03. November 2007 0

Eine ärgerliche Geschichte!

[3] Und er redete zu ihnen vieles in Gleichnissen und sprach: Siehe, der Sämann ging aus zu säen.
[4] Und indem er säte, fiel etliches an den Weg, und die Vögel kamen und fraßen es auf.
[5] Anderes aber fiel auf den felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte; und es ging alsbald auf, weil es nicht tiefe Erde hatte;
[6] als aber die Sonne aufging, ward es verbrannt; und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es.
[7] Anderes aber fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf und erstickten es.
[8] Anderes aber fiel auf gutes Erdreich und brachte Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechzigfältig und etliches dreißigfältig.
[…]
[19] So oft jemand das Wort vom Reiche hört und nicht versteht, so kommt der Böse und raubt das, was in sein Herz gesät ist. Das ist der, bei welchem es an den Weg gestreut war.
[20] Auf den felsigen Boden gestreut aber ist es bei dem, welcher das Wort hört und alsbald mit Freuden aufnimmt;
[21] er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist wetterwendisch. Wenn nun Trübsal oder Verfolgung entsteht um des Wortes willen, so nimmt er alsbald Anstoß.
[22] Unter die Dornen gesät aber ist es bei dem, welcher das Wort hört; aber die Sorge um das Zeitliche und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht.
[23] Auf das gute Erdreich gesät aber ist es bei dem, welcher das Wort hört und versteht; der bringt dann auch Frucht, einer hundertfältig, ein anderer sechzigfältig, ein dritter dreißigfältig. – Matthäus 13

ähnlich auch in Markus 4 und Lukas 8

Für mich als Prediger ist das eine sehr ärgerliche Geschichte. Selbst bei bester Vorbereitung und aller Kraft des Heiligen Geistes ist es offensichtlich nicht möglich, jeden der eine Predigt hört wirklich zu erreichen. „Der Glaube kommt aus der Predigt“, sagt Paulus. Ja, aber offenbar liegt noch einiges zwischen dem blossen Hören und der Frucht, die eine Predigt bringen kann.

Die Jünger haben das nur zu gut gewusst. Vielleicht war das auch der Grund, warum Jesus die Geschichte überhaupt erzählt hat. Jesus und die zwölf Freunde waren schon eine Weile unterwegs, und das Schicksal der Gruppe war wechselhaft.
Die Gottesdienste waren zwar brechend voll, aber der innere Kreis wuchs einfach nicht. Mal waren mehr Leute in Jesu Gefolge und mal weniger. Leider steht nirgendwo, wie Jesus auf seine Predigtthemen gekommen ist. Aber ich vermute, dass die Frage einfach nahe lag, warum so viele Menschen die Botschaft hörten, einige auch darauf ansprangen, viele die Kraft Gottes erlebten, aber dennoch nicht alle zu motivierten Jüngern wurden. Vielleicht war es gerade diese Frage, die Jesus zu dieser Predigt bewogen hat.

Auch heute haben wir es beim menschlichen Herzen noch immer mit einem vierfachen Ackerfeld zu tun, und nicht nur für die Prediger ist dieses Gleichnis nützlich, sondern auch für die Predigthörer. Warum bewirkt das Wort Gottes so wenig bei mir? Wie kann ich effektiver im Umgang mit Gottes Wort wachsen?

Hier geht es nicht nur um drei verschiedene Menschenschläge und ihren ganz eigenen Umgang mit Predigten; hier geht es ausserdem um drei Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit Gottes Wort Frucht bringen kann in unserem Leben, und darum, wie wir so leben können, dass wir 30-, 60- und 100fache Frucht bringen können.

Voraussetzung 1: verstehen – der Weg

So oft jemand das Wort vom Reiche hört und nicht versteht, so kommt der Böse und raubt das, was in sein Herz gesät ist. Das ist der, bei welchem es an den Weg gestreut war.- Matthäus 13,19

Es ist möglich, Worte zu hören, aber nicht zu verstehen. Das Evangelium ist an sich nicht schwierig, es ist keine besondere Intelligenz nötig, um Gottes Wort zu verstehen. Aber Jesus spricht hier auch nicht von Intelligenz, die hatten seine Zuhörer damals wie heute auf jeden Fall genug. Es geht darum, das Wort Gottes nicht nur mit dem Kopf zu verstehen und für wahr zu halten, sondern mit dem Herzen zu verstehen – angesprochen zu sein.
Als Saulus auf dem Weg nach Damaskus war, hatte er eine mächtige Begegnung mit Gott: ein Licht strahlte heller als die Sonne, und Gott rief ihn mit hörbarer Stimme. Auch seine Begleiter hörten die Stimme (Apostelgeschichte 9,7), aber sie haben Jesus nicht kennengelernt.
Die Jünger haben sehr häufig nicht verstanden, was Jesus ihnen sagen wollte, und haben einfach immer wieder nachgefragt. Das Wort Gottes war ihnen zu wichtig, um es an sich vorbeigehen zu lassen.
Wenn Du das Gefühl hast, dass das Wort Gottes Dich gar nicht erreicht, nimm Dir Zeit, Gott zu fragen und ihn zu bitten, es Dir noch einmal zu sagen und zu erklären.
In vielen Gemeinden gibt es nach der Predigt Gebetsteile oder stille Minuten, manchmal werden auch noch ein paar Lieder am Ende gesungen. All das sind Möglichkeiten, noch einmal einen Schritt auf Gott zuzugehen und die Predigt nachklingen zu lassen.
Man merkt, wenn man von Gottes Wort angesprochen ist. Als der auferstandene Jesus einigen Jüngern begegnete und ihnen die Bibel auslegte, sagten sie: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Weg, als er uns die Schrift öffnete? – Lukas 24,32

Das Wort Gottes beginnt Frucht in unserem Leben zu bringen, wenn es in unseren Herzen und Köpfen brennt.

Voraussetzung 2: vertreten – der Fels

Auf den felsigen Boden gestreut aber ist es bei dem, welcher das Wort hört und alsbald mit Freuden aufnimmt; er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist wetterwendisch. Wenn nun Trübsal oder Verfolgung entsteht um des Wortes willen, so nimmt er alsbald Anstoß. – Matthäus 13, 20-21

Die zweite Voraussetzung für Frucht ist, zu dem verstandenen Wort Gottes zu stehen. Oft ist das erheblich schwerer als es klingt. Anstoss nehmen heisst, sich von dem Wort wieder abzuwenden um der Menschen willen.
Das Wort Gottes kann nicht Wurzeln schlagen, wenn wir nicht stabil genug sind, auch gegen die Meinung anderer dazu zu stehen. Manche Menschen sind in sich ohne Wurzeln und hängen immer ihr Fähnchen nach dem Wind. Eine Predigt versetzt sie in helle Begeisterung, aber wenn sie wieder zuhause sind oder in der Schule oder auf der Arbeit, wenden sie sich genauso schnell wieder von Jesus ab, wie sie sich gerade noch zu ihm hingewendet haben.
In einem solchen Menschen kann sich das Wort nicht entfalten, denn es dauert seine Zeit, bis aus dem Samen die Frucht hervorkommt. Frucht kommt durch Glauben und Geduld (Hebräer 6,12). Diese Zeit müssen wir Gottes Wort geben und nicht zwischendurch wegen der Menschen um uns herum wieder aufgeben.
Im Johannesevangelium sagt Jesus über die Pharisäer, dass sie nicht zum Glauben kommen können, weil sie voneinander Ehre suchen (5,44). Wenn wir in den Augen der anderen Leute toll sein wollen und dafür das ausser acht lassen, was Gott will, ist das ein Hindernis für das Wachsen der göttlichen Saat in unserem Leben.

Voraussetzung 3: verdauen – die Dornen

Unter die Dornen gesät aber ist es bei dem, welcher das Wort hört; aber die Sorge um das Zeitliche und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. – Matthäus 13,22

Sorgen sind Gedanken, um die wir uns ständig im Kreis herum drehen und die dadurch jede Beschäftigung mit Gott verhindern. Man kann seine Kapzität eben nur einmal einsetzen. Entweder für Gott und das Wachstum im Verständnis seines Wortes oder eben in Gedanken an etwas anderes.
Das Wort braucht aber nicht nur Zeit zum Wachsen, es braucht auch Pflege.
Jeder, der einen Garten hat, weiss wie schwer es ist Pflanzen ordentlich wachsen zu lassen. Manchmal muss man die kleinen Pflänzchen an Stöcke binden, oft muss man wässern, düngen usw. Ebenso ist es mit Gottes Wort. Man muss sich damit beschäftigen, darauf herumkauen, es in Gedanken bewegen.

Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rate der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, da die Spötter sitzen; sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und in seinem Gesetze forscht Tag und Nacht. – Psalm 1,1-2

Forschen bedeutet hier so etwas wie angestrengtes Nachdenken. Das hebräische Wort kann auch mit „murmeln“ übersetzt werden, also ein so tiefes Nachdenken und Meditieren über Gottes Wort, dass man anfängt, laut zu denken und in Gedanken vor sich hin zu reden.

Es geht also letztlich darum, sich das Wort Gottes anzueignen, dabei zu bleiben und es immer tiefer in sich eindringen zu lassen.
Wachstum ist immer ein langsamer Prozess, wird aber durch Frucht belohnt. Die Frucht des Wortes Gottes ist ein Leben, das in der Kraft Gottes verändert wird und Jesus ausstrahlt. Es gibt sicherlich nichts, was erstrebenswerter ist als Christusähnlichkeit und Gottesnähe. Die Mühe lohnt sich also.

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[Predigten zu diesem Text: 1|2]

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