Selbst seinem Nächsten ist der Arme verhasst, der Reiche aber hat viele Freunde. (Sprüche 14,20 nach der Zürcher)

Hier haben wir es mit einer allgemeinen Beobachtung des Lebens zu tun. Wir gewinnen eher Erkenntnis über den Stand der Dinge, den Lauf der Welt, als dass wir Weisheit lernen würden. Allerdings gehört beides zusammen denn Weisheit bedeutet, dass man sich in der Welt sicher und nutzbringend zu verhalten weiß; dabei hilft es natürlich die Welt erst einmal zu kennen.
Der Arme hat nichts zu geben und deshalb wird ihn auch sein Nachbar nicht mögen. Vielleicht ist der Arme auch noch ein Schnorrer, was ihn natürlich zusätzlich zu einer Quelle des Ärgers macht. Niemand wird gerne mit ihm zusammen sein, weil man sich in seiner Nähe ausgenutzt fühlt.
Beim Reichen ist es das gerade Gegenteil: Man kann von seiner Nähe profitieren, weswegen jeder gern sein Freund sein will. Wie echt eine solche Freundschaft ist, ist natürlich eine ganz andere Frage. Die Zahl der Freunde sagt nichts über die Qualität der Freundschaften aus. Deswegen ist in diesem Spruch auch keine Weisheit zu finden sondern nur eine Beschreibung: Die Moral fehlt, es wird kein Urteil getroffen. Man könnte vielleicht eine implizite Aussage vermuten wenn schon die explizite fehlt. Aber die Aussage: „Werde reich um falsche Freunde zu finden“, würde nicht in das Gesamtkonzept der Sprüche passen. Sie würde die Aussage des restlichen Buches eher durchstreichen als unterstreichen.

[systematisch durch die Bibel]

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