Es gibt viele Bereiche, in denen es nötig ist, sein Denken zu verändern. Deswegen kann ich das Thema leider nur etwas oberflächlicher streifen, als es angebracht wäre. Ich mache mir schon seit Längerem ernsthaft Gedanken darüber, wo es in Deutschland wohl am meisten „klemmt“, wenn man über Heilung spricht. Es ist geradezu unheimlich, wie vielen Missverständnissen man sich aussetzt, wenn man einen guten Gott predigt, der Menschen aus Liebe heilen will. Fragt man sich, warum so wenige Heilungen in Deutschland passieren, muss man wirklich nicht lange suchen. Jesus konnte in seiner Heimatstadt Nazareth nicht viele Wunder tun, weil die Leute ihn von klein auf kannten und sich deshalb schwer taten, an ihn zu glauben (Markus 6). Kollektiver Unglaube schließt also Wunder aus. Sehe ich mir viele Diskussionen an, die ich in den letzten Jahren geführt habe, bekomme ich das Gefühl, dass Deutschland nicht viel gläubiger als Nazareth ist.
Mir sind im Laufe der Zeit zwei Themen aufgefallen, bei denen die größten Missverständnisse herrschen. Deswegen möchte ich mich auf diese beiden beschränken. Es sind die Themen „Souveränität“ oder „Allmacht“ und „Heil“.

Souveränität
„Wenn Gott mich heilen wollte, dann könnte er es ja machen. Da er es nicht tut, ist es offensichtlich nicht sein Wille.“ „Gott ist souverän, er macht, was er will. Man kann ihn zu nichts zwingen, auch nicht durch Gebet, Proklamation oder sonst etwas.“ Solche Sätze hat mit Sicherheit jeder schon gehört, der für Kranke betet und über Heilung spricht. Dahinter steht eine irrige Auffassung von Gottes Allmacht, die aus dem Zustand der Welt Rückschlüsse auf Gottes Willen und Charakter zieht.
Der Gedanke liegt nahe und ist auf den ersten Blick nicht einmal unlogisch. Wenn Gott allmächtig und ihm nichts unmöglich ist, dann muss doch die Welt seinen Willen widerspiegeln, oder? Nein. Man kann aus dem Zustand der Welt keine Rückschlüsse auf Gottes Willen ziehen.

Seit den ersten Jahrhunderten nach Christus stellen sich Theologen immer wieder eine Frage. Meist nicht freiwillig, sie wird eher an sie herangetragen. Die Frage wird als „Theodizee-Problem“ bezeichnet und lautet: „Wie kann es sein, dass die Welt schlecht ist, wenn es einen guten und allmächtigen Gott gibt?“ Man betreibt also Theologie, indem man von der Erfahrung ausgeht, man sieht den Zustand der Welt und findet es unhaltbar, dass hinter einer schlechten Welt ein guter Gott stehen soll.
Laktanz (ca. 250 bis nach 317), ein Kirchenschriftsteller des dritten Jahrhunderts, zitierte einen nicht nachweisbareren griechischen Philosophen(1) , der das Problem auf einen guten Punkt brachte:

Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

Das ganze Theodizee-Problem kommt also letztlich aus der Denkweise, dass man zutreffende Rückschlüsse auf Gott aus der Betrachtung der Welt ziehen kann.

Der große deutsche Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) brachte im 18.Jahrhundert den Begriff Theodizee in die Philosophie ein. Übersetzt heißt er in etwa „Gottes Gerechtigkeit“. Die Lösung, die Leibniz selber anbot, ist, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Eine Welt, die nur gut ist, könnte aus verschiedenen Gründen nicht existieren, deswegen leben wir nach Gottes Gnade in der besten aller möglichen Welten. Dieser Gedanken klingt nur deshalb modern, weil er in dem Film Matrix aufgegriffen wurde.
Bei aller Genialität irrte sich Leibniz theologisch völlig. Wir leben überhaupt nicht in der Welt, die Gott für uns geschaffen hatte, Ganz egal, wie gut oder schlecht sie ist. Gottes Welt war ein Paradies und kam ohne das Böse und Schlechte aus. An ihr hätte man Gottes Absichten erkennen können, aber nicht an der gefallenen Schöpfung.

Wenn wir wissen wollen, wie Gott sich die Welt vorgestellt hatte, müssen wir uns die Schöpfung ansehen, denn da ist Gottes Wille noch unverfälscht zu sehen. Im Gespräch mit Pharisäern über die Ehe argumentierte Jesus mit der Schöpfung, um ihnen Gottes tatsächlichen Willen zu zeigen. Er sagte ihnen: …von Anfang an aber ist es nicht so gewesen. (Matthäus 19,8). In der Schöpfung sehen wir Gottes Willen, bevor Sünde und der Teufel alles verzerrt und verändert haben. Seit dem Sündenfall ist alles anders geworden. Kenneth Hagin schrieb etwas Interessantes darüber:

Vom natürlichen Standpunkt her fällt es den meisten Menschen schwer, zu verstehen, dass fast alle Gesetze, unter denen wir heute leben, erst durch den Sündenfall entstanden sind – als Adam sündigte und der Fluch über die Erde kam. Weil viele das nicht verstehen, machen sie Gott verantwortlich für Unfälle, Krankheiten und den Tod von Nahestehenden. Aber Gott ist nicht der Urheber dieser Dinge. (2)

Das stimmt, in Gottes ursprünglicher Schöpfung gab es keine Krankheiten, kein Leid, keinen Hunger, keine Verfolgung, kein schlechtes Wetter usw. Wir können uns diese Welt nicht mal mehr vorstellen, weil sie so ganz anders war als unsere heutige. Zu sagen, dass man an der jetzigen Welt den Charakter Gottes ablesen kann, ist grotesk. Es wäre, als würde jemand ein kostbares Bild mit Farbe beschmieren und es auf andere Weise zerstören, und dann würden Kunstexperten versuchen, etwas über den ursprünglichen Maler daraus zu erfahren. Bertrand Russell (1872-1970) brachte in einem Vortrag ein schönes Gleichnis über diese Art der Schlussfolgerung. Im Zusammenhang mit einer möglichen „ausgleichenden Gerechtigkeit“ in einem Leben nach dem Tod schrieb er:

Nehmen wir an, Sie bekommen eine Kiste Orangen und beim Öffnen stellen Sie fest, dass die ganze oberste Lage der Orangen verdorben ist. Sie würden daraus nicht schließen: „Die unteren müssen dafür gut sein, damit es sich ausgleicht.“ Sie würden vielmehr sagen: „Wahrscheinlich ist die ganze Kiste verdorben.“ (3)

Wer nur aus dem Zustand der Welt auf Gottes Charakter schließt, kann nur zu falschen Schlussfolgerungen kommen. Die einzige zuverlässige Quelle über Gottes Charakter und Willen ist die Bibel, speziell die Offenbarung Jesu, denn Jesus repräsentierte absolut den Willen Gottes (Johannes 10,30 / Hebräer 1,1-3).

Der Zustand der Welt ist keine Offenbarungsquelle für uns, sondern ein Auftrag. Wir sind nicht hier, weil Gottes Wille geschieht, sondern damit er geschieht. Gottes Absichten sind klar, im Himmel wird es wieder mindestens so gut sein wie im Paradies. Da wird sein Wille völlig geschehen, hier aber nicht. Würde Gottes Wille hier immer geschehen, müssten wir im Vaterunser nicht beten, dass er geschehen soll! Was hätte es für einen Sinn, für etwas zu beten, was sowieso immer passiert?
Tatsächlich entspricht sehr wenig von dem, was in dieser Welt geschieht, Gottes Willen. Das meiste entsteht aus der Entscheidung der Menschen und nicht, weil Gott es so will. Es wäre absurd, hinter allem, was geschieht oder nicht, immer Gottes Willen zu vermuten. Psalm 115,16 sagt:

Der Himmel ist der Himmel des HERRN, die Erde aber hat er den Menschenkindern gegeben.

Aus dem Zustand dieser Welt kann man recht gut auf den Charakter ihrer Besitzer, der Menschen, Rückschlüsse ziehen, denn ihr Wille geschieht hier. Zusätzlich ist auch noch der Teufel der „Gott dieser Welt“ (2.Korinther 4,4). Nicht Gott lässt den Hunger in der Welt zu, sondern die Menschen. Nicht Gott trägt die Verantwortung für Krankheit, sondern eine Kirche, die den Heilungsdienst seit Jahrhunderten sträflich vernachlässigt, obwohl Gott ihr den Auftrag dazu gab. Es ist unser Auftrag, dafür zu beten und zu arbeiten, dass Gottes Wille hier immer mehr umgesetzt wird, bis Jesus wiederkommt.

Ich möchte noch eine Bibelstelle nennen, die völlig klar macht, dass Gottes Wille nicht ausschlaggebend dafür ist, was hier passiert:

(Gott) will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. (1.Timotheus 2,4)

Offensichtlich passiert das nicht. Obwohl Gott will, dass jeder gerettet wird, wird nicht jeder gerettet, denn es gibt einen Teil, den der Mensch dazu beitragen muss. Er muss die ausgestreckte Hand annehmen, die Gott ihm entgegenhält. Heißt das, dass Gott nicht allmächtig ist? Nein, er könnte alles anders machen und jeden Menschen zwingen, seinen Willen zu tun, aber er tut es nicht. Der freie Wille begrenzt Gottes praktische Allmacht. Das ist eine der Grundtatsachen des christlichen Glaubens. Alles andere wäre islamische Schicksalsgläubigkeit.

________
(1)  Er selbst nannte Epikur als Quelle, dem wird aber von fachlicher Seite widersprochen.
(2)  Kenneth E.Hagin, Bible Healing Study Course, chapter 1. Übersetzung von Storch.
(3) Bertrand Russell: Warum ich kein Christ bin, München 1963, Seiten 26f

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22 Kommentare

  1. Was dem „Heilungsdienst“ im Weg steht ist die Welt und nicht unser Denken.

    Meinst du nicht, dass heute weltweit viel mehr Wunder geschehen als zur Zeit der Apostel?
    Es gibt da einen Unterschied zwischen dem Wirken Gottes und dem, was die Welt davon mitbekommt. Was hat die Welt von Jesu Wundertaten mitbekommen? Es gibt eine Randnotiz bei dem Historiker Flavius Josephus. Das war’s.
    Wir brauchen nicht meinen, dass die Welt viel von den Wundern mitbekommen würde. Denn der Knecht ist ja bekanntlich nicht größer als sein Herr (Joh. 13,16).

    Außerdem wird uns Krankheit in dieser gefallenen Welt immer begleiten und erst in der neuen Welt beseitigt (Off. 21,4). Das sollten wir uns klar machen.
    Die ganze Argumentation, dass Jesus für alle körperlichen Gebrechen dieser Welt gestorben ist, ist da sehr dünn. Was ich da bisher gehört habe war Jesaja 53,5 und 1. Petrus 2,24, wobei sich Petrus ja auf die Aussage von Jesaja bezieht. „durch seine Wunden sind wir geheilt.“ verstehe ich Metapher für die Erlösung. Wenn es wirklich um körperliche Krankheit ginge, dann müssten wir sie ja schon überwunden haben.
    Ich denke, wir Christen in Deutschland müssen uns im Bereich des Übernatürlichen nicht mehr „anstrengen“ oder sowas. Was uns fehlt ist ein fester Glaube und die Bereitschaft, das ganze Leben für Jesus zu opfern. Denn laut der Verheißung von Jesus folgt das Übernatürliche ja denen, die glauben, sowieso (Mk 16,17). Was wir brauchen ist Glaube, der Rest folgt uns!

    Die Apostel haben sich nicht hingestellt und haben viel über Wunder gepredigt. Sie haben über den Messias gepredigt und die Wunder kamen einfach dazu. Ich finde es nicht gut, wenn man die Wunder überbetont. Jesus hat das zu Recht kritisiert, wenn man immer nach Wundern verlangt (Lk. 11,29, Joh. 20,29).

    Natürlich frage ich mich auch, warum da nicht mehr dabei herauskommt. Aber es ist wie ich oben geschrieben habe. Die Welt ist da ziemlich resistent dagegen. Das Himmelreich ist wie ein Senfkorn (Mt. 13,31). Es wächst beständig und die Welt nimmt davon nicht viel wahr.

  2. Normalerweise würde ich innerlich beim ersten Erahnen der Aussage sagen: jaja, blabla, ich kenns, hilft mir auch nich weiter… nette Entschuldigung fürn Chef… wie immer… tausendmal gehört…

    Der Text ist aber irgendwie so, dass ich es nicht sage. Ich weiß aber noch nicht warum. Muss ich wohl mal tausendmal lesen, vielleicht fällts mir dann auf.

    Liebe Grüße
    TrüLo

  3. @ philip: da widerspreche ich vehement. die welt kann uns nicht aufhalten, könnte sie es hätten wir keine chance. wenn wir christus so erkennen wie es richtig ist, dann hält uns nichts mehr auf!

    @ trülo: ich entschuldige den chef niemals. ich halte nichts von apologetik, er kann selber für sich sprechen.

  4. Mir scheint oftmals, das korrekte Verständnis von Schöpfung und Sündenfall und dem Zusammenhang mit dem freien Willen des Menschen – dass Gott dem Menschen quasi mundus optimus schenkte und dieser sich freiwillig für mundus pessimus entschied 😉 – ist überaus wichtig für das Verständis der Welt.

    Der Mensch [als Gattung], neigt bewußt oder unbewußt dazu für sich selbst das schlechteste zu Wollen [ siehe Anleitung zum Unglücklichsein 😉 ] – ursprünglich wohl aus der Situation heraus, als Ebenbild Gottes eben auch wie Gott sein zu wollen.

    Die Option, die Jesus aufzeigt – und die durch den Gnadentod für alle möglich wurde – besteht auch darin, das eigene Wollen wieder unter den Willen Gottes zu stellen und zwar durch eben eine freie Willenshandlung.

    Nur so ist es überhaupt möglich, dass Gott trotz seiner Allmacht auch „allgut“ ist, da gerade die Kombination „freier Wille des Menschen“ und dennoch „Gottes Gnade“ sind Hauptmerkmale der Allgüte.

    Würde der freie Wille wegfallen, so hätten wir lediglich eine Diktatur des vermeindlich „Guten“ und der Mensch wäre nicht mehr als ein Haustier und damit kein richtiges Gegenüber, als das er von Gott geschaffen wurde.

    Würde die Gnade wegfallen [also auch Vergebung der Sünde], so hätten wir die Situation, wie sie von vielen Atheisten empfunden wird: eine leidende Menschheit, die von Gott im Stich gelassen wurde.

    Gottes Souveränität besteht demnach nicht darin, uns krank zu lassen, sondern darin, die Option zu bieten, dass wir geheilt werden. Wie und wann das dann geschehen wird ist leider nicht durch Statistiken und Prognosen und Heiligungstheorien vorhersehbar. Sicher ist nur: Es wird passieren, egal wie und wann, wenn wir unser Wollen unter den Willen Gottes stellen.

  5. Nachtrag: vielleicht etwas Mißverständlich „das schlechteste zu wollen“ und dann in Verbindung mit „wie Gott sein zu wollen“ –
    meine damit natürlich „die Erkenntnis von Gut und Böse“, die Gott dem Menschen nicht zumuten wollte, weil der Mensch, eben doch lediglich Ebenbild und nicht Gottgleich, aufgrund fehlenden Allwissens nicht die Fähigkeit besitzt mit dieser Erkenntnis umzugehen [siehe moralisches Dilemma etc.]

  6. wow, du wirst noch ein echter theologe, graf! sogar mit latein, ich bin begeistert. ist auch toll zusammen gefasst, kann sein, dass ich mir davon mal was leihe, wenn du nichts dagegen hast.

  7. Die Welt kann den lebendigen Gott nicht aufhalten, so wie wir ihn auch nicht aufhalten können. Ich frage mich nicht, warum so wenig Heilungen passieren. Je mehr man im Internet sucht, desto mehr Zeugnisse von Gottes Wundern kann man finden.
    Ich frage mich viel eher, warum niemand was von Heilungen mitbekommt.

    Das Wirken Gottes bleibt in der (gottlosen) Welt ziemlich verborgen, so wie die Senfstaude langsam vor sich hinwächst. Man wird immer nur Einzelne überzeugen können. Manchmal habe ich das Gefühl, als würde man mit Wundern einen Beweis für Gott erzwingen wollen. Aber so funktioniert das nicht. Gottes Reich wächst langsam.

    Uns fehlt auch keine Erkenntnis (Jer. 31,34).
    Wir müssen einfach den Willen Gottes tun, so wie es Jesus vorgemacht hat und wo wie der Heilige Geist uns leitet. Das machen nur wenige Leute wirklich konsequent. Also ich zumindest nicht. Wenn ich ehrlich bin, hänge ich leider immer noch an dieser Welt, obwohl ich glaube, dass es nichts besseres für mich gibt, als das, was Gott für mich vorgesehen hat.

    Danke für die Geduld mit meinen Kommentaren. 😉

  8. hey philip, deine kommentare erfordern keine geduld. du bist bestimmt für viele ein segen.

    dennoch widerspreche ich nochmal: in den sprüchen und den propheten heisst es, dass gottes volk umkommt aus mangel an erkenntnis. das stimmt so. viele wissen nicht, wozu jesus gekommen ist und wofür er gestorben ist (auch christen geht es so). solange diese erkenntnisse nicht da sind, kann man ja gar nicht tun, was jesus vorgelebt hat oder was unser auftrag ist, weil wir es nicht kennen.
    da ist erkenntnis absolut nötig. erkenntnis ist auch kein reines verstandeswissen sondern geht viel tiefer, bis dahin wo ein mensch wirklich verändert wird.

  9. Storch, dann musst du mir aber Jer. 31,34 erklären. Ich verstehe das so: Indem ich Jesus als Christus erkannt habe, habe ich Gott erkannt. Es muss mir niemand mehr erzählen, dass ich Gott erkennen soll. Ich kenne ihn schon persönlich. 🙂

    Okay, vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt. Erkenntnis ist wichtig. Aber wie du selbst ja auch sagst, ist Erkenntnis nicht unbedingt etwas, das man in Worte packen kann. Deshalb stehe ich dem skeptisch gegenüber, ob man dem Mangel an Erkenntnis mit noch mehr Lehre begegnen kann. Geht es nicht eher darum, Gott hautnah zu erleben und ihn dadurch zu erkennen?

    Natürlich erzählt jeder etwas anderes von Gott. Wie du immer so schön sagst, geht es ja um die Beziehung zu Gott.
    Jeder der mich kennt, wird mich auch anders beschreiben. Manchmal werde mir die Leute sogar gegensätzliche Charaktereigenschaften zuschreiben. Grundsätzlich werden mich die Meisten aber irgendwie ähnlich beschreiben.

    Ich denke so ist das auch mit Gott. Man beschreibt immer das, was man von Gott kennt. Wer Gottes Wunder nicht kennt, dem fehlt keine Lehre, sondern der muss diese Seite an Gott selbst erfahren. Dass Gott nicht von allen identisch beschrieben wird, ist doch völlig normal, würde ich sagen.
    Und deshalb macht es auch keinen Sinn, darüber zu streiten.

    Natürlich lassen sich viele von falschen Lehren blenden. Das ist ja auch lobenswert, dass du dagegen vorgehst. Bei manchen Sachen schreit’s in mir aber irgendwie auf und ich denke, dass es dann hin und wieder ein bisschen zu weit geht, bzw. falsche Prioritäten gesetzt werden. Ich merke, dass ich das nicht mal richtig beschreiben kann, warum. 🙁
    Bei all diesen Heilungsevangelisten sehe ich auch ein Wildwuchs von falschen Lehren, die uns von der Gnade Gottes wieder wegführen. Da muss man auch gut aufpassen. Würde mich auch mal interessieren, wie du dich in diese Richtung gegen falsche Lehren abgrenzt.

    Philip

  10. ich würde sagen, dass es zweierlei ist, christus als gott erkannt zu haben (dann muss dir niemand sagen, wer gott ist) und erkannt zu haben, was er für uns hat. man kann ja christ sein und dennoch in bereichen nicht frei sein oder nicht das haben, was man könnte (geistesgaben, heilung, freiheit, etc.) da kann selbst gottes volk aus mangel an erkenntnis umkommen.
    lehre ist vielleicht nicht das, was den meisten fehlt (wir haben eher ein umsetzungsproblem) aber dennoch bringts ie etwas, weil sie menschen neugierig und hungrig machen kann oder weil sie zeigt, wenn irgendwo was klemmt. ich zieh mir immer viel lehre rein und mnachmal macht es „klick!“ und ich bin in einem bereich weiter gekommen. aber das ziel der lehre darf eben kein verstandeswissen sein, es muss erfahrung geschaffen werden. aber da vertraue ich auf den heiligen geist, das wort entsprechend lebendig zu machen.

    irrlehre korrigieren finde ich doof, da ist man ja den ganzen tag nur mit fehleren beschäftigt. lieber selber jesus suchen und darüber reden. wenn du hier unausgewogenheiten findest dann liegt es daran, dass hier natürlich nicht jedes thema behandelt wird sondern immer das, was mir gerade auf dem herzen liegt und in das ich versuche rein zu kommen. liegt in der natur der sache, dass man immer nur einen ausschnitt bekommt.
    ich verstehe gar nicht, wieso das so viele irritiert. ich lese doch auch kein militärisches handbuch und störe mich daran, dass da keine ethischen erwägungen drin vorkommen.

  11. Naja, mich stört ja nicht, dass du dir Heilung als Thema nimmst, aber die Thematik hat ja immer Berührungspunkte zum Glauben im allgemeinen Sinne. Und ich glaube da sind dann die Dinge, die mich ein bisschen stören.

    Mein Problem ist vermutlich, dass ich bei dir immer so die Botschaft rauslesen kann, dass ein Christ, der keine übernatürlichen Erfahrungen hat, irgendwie nicht komplett ist. Und das ist eine Vorstellung, die ich nicht teile.

    Manchmal kann ich den Heiligen Geist so stark spüren, dass es mich total mitnimmt. Und trotzdem habe keine von diesen übernatürlichen Geistesgaben. Aber ich fühle mich als ganzer Christ, mir fehlt überhaupt nichts. Gott liebt mich so wie ich bin.
    Und ich fühle mich auch in der Bibel bestätigt. Ein Christ muss keine Geistesgaben besitzen, viel eher geht es darum, dass man lernt zu lieben. So wie Jesus uns liebt.

    Ein Christ hat auch nicht den Auftrag, Wunder zu tun, sondern den Auftrag, das Evangelium zu verbreiten. Die Wunder folgen einem dann. Deshalb sehe ich Wunder immer total untergeordnet, zum einen weil sie kein ewiges Leben bringen, aber zum anderen auch, weil sie (im Gegensatz zum Missionierung) nichts sind, wofür man sich willentlich entscheiden müsste.
    Die Wunder folgen den Gläubigen. Punkt.

    Ich habe zwar hin und wieder übernatürliche Erlebnisse, wie z.B. Offenbarungen von Gott im Gebet, oder Gebetserhörungen usw.
    Aber meine übernatürlichen Erfahrungen sind auch immer grenzwertig. Z.B. wurde ich von Epilepsie und Asthma geheilt. (Dafür habe ich nicht gebet, aber vielleicht andere Leute für mich?!) Natürlich kann ich Gottes Wirken hier erkennen, aber ich würde nicht unbedingt darauf bestehen, dass es sich um Wunder handelt.

  12. von asthma und epilepsie geheilt zu werden ist für dich kein wunder? das ist ja krass, also ich würde das definitiv als wunder sehen. überhaupt hast du doch einiges übernatürliches aufgezählt, die meisten, die sich in deutschland christ nennen, erleben weder ein gefühl der gottesnähe, noch offenbarungen oder gebetserhörungen. solche leute möchte ich gerne davon überzeugen, dass es mehr gibt als ein rationales christsein. du scheinst da echt auf einem guten weg zu sein, also habe nicht das gefühl, dass dich jemand als unvollständigen christen empfindet.

    aber zu einem leben mit jesus gehört eben das übernatürliche dazu (das kann alles sein, von gott empfinden bis zum tote erwecken) und es ist super wichtig, weil die ungläubigen kraft sehen müssen. insgesamt erleben zu wenige christen, dass ihnen wunder folgen, deswegen müssen wir darüber reden. als faustregel erlebe ich es so, dass die gemeinden in denen es übernatürlich zugeht erheblich mehr bekehrungen erleben als die gemeinden in denen das nicht so ist – also brauchen wir de kraft.

  13. Naja, das Asthma war nicht chronisch, sondern Folge einer Allergie (Staubmilben). Wenn das Allergen weg ist, ist eben auch das Asthma weg. Wobei man Kontakt mit Staubmilben wohl kaum verhindern kann und ich ehrlich gesagt nicht wirklich darauf achte. Heute habe ich da aber höchstens noch ein Jucken in der Nase, ein Brennen in den Augen, oder Hautausschlag, aber kein Asthma mehr.
    Bei der Epilepsie haben halt einfach die Medikamente angeschlagen. Heute muss ich aber nix mehr nehmen, das ist total weg.

    Deshalb meine ich, dass alles so grenzwertig ist. Habe da früher eigentlich nie Gott als Ursache dahinter erkannt. Inzwischen sehe ich das anders.

    Ich denke, Gebetserhörungen haben die meisten Christen schon erlebt. Wenn du nen anticharismatischen Pietist überzeugen willst, dann sollte man vielleicht mit dem Thema Gebetserhörungen anfangen. Da wird er zustimmen.
    Und auch so ein Mensch ist deshalb Christ, weil er tief im inneren seines Herzens von Christus ergriffen ist und nicht aus rationalen Gründen. Er würde es vermutlich aber nicht unbedingt als übernatürlich bezeichnen.

    Die Theologen natürlich, die meinen, Gott rein rational erklären zu müssen, sind total neben der Spur. Da ist klar, dass sie auf diese Weise niemand bekehren können.

    Es wird in neuen Gemeinden immer mehr Bekehrungen geben, weil dort die Leiter dort noch motivierter sind und bei den Mitgliedern eine Aufbruchstimmung vorhanden ist.

    Ob wir mehr Wunder brauchen, weiß ich nicht. Jesus sagt ja, dass wir nicht Zeichen fordern sollen, sondern einfach glauben sollen, auch wenn wir keine Zeichen sehen. Ich stimme auf jeden Fall zu, dass wir mit Wundern rechnen und daran glauben sollen. Und häufig liegt das Problem vielleicht auch daran, dass wir Wunder nicht als solche wahrnehmen, so wie ich bei meinen Krankheiten.

  14. das mit den neuen gemeinden ist eine interessante beobachtung. wobei ich leider mehr neue gemeindeprojekte kenne, bei denen es anders ist – oder wo es „nur“ finanzielle wunder gibt. man bekommt eben was man glaubt und wenn man gott „nur“ im bereich der finanzen glaubt, dann erlebt man ihn eben da und woanders nicht.
    ich komme viel rum in der christlichen szene und bin sicher, dass die meisten (90%+) christen, gleich welcher denomination (ausser charismatichen richtungen) noch nie eine bekehrung erlebt haben. ich kenne gemeinden, in denen sich niemand mehr erinnern kann, wann der letzte jesus angenommen hat. ich war auf einem leitertreffen verschiedenster gemeinden in denen einer (!) eine gebetserhörung erlebt hatte – und die war im krieg (kein scheiss!). ich fürchte, dass es genauso aussieht in deutschen kirchen und gemeinden.

    ich habe übrigens ein paar allergie-heilungen erlebt, von daher kann ich bei dir gut an göttliches eingreifen glauben. epilepsieheilungen kennen ich gar nicht – auch nicht durch medikamente. danke für die zeugnisse!

  15. ich war letztens auf einem evangelistischen gottesdienst eingeladen, da sagte der prediger, dass man gott einmal im leben begenet und dann wieder im himmel…

  16. Kann ich bestätigen Andi. Einmal. Von Stunde 0 bis zum Tod. 😉

  17. naja, aber laut seiner aussage kommt dazwischen nix mehr…

  18. achso, ich dachte, er meint, dass jeder mal die chance kriegt. meint er, dass man gott nur ein einziges mal im leben begegnet?! das ist schräg, aber immerhin – ein mal.

  19. also, der meinte schon, dass du bei deiner bekehrung ein gotteserlebnis hast dann nie wieder… bis du halt im himmel bist.
    als beispiel nannte er mutter theresa (?), taize und sich selber. alles was dir auf erden halt passiert, passiert dir, aber du musst an gott festhalten, um in den himmel zu kommen, dazischen passiert nichts mehr. kein jesus der dich heilt, dich tröstet, beschenkt, verändert nur „gesetztliche “ nachfolge um den himmel nicht zu verpassen…, ohne auswirkungen auf das hier und jetzt…
    aber, die leute die da waren und die veranstalter waren selber ein wenig angefressen von dem ganzen und werden ihn wohl nicht mehr einladen…

  20. hört sich langweilig an

  21. Aber echt.. Der Mensch tut mir irgendwie leid.

    Aber so eine Lehre lässt sich ja ganz einfach durch ein Gegenbeispiel widerlegen …

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  1. […] doch echt seltsam, dass unsere Vorstellungen von Gottes Allmacht uns immer wieder im Wege stehen, wenn der Leib Christi sich aufmacht einen neuen Bereich zu […]

  2. […] und allmächtigen Gott geschaffen wurde, Böses geben könne, beschäftigt uns die so genannte „Theodizee-Frage“. Die Antwort ist einfach: Von Anfang an aber ist es nicht so gewesen. Gott hat es sich anders […]

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