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Es waren aber etliche Griechen unter denen, die hinaufkamen, auf daß sie auf dem Feste anbeteten.
21 Diese nun kamen zu Philippus, dem von Bethsaida in Galiläa, und baten ihn und sagten: Herr, wir möchten Jesum sehen. (Johannes 12,20-21 nach der alten Elberfelder)

Ich zitiere bewusst aus der alten Elberfelder, auch wenn „Jesum“ etwas ungewöhnlich klingt. Ich verstehe die Übersetzung an der Stelle auch nicht, ich meinte immer, dass solche Stilblüten daher kämen, dass man das griechische Original auf Biegen und Brechen buchstäblich übersetzen will. Der griechische Akkusativ ist aber nicht Jesum sondern Jesun. Naja.
Warum ich diese Übersetzung dennoch wähle? Hermann Zaiss führte ein Kalenderbuch in dem alle seine Termine standen. Über jeden Tag schrieb er einen Bibelvers, eine schöne Gewohnheit, jeden Tag des Lebens unter ein Wort Gottes zu stellen. Am Tag seines Todes stand da: „wir wollen Jesum sehen“. Ein Vers, der sich für ihn an dem Tag erfüllte wie kein anderer.

Während des Lobpreises vor meiner letzten Predigt kam mir das Wort in den Sinn. Es ist eines meiner häufigsten Gebete: „ich will Dich sehen, Herr!“ Plötzlich kam mir die Frage in den Sinn, was ich damit meine – Jesus sehen. Ganz gewiss meine ich nicht zu sterben und ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Was aber dann? Man betet oft etwas, das man selber kaum versteht und das man nur aus Tradition und Gewohnheit betet.
Früher meinte ich damit, Jesus in meinem Geist zu sehen, oder auch mit offenen Augen. Es ging um Vision. Etwas mystisches, eine alltagsbrechende Erfahrung. Heute meine ich etwas ganz anderes: ich möchte sehen, wie Jesus wirkt. Das ist vielleicht nicht so spektakulär wie ihn mit offenen Augen im Raum stehen zu sehen. Es ist aber viel objektiver und wesentlicher. Ich sehe Jesus im Leben von Menschen die er verändert. Ich sehe ihn wenn er heilt, verändert und berührt. Diese klaren Beweise seiner Kraft und seiner Gegenwart sind mir viel wichtiger als alles andere. In diesem Sinne bete ich weiter:

„lass mich Jesum sehen!“
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Now there were some Greeks among those who went up to worship at the Feast. 21 They came to Philip, who was from Bethsaida in Galilee, with a request. Sir, they said, we would like to see Jesus. (John 12, 20-21 New International Version)

I deliberately quote from the Elberfelder translation, even if the (German) expression “Jesum” sounds a little bit strange. I don’t understand this translation at this point, and I always thought that such bloomers come from the intention to try to translate the greek original by ‘hook or by crook’.
But the greek accusative isn’t “Jesum” but “Jesun”. Anyway.
Why do I still use this translation? Hermann Zaiss kept a calender book in which all his appointments where inscribed. Above every day he wrote a verse from the bible, a nice habit, to put every day under a word of God. On the day of his death it read: “we want to see Jesum”. A verse, which came true on this day as none other.

During the worship before my last sermon this word came to my mind. It is one of my most frequent prayers: “I want to see you, Lord!” But suddenly the question came to my mind, what do I mean by that – seeing Jesus. Sure enough I don’t mean to die and to see him face to face. But what else? Often we pray for something, which you don’t understand yourself because you only pray because of tradition and custom.
In the past I meant to see Jesus in my spirit or with open eyes. It had something to do with vision. Something mystic, an experience which should break through my daily life. Today I mean something completely different: I want to see how Jesus takes effect. That might be not as spectular as to see him standing in the room with eyes open. But it is more objectiv and basic. I see Jesus in other people’s life and how he changes them. I see him when he heals, changes and touches people. This clear evidence of his power and presence is much more important to me then everything else.

In this spirit I keep on praying: “Let me see Jesum!”
Translation sponsored by: http://www.domame.de

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8 Kommentare

  1. Meinen Jesum laß ich nicht

    Meinen Jesum laß ich nicht / weil er sich für mich gegeben /
    so erfordert meine Pflicht / unverrückt für ihn zu leben /
    Er ist meines Lebens Licht. / Meinen Jesum laß ich nicht.

    2. Jesum laß ich nimmer nicht / weil* ich soll auf Erden leben /
    ihm hab ich voll Zuversicht / was ich bin und hab, ergeben. /
    Alles ist auf ihn gericht´. / Meinen Jesum laß ich nicht.
    *solange

    3. Laß vergehen das Gesicht / Hören, Schmecken,
    Fühlen weichen / laß das letzte Tageslicht / mich auf
    dieser Welt erreichen: / wenn der Lebensfaden bricht /
    meinen Jesum laß ich nicht.

    4. Ich werd ihn auch lassen nicht / wenn ich nun dahin gelangt /
    wo vor seinem Angesicht / meiner Väter Glaube pranget. /
    Mich erfreut sein Angesicht. / Meinen Jesum laß ich nicht.

    5. Nicht nach Welt, nach Himmel nicht /
    meine Seel sich wünscht und sehnet / Jesum wünscht sie
    und sein Licht / der mich hat mit Gott versöhnet /
    mich befreiet vom Gericht. / Meinen Jesum laß ich nicht.

    6. Jesum laß ich nicht von mir / geh ihm ewig an der Seiten /
    Christus läßt mich für und für / zu dem Lebensbächlein leiten. /
    Selig, wer mit mir so spricht: / Meinen Jesum laß ich nicht.

    (Evangelisches Kirchengesangbuch für die Evangelische Kirche
    in Hessen und Nassau, Verlag der Evangelischen Kirche
    in Hessen und Nassau, Darmstadt
    Christian Keimann 1607-1662)

  2. die flexionsformen lauten im genitiv jesu [christi], im dativ jesu [christo], im akkusativ jesum [christum] und im vokativ jesu [christe]. der name bleibt allerdings, außer im genitiv, heute meist unflektiert: mit/für jesus [christus].
    keine flexion tritt ein, wenn herr vorausgeht: das leiden des/unseres herrn jesus (nicht mehr: herrn jesu); der glaube an den/unseren herrn jesus (nicht mehr: herrn jesum).

    [aus der reihe was googelst duden ;-)]

  3. march war schneller, ich wollte gerade aufklärung leisten.

    macht ja nix. nun weiß der storch was neues: auch die deutsche sprache hat so ihre regeln…

    😉

  4. vorwärts immer, rückwärts nimmer!

  5. …iss gar nicht so einfach in manchen regionen im universum! 🙁

  6. hey march und GJM,
    vielen dank! ich liebe es, was zu lernen. ist aber auch komisch, als ich christ wurde hat man mir gesagt, dass die (alte) elberfelder quasi DIE übersetzung ist, weil sie so sehr genau sei. als ein grund dafür wurde genannt, dass sie die flexionsformen eben wörtlich übersetzt. ich habe das einfach geglaubt und nie geprüft.
    wer weiss, wie oft ich das weiter gegeben habe… *rotwerd*

  7. …macht ja nix. wer weiß, ob deine Zuhörer wussten, was eine Flexionsform ist.

    😉

    Schade übrigens, dass Ausdrücke wie »Ihro Gnaden« ausgestorben sind. Oder, wie Franz Joseph Strauß mal über Helmut Schmidt lästerte: »Seine Majestät sind indigniert.« Oder Worte wie »sintemal« und »desselbigengleichen«…

    Ich hör jetzt auf, bevor ich in schwärmende Nostalgie verfalle.

  8. „Wir möchten Jesum sehen“ AMEN!

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