27. September 2009 3

bin ich Praktiker?

Vor ziemlich genau drei Jahren und zwei Monaten schrieb ich einen Post mit dem Titel „bin ich Theoretiker?„. Der Gedanke wurde damals durch Paul Tillich angestoßen, der sich sicher war, „zum Theoretiker geboren zu sein“. Ich empfand ähnlich, mochte mich aber nicht damit abfinden. Auch wenn ich einen Hang zum Studieren und Theoretisieren hatte und habe wusste ich doch immer, dass Christsein nicht theoretisch gelebt werden kann. „Glaube ist eine Tat“, sagte jemand, der möglicherweise Smith Wigglesworth war. Es hat drei Jahre gedauert, bis ich mich dem Thema nun wieder nähere, aber von der anderen Seite. In den drei Jahren und speziell den letztenMonaten (noch spezieller seit dem 28.08.) empfinde ich mich nicht mehr theoretisch. Seltsam, es hat etwas „klick!“ gemacht; eine Saat scheint aufgegangen, die ich vor Jahren gesät habe. Es sind insbesondere drei Erkenntnisse, die mir wichtig sind:

1) Das Fundament ist gelegt.
Wenn das Fundament erst einmal gebaut ist, muss etwas anderes darauf gebaut werden. Niemand wohnt auf dem blanken Fundament. Die letzten Jahre waren der Arbeit am Fundament gewidmet. Es ging speziell um das Übernatürliche, mit einer Engführung auf Heilung. Nun muss auf das Fundament der Theorie die Praxis gebaut werden.

Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer geoffenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, das wird das Feuer erweisen. (1.Korinter 3,10-12 nach der Elberfelder)

Wie viele Christen haben nur ein Fundament, aber kein Haus? Es ist erstaunlich, wie gut die Grundlagen im Wort gelegt werden können, ohne dass jemand das erlebt, was er glaubt.

2) Ich werde nicht an der Frucht gemessen.
Ein großes Hindernis ist in der Glaubenspraxis ist für mich, dass ich mich an Resultaten messen wollte. So habe ich lange nicht über Sünde gepredigt, weil ich nicht jemanden in Schwierigkeiten bringen will, den ich nicht befreien kann. Das klingt ehrenhaft, führt aber dazu, dass man schweigt wo man reden sollte. Oder ich wollte nicht gern für Kranke beten, wenn ich nicht den Erfolg garantieren kann. Nun verstehe ich, dass ich etwas tun soll, aber Gott die Frucht bringt (Johannes 15). Wir reden, er spricht an. Es kommt nicht in erster Linie auf eine Frucht im Sinne von Bekehrungen, Heilungen etc. an sondern auf meine Treue.

Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn. (Matthäus 25,21 nach der Elberfelder)

3) Nietzsches Schauspieler.
In „Jenseits von Gut und Böse“ schrieb er u.a. diesen Aphorismus: „Wie? Ein großer Mann? Ich sehe immer nun den Schauspieler seines eignen Ideals.“ Anders gesagt: wir verhalten uns nach einem inneren Bild, an dem wir uns orientieren. das kann man noch komplizierter und genauer sagen, aber so soll es reichen. das Prinzip ist positiv verwertbar wenn man sich so verhält wie man sich verhalten würde, wenn man wäre wie man sein will. Am Beispiel wird das klar. Vor einigen Monaten hörte ich Jesus sagen: „predige das Wort als hättest Du keine Menschenfurcht“. Nun habe ich sehr wohl Menschenfurcht, aber ich wachse regelmäßig über mich hinaus indem ich mich so verhalte als hätte ich keine. Das ist nicht so kompliziert wie es klingt.

Haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus! (Römer 6,11 nach der Elberfelder)

Mit anderen Worten: lebt so, als wärd Ihr tatsächlich der Sünde gestorben.

Es gibt mehr wichtige Erkenntnisse und ich hatte an einigen Stellen die Gelegenheit Buße zu tun, also mein Denken zu ändern. Vielleicht kommt demnächst mehr dazu, vielleicht nicht. Im Moment gehe ich in der Praxis auf und es fällt mir schwer regelmäßig zu schreiben.

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3 Kommentare

  1. Zu 2.)
    geiles Zitat von Ferry aus seiner letzten Predigt dazu:
    „Wenn ich bete und nichts passiert mach nicht ich mich zum Horst, sondern Gott macht sich zum Horst. Und Horst ist keiner der Namen Gottes.“ 😉

    Was mich manchmal abfuckt ist das „nicht sehen“. Vieles von dem, was man bewirkt durch Gebet bleibt einem selbst verborgen. Ich habe schon häufig für Leute gebetet, die ich danach nie wieder gesehen habe. D.h. man ist eben nur ein kleines Teil in einer riesigen Geschichte und hat leider nie den Gesamtüberblick.

    Da interessante ist: manchmal wünsche ich mir dieses „Gebet – unmittelbares Wirken Gottes – sofort ist alles super“ Ding. Hab ich so noch nicht erlebt. Auf der anderen Seite bin ich ziemlich sicher, dass ich es auch nicht fassen könnte, wenn das wirklich mal der Fall sein sollte.

  2. Na dann viel Spaß beim „Machen“ – schade für uns (wenn wir nicht mehr regelmäßig was von Dir lesen können), gut für’s Kingdom, und somit auch wieder gut für uns 😉

  3. so schlimm wird es nicht werden, ronald. so ganz komme ich sicher nicht aus meiner haut.

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