03. September 2010 8
Predigt: Drei Wege des Evangeliums
Als ich letztes Mal in Remscheid gepredigt habe ging es um die Frage, was das Wichtigste ist. Offensichtlich war für Jesus das Wichtigste das Evangelium, denn am Ende seines irdischen Dienstes gab er uns einen Auftrag und einen Geist. Der Auftrag ist, in alle Welt zu gehen und alle Menschen zu Jüngern zu machen; der Geist ist dazu da, dass wir diesen Auftrag auch erfüllen können. Ohne den Heiligen Geist es nicht möglich, dem Missionsbefehl Jesu nachzukommen.
Lukas stellte beides, den Auftrag und die Verheißung des Heiligen Geistes, nicht nur an das Ende seines Evangeliums sondern auch an den Anfang seiner Apostelgeschichte. Damit macht er bereits ganz zu Anfang eine bemerkenswerte Aussage: Die Gemeinde beginnt mit dem Heiligen Geist und sie dazu da, Jesu Auftrag in dieser Welt zu leben. Gebe Gott, dass seine Gemeinde sich wieder dieser simplen Wahrheiten besinnt und das Evangelium in Kraft verkündet!
Heute geht es um ein Modell, dass Paulus uns hinterlassen hat um diesen Auftrag auszuführen. In Römer 15 gibt er uns drei Wege, die er benutzt hat um das Evangelium unter den Völkern zu verkündigen.
Dass ich so voller Freude und Stolz von meinem Dienst für Gott reden kann, hat seinen Grund einzig und allein in Jesus Christus.
Ich würde es niemals wagen, von dem zu reden, was ich getan habe, wenn nicht Christus durch mich gewirkt hätte, damit Menschen aus den nichtjüdischen Völkern das Evangelium annehmen. Er hat durch das gewirkt, was ich sagte und tat,
und hat es durch machtvolle Wunder und außergewöhnliche Dinge und durch die Kraft des Geistes Gottes bestätigt. 18 Auf diese Weise ist es mir möglich gewesen, von Jerusalem aus in dem ganzen Gebiet bis hin nach Illyrien meinen Auftrag zu erfüllen und das Evangelium von Christus bekannt zu machen.
Dabei machte ich es mir zum Grundsatz, das Evangelium nur dorthin zu bringen, wo sich noch niemand zu Christus bekannte 19; denn ich wollte nicht da bauen, wo schon ein anderer das Fundament gelegt hatte. (Römer 15,17-20 nach der NGÜ)
Paulus hat viel Wert darauf gelegt, nicht Christen zu evangelisieren sondern Ungläubige. Deswegen ist er dahin gereist, wo noch niemand anders das Evangelium verkündet hatte und predigte dort den Menschen. Er war ein echter Pionier und es wäre wünschenswert, wenn wir heute mehr solcher Pioniere hätten, die Gott das verkündigen wo er nicht bekannt ist. In unserer Zeit ist es viel üblicher, dass Gemeinden auf Kosten anderer Gemeinden wachsen und es die Ausnahme ist, wenn wirklich noch da evangelisiert wird, wo das Evangelium nötig ist.
Wir nehmen auch den Bedarf unseres Landes nach Gottes Botschaft kaum noch wahr. Ungläubige vermuten wir in Pakistan, aber nicht in Remscheid. Deshalb fahren manche Christen in die weite Welt hinaus um am anderen Ende es Globusses Menschen von Jesus zu erzählen, während sie hier ihren Nachbarn nichts von Jesus erzählen. Ich bin sicher, dass Gott eine andere Perspektive hat und dass wir das Evangelium anders verkünden würden, wenn wir näher an seinem Herzen leben würden. Das wäre schon eine Predigt für sich und sicherlich auch eine notwendige, aber heute geht es erst einmal darum, wie wir das Evangelium verkündigen können, wenn wir seine Bedeutung verstanden haben. Paulus nennt drei Wege:
1 durch Wort
Als Deutsche leben wir im „Land der Dichter und Denker“. Es fällt uns daher verhältnismäßig leicht, das Evangelium in Worten weiter zu geben. Spricht man über Evangelisation, hören die meisten „Rausgehen“ und meinen damit Aktionen auf der Straße. Dahinter steht die Erfahrung, dass auch die beste evangelistische Predigt in der Gemeinde nichts nutzt wenn kein Ungläubiger kommt.
Das ist schon mal ein Fortschritt, denn in der Vergangenheit hatte Evangelisation oft den Beigeschmack, dass Christen anderen Christen erzählen wie man Christ wird. Da ist es schon besser, wenn Gottes Wort in Form von Predigten, Zeugnissen und Flyern in die Fußgängerzonen kommt.
Ich bin selber Prediger und habe so alles Mögliche ausprobiert um das Evangelium mit Worten zu verkündigen. Daran ist beileibe nichts falsch und ich will auch weiterhin jede Bühne nutzen die Gott mir gibt, um das Evangelium in Worten zu verkünden. Ich habe allerdings nicht nur gute Erfahrungen damit gemacht, die Gute Nachricht allein mit Worten zu verkünden und meine, dass es zu kurz greift, nur Worte zu haben.
Im Englischen gibt es die Redensart „talk is cheap“, was auf deutsch „reden ist billig“ bedeutet. Das stimmt. Wer nur Worte hat um jemand anderem Gottes Liebe rüberzubringen, der hat auf Dauer zu wenig. Die Welt hat viele Fragen, die man nicht verbal beantworten kann. Deshalb hat Paulus Evangelisation nicht auf reden beschränkt sondern hat noch zwei weitere Möglichkeiten genannt.
2 durch Tat
In dieser Dreierreihe ist das Wort Tat das am schwierigsten auszulegende. Andere Übersetzungen sagen „Werk“, was aber auch nicht hilfreicher ist. Sowohl das Deutsche als auch das Griechische Wort Werk haben sehr vielschichtige Bedeutzungen und da Paulus hier nicht ins Detail geht, woraus seine Werke oder Taten bestanden haben, müssen wir etwas interpretieren.
Als Schlüssel nehme ich Apostelgeschichte 9,36:
In Joppe lebte eine Jüngerin ´Jesu` namens Tabita. (Tabita – oder Dorkas, wie ihr Name auf Griechisch lautete – bedeutet »Gazelle«.) 20 Tabita tat viel Gutes und half den Bedürftigen, wo sie nur konnte. (nach der NGÜ)
Das Gute, das Tabita an den Armen tat, würde man heute als Sozialarbeit bezeichnen. Die Bibel ist voller Aufforderungen für die Armen zu sorgen und sich auch praktisch mit der Not der Menschen auseinander zu setzen. Gott ist nicht nur an unserer Ewigkeit interessiert sondern will uns auch in diesem Leben segnen.
Besonders der Jakobusbrief macht es sehr deutlich, dass Christentum mehr ist als reden.
14 Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?
15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot
16 und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? (Jakobus 2,14-16)
Gerade in der etwas charismatisch orientierten Glaubensecke haben wir oft die Tendenz, nur für Leute zu beten, aber weiter nichts zu tun. Ich vermute ehrlich gesagt, dass wir es uns damit oft sehr leicht machen, aber nicht den Gott vorstellen, der sich um den ganzen Menschen sorgt und sich ihm liebevoll zuwendet. Wir sollten nicht alle Sozialarbeit dem Staat überlassen, denn dadurch würde uns eine gewaltige Chance entgehen Gottes Liebe rüberzubringen.
Natürlich geht es nicht, dass jede Gemeinde Suppenküchen und Krankenhäuser baut, aber in der Vision der GEILEn Gemeinde bedeutet das letzte „E“ engagiert und es ist ein normaler Teil von Gemeinde und christlichen Leben sich sozial zu engagieren. Wenn die Gemeinde selbst dazu keine Möglichkeiten hat, gibt es noch immer das ehrenamtliche Engagement bei städtischen oder anderen Trägern wie der Tafel.
In den letzten Jahren hat eine neue Theologie um sich gegriffen, die vom „sozialen Evangelium“ redet und für die Jesus eine Art Gutmensch war, der gelehrt hat, dass wir uns alle ethisch verhalten sollen. Diese Theologie kennt kein rettendes Evangelium; man glaubt nicht mehr an die Ewigkeit und Himmel und Hölle. Entsprechend ist das Evangelium rein auf den sozialen Aspekt der Barmherzigkeit reduziert. Davon ist hier natürlich nicht die Rede; auch wenn Gott Menschen in diesem Leben segnen will ist die Ewigkeit entscheidender als dieses kurze Leben. Es geht nicht darum, das eine auf Kosten des anderen zu tun sondern darum, beides zu leben. Wir müssen uns nicht zwischen zwei guten Herangehensweisen entscheiden, Paulus hat auch alle Wege genutzt damit die Völker das Evangelium annehmen.
3 durch Kraft
Der dritte Weg ist ziemlich selbsterklärend: Wir verkündigen das Evangelium in der Kraft von Zeichen und Wunder. So hat es zumindest Paulus getan, wie die Apostelgeschichte an einigen Stellen zeigt. Zeichen und Wunder sind in der Evangelisation an Bedeutung nicht zu unterschätzen.
Ich kann jeden verstehen, der unseren Worten nicht glaubt, wenn Gott nicht einmal kräftig „Amen!“ dazu sagt. In der Fußgängerzone steht unser kleiner Büchertisch neben einem Stand der Mormonen, neben einem Handyverkäufer, neben einer Partei die ihr politisches Evangelium anpreist, neben…. Wie soll man sich da auskennen?
Für mich war einer der schwierigsten Ansprüche des Christentums eben sein Wahrheitsanspruch. Wer wollte mir beweisen, dass nicht der Islam oder der Buddhismus Recht hat? Letztlich hat Gott mich so berührt, dass ich ihn nicht mehr wegdiskutieren konnte, aber Menschen hätten das nicht gekonnt. Ich bin davon überzeugt, das bei den meisten Quereinsteigern ein übernatürliches Element bei ihrer Bekehrung ist, dass sie von Gott überzeugte. Wir können es uns als Christen kaum leisten, das zu vernachlässigen. Vielmehr sollten wir es begehren, dass Gott sich zu unserer Botschaft stellt und uns als seine Botschafter ausweist.
Kommen alle diese drei Strategien zusammen, hat das Gesamtpaket echte Sprengkraft. Wir brauchen in Deutschland Gemeinden, die auf diese Weise ausgewogen und ganzheitlich sind!
wegbegleiter schrieb am
3. September 2010 um 09:04Feine Zusammenfassung. Je nach konfessioneller Prägung wird einem das eine oder das andere schwer fallen… Lustich ist – an dem Thema bin ich auch gerade dran nach den Erfahrungen des letzten Wochenendes und gestern noch habe ich am Telefon über deine Stelle diskutiert… Apostelgeschichte 4,29ff passt gut dazu: da betet die Gemeinde um mehr Kraft und Mut zum Verkündigen und um Zeichen und Wunder… angesichts der Verfolgung, die losgeht. Bei der Hilflosigkeit, die eine solche Stelle auslösen kann, ist eins wichtig: letztlich ist es der Geist, um den wir bitten, der das in uns macht. Ich selbst müsste bei Verkündigung plus Werke plus Wunder sagen: Das sind ja gleich drei Dinge auf einmal – das geht aber nicht … 😉
storch schrieb am
3. September 2010 um 09:44da schließt sich quasi automatisch die Frage nach den Erfahrungen des letzten Wochenendes an. Aber Du hast natürlich Recht: Der konfessionelle Hintergrund kann einem Steine in den weg legen oder denselben ebnen – ja nachdem wo man aufwäschst und was man tun will.
Katja schrieb am
6. September 2010 um 14:00Hi Storch,
ich lese schon ganz lange immer mal wieder deinen blog, aber ich glaube ich habe noch nie einen Kommentar geschrieben 🙂
Am Anfang von deinem Post erwähnst du, was „das Wichtigste“ ist, und dass das für Jesus das Evangelium war. Ich bringe das in Verbindung mit dem Missionsbefehl, in dem seine Jünger aufgefordert werden, dieses Evangelium zu verbreiten; dieser Befehl war für mich lange Zeit das wichtigste, bis vor kurzem. Da habe ich einen Vortrag darüber gehört, dass das wichtigste ist, dass wir Gott lieben und unseren Nächsten (Mt 22,37); Jesus selbst sagt, dass dieses das größte Gebot ist. Wobei sich das mit dem Evangelium davon ableiten lässt, finde ich.
Wie siehst du das?
wegbegleiter schrieb am
6. September 2010 um 14:40Zum Wochenende: Hammergottesdienst mit Segnungsteil. Viele Leute gekommen, Umarmungen, Tränen, Aufbrüche, tiefe Berührung durch den Geist – einfach toll…;-)
storch schrieb am
8. September 2010 um 08:47hallo katja,
erst einmal herzlich willkommen!
ich meine, dass beides zusammengehört. wer menschen liebt, bringt ihnen gott näher. wer ihnen gott nahe bringt wird sie lieben. die liebe ist die motivation, dienst ist das, was daraus folgt.
@ wegbegleiter: freut mich zu hören. weiter so, nicht nachlassen.
Michael schrieb am
12. Oktober 2010 um 06:21Hi Storch
Ihre Worte sind sehr wahr.Diese drei biblischen Aspekte sind dem Evangelium vielerorts verloren gegangen.Fuer uns Christen in Australien ist es wenigstens selbstverstaendlich, dass Christen auch einen sozialen Auftrag haben den Armen und Beduerftigen zu helfen(obwohl es wohl auch hier nicht alle tun). Leider tun sich mit Punkt drei die meisten auch schwer die Zeichen und Wunder Gottes zu erkennen. Aber das liegt wohl daran, dass unsere westliche Gesellschaft zu laut geworden ist um der stillen, kleinen Stimme Gottes zu lauschen.Ich selbst stamme aus Deutschland und habe hier in Australien den Weg zu unserem Herrn gefunden. Deshalb glaube ich an Gottes Zeichen und Wunder aus eigener Erfahrung.Gut zu wissen, dass es in Deutschland auch noch ehrliche Christn gibt, die das Evangelium frei von institutioneller Religion predigen.Es ist so wichtig, dass alle Menschen von Gottes wunderbarem Geschenk des ewigen Lebens erfahren.
Gottes Segen aus Sydney
Michael Albrecht
storch schrieb am
12. Oktober 2010 um 09:35Hallo Michael,
herzlich willkommen hier und danke für die ermutigenden Worte. Du bist der zweite Australier, der hier mitliest.
Segen in den tiefen Süden!
Michael schrieb am
12. Oktober 2010 um 14:21Hallo Storch
Danke fuer den Willkommensgruss.Hier ist es schon sehr spaet. Habe nur schnell meine emails am haeuslichen Computer gecheckt. Dein Blog scheint sehr umfassend und interessant zu sein. Ich schreibe mal mehr demnaechst.
Gottes Segen
Michael