Um die Gemeinde als Kraft zu erklären geht Cook auf dieselbe Weise vor. Er beginnt mit einer Definition, die vermutlichen vielen Lesern ungewöhnlich vorkommen wird:

Die Gemeinde sind Menschen, die zum Dienst zugerüstet sind und im Namen Jesu an allen Orten Bedürfnisse stillen.

In diesem Modell ist die Welt das Feld der Gemeinde; in ihr muss die Arbeit getan werden. Eine solche Gemeinde sieht anders aus und hat andere Werte als die Gemeinde-als-Feld. Cook beantwortet wieder fünf Fragen.

1. Worauf liegen bei der Gemeinde als Kraft die Akzente?

„Bei der Gemeinde-als-Kraft liegen [die Akzente] auf Anbetung, Schulung und Gemeinschaft, weil damit geisterfüllte Menschen hervorgebracht werden […] die Gemeinde wird bei den Zusammenkünften in die Ruhe geführt und erbaut, damit sie draußen in der Welt die ganze Woche über für den Herrn wirken kann.“

2. Welche Ziele setzen wir uns?

„Wir möchten, dass jedes Gemeindeglied zu geistlicher Ganzheit gelangt, eine geistliche Ausrüstung empfängt und zum Dienst in die Welt hinausgeht.“ In dieser Gemeinde geht es nicht darum, dass Profis machen, sondern dass jeder geht.

3. Was ist der Dienst der Gemeinde-als-Kraft?

„Wenn Menschen heil werden, dienen sie auch. Es werden durch sie andere Menschen erreicht.“ Dieses Prinzip illustriert Cook anhand verschiedener Zeugnisse. Die Grundaussage ist: Jeder baut Gottes Reich an seinem Ort.

4. Was ist die Motivation der Gemeinde-als-Kraft?

„Die Gemeinde als Kraft wird zu einem Instrument der Heilung innerhalb der Stadt, anstatt eine Zufluchtstätte zu sein, zu der sich Menschen aus der Stadt flüchten.“

5. Das Konzept der Gemeinde-als-Kraft birgt auch potentielle Gefahren

An dem Punkt erweist sich Cook ganz als begeisterter Kommunikator einer Idee. Die einzigen Gefahren sind, dass der Pastor nervös wird, wenn Laien Fehler machen und eine solche Gemeinde für Außenstehende seltsam wirkt.

Gemeinde als Kraft klingt in vielen Punkten nach einer sehr schönen Utopie. Teil des Erfolges, den Cooks Gemeinde hat (von 500 auf 3.000 Mitglieder in drei Jahren (1)), dürfte darauf zurückzuführen sein, dass viele seiner Mitglieder aus restriktiven, engen Strukturen kommen und so in seiner Gemeinde richtig aufblühen.
Für viele Gemeinde in Deutschland wäre diese Sichtweise von Gemeinde ein echter Paradigmenwechsel. Das trifft gerade auf Gemeinde zu, der sehr starke top-down- Strukturen haben. Ein Umdenken ist aber auf beiden Ebenen gefragt, auf der Leitungsebene und auf der Mitglieder-/Mitarbeiterebene. Gerade da sehe ich das größte Problem: Auch Mitglieder lieben die Gemeinde-als-Feld, eine Tatsache der Cook keine Rechnung trägt.

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1 Nicht nur an dieser Stelle fällt Cook in alte Denkmuster zurück. Er argumentiert die Gemeinde-als-Kraft oft von der Gemeinde-als-Feld her und entlarvt sich immer wieder selber als jemanden, der viel in Feldtheorie denkt. Das ist aber nur ein kleines Manko in einem ansonsten sehr lesenswerten Buch

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2 Kommentare

  1. ist genau meine Einstellung. Gemeinde soll Kraftquelle und Zurüstungsstätte sein, um gestärkt draußen und unter diesem geistlichen Schutz wirken zu können.
    Aber wer macht die Anbetung, rüstet zu, erklärt den Leuten geistliche Wahrheiten und opfert dafür Energie, Zeit und Geld, die ja auch entlohnt werden müssen (Wert).
    Warum stellt man die beiden Entwürfe gegeneinander? Man könnte sich doch wunderbar ergänzen, wenn jeder sich auf das konzentriert, was sein Ding ist und wo er sein Herz hat (primär gesellschaftlich oder eben als „Zurüster“ mehr drinnen).

    Ich würde die Leute, die sich als „Gemeinde“ zusammenfinden alle interviewen (Gott inklusive), gucken wo sie ihre Schwerpunkte haben und daraus ein individuelles Gemeindekonzept basteln. Was sollen denn diese ganzen Konzepte, die zum einen passen und zum anderen nicht?

    Wär doch cool, wenn dann jede Gemeinde ein kreatives Original wäre statt eine blöde Kopie, die woanders funktioniert!

  2. da geht die diskussion zuweilen komische wege. bei cook ist es ziemlich klar, dass er gemeinde gut findet, nur eben den fokus ihrer bemühungen oft anders setzen würde. manche verstehen das so, dass man gemeinde ganz abschaffen und ein alternativkonzept schaffen sollte. persönlich finde ich das falsch. gemeinde ist gottes idee und ein fantastischer plan, menschen haben nur oft nicht alles daraus gemacht was geht und haben gemeinde nicht in gottes plan geführt.

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