28. September 2012 3

Sprüche 249: Sprüche 17,8

Ein Geschenk ist ein Zauberstein in den Augen des Gebers, wohin er sich wendet, hat er Erfolg (Sprüche 17,8 nach der Zürcher).

„Zauberstein“ ist ein seltsames Wort, das man nicht unbedingt in der Bibel vermuten würde. Gottes Wort warnt an vielen Stellen vor Zauberei und Magie, so dass es ungewöhnlich ist, dass hier von einem magischen Gegenstand die Rede ist. Andere Übersetzungen nehmen dem Wort seine Härte, ohne den Sinn zu ändern: Von Geschenken oder Bestechung ist die Rede. Die Rei-henfolge der Worte ist dabei scheinbar nicht entscheidend und wird immer wieder verändert.
Dieser Spruch ist nicht positiv, es geht hier nicht um den Weisen, sondern um Menschen, die Bestechung einsetzen, um ihre Ziele zu verwirklichen. In ihren Augen sind Geschenke und Be-stechungszahlungen ein Zauberstein, der ihnen Türen öffnet und Erfolg verspricht. Es ist wichtig zu bemerken, dass das eben in ihren Augen so ist. Es sind nicht Gottes Augen, die in Bestechung etwas Gutes sehen. Für ihn ist es nur verbotene Magie.

##sys

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3 Kommentare

  1. Das scheint mir dem Originaltext Gewalt anzutun. אבן heißt einfach Stein und in dem Falle Edelstein – zumindest auf der entsprechenden Wiktionary-Seite steht nichts von wegen Harald Potter. Aus allen möglichen Steinen die’s so gibt, wird hier ausgerechnet für die ins neu-protestantische Weltbild passende Interpretation der Zauberstein ausgesucht. Google mal das Wort אבן , um mal zu schauen, ob man das notwendig mit „Teufelszeug“ übersetzen muß.

    אֶבֶן־חֵן הַשֹּׁחַד בְּעֵינֵי בְעָלָיו אֶל־כָּל־אֲשֶׁר יִפְנֶה יַשְׂכִּיל würd ich übersetzen mit „Der Weise setzt seine Edelsteine als Bestechungsgeld zu seinem Vorteil ein“. Das ist erstens texttreu und entspricht zweitens der altjüdischen Mentalität, anstatt den Text ins „gute“ christliche Weltbild pressen zu wollen.

    Ich denke mal, daß bei den alten Juden das Wort הַשֹּׁחַד nicht so negativ konnotiert war, wie bei uns neuen Deutschen das Wort Bestechung, sondern erstmal neutral als etwas, das zum guten oder schlechten dienen kann. In dem Falle ist es wohl eher positiv gemeint. Interessanterweise scheint diese Hokuspokus-Interpretation auch eher in evangelikal orientierten (also angeblich texttreuen) Publikationen aufzutauchen.
    Ne ne, Storch, so haben die alten Juden das aber nicht gemeint, diese Steinesammler…

  2. Guten Tag und herzlich willkommen,

    ich verwende für diese Reihe die Zürcher, also in den Ursprüngen Zwingli, von daher ist der Hinweis auf das protestantische Weltbild okay, neuprotestantisch allerdings eher nicht.
    Mir geht es nicht darum eine Übersetzung zu überarbeiten oder zu kritisieren, ich benutze sie einfach. Wenn sie daneben liegt, okay. Zumal es quasi nie vorkommt, dass man eine Variante gar nicht argumentieren kann. Hier dürfte der Grund shachad (leider bekomme ich keine lesbare hebräische Schrift hin) sein: Geschenk oder Bestechung. Zum (Zauber)stein wird es dann erst im Auge des Gebers, der sich durch das Geschenk Erfolg verspricht. Man kann sich am „Zauber-“ stoßen, aber die Grundaussage ist in der Zürcher korrekt.

  3. Öhm… ja, nur mal so viel: in den neuerern Zürcher Ausgaben wird das tatsächlich mit Zauberstein übersetzt. Guckst Du aber hier:

    http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00024266/images/index.html?id=00024266&fip=193.174.98.30&no=&seite=730

    dann war das im XVI. JH noch ganz anders – da steht ganz klar Edelstein. Von evangelikaler Stoßrichtung gehe ich bei neueren Protestanten immer aus. Daß diese speziellen Hokuspokus-Geschichten (Du weißt schon) diese Stelle beeinflußt haben, ist aber natürlich reine Spekulation von mir, deine Interpretation geht aber klar in die Richtung.

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