29. November 2010 2
Sprüche CXXIV: Sprüche 13,6
6 Die Gerechtigkeit schützt den, der schuldlos wandelt, den Frevel aber bringt die Sünde zu Fall. (Sprüche 13,6 nach der Zürcher)
Viele Ausleger weisen darauf hin, dass die Weisheit in den Sprüchen personifiziert wird. Auch wenn das sicherlich stimmt kann dieser Gedanke leicht eine falsche Richtung weisen. Sicherlich hat keiner der Autoren sich die Gerechtigkeit als einen Menschen vorgestellt, der mit gezücktem Schwert neben jemandem hergeht, der schuldlos lebt.
Eine solche Vorstellung leistet der Annahme Vorschub, dass „Weisheit“ eine Erscheinung Christi im Alten Testament ist. Das geht aber sicherlich über den Text hinaus und unterstellt einem Autor des Alten Testamentes eine Absicht, die er nicht gehabt haben wird. Auf der offensichtlichen Ebene wollten die Sprüche bestimmt nicht auf Jesus hinweisen sondern das tun, was sie sagen: Weisheit lehren.
Gerechtigkeit ist ein ganz praktischer Schutz: Sie schützt vor Verleumdungen, übler Nachrede und ähnlichem; man vertraut einem Gerechten. Darin ist sie aber gekoppelt an einen schuldlosen Lebenswandel. Skandale zerstören einen guten Ruf schneller als man ihn aufbauen kann.
Gerechtigkeit steht immer auf dem Fundament von Schuldlosigkeit, lässt sich der Gerechte „etwas zu Schulden kommen“ wird seine Gerechtigkeit zusammenbrechen wie ein Kartenhaus.
miriam schrieb am
29. November 2010 um 16:24Ich empfinde diese sog. „Personifizierungen“ eher als „poetisches Stilmittel“. Man sieht direkt Bilder vor sich, wenn z.B. „die Weisheit“ ihre Stimme auf den Gassen erklingen lässt. Wunderschön.
Salomo war schließlich nicht nur weise, sondern auch ein Poet (siehe Hoheslied).
storch schrieb am
30. November 2010 um 00:25schöner Gedanke. würde mich interessieren, ob es im original poetisch klingt. vielleicht ist es ja wirklich so gemeint und die personifizierung ist ein poetisches stilmittel.