17. Dezember 2007 31

Markus 6,30-44

Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.
Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.
Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.
Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.
Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.
Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen, und es ist schon spät.
Schick sie weg, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können.
Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen geben, damit sie zu essen haben?
Er sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach! Sie sahen nach und berichteten: Fünf Brote, und außerdem zwei Fische.
Dann befahl er ihnen, den Leuten zu sagen, sie sollten sich in Gruppen ins grüne Gras setzen.
Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.
Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie sie an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen.
Und alle aßen und wurden satt.
Als die Jünger die Reste der Brote und auch der Fische einsammelten, wurden zwölf Körbe voll.
Es waren fünftausend Männer, die von den Broten gegessen hatten. (Markus 6,30-44 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 14,13-21 | Lukas 9,10-17 | Johannes 6,1-15 | Speisung der viertausend: Markus 8,1-9

Viele der Gottesdienste Jesu waren so nicht geplant. Auch diesmal hatte er nicht vor, eine grosse Versammlung ab zu halten sondern wollte sich mit seinen Jüngern in eine einsame Gegend zurückziehen. Im Matthäusevangelium ist die Begebenheit noch stärker mit dem Tod Johannes‘ des Täufers verknüpft und man kann spüren, dass die Trauer Jesus und seine Leute in die Einsamkeit getrieben hat um einige Zeit allein zu verbringen.
Es kam anders als geplant. Jemand bekam Wind davon, dass Jesus an diesem einsamen Ort war und die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Einer sagte es dem anderen und auch die Menschen, die schon seit Wochen von einer Veranstaltung zur nächsten zogen oder vielleicht schon vorher erfolglos versucht hatten Jesus zu hören kamen an den einsamen Ort.
Erst war es nur ein Grüppchen, dann kamen immer mehr und immer mehr Menschen, bis sich schliesslich 5.000 erwachsene Männer versammelten. Zu dieser Zeit war es üblich, nur die erwachsenen Männer zu zählen und nicht Frauen und Kinder. Zählt man die noch darauf, kommen manche Bibelausleger auf bis zu 20.000 Menschen, die sich in diesem Gottesdienst versammelten.
Da der Ort einsam und der Gottesdienst nicht geplant war, waren Engpässe in der Versorgung vorprogrammiert. Gegen Abend, als der Gottesdienst im vollen Gange war bekamen die Jünger kalte Füsse. Sie rätselten eine Weile herum, was man tun könnte und gingen dann zu Jesus und empfahlen ihm die Menge nach Hause zu schicken. Kein guter Zeitpunkt! Dämonisierte wurden frei, Kranke geheilt und Menschen fingen gerade an, mit Gott zu leben. Zu diesem Zeitpunkt konnte Jesus die Veranstaltung einfach nicht auflösen – keine Chance.
Der B-Plan würde jeden Gläubigen aus der Bahn werfen: “Gebt ihr ihnen etwas zu essen, gebt ihnen das, was ihr habt”, die Sammlung brachte gerade mal fünf Brote und zwei Fische, keine Thunfische, kleine Fische. Ein ordentliches Abendessen für eine Person, aber für eine so grosse Menge?

Da tat Jesus etwas gemeines. Er liess die Menschen sich setzen, die Spannung stieg, 20.000 Augenpaare waren auf Jesus und die Jünger gerichtet. Jesus blickte zum Himmel, was eine der Hauptvoraussetzungen für ein Wunder ist. So lange wir immer nur auf das Schauen, was wir in den Händen haben werden wir es schwer haben zu glauben. Was wir haben wird niemals ausreichen um Gottes Reich zu bauen, bei Jesus geht alles um Abhängigkeit von Gott.
Nachdem er gebetet hatte vollbrachte Jesus das Wunder nicht etwa selber. Er wollte, dass seine Jünger Spass hatten und Gott erlebten, also liess er sie das Essen austeilen. Das Wunder geschah erst in dem Moment in dem die Jünger das weitergegeben haben, was sie in den Händen hatten. So ist es es immer, das, was wir haben wird erst dann mehr, wenn wir es austeilen. Gott segnet uns damit wir andere segnen können, seine Gaben sind nicht dazu bestimmt bei uns zu bleiben sondern ausgeteilt werden.
Manche Christen machen ihr Leben lang nichts mit den Gaben Gottes und sehen, dass sie immer weniger werden. Andere setzen ein, was Gott ihnen gegeben hat und erleben, dass es immer mehr wird, je mehr sie es verschenken. Gottes Reich ist immer anders als unsere Welt, in diesem Reich wird man gesegnet wenn man ein Segen ist und wird reich wenn man verschenkt. Was muss es für ein unglaubliches Gefühl gewesen sein zu sehen, dass alle 20.000 Menschen das gleiche gegessen haben, was man selber mitgebracht hat? Und dann blieb noch etwas übrig, weil es einfach Gottes Stil ist, zu viel zu geben.
Die Speisung der 5.000 sollte jeden Christen heiss darauf machen sich ein zu bringen und alles zu geben was er hat. Es lohnt sich. Das Leben ist leer für den, der für sich behält was er hat und der nur für sich lebt. Aber es wird reich sein wenn wir lernen zu geben und das was wir haben in andere zu investieren!

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30 Kommentare

  1. ja, gut! es funktioniert am besten wenn wir dann auch noch berücksichtigen dass es verschiedene arten gibt zu funktionieren (resp. zu arbeiten). ich glaub, da haben wir christen die meisten probleme mit! nicht nur in unserer eigenen gemeinde, sondern auch mit den „anderen“ den „andersartigen“. der junge hatte schon etwas anderes gegeben, als die jünger erwartet hatten, aber es war ja das was er hatte! david konnte auch nicht die rüstung seines königs anziehen um gegen goliath zu kämpfen, er musste seine schleuder haben um zu siegen!

  2. herzlich willkommen, chroettli!
    du hast natürlich recht, er hatte schon was zu geben.

  3. Der Hauptpunkt bei dieser Geschichte ist doch, dass die Jünger eigentlich viel zu wenig haben, um die Leute satt zu machen. Es ist eine Ermahnung, mit dem Wenigen, das wir haben, schonmal anzufangen und nicht vor dem unüberwindbar scheinenden Ziel zu kapitulieren.
    Die Jünger sind sich sicher, dass sie für die Menschen nichts tun können. Und damit zeigen sie, dass sie nicht genügend Vertrauen in die Größe Gottes haben. So geht mir auch häufig, wenn ich darauf schaue, wie groß die Dunkelheit in dieser Welt ist und wie wenig geistige Nahrung ich den Menschen geben kann.
    Trotzdem fordert Jesus die Jünger auf, alles zu sammeln, was sie haben. Sie bringen es zu Jesus und durch seinen Segen geschieht das Wunder, dass alle satt werden. Deshalb: alles was wir haben zu Jesus bringen, er wird es segnen und es werden dadurch große Dinge geschehen.

    Die zwölf Körbe sehe ich als „Return of Investment“. Diese Körbe sind für die Jünger, für jeden einen. Ich bin mir nicht sicher, wie groß die Körbe sind, aber ich denke, am Ende blieb für die Jünger mehr zurück, als sie ausgeteilt haben.
    Das ist also nochmal ein Hinweis, dass Gott uns groß dafür belohnen wird, wenn wir uns für sein Werk einsetzen.

  4. philip says:…..das ist also nochmal ein hinweis, dass gott uns gross dafür belohnen wird, wenn wir uns für sein werk einsetzen……..
    gewisse früchte denke ich sehen wir schon (aber auch nicht immer); aber die grosse belohnung kommt erst am schluss

  5. Hallo Storch,
    ich habe gerade Deine Predigt über die Gabe des Glaubens nochmal angehört und Deinen Text eben nochmal gelesen.
    „Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie sie an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen.“

    Wer hatte hier nun die Gabe des Glaubens? Und wie kann es sein, dass die Jünger den Glauben nach ein paar Stunden schon wieder ziemlich verloren haben?

    Viele Grüße
    Daniel

  6. weiss ich nicht, daniel. im sinne von 1.korinther 12 hatte vielleicht keiner eine besondere gabe.
    die jünger sind mir echt ein rätsel: sie erleben heftige wunder und versagen stunde später kläglich. erst eine speisung mit 5.000 dann mit 4.000 und kaum ein unterschied. sie scheinen sich schwer getan haben mit dem lernen…
    wobei man das von mir auch sagen kann.

  7. Hallo Storch,
    kann es sein, dass es mit Petrus zusammenhängt? Petrus war ja ziemlich mutig. Wenn er schnurstracks ohne mit der Wimper zu zucken auf die erste Gruppe losgeht und plötzlich haben alle 50 ordentlich zu essen – dann ist es den anderen 11 sicher viel leichter gefallen auch loszugehen. Also ich wäre erstmal noch ein bischen stehen geblieben 😉
    Sorry, aber ich versuche mir die Situation nur etwas vorzustellen.

    Viele Grüße
    Daniel

  8. irgendwie habe ich mir die situation nie so vorgestellt, dass petrus „vorgegangen“ ist. dachte immer, dass alle gleichzeitig gegangen sind. aber kann natürlich sein. vielleicht einer dieser seltenen momente in denen die andere wirklichkeit so real und greifbar wird, dass man wie selbstverständlich etwas übernatrliches und eigentlich unmögliches tut.

  9. Hey Storch,

    grad mal noch was ganz anderes. Hab gerade eine Predigt von Heidi Baker „Bleib durstig nach Gott“ entdeckt. Ist cool! http://www.youtube.com/watch?v=cUsF79DgNuE

    Obwohl — hängt irgendwie dann doch wieder mit der Brotvermehrung zusammen, weil es ja auch um Hunger geht.

    Viele Grüße
    Daniel

  10. egal. ich mag heidi. sehe ich mir mal an. danke

  11. Naja, die Jünger haben schon unterschiedlich reagiert. Im Johannesevangelium (Kapitel 6) ist das Verhalten der Jünger etwas beschrieben. Und es ist nicht Petrus, sondern Andreas, der die richtige Einstellung an den Tag legt.
    Eine nüchterne Betrachtung der Lage, wie sie von Philippus kommt, ist nicht förderlich. Man muss den Blick auf das richten, was man hat.

  12. wenn einer vorgegangen ist, dann würde ich auch auf petrus setzen. der war der haudrauf, vor allem im bereich des übernatürlichen.

  13. Schönes Thema. Petrus ist auf jeden Fall einer der interessantesten Charaktere in der Bibel. Er war sehr impulsiv und hat nicht lange nachgedacht. Aber mitten auf dem Weg hat er dann meistens doch sein Gottvertrauen verloren.

    So wie ich ihn einschätze, ist er ein extrem gefühlsgesteuerter Mensch gewesen. Ich denke, das hilft in manchen Situationen dabei, einen starken Glauben zu haben, dafür fühlen sich solche Menschen in anderen Situationen so gottverlassen wie kaum ein anderer.
    Interessanterweise wird gerade aus so einem Menschen „der Fels“. Der Name klingt für mich wie Ironie. Aber Gott hat Petrus zu genau diesem Fels geformt.

    Aus diesem Blickwinkel können dann vielleicht auch die „Kopfmenschen“ ihren Zweck für Gott erfüllen. Indem sie in schwierigen Situationen den Glauben besser bewahren. Die werden von einer schlimmen Sache vielleicht nicht ganz so mitgenommen, wie die „Haudraufs“.

  14. Hallo Philip,

    ich bin eigentlich auch ein „Kopfmensch“, aber ich hab schon ein paar Wunder persönlich erlebt, die meinem Verstand klar gemacht haben, dass er eh nur eine kleine Hilfe ist. Mein Verstand hilft mir im „natürlichen Bereich“ sehr viel, nämlich in meinem Job als Software-Entwickler. Aber im „übernatürlichen Bereich“ ist der Verstand eher soetwas wie eine Krücke. Die Bilder von Salvador Dali haben übrigens oft eine Krücke als Symbol.

    Der Typ Mensch, der Petrus war – also emotional, kraftvoll, mitreißend – ist ein guter Prediger. Todd Bentley ist so ein Typ, und in Deutschland z.B. Alex Thomson. Mich motiviert das so für Leute zu beten, also mutig bzw. „with boldness“. Denn Gott ist ja die Fülle, was Er anderen gibt, kann er auch „Kopfmenschen“ geben.

    Viele Grüße
    Daniel

  15. Hallo,

    Johannes 6 hab ich mir eben nochmal wegen den anderen Jüngern angeschaut. Da sieht man mal wieder, dass Gott (bzw. hier Jesus) echt Humor hat. Er fragte „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben? Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte.“ Das ist schon lustig. Er „dehnt“ damit das Verständnis seiner Jünger, indem Er ihnen in ihrem momentanan Glauben begegnet und ihren Glauben durch das Wunder danach total dehnt.

    Zu Andreas: ähm was hat er denn eigentlich beigetragen außer der Frage „fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das für so viele?“. Hab ich da irgendwas überlesen/ verpasst? Nimm mir mal bitte die Tomaten von den Augen 😉

    Viele Grüße
    Daniel

  16. irgendwie ist andreas ohnehin ein eher farbloser jünger. richtig vorstellen kann ich mir nur petrus und johannes und jakobus.

  17. Daniel, prinzipiell hast du Recht. Der Verstand ist eher hinderlich. Bin selbst auch so ein Kopfmensch. 🙁 Und bald auch Software-Entwickler. :mrgreen:
    Was ich da geschrieben habe war nur so ein Gedanke, der mir spontan gekommen ist.

    Naja, Andreas hat aus meiner Sicht gezeigt, dass er die richtige „Naivität“ besitzt. Er macht sich doch eigentlich lächerlich, die fünf Brote und zwei Fische überhaupt zu erwähnen, oder nicht? Also ich hätte da die Klappe gehalten. Es geht hier doch um ganz andere Dimensionen.
    Andreas schaut nicht auf das, was er nicht hat, sondern auf das, was er hat. Und das ist der richtige Ansatz, wie sich später zeigt.

  18. ich war mal webdesigner. und kopfmensch bin ich auch – aber ich werde immer besser damit nicht auf meinen kopf allein zu vertrauen und im geist zu leben und wandeln.

  19. Amen, Bruder! 🙂

  20. Storch, dann musst Du Dich ja nicht mehr mit dem MS IE und den Bugs herumärgern. 😉 Ich verwende seit einer Weile eine Browserweiche und YAML, das macht das Leben einfacher.

    Philip, machst Du eine Ausbildung als Fachinformatiker oder Studium?

    Wegen Andreas: Eigentlich ist es eine gute Basis zu wissen, 1. was man hat und 2. dass das nicht reicht. Ist gar nicht peinlich das zu sagen.

    Viele Grüße
    Daniel

  21. kannst du mir das mit der browserweiche und YAML noch mal erklären? das neue design wird im IE einfach schlecht anzeigt und da hätte ich gerne eine lösung.

  22. 🙂 die antwort gebe ich auch manchen. aber ich habe nicht vor ein nerd zu werden, interessierter laie reicht mir. man kann seine hingabe nicht in zu viele projekte stecken.

  23. Hallo Storch, Du hast das an Philip geschrieben? Ich check’s nämlich noch nicht 🙂

    Daniel

  24. ja. ich sagte: ich will eine lösung für das IE-problem, er hatte eine: studium, ich hatte dafür keine zeit.

  25. Upps, sorry für das Missverständis. Mein Posting war die Antwort auf Daniels Frage. 🙂

  26. lol damit sollte wieder klarheit herrschen. (und ich arbeite weiter daran mich nicht immer angesprochen zu fühlen 😉 )

  27. Wollte den Link eigentlich nicht hier posten, sondern in der Kategorie del.icio.us, sorry

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