17. April 2011 0

Nachfolge 35

Es kommt zu einem notwendigen Bruch in der „Nachfolge“. Die Evangelien sind durchgearbeitet, nun kommt Bonhoeffer zu den Briefen und der Apostelgeschichte. Der Bruch wird konsequent auch im Aufbau des Buches vollzogen. Es gibt einen zweiten Teil: „Die Kirche Jesu Christi und die Nachfolge“.
Mit der Himmelfahrt verändert sich notwendigerweise wie Nachfolge gelebt wird. In den Evangelien galt es alles zu verlassen um dem „Leib Christi“ nachzufolgen, der Jesus selbst war. Nun ist sein Leib die Kirche und der Ruf geht nicht mehr in die Nachfolge der körperlichen Gegenwart Jesu sondern hinein in die Kirche. Schon in den Evangelien war die Situation nicht immer eindeutig. Manche mussten alles verlassen, andere durften in ihrem Leben bleiben.

Hat er denn den Gichtbrüchigen, dem er seine Sünden vergab und den er heilte, hat er den Lazarus, den er vom Tode erweckte, weniger geliebt als seine Jünger, und dennoch rief er sie nicht aus ihrem Beruf in seine Nachfolge, sondern ließ sie in Haus, Familie und Beruf? (Seite 215)

Teilweise läuft der zweite Teil Gefahr, den ersten zu relativieren. Gerade die Radikalität der Evangelienauslegung machte ja ihren „Charme“ aus. Es war raue Theologie die auf eine Entscheidung ausgelegt war. Bonhoeffer geht allerdings mit messerscharfer theologischer Logik vor und tappt nicht in die Falle sich selbst zu widersprechen. Dennoch fällt der zweite Teil gegenüber dem ersten ab. Was bleibt ist die absolute Christuszentriertheit der Nachfolge:

Die Frage, ob ich mich dem Jünger oder dem Gichtbrüchigen vergleichen solle, ist in gefährlicher Weise falsch gestellt. Ich habe mich gar keinem der beiden zu vergleichen. Vielmehr habe ich allein Christi Wort und Willen, wie ich ihn in diesem und in jenem Zeugnis empfange, zu hören und zu vollbringen. Die Schrift stellt uns nicht eine Reihe christlicher Typen vor, denen wir uns nach unserer Wahl anzugleichen hätten, sondern sie predigt uns an jeder Stelle den Einen Jesus Christus. Ihn allein soll ich hören. Er ist überall derselbe und Eine. (Seite 218)

Schlüsselwort ist vermutlich, „nach unserer Wahl“. Diese Wahl ist in der Nachfolge ohnehin ausgeschlossen. Christus trifft die Wahl für uns. Wir gehören nicht mehr uns selber und dürfen uns zwischen den Typen und Modi der Nachfolge entscheiden. Wir folgen Christus und das bedeutet, dass er den Weg führt.

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