Nietzsche (1844-1900) hat mich ohnehin sehr beeinflusst und beeindruckt. ich habe so ziemlich alles von ihm gelesen, manches mehrmals. besonders seine aphorismen, aber auch die gedichtehaben immense literarische qualität. an nietzsche besticht die komplexität. hat er irgendwann mal was gesagt, dem er nicht in anderem zusammenzuhang widersprochen hat? ich bin nicht sicher. er hat seine eigenen büchern mit randbemerkungen wie „gut. stimmt! idiot! trottel!“ versehen…

jedenfalls kann ich zwei seiner gedichte auswendig:


ja, ich weiss woher ich stamme
ungesättigt gleich der flamme
glühe und verzehr ich mich
licht wird alles was ich fasse
asche, alles was ich lasse
flamme bin ich sicherlich

vielleicht traf das wirklich auf ihn zu. aber vielmehr wünschte ich, es träfe auf uns zu, dass wir flammen sind, die die menschen um uns herum entzünden. wie sagtedoch augustinus: in dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst. ein leben in der kraft des heiligen geistes muss zu sehr ähnlichen ergebnissen führen wie in nitzsches gedicht beschrieben.

das andere ist erheblich düsterer und kommt mir immer wieder mal in den sinn, wenn ich mich in dieser welt zu gut aufgehoben fühle und anfange hier sesshaft zu werden und nicht mehr nach der ewigen stadt (hebräer 13,14) zu trachten.


herbstlied (vereinsamt)*

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein, –
Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts, ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt entflohn?

Die Welt – ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg, Vogel, schnarr
Dein Lied im Wüstenvogel-Ton! –
Versteck, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein, –
Weh dem, der keine Heimat hat!

*der titel wird in verschiedenen ausgaben verschieden angegeben.

eine bibliographie ist schwer wiederzugeben. ich habe hier ca. einen regalmeter nietzschewerke. im internet findetman sehr viel über ihn. kein wunder, er war einer der grössten deutschen philosophen. aber da es hier nur um die lyrik geht, von der er nihct sooo viel geschrieben hat, kann ich einen reclam-band nietzsche-gedichte empfehlen.

und denkt immer an seine berühmte ansage:

„bessere lieder müssten sie mir singen, dass ich an ihren erlöser glauben lernte. erlöster müssten mir seine jünger sein.“
(sinngemäss)

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