15. April 2012 2
Gottes Gedanken
[Editorial: Ich sehe eben, dass ich immerhin 54 Predigten nicht geblogt habe. Das ist eine Menge und spricht dafür, dass ich lange nichts mehr hier veröffentlicht habe. Ich habe noch etwa eine Stunde Zeit und werde in der Zeit mal so viele posten, wie es geht.]
Heute beginnt das Bergische Jugendkulturfestival und wir freuen uns, als Jesus Freaks in Remscheid dabei zu sein. Kultur war immer schon etwas, das uns sehr auf dem Herzen ist und wir hoffen, dass die kulturelle Szene in unserer Stadt auch durch dieses Festival belebt wird.
Trotz des Rahmens ist das hier ein normaler Gottesdienst. Das einzige wirklich ungewöhnliche ist, dass anschließend noch eine Band spielt. Der Rest ist eigentlich wie immer und so gibt es auch eine ganz gewöhnliche Predigt. Ich möchte über eine Stelle aus dem Alten Testament predigen:
Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe – Spruch des Herrn -, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. 12 Wenn ihr mich ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, so erhöre ich euch. 13 Sucht ihr mich, so findet ihr mich. Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, 14 lasse ich mich von euch finden – Spruch des Herrn. Ich wende euer Geschick und sammle euch aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch versprengt habe – Spruch des Herrn. Ich bringe euch an den Ort zurück, von dem ich euch weggeführt habe. (Jeremia 29,11-14 nach der Einheitsübersetzung)
Hier geht es um die Pläne, die Gott mit Menschen hat. Das ist schon einmal ein wichtiger Punkt: Gott hat Pläne. Er hat Ideen, wie unsere Zukunft aussehen kann. Es ist ihm nicht egal, wie Menschen leben und wie es ihnen geht. Noch viel wichtiger ist allerdings, dass es gute Pläne und Ideen sind, keine schlechten. Vielleicht gehörst Du zu denen, die sich die Welt angucken und denken: „Flut in Pakistan, Krieg im Irak, Wirtschaftskrise und noch nicht mal die WM gewonnen – wie soll man da darauf kommen, dass es ausgerechnet einen guten Gott gibt?“ Oder Du fragst Dich, „welcher Gott denn überhaupt? Da gibt es ja ein ordentliches Angebot verschiedener religiöser Ansichten“. Oder es interessiert Dich gar nicht, weil Du ohnehin an keinen Gott glaubst.
In allen Fällen sage ich, dass es einen Gott gibt. Heute Abend sind viele hier im Kultshock, die ihn kennen, erlebt haben, dass er tatsächlich da ist und dass es auch stimmt, dass er gute Pläne und Ideen hat – er will, dass jeder Mensch eine gute Zukunft hat.
Jeremia war ein Prophet. Das war kein Beruf für den er bezahlt wurde sondern eine echte Last. Er sah voraus, dass Israel, sein Volk, das Land in dem er lebte, in Gefangenschaft geraten würde. Er sah das Ende seiner Welt voraus und dass alles schlimm werden würde. Liest man Jeremia, gewinnt man schnell den Eindruck, dass er ganz bestimmt kein Prophet sein wollte. Er litt unter den Worten Gottes, die er empfing. An einer Stelle sagt er, dass Gottes Wort ein Feuer in seinen Glieder ist, das ihn so sehr antreibt zu reden, dass er nicht schweigen kann, egal ob er wollte oder nicht. Es ging ihm so schlecht, dass er noch ein zweites Buch mit seinen Klageliedern schrieb. Das ist vielleicht das depressivste Buch der ganzen Bibel, in dem es nur darum geht, wie schlecht es dem Propheten ging. Mit „depressiv“ würde man ihn noch recht hoffnungsfroh umschreiben.
In dem Ganzen gab es nur ein Gutes: Er sah die kommende Katastrophe voraus, aber auch, wie man sie abwenden kann und wieder rauskommt. Damit ist Jeremia ein Buch speziell für Leute, denen es schlecht geht – ein Buch des Auswegs. Im Grunde ist es mit der ganzen Bibel so: Die Menschen denen Gott am nahsten ist sind nicht die Menschen, denen es am besten geht. Das ist paradox, weil Gottes Segen Menschen glücklich macht. Aber Gott steht immer auf der Seite der Schwachen und Unterdrückten. Auf der Seite der Kranken und Gedemütigten, gerade deren Schicksal will Er wenden.
Geschichtlich ist es eine seltsame Sache, dass das Christentum eine konservative Religion geworden ist. Wenn es sich in den USA sogar als eine nationalistische und repressive Sache zeigt, ist man weit vom Kern des Evangeliums entfernt. Gott stand immer auf Seiten der Schwachen und Jesus Christus hat auch genau das vorgelebt und uns als Auftrag gegeben.
Die Zukunft die Gott uns zudenkt geschieht nicht automatisch. Das ist eines der großen Missverständnisse des Glaubens. Viele meinen, dass Gott so sein muss wie die Welt, wenn es ihn gibt. Sie meinen, dass Slayer mit ihrem Plattentitel Recht haben und dass Gott uns hasst. Würde in der Welt tatsächlich alles genau nach Gottes Plan laufen, könnte das vielleicht stimmen. Der springende Punkt ist aber, dass Gottes Pläne eine Option darstellen, die sich nicht von alleine realisiert und nicht zwingend geschieht. Sie sind davon abhängig, dass Menschen mitmachen.
Dieser Gedanke will kaum in meinen Kopf: Gott macht sich quasi abhängig von Menschen; seine Pläne funktionieren nur, wenn wir ihn suchen und auf seinen Wegen gehen.
Hier ist also der Weg aus dem Loch: Nicht verzweifeln sondern Gott suchen. Nach ihm rufen. Das Versprechen ist, dass er sich finden lassen wird und das Geschick der Menschen wieder wendet. In diesen Versen ist es das Geschick Israels, aber Israel steht für jeden anderen Menschen auch. Wer Gott sucht wird leben.
[Predigt vom 2010-09-10 ]
miriam schrieb am
15. April 2012 um 20:23D-A-N-K-E, dass du wieder bloggst!
Eine Quelle in der riesigen Wüste des http://www...
storch schrieb am
3. Mai 2012 um 20:54Dir auch danke. Schön, dass nach der langen Abstinenz noch jemand den Blog liest. 🙂