Wer sich tiefergehend (sehr viel tiefergehender) mit Dietrich Bonhoeffer beschäftigen möchte, kommt irgendwann nicht mehr an den gesammelten Schriften vorbei. Herausgegeben wurden sie in sechs Bänden von seinem Freund und Beichtbruder Eberhard Bethge, der durch seine Heirat mit Renate Schleicher auch offizielles Mitglied der Bonhoefferfamilie war.
Anders als Biographien sind die gesammelten Schriften schwer zu schlucken (und noch schwerer zu verdauen): Alles, was Bonhoeffer an Schriftlichem hinterlassen  hat, findet hier Platz – bis auf die Bücher. Man findet Unmengen an Briefen, von denen einige bedeutungsvoll sind, manche aber einfache Gelegenheitsbriefe sind wie wir sie alle mal geschrieben haben. „Wir freuen uns herzlich auf Ihren Besuch. Ab 17. Juni sind wir wieder in Finkenwalde! Bitte bestimmt kommen!“ (am 8.Juni 1937 an Erwin Sutz).
Oft sind gerade die Briefe schlecht zu lesen weil nur Bonhoeffers Briefe erhalten sind, nicht aber die Antworten.
Neben den Briefen gibt es Tagebucheinträge, Sitzungsprotokolle und alles mögliche anderes.

Wenn man weiß was man sucht, bieten die Bände einen unschätzbaren Fundus an Informationen. Wenn man nur mal etwas Schmökern will findet man hier und da mal eine Predigt, die wirklich inspirierend ist. Kurz: nur für Fans und Forscher. Besonders berührt hat mich in Band 1 – Ökumene – der Briefwechsel zwischen George Bell, dem Bischof von Chichester und Freund Bonhoeffers mit Sir Anthony Eden, dem britischen Außenminister. Bell setzte sich für das Anliegen der bekennenden Kirche ein und stellte später ein Bindeglied zwischen dem Widerstand und den Alliierten dar – zumindest dachte Bonhoeffer das. Die Wahrheit war, dass die britische Regierung keinerlei Interesse an einer Kooperation mit deutschen Widerstandsgruppen hatte so dass Eden Bell empfahl, auf entsprechende Anfragen nicht einmal zu antworten. Bevor sie mit einer Gruppe diskutierten, die später möglicherweise eine neue Regierung des deutschen Reiches bilden könnte, wollten sie erst Taten sehen. So lange das Volk Hitler nicht los würde, gäbe es auch keine Verhandlungen.
Ich finde diese historische Situation außerordentlich deprimierend, zumal vor dem Hintergrund des immensen theologischen Kampfes mit dem eigenen Gewissen, den Bonhoeffer und andere ausfochten.

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2 Kommentare

  1. Und so beginnt der Film im Juni 1939 in New York: Freunde Bonhoeffers, froh ihn rechtzeitig aus Nazideutschland herausbekommen und ihm eine Lehrtätigkeit als Gastdozent beschafft zu haben, sind um so enttäuschter, dass Bonhoeffer nach 3 Wochen Aufenthalt die schicksalhafte Entscheidung fällt, nach Deutschland zurückzukehren. Es folgen Szenen, die die Gefährdung und Einschränkungen Bonhoeffers durch die Nazis in seinem persönlichen, beruflichen, sowie in seinem familiären Umfeld zeigen. So wird eine Andacht Bonhoeffers in Berlin von der Gestapo gestört. Dr. Manfred Roeder – damaliger Kriegsgerichtsrat – verlangt den Anwesenden den Treueeid ab und erteilt Bonhoeffer Sprech- Lehr- und Schreibverbot. In einer folgenden Szene geht es um die Flucht von Bonhoeffers Zwillingsschwester Sabine Leibholz, die mit einem Juden verheiratet ist. Sie emigriert mit ihrer Familie auch auf Bonhoeffers Anraten hin in die Schweiz. Szenen des Abschieds der Zwillinge werden in Parallelmontage mit Szenen gezeigt, die die Observierung und anschließende Verwüstung und Schließung des Predigerseminars Finkenwalde beinhalten. Von der historischen Chronologie her sind diese Szenen eigentlich Rückblenden, dramaturgisch sind sie jedoch stimmig kombiniert.

  2. Hallo Mercadee,

    welcher Film?

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