Heute gibt es mal eine Literaturempfehlung in Gestalt eines Comics oder, besser, einer Graphic Novel. Ich habe das Lesen von Comics erst vor ein paar Jahren für mich entdeckt. Als Kind habe ich zwar ganz gerne Walt Disneys Lustiges Taschenbuch gelesen, aber ziemlich schnell habe ich dann lieber Bücher ohne Bilder gelesen.
Comics stellen aber tatsächlich eine ernstzunehmende Literaturgattung dar und nehmen sich teilweise auch ganz schön komplexer Themen an. Wie eben auch Logicomix, der von einer – wie der Untertitel sagt – epischen Suche nach Wahrheit handelt. Es geht um die vergebliche Suche von Bertrand Russel nach Gewissheit. Russell war mir vor allem als atheistischer Philosoph und von seinem Buch „Warum ich kein Christ bin“ her bekannt. Auf diesem Blog gibt es ein kleines Zitat aus dem genannten Buch.
Sein eigentliches Werk als Mathematiker und speziell Logiker war mir allerdings nicht präsent. Logicomix beschäftigt sich mit der Entdeckung von Russells Paradox im Jahre 1918 und deren Folgen, den Kontakt mit seinem Schüler Ludwig Wittgenstein, dem Logiker Gottlob Frege, der Frage ob Logiker tatsächlich ein höheres Risiko haben wahnsinnig zu werden als andere Menschen, und dem harten Schlag des Gödelschen Unvollständigkeitssatzes gegen die Suche nach mathematischer Gewissheit.
Der ausreichend genaue Anhang zeigt auf an welchen Stellen sich die Autoren Freiheiten genommen haben um ihre Geschichte flüssig erzählen zu können und bietet weitere Informationen zu den Protagonisten und Gedanken des Buches. Ich finde es mutig, sich eines so komplexen und abstrakten Themas in Form einer Graphic Novel anzunehmen und bin vom Ergebnis sehr angetan. Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen und ich bin mal wieder viel zu spät ins Bett gekommen.
IWe schrieb am
25. Juli 2011 um 00:27Vielen Dank für den Hinweis. In den letzten Monaten habe ich einige beeindruckende Graphic Novels entdeckt, z.B. über Anne Frank. In Deutschland hatten Comics lange das Image von „Schund“ – abgesehen von Asterix. In Frankreich ist das ganz anders. Mein Eindruck ist, dass sich das in Deutschland gerade durch die Graphic Novels ändert.
storch schrieb am
25. Juli 2011 um 09:08Hallo IWe,
erst einmal herzlich willkommen hier.
Ich schätze mal, dass die meisten Comics immer noch als Schund bezeichnen würden. Das ist aber auf keinen Fall richtig (wobei ja klar ist, dass ich als Comic-Fan das sage). Viele denken bei Comics an die Superhelden und die mag ich auch nicht. Aber es gibt so herausragende Zeichner, gute Geschichten und eben Graphic-Novels, dass es einfach falsch ist, das Genre auf Marvel und DC zu reduzieren.
Der einzige „Superheld“ den ich wirklich mag, ist Mike Mignolas Hellboy.
Leider gibt es kaum gute deutsche ZeichnerInnen. Isabel Kreitz hat eine sehr aufwühlende Graphik Novel über Richard Sorge geschrieben („Die Sache mit Sorge“) und Reinhard Kleists Comic-Biographie von Johnny Cash („I see Darkness“ wären da aber auf jeden Fall zu nennen.