Es wird von kritischer Seite oft angemerkt, dass bedeutende Parallelen zwischen unterschiedlichen heiligen Büchern zu erkennen sind. Diese Parallelen wirken für manchen als Beweis dafür, dass Glaubenssysteme sich innerhalb bestimmter ethnischer Gruppen entwickelt haben und nicht aufgrund göttlicher Offenbarung. Nun bestreite ich nicht, dass sich in der Offenbarung Gottes menschliches mit göttlichem vermischt. Wenn Gott spricht muss es ein Mensch hören und aufschreiben. Aber ein Argument gegen göttliche Offenbarung ist es nicht. Hinzu kommt, dass gerade das Alte Testament zwischen dem Glauben an Jahwe und wissenschaftlicher Erkenntnis unterscheidet. Gerhard von Rad schreibt dazu:

Im Unterschied zur Exklusivität seiner religiösen Überzeugungen hat Israel die Erkenntnisbemühungen anderer Völker nicht nur wahrgenommen, sondern auch danach gefragt, und war sich nicht zu gut, sich daraus anzueignen, was ihm brauchbar erschien.1

Moderne Autoren gehen nicht anders vor. Wir leben alle in einer Kultur und setzen uns mit dieser auseinander. Auseinandersetzung bedeutet, dass man auf andere eingeht, ihre Bücher liest und zitiert, für richtig hält oder widerlegt. Nichts anderes geschah zu Zeiten der biblischen Autoren. Man setzte sich mit den Erkenntnissen anderer Völker und Kulturen auseinander und übernahm einiges Wissen über die Welt, das man für richtig hielt.
Wichtig ist, dass dieses Wissen in Beziehung zum eigenen Glauben gesetzt wurde und man zwar Wissen über die Welt übernahm, nicht aber den eigenen Gott preisgab.

Be Sociable, Share!
  1. Rad, Gerhard von (1985, c1970): Weisheit in Israel. 3. Aufl. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag. Seite 81 []

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>