01. Juni 2009 2
Walter Jens – Römerbrief 0 – Einleitung
Ich versuche seit einiger Zeit mich dem Römerbrief mehr zu nähern und über ihn zu schreiben. Kein einfaches Unterfangen, denn der Römerbrief ist sehr komplex. Man wird ihm nicht gerecht wenn man ihn Vers für Vers auslegt. Aber auch kapitelweise oder thematisch ist es schwierig, denn die hauptsächlichen Themen schlagen ihre Wurzeln tief in das alte Testament hinein. Kurz: ich bin noch unsicher, wie ich es am besten angehe.
Deswegen kommt jetzt erst einmal eine kleine Reihe mit Gedanken, die sich bei der Lektüre einer besonderen Übersetzung des Briefes ergeben haben.
Walter Jens ist 1923 geboren und war in Tübingen Professor für klassische Philologie und allgemeine Rhetorik. Wer seine anderen Übertragungen neutestamentlicher Texte kennt weiß, dass er mit einer lyrischen und sehr dynamischen Übersetzung rechnen darf – in jedem Fall mit einer gewinnbringenden Lektüre.
Interessant ist schon, dass Jens den Text sehr dialogisch übersetzt. Paulus ringt um Verständnis, rechtfertigt seine Theologie und geht ständig auf mögliche Gegenargumente ein, die man vorbringen kann. Das macht den Römerbrief menschlicher als er in anderen Übersetzungen erscheint. Mehr als in anderen Übersetzungen wird Paulus zu jemandem der an einer theologischen Diskussion teilnimmt und der Römerbrief wird wieder zu dem, was er wohl eigentlich ist: eine erklärende Rechtfertigung des Glaubens. Paulus auf der Höhe seines Denkens und Gott-Hörens. Zu Recht heißt es bereits auf dem Cover:
Eine Art Vermächtnis
des Apostels Paulus
und Summe seiner Theologie
Der Übersetzer erscheint nicht als abgehobener Theologe sondern eher als Gläubiger. Er sieht sich selbst als christlichen Schriftsteller und ich meine Glauben und Spiritualität zwischen den Zeilen zu finden.
Es wird in jedem Post Zitate aus einem Kapitel geben mit den Gedanken zu denen mich diese Zitate inspiriert haben. Keine systematische Lehre oder Theologie; das Ergebnis einer betenden Lektüre.
Ein Kommentar
Ein Pingback
-
[…] dritten Kapitel tritt der Dialog mit einem fiktiven Widersacher sehr stark hervor. Immer wieder Rede und Gegenrede. Dieser […]
toby schrieb am
5. Juni 2009 um 14:05Super, ich freue mich auf die Reihe, denn ich halte Walter Jens für einen ganz Großen! Und auf die Interpretation natürlich! 😉