19. April 2011 4

Nachfolge 36

Bonhoeffer widmet der Taufe einen ganzen Abschnitt der Nachfolge. Für ihn ist die Taufe etwas sehr wichtiges, denn sie ist für die Paulusbriefe das, was der Ruf in die Nachfolge in den Evangelien ist. Darin unterscheidet Bonhoeffer nicht zwischen der Predigt Jesu in den Evangelien und den Paulusbriefen – wie die Fußnote zeigt, ein gravierender Unterschied etwa zu Rudolf Bultmann für den der christliche Glaube, der uns betrifft erst mit der nachösterlichen Auferstehung Jesu ins Kerygma begann.
Was mich befremdet ist, dass nach allem – auch sehr radikalen – was hier über die Taufe zu lesen ist, Bonhoeffer dennoch ein Ja zur Kindertaufe hat und es ihm nur wichtig ist, dass sie in einer lebendigen Gemeinde stattfindet, die eine regelmäßige Wiederholung des Glaubens garantiert:

Kindertaufe ohne Gemeinde ist nicht nur Missbrauch des Sakraments, sondern zugleich verwerflicher Leichtsinn im Umgang mit dem Seelenheil der Kinder; denn die Taufe bleibt unwiederholbar. (Seite 226)

Mit einer solchen Aussage hätte ich nicht gerechnet, denn alles was er sonst schrieb weist eigentlich auf die Erwachsenentaufe hin. Wie schon bei Luther denke ich (vielleicht einfach aus meiner freikirchlichen Perspektive), dass hier ein logischer Bruch ist und die Reformation nicht weit genug geht. Ist nicht gerade die Kindertaufe eine Einladung an die billige Gnade, die viele Menschen in unserem Lande gerne annehmen? Mehr als jedes religiöse Ritual wiegt sie Menschen in die trügerische Sicherheit, dass zwischen ihnen und Gott alles in Ordnung ist.

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3 Kommentare

  1. deswegen gibts wohl die Konfirmation, wo man als „mündiger Mensch“ seine Taufe bestätigt. Aber das ist ja auch bloß ein gesellschafliches Ritual für die Familie.
    Wenn die Kirchen das ernsthafter handhaben und jedem einzelnen bewußt machen würden, gäbe es hier ne große Chance. Als erstes würde ich die Familie aussperren, wer soll denn da eine eigenständige, bewußte Entscheidung treffen! Dann müßte es Geld für die geben, die „nein“ sagen und wer dann trotzdem „ja“ sagt und leer ausgeht, meint es wirklich ernst 😉

  2. ehrlich gesagt finde ich das schon theologisch komisch. besonders bei einer bewegung wie dem protestantismus, der sich zum prinzip „die schrift allein“ bekennt. warum weicht man die taufe, die in der bibel steht, so auf dass man eine konfirmation, die nicht in der bibel steht, dazu braucht um sie wieder zu rechtfertigen?
    davon ab finde ich aber, dass dein vorschlag hilfreich sein könnte. ich habe auch von pfarrern gehört die kids beschenkt haben die sich nicht konfirmieren ließen. irgendwie klingt es ja paradox als pfarrer jemanden dafür zu belohnen seinen glauben NICHT zu bekennen, dennoch finde ich es in diesem fall konsequent.

  3. ich bin in einer landeskirchlichen Gemeinschaft aufgewachsen. Da gab es keine Kindertaufe aber trotzdem die Konfirmation. Also wurden wir 5 min vor der Konfirmation getauft. Ich fand das seltsam und hatte immer das Gefühl, das ich irgendeiner tiefgreifenden Erfahrung beraubt worden bin. Theologisch haben wir halt die „korrekte Entscheidung“ getroffen weil wir in dem dementsprechenden Alter waren.
    Ein lebendiges Gotteserlebnis mit radikalem Lebenswandel und untertauchen des alten Ichs in den Fluten eines Sees, ist da schon was völlig anderes.

    Mag keine Konventionen 🙁

Ein Pingback

  1. […] kon­sti­tu­tiv für die Kin­destaufe ist, ist nicht über­all prä­sent (siehe beson­ders hier bei Pas­tor […]

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