser ausleger sein will, sein heiliger geist, der „geist der wahrheit“ schliesst uns das wort auf. nur, den hatte ich da noch nicht. [bitte keine theologischen scharmützel darüber, ich war mal pfingstler!] später dann, mit dem heiligen geist, wurde die bibel auf einmal lebendig. aber nicht die ganze bibel. meistens hat gott mir einige verse wichtig gemacht und ich habe darüber nachgedacht, sie ausprobiert, darüber gebetet usw. mit der zeit wurde es eine sucht: mehr vom wort um mehr diese lebendigen verse zu finden. also habe ich vorne angefangen und habe die bibel bis hinten durchgelesen.
das mache ich auch heute noch so. wenn ich eine neue bibel habe fange ich vorne an und lese sie durch. das dauert aber ganz schön lange, weil ich nicht oft drin lese.
trotzdem bin ich dauernd „im wort“. morgens beim frühstücken bibelkassette. mittags beten mit bibelversen auf karteikarten. abends oder nacht studium einzelner verse. vorm ins bett gehen predigtkase. ich glaube, dass es wirklich nur wenige minuten am tag gibt an denen ich kein wort gottes im kopf habe. vielleicht auch zwei stunden, keine ahnung. aber meistens sind es themen, die mich beschäftigen und zu denen gott redet. die erarbeite ich systematisch aus der ganzen schrift, denn es heisst in psalm 119 „die summe deines wortes ist wahrheit“. mittlerweile meditiere ich so seit etwa 14 monaten(!) über ein und dasselbe thema.
dabei ist meine methode immer ausgefeilter geworden:

    – wenn ich etwas verstanden habe, notiere ich es in mein notizbuch (kleines moleskine, liniert). so vergesse ich nicht immer wieder, was ich gelernt habe. früher ist es mir oft passiert, dass ich mich tierisch über eine erkenntnis gefreut habe, die ich gerade hatte, nur um dieselbe erkenntnis irgendwann auf einer alten predigt zu hören. das ist uneffektiv und deshalb schreibe ich.
    – die bibelverse schreibe ich rot, den rest schwarz. so finde ich mich besser zurecht.
    – da offenbarung fortschreitet habe ich im notizbuch ein internes verweissystem, das auf verwandte artikel verweist.
    – ausserdem benutze ich farbige „index tabs“ um das buch thematisch zu sortieren. die idee habe ich von [depone]
    – da ich weiss dass der glaube aus dem wort kommt, gehe ich regelmässig das buch durch und drucke alle bibelstellen auf C6 karten aus. auf den karten ist der Bibelvers, unten die Verweise auf die Notizbuchseiten und parallelstellen. diese karten nehme ich zum beten. ich bete über sie, lerne sie auswendig oder lese einfach welche und bete in sprachen. sprachenbeten ist ein super mittel um mehr von gott zu schnallen – unbedingt ausprobieren!
    – da ich mich nicht gut lange konzentrieren kann ohne mich zu bewegen, laufe ich meist mit den karten durch die wohnung. gelegentlich spiele ich dabei mit einem rosenkranz.
    – zudem lese ich bücher, die mit meinem jeweiligen thema zusammenhängen. aus den büchern zitiere ich im notizbuch, ausserdem sind die bücher auch mit haftnotizen versehen, so dass ich jederzeit alles schnell wiederfinde.

diese methodik stellt ein gesamtpaket aus beten, lesen, hören, denken, schreiben dar, das sicher nicht jedermanns sache ist. aber vielleicht ist ja für dich das ein oder andere dabei. es ist alles darauf augereichtet, die gedanken auf jesus zu halten und es ist möglich, das system si abzuwandeln, dass es auch in phasen funktioniert, die stressig sind und wenig raum für kontemplation bieten. so habe ich z.B. immer ein anderes Notizbuch und ein elberfelder-NT dabei und lese in wartezimmern, schlangen usw.
seltsamerweise habe ich mehr als zehn jahre christsein gebraucht um zu verstehen, wie wichtig das wort wirklich ist und wie man es anwendet. offenbar ist eine entwicklung nötig um so zu leben, dass geistliches wachstum schnell geht. ich bin immer noch am anfang, merke aber, dass ich schneller wachse als früher. ich war immer „ein mann des gebetes“ und habe den grössten teil meines christseins nach der uhr mindestens eine stunde am tag gebetet, das hat mir sehr viel gebracht. aber rückwirkend stelle ich fest, dass es oft hauptsächlich deshalb was gebracht hat, weil der heilige geist mir im gebet bibelstellen ins gedächtnis gerufen hat. dieses aufnehmen und lebendig werden des wortes will ich gerne effektiver gestalten durch geeignete geistliche disziplin.

stumpf bibellesen ist keine geeignete disziplin, aber besser als nichts.

Seite 198 von 217« Erste...102030...196197198199200...210...Letzte »