29. September 2008 8
Einführung in die Hermeneutik VI – Die Werkzeuge II – die Bibel II
Zeitlicher Ablauf der Entwicklung und Überlieferung der Bibel (1|2)
[Leider kann man mit wordpress keine schönen Tabellen setzen.]
8.-2.Jh.
Entstehung der Schriften des Alten Testaments (z.T. aus sehr viel älteren Schriften)
ca 300-130
Das hebräische Alte Testament in Ägypten wird ins Griechische übersetzt (Septuaginta, LXX)
2.-1. Jh.
Älteste erhaltene hebräische Handschriften des Alten Testaments. Funde im Fajum (Papyrus Nash), in Kairo (Geniza) und in den Höhlen am Toten Meer. Älteste erhaltene Handschriften der griechischen Übersetzung des Alten Testaments (Papyrus Manchester, Zwölf-Propheten-Rolle in Qumran)
um 27-30
Jesu Wirken in Palästina
51
Thessalonicherbriefe
53
1.Korinther und Galater
56
2.Korinther
57
Römer
61-62
Philemon, Kolosser, Epheser und Philipper
63-66
1.Timotheus und Titus
64-67
Petrusbriefe
67
2.Timotheus, Matthäus, Markus, Lukas, Apostelgeschichte, Judas und Hebräer
100
Johannesevangelium, Johannesbriefe und Offenbarung
Ab Ende 1.Jh
Zahlreiche Abschriften der biblischen Schriften auf Papyrus. Statt der traditionellen Schriftrollen bevorzugen Christen die Form des Kodex, eines Vorläufers der heutigen Buchform.
um 125
Ältestes erhaltenes Bruchstück des Neuen Testaments (Papyrus, F2)
um 144
Marcion in Rom stellt das Lukas-Evangelium und zehn Paulusbriefe in einer verkürzten Bearbeitung zusammen. Mit dieser sehr engen Auswahl gibt er der Kirche verstärkt Anlaß, das zahlreich gewordene christliche Schrifttum zu prüfen und einen »Kanon« der als verbindlich anerkannten Schriften abzugrenzen (Neues Testament).
Ende 1.Jh.
Jüdische Schriftgelehrte bestimmen den genauen Umfang der hebräischen Bibel. Einige Schriften werden seitdem nur noch in der griechischen Übersetzung überliefert (Deuterokanonische Schriften / Apokryphen).
um 200
Der Kanon des Neuen Testaments steht in großen Zügen fest. Frühe Übersetzungen des Neuen Testaments ins Lateinische (Vetus Latina oder Itala)
3. Jh.
Wichtige Papyrushandschriften: Chester-Beatty-Papyri (große Teile des Alten und Neuen Testaments), Bodmer-Papyri (u.a. Lukas und Johannes)
240-245
Origenes (185-254) stellt sechs verschiedene Textfassungen des Alten Testaments nebeneinander (Hexapla = »sechsfältiges« Bibelwerk): den hebräischen Grundtext, denselben Text in griechischen Buchstaben und vier griechische Übersetzungen. Ziel ist eine Überprüfung der Septuaginta am hebräischen Text.
Anfang 4.Jh
Frühe Übersetzungen des Neuen Testaments ins Syrische (Vetus Syra), daraus geht in der 1. Hälfte des 5.Jh. die sog. Peschitta hervor.
350-380
Wulfila übersetzt im heutigen Bulgarien die Bibel ins Gotische.
382-420
Hieronymus bearbeitet die altlateinische Bibel. Er übersetzt das Alte Testament neu aus dem Hebräischen ins Lateinische und revidiert den altlateinischen Text des Neuen Testaments. So entsteht die später sogenannte »Vulgata«.
393
Die Synode in Hippo stellt ein erstes Kanonverzeichnis (=Verzeichnis der Teile der Bibel) auf.
4.-5. Jh.
Die großen Pergament-Kodizes werden geschrieben (Codex Vaticanus, Sinaiticus, Alexandrinus, Ephraemi rescriptus, Bezae Cantabrigiensis).
8.-10.Jh.
Tätigkeit der Masoreten in Tiberias und Babylonien am hebräischen Text des Alten Testaments (Ben Ascher)
um 800 Revision der lateinischen Bibel durch Alkuin auf Veranlassung Karls des Großen. Übersetzung des Matthäus-Evangeliums ins Deutsche (althochdeutsch): Mondseer Matthäus
8.-11.Jh.
Prunkvolle Bibelhandschriften mit Miniaturmalereien entstehen.
11.Jh.
Notker Labeo übersetzt den Psalter, Williram das Hohelied ins Deutsche.
11.-15.Jh.
Zahlreiche Übersetzungen biblischer Schriften und der ganzen Bibel ins Deutsche und in andere Volkssprachen. Entstehung der Bilderbibeln. Übergang vom Pergament zum Papier. Drucke der Armenbibel von geschnittenen Holztafeln als Vorstufe des Bibeldrucks
um 1440
Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg in Mainz
1452-1455
Erster Druck der lateinischen Bibel durch Gutenberg (42zeilige Bibel)
1466
Mentelin in Straßburg druckt die erste deutsche Bibel. Es folgen Drucke von Bibelübersetzungen in anderen deutschen Städten und in zahlreichen anderen Sprachen.
1477
Der Psalter in Oberitalien zum erstenmal hebräisch gedruckt (1488 das ganze Alte Testament)
1516
Das erste gedruckte griechische Neue Testament, bearbeitet von Erasmus, erscheint in Basel.
09. 1522
Luthers deutsches Neues Testament erscheint in Wittenberg.
1534
Luthers deutsche Bibel erscheint in Wittenberg.
1546
stellt die katholische Kirche auf der Basis der Entscheidung von 393 den Umfang der biblischen Bücher fest.
1590/1592
Die Vulgata wird neu bearbeitet.
1710
Freiherr von Canstein gründet in Halle die erste Bibelgesellschaft der Welt.
1734
Ausgabe des griechischen Neuen Testaments durch Johann Albrecht Bengel
ab 1812
Gründung von deutschen Bibelgesellschaften, z.B. Württembergische Bibelanstalt
1814
Gründung der preußischen Hauptbibelanstalt in Berlin. Gründung der sächsischen Hauptbibelgesellschaft in Dresden.
1844 /1859
Auffindung des Codex Sinaiticus durch Constantin von Tischendorf im Katharinen-Kloster am Sinai
1892
Erste kirchenamtliche Revision der Lutherbibel abgeschlossen
1898
Eberhard Nestles Griechisches Neues Testament, das später laufend dem Stand der neutestamentlichen Forschung angepasst wird, erscheint erstmals bei der Württembergischen Bibelanstalt.
seit Ende 19.Jh.
Funde biblischer Papyri in Ägypten
1906
Herausgabe der Biblia Hebraica durch Rudolf Kittel
1912
Lutherbibel neu durchgesehen nach dem vom Deutschen Evangelischen Kirchenaus-schuß genehmigten Text
1921
Beginn der dritten, umfassenden Revision von Luthers Bibelübersetzung
1937
Die Biblia Hebraica durch Kittel, Eißfeldt, Alt und Kahle neu bearbeitet auf der Grundlage des Ben-Ascher-Textes, d.h. des Leningrader Codex von 1008 n. Chr.
ab 1947
In Höhlen bei Qumran am Toten Meer werden Handschriften des hebräischen Alten Testaments gefunden (zwei Jesaja-Rollen, Habakuk und anderes). Lit.: u.a. Sabine Rückert: „Ans Licht der Welt“ in DIE ZEIT Nr. 53 vom 25.12.1992 Seite 11 ff
1966
Gemeinsame Ausgabe des griechischen Neuen Testaments durch den Weltbund der Bibelgesellschaften (The Greek New Testament)
Ab 1967
beteiligt sich die Evangelische Kirche an der Ev./Kath. Einheitsübersetzung.
1968-1977
Neubearbeitung der Biblia Hebraica (Biblia Hebraica Stuttgartensia)
1979
Das Griechische Neue Testament von Nestle erscheint in 26., völlig neu bearbeiteter Auflage (Nestle-Aland).
1980
Die für die deutschsprachigen katholischen Diözesen in Auftrag gegebene »Einheitsübersetzung« erscheint. Neues Testament und Psalmen sind unter evangelischer Mitarbeit übersetzt und als ökumenischer Text anerkannt, nicht jedoch die anderen Teile des Alten Testaments.
1982
»Die Bibel in heutigem Deutsch« (Die Gute Nachricht des Alten und Neuen Testaments)
1983
Die Bibel oder Teile der Bibel sind in 1785 Sprachen übersetzt.
1984
Abschluss der Revision der Lutherbibel (Altes Testament 1964, Apokryphen 1970, Neues Testament 1984)
_______
Anmerkungen:
(1) Nach www.elbikon.de. Die Datierung der einzelnen Bücher des Alten Testamentes ist sehr schwierig, wer mehr darüber wissen will, sollte am besten die Einleitungen der einzelnen Bücher in einer Studienbibel nachlesen.
(2) Gerade die genauen Abfassungszeiten der NT-Schriften sind natürlich sehr spekulativ und
differieren unter Umständen von Autor zu Autor erheblich. Eine gute Diskussion möglicher
Abfassungszeiten bietet z.B. die Wuppertaler Studienbibel. Diese Datierung folgt BibleWorks.
Pater-Brown schrieb am
29. September 2008 um 09:381534
Luthers deutsche Bibel erscheint in Wittenberg.
1546
stellt die katholische Kirche auf der Basis der Entscheidung von 393 den Umfang der biblischen Bücher fest.
-> Interessanter Punkt, ich hab mich immer gefragt, warum Luther die Apokryphen auslassen wollte. Heißt das, erst durch seine Auslassung sah sich die katholische Kirche gezwungen eine endgültige Festlegung des Kanons zu unternehmen, und davor war die heutige Bibel nur ein „empfohlener“ Kanon?
storch schrieb am
29. September 2008 um 11:04so genau weiss ich das leider nicht mehr. dieser mögliche zusammenhang ist mir damals nicht aufgefallen und so habe ich dem auch keine besondere beachtung oder recherche gezollt.
Günter J. Matthia schrieb am
29. September 2008 um 13:28Bei Wikipedia (Lutherbibel) heißt es dazu:
Luther hat die Apokryphen jedoch auch übersetzt, sie in einem eigenen Bibelteil zwischen den Testamenten untergebracht und auch über sie gepredigt. Andere, heute auch von der katholischen Kirche als unecht angesehene Texte wie der Laodizenerbrief wurden gänzlich ausgeschieden.
Also wollte er sie wohl nicht auslassen, aber andererseits auch nicht als »gleichwertig« eingliedern.
Bento schrieb am
29. September 2008 um 13:49…da fehlt aber was wichtiges:
2005
1. Auflage der Volxbibel NT von Martin Dreyer
2009
vorraussichtl. Erscheinen der Volxbibel AT
– wie konntest du das nur vergessen? tztztz.. 😉
Björn S. schrieb am
29. September 2008 um 18:26Martin vergisst uns nicht Bento.
Im übrigene finde ich schoen hö, was Storch schreibt.
die taizé „songs“, haben mir neues kraft wiedergegeben.
ein bissl von dem wos uns Nobbi dieses Jahr Freakstock gebbe hat.
un der lecker kuhche, un die schaal un der löffel. un die leudd…
un des ALLELUJA – HALLELUJA …
Godes Geschich midt us hat nie ufgehörd.
die gehd immer no weider.
einheidsübersetzun wos isn des eigendlich wirglich.?
rock.s
storch schrieb am
30. September 2008 um 08:42es gibt natürlich einige dutzend bibelübersetzungen auf deutsch, die fehlen. vielleicht hätte ich VB und BigS noch reinnehmen können, weil sie eine neue richtung in die bibelübersetzerei bringen. ist ja auch schon einige jahre her, dass ich die sachen geschrieben habe.
olli schrieb am
1. Oktober 2008 um 00:04du schreibst mehr im nebensatz dass die datierungen des nt von autor zu autor erheblich schwanken. für mich war/ist dieses thema ein sehr fundamentales. je früher die datierung, desto sicherer dass es wirklich augenzeugen geschrieben haben. je später, desto mehr ’stille post‘ fehler…
in diesem thema suche ich einfach mehr sicherheit. habe grad 2 hörbücher von bart ehrman durch der letztere version vertritt.
schwieriges thema…
storch schrieb am
1. Oktober 2008 um 09:10ich finde die frühen datierungen wesentlich überzeugender. die späten kommen normalerweise aus der bibelkritischen ecke und klingen eher nach „nicht sein kann was nicht sein darf“.